„Demnach empfangen die Räume ihr Wesen aus Orten und nicht aus ‚dem‘ Raum.“
Martin Heidegger
Bauen, Wohnen, Denken, in: Ders., Gesamtausgabe, Bd. VII,
Pfullingen 92000, 145-164, 156
Rainer Bucher
Studien zu
den aktuellen Konstitutionsproblemen
der deutschen und österreichischen
katholischen Kirche
Gedruckt mit Unterstützung der Karl-Franzens-Universität Graz sowie des Styria-Fonds der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Graz
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹ http://dnb.d-nb.de› abrufbar.
© 2014 Echter Verlag GmbH, Würzburg
www.echter-verlag.de
Umschlag: Hain-Team ( www.hain-team.de)
Druckerei: CPI – Clausen & Bosse, Leck
ISBN
978-3-429-03687-4 (Print)
978-3-429-04748-1 (PDF)
978-3-429-06162-3 (ePub)
Vorwort
Teil I: Lagen
Eine alte Kirche in ziemlich neuen Zeiten. Zu den Reaktionsmustern der katholischen Kirche auf ihre aktuelle Transformationskrise
Die Provokation annehmen. Welche Konsequenzen sind aus der Sinusstudie zu ziehen?
Die Entdeckung der Kasualienfrommen. Einige Konsequenzen für Pastoral und Pastoraltheologie
Es geht um etwas Neues. Die pastoraltheologische Herausforderung der Kirchenaustritte
Religion als Wahrnehmung. Zum österreichischen Katholizismus
Machtkörper und Körpermacht. Die Lage der Kirche und Gottes Niederlage
Ziemlich irrelevant – spätestens heute. Eine pastoraltheologische Lektüre des Synodenbeschlusses „Ehe und Familie“
Die Macht der Frauen und die Ohnmacht der katholischen Kirche Zum Ausklingen der patriarchalen Definitionsmacht
Teil II: Sozialformen
1935 – 1970 – 2009. Ursprünge, Aufstieg und Scheitern der "Gemeindetheologie“ als Basiskonzept pastoraler Organisation der katholischen Kirche
Wider den sanften Institutionalismus der Gemeinde. Zur Priorität der Pastoral vor ihren sozialen Organisationsformen
Kirchenpolitik und pastoraltheologischer Diskurs. Beiläufige Beobachtungen über ihren Zusammenhang am Beispiel einer Kontroverse zwischen M. Ebertz und J. Werbick
Der lange Weg vom Erlaubnis- zum Ermöglichungsdiskurs. Die Gemeindeleitungsproblematik im Kontext der Konstitutionsprobleme der katholischen Kirche in den entwickelten Gesellschaften Deutschlands und Österreichs
Das Ende der Überschaubarkeit. Perspektiven einer zukünftigen Sozialgestalt von Kirche
„Dein Projekt liebt Dich“. Von der Rollensteuerung zur Projektsteuerung in der Pastoral?
Jenseits von Inklusion und Exklusion. Plädoyer für eine „ökumenische Pastoral“
Teil III: Orte
„Was Ihr den geringsten…“. Die Kirche und ihre Diakonie
Vom Aschenputtel zum Imageretter. Die Caritas in der Transformationskrise der katholischen Kirche
Deus caritas est. Eine Betrachtung dreier Stellen der Enzyklika Benedikts XVI.
Aufgebrochen durch Urbanität. Transformationen der Pastoralmacht
Zur prekären Zukunft der Kirche im ländlichen Raum
Was Gott mit einer katholischen Schule zu tun haben könnte. Thesen zur Aufgabe einer alten Institution in neuen Zeiten
Die Jugendpastoral in der Transformationskrise der Kirche. Chancen und Risiken einer erzwungenen Neuorientierung
Bildungspastoral. Zur notwendigen Kirchlichkeit katholischer Erwachsenenbildung
Hochschulpastoral – Orte der Avantgarde?
Gekaufte Eliten? Zur theologischen Problematik kirchlicher Begabtenförderung
Katholische Intellektualität. Ein Versuch
Multireligiöse Räume an staatlichen Universitäten. Ein katholisches Plädoyer
„… jetzt schauen wir in einen Spiegel“. Einige Kriterien für die „Öffentlichkeitsarbeit“ der Kirche
Liquidierungen. Der Verkauf von Kirchen und die aktuelle Neukonstellation pastoraler Orte
Teil IV: Akteure
Nicht Selbstzweck. Pastorale Professionalität in der Transformationskrise der Kirche
Priestertum und Anerkennung. Thesen zur Priesterausbildung
„Geistliche Vaterschaft“. Risiken und Chancen eines ehrwürdigen Konzepts
Das Priestertum im Kontext der Dienste und Ämter in der katholischen Kirche. Soziologische und pastoraltheologische Perspektiven
Das freie Amt. Der Diakon in der zukünftigen Sozialgestalt der Kirche
Beruf und Berufung. Zwölf Thesen zur Lage der Pastoralreferenten und Pasotralreferentinnen
Das Ehrenamt in der Transformationskrise der katholischen Kirche. Risiken und Perspektiven
Teil V: Pastorale Konzepte
Was geht und was nicht geht. Zur Optimierung kirchlicher Kommunikation durch Zielgruppenmodelle
Neue Machttechniken in der alten Gnadenanstalt? Organisationsentwicklung in der Kirche
Communio. Zur Kritik einer pastoralen Projektionsformel
Neuer Wein in alte Schläuche? Zum Innovationsbedarf einer missionarischen Kirche
Pastorale Heilungspraktiken. Überlegungen zu ihrer Attraktivität und Problematik
Teil VI: II. Vatikanum
Nur ein Pastoralkonzil? Zum Eigenwert des II. Vatikanischen Konzils
„Gott bewahre uns vor dem Historismus und Relativismus im Umgang mit den Standpunkten des Konzils“. Über die praktischen Konsequenzen zwiespältiger Konzilsrezeption
Die Optionen des Konzils im Rezeptionsprozess der deutschen katholischen Kirche
„Sie sind nicht mehr katholisch“. Lerneffekte eines eliminatorischen Katholizismus
Gesamtliteraturverzeichnis
Originalveröffentlichungen
Anmerkungen
Die religionssoziologisch fassbaren Kontexte kirchlichen Handelns verändern sich dramatisch. Diese Verschiebungen berühren die unterschiedlichsten Ebenen: das Individuum und sein Verhältnis zu religiösen Praktiken und Gehalten, die religiöse Fundierung, Orientierung und Interpretation der unmittelbaren Nahbeziehungen des Einzelnen, den intermediären Sektor zwischen Individuum und Gesellschaft und die auf ihm angesiedelten Sozialformen religiöser Vergesellschaftung, und sie betreffen die Nationalgesellschaften wie die zunehmend globalisierte Weltgesellschaft und ihre jeweiligen religionspolitischen Positionierungen und Realitäten.
Auf all diesen Ebenen spielen sich auch in dem nach 1648 über lange Zeit religionspolitisch stabil regulierten deutschsprachigen Raum vielfältige, teilweise unabsehbare, offenbar aber grundlegende Veränderungsprozesse ab. Das bedeutet unter anderem, dass die katholische Kirche nicht mehr jene ist, die sie einmal war. Denn die epochalen Kontextveränderungen kirchlichen Handelns schreiben sich diesem Handeln selbst ein, kreieren neue Orte auch im Alten und schaffen damit völlig neue Räume.
Es ist schon die Frage, ob man in solch einer unübersichlichen Lage überhaupt genau wissen kann, wo man ist und wer man dort ist. Diese Unsicherheit der Selbstwahrnehmung und Ortsbestimmung teilt die katholische Kirche zwar mit vielen anderen Institutionen, denn nicht genau zu wissen, wer und man in den eigenen und in den Augen der anderen ist und wo man ist, markiert eine Signatur der Postmoderne. Deren Hauptaufgabe dürfte die Entdeckung der eigenen Gegenwart als möglicher Basis einer möglichen Zukunft sein. Es ist dabei völlig unwichtig, was die katholische Kirche von all dem hält, es geht vielmehr darum, wie sie an neuen Orten neue Orte schafft, die Räume bilden, in denen die Chancen steigen, dass ihre alte und einzige Aufgabe erfüllt wird.
Читать дальше