Konstruktion des Grundschnitts Konstruktion des Grundschnitts Unabhängig vom gewünschten Modell wird zunächst der Grundschnitt für das Oberteil mit den Maßen der Trägerin gezeichnet – in unserem Beispiel : Rückenlänge = 44 cm, vordere Taillenlänge = 46 cm, Brustweite = 92 cm. Die Schnittmuster für Rücken- und Vorderteil werden separat erstellt. Zunächst werden die Schnittmuster für den halben Rücken und das halbe Vorderteil gezeichnet.
Konstruktion von Abnähern auf dem Grundschnitt Konstruktion von Abnähern auf dem Grundschnitt Auf dem Grundschnitt müssen mitunter diverse Abnäher eingezeichnet werden.
Verschieben von Abnähern Verschieben von Abnähern BILD 12 Für einen Abnäher auf dem Vorderteil fängt man in der Regel mit einem Schnittmuster mit Grundabnäher an (Brustabnäher), den man dann je nach Modell für das endgültige Schnittmuster verschiebt. Das geht schnell und einfach und man kann die exakten Schnittbogen für den Abnäher aufheben. 1. Die Linie des Abnähers an die neue Stelle zeichnen. 2. Wie auf der Zeichnung gezeigt, zuschneiden (Bild 12). 3. Brustabnäher schließen (durch Verschieben des ausgeschnittenen Stückes). 4. Neuen Abnäher zeichnen. BILD 13 BILD 14
Grundmodell aus Strickware Grundmodell aus Strickware Rücken- und Vorderteil, ausgehend von einer Vertikale XY (vordere und hintere Mitte), zeichnen. Punkte A, B, C, D, E und F sowie Linien AB = Leibhöhe, BE = vordere Länge, BF = Rückenlänge, CE = ½ BE (Brustlinie), DE = ½ CE (Oberbrustlinie) platzieren. Die Lotlinien zu XY mit den Punkten A, B, C, D, E, F zeichnen, wobei AA1 = ¼ Hüftweite, BB1 = ¼ Taillenweite, CC1 = ¼ Brustweite, DD1 = ½ vorderes Rechteck, DD2 = ½ hinteres Rechteck.
Vergrößerung Vergrößerung Die Vergrößerung ist eine Zugabe zu den am Körper genommenen Maßen, um das Kleidungsstück weiter zu machen. Sie hängt ganz vom Stil des Kleidungsstücks, der gewünschten Weite und vor allem der gewünschten Bequemlichkeit ab. Um ein korrektes Schnittmuster zu erhalten, muss man zunächst den Grundschnitt nach den Körpermaßen zeichnen und dann die Vergrößerung anfügen, denn die Berechnungen für ein vergrößertes Schnittmuster sind nicht ganz präzise (z. B. Oberbrusthöhe, Abnäherweite oder Halsweite). Die hier vorgeschlagenen Werte in Zentimeter gelten für die Vergrößerung eines klassischen Kleidungsstücks. Sie sind minimal. BILD 19
Pass- und Einsetzzeichen Pass- und Einsetzzeichen Ein Zeichen ist eine kleine Kerbe von 3 bis 5 mm am Rand des Stoffes. Zwei Arten von Zeichen werden für Schnittmuster benutzt. – Einsetzzeichen zeigen (während des Nähens) die Position einer Partie im Kleidungsstück. So kann man daran Rücken- oder Vorderteil eines Ärmels erkennen (Bild 21). Diese Zeichen sind also auch wichtig, wenn der Ärmel noch nicht zusammengenäht ist. – Passzeichen dienen dazu, während des Nähens zwei Stücke in der richtigen vertikalen und horizontalen Position zu halten. Dadurch werden Gleichgewicht und Passform des Kleidungsstücks gewahrt. So muss man bei einem Prinzessschnitt die Passzeichen auf die Brust- und Taillenlinie der beiden Vorderteile setzen. Die Pass- und Einsetzzeichen kommen auf das endgültige Schnittmuster und sind beim Zuschneiden des Stoffes zu beachten, denn sie liefern wichtige Hinweise für das richtige Zusammennähen. BILD 21 BILD 22 Achtung ! Das Zusammennähen ohne Beachtung der Pass- und Einsetzzeichen kann die Konstruktion verformen und destabilisieren.
Abflachung Abflachung Die Abflachung markiert das Ende eines schrägen Schnittes, damit nach dem Zusammennähen keine Spitze auftritt. Bei der Konstruktion eines Schnittmusters ist manchmal eine Abflachung einzuplanen, um das Kleidungsstück an den Körper anzupassen und einen schöneren Effekt zu erzielen. So wird beim Prinzessschnitt der Effekt der Taillen- und Armausschnittabnäher ausgeglichen, um eine schöne Brustform zu erzielen. Dieser kleine abgeflachte Bereich hängt vom Volumen der Brust ab, man erzielt ihn, indem man die Länge der Abnäher um die Brust um etwa 2 cm kürzt (Bild 24).
Mehrweite Mehrweite Die Mehrweite ist eine Zugabe am oberen Ende der Ärmelkugel (Bild 23). Ihre Größe hängt vom Ärmel und vom Stil des Kleidungsstücks ab. Sie dient eher dem Aussehen als der Bequemlichkeit. Das Armausschnitt im Oberteil stützt den Ärmel. In der Regel wird zum Ärmel hin genäht und wenn man noch eine natürliche „Rundung“ zum Arm hinzugibt, wird man (oft erst nach dem Anprobieren) feststellen, dass die Ärmelkugel etwas mehr Länge braucht, als die Konstruktion nach Ärmelweite und Tiefe des Armausschnitts erfordern würde. Einige Beispiele für Mehrweiten am Ärmel : enge Bluse 0,5 bis 1 cm, Bluse mit Abnähern 1 bis 2 cm, Jacke mit Schulterpolstern 2 bis 4 cm. Achtung ! In diesem Buch wird die Ärmel konstruktion ohne die Mehrweite gezeichnet. BILD 23 BILD 24
Besatz für geschlossenen Kragen Besatz für geschlossenen Kragen Wenn das Oberteil vorn mit Knöpfen geschlossen wird, kommt rechts an der vorderen Mittellinie ein Übertritt hinzu. Die Breite des Übertritts hängt vom Modell oder vom Knopfdurchmesser ab. In der Regel beträgt sie 2 cm. BILD 25 Rechts vom Übertritt wird ein Besatz hinzugefügt, der den inneren Beleg darstellt. In der Regel ist er 1 bis 2 cm breiter als der Übertritt. Für den oberen Abschluss des Besatzes zunächst den Halsausschnitt durchpausen und vom Stoffbruch (Linie zwischen Übertritt und Besatz) an umgekehrt umschlagen.
Besatz für offenen Kragen Besatz für offenen Kragen BILD 26 Der Besatz für den offenen Kragen dient als Revers. Seine Linie wird auf dem Grundmuster des Oberteils ab der Schulterlinie gezeichnet. Er ist mindestens 4 cm breit. Dann Form durchpausen und ab dem Stoffbruch nach innen umlegen. Die Breite des Übertritts hängt vom Modell ab, beträgt aber mindestens 2 cm.
Ausschnittformen Ausschnittformen Der Ausschnitt beeinflusst den Stil des Modells. Es gibt zahlreiche Formen – ob offen oder geschlossen, ob mit Kragen oder ohne, der Ausschnitt verleiht dem fertigen Modell erst seine Wirkung. Der Ausschnitt ist stets technisch und ästhetisch an Stil und Material anzupassen, dazu ist die Verarbeitung zu berücksichtigen (Einlage, Besatz).
Modell 1 : U-Boot-Ausschnitt, vorn geknöpft
Modell 2 : Asymmetrischer Ausschnitt, vorn geknöpft
Modell 3 : Tiefer enger Ausschnitt, vorn geknöpft
Modell 4 : Runder Ausschnitt, gerafft
Modell 5 : Eckiger Ausschnitt mit Trägern, auf der Brust gerafft
Modell 6 : Asymmetrischer Ein-Träger-Ausschnitt
Modell 7 : Herzförmiger Ausschnitt, vorn geknöpft
Modell 8 : Geraffter Tropfenausschnitt mit nackten Schultern und Schnürung
Modell 9 : Spitzer Ausschnitt mit Schnürung, schulterfrei
Modell 10 : Spitzer Westenausschnitt mit Falten und Knöpfen auf einer Seite, ärmellos
Modell 11 : V-Ausschnitt mit Trägern, auf der Brust gerafft
Modell 12 : Asymmetrischer Ausschnitt mit gerafftem Träger
Ärmel
Konstruktion des Grundärmels
Tiefe und Länge (oder Umfang) des Armausschnitts
Konstruktion eines Ärmelschnittmusters durch Zerlegen
Kurze Ärmel
Modell 1 : Puffärmel
Modell 2 : Tulpenärmel ohne geraffte Ärmelkugel
Modell 3 : Tulpenärmel mit geraffter Ärmelkugel
Modell 4 : Ärmel mit asymmetrischen übereinandergelegten Volants
Modell 5 : Schmetterlingsärmel
Modell 6 : Unten geraffter Ärmel
Modell 7 : Ärmel mit gerafftem Einsatz
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