Empirische Erfolge
Nun lässt sich sagen: »Schön und gut, es kann ja sein, dass die Homöopathie auf einem wissenschaftlichen Fundament basiert, aber hilft sie denn auch? Gibt es die erfolgreiche Anwendung beim Kranken?«
Beim Aspirin® wussten wir beispielsweise lange überhaupt nicht, wie es wirkt, von einem wissenschaftlichen Fundament ganz zu schweigen, doch erfahrungsgemäß hilft es seit Ewigkeiten bei vielen Schmerzen einfach ganz wunderbar.
Gibt es solche Erfahrungswerte auch in der Homöopathie? Aber natürlich! Die Homöopathie kann auf etwas mehr als 200 Jahre Erfahrung zurückblicken und hierbei beachtliche Erfolge vorweisen. Gerade bei der Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten erzielte sie bis zur Entdeckung des Penicillins Mitte des 20. Jahrhunderts eindeutig bessere Erfolge als die damalige Medizin. Dies sollte in unserer heutigen Zeit hellhörig machen und zum Nachdenken anregen, ist sie doch durch den beispiellosen Missbrauch und Übergebrauch dieser fantastischen antibakteriellen Wunderwaffe geprägt, was in der Folge zu einer rasch zunehmenden Zahl von multiresistenten Bakterienstämmen geführt hat, gegen die heute kaum noch ein Antibiotikum hilft.
Samuel Hahnemann behandelte beispielsweise 1813 während einer Typhusepidemie 183 Typhuspatienten, von denen nur einer starb. Das bedeutet eine Mortalitätsrate von etwa 0,5 Prozent. Die Sterblichkeitsrate der konventionell Behandelten lag damals bei über fünfzig Prozent und damit knapp hundertmal höher!2 Bei der Londoner Cholera-Epidemie von 1854 betrug die Sterblichkeitsrate der in konventionellen Krankenhäusern liegenden Patienten 53,2 Prozent, im Vergleich zu 16,4 Prozent bei denen, die im homöopathischen Krankenhaus behandelt wurden.3 Aber auch bei viralen Epidemien hatte die Homöopathie große Erfolge. Statistiken zeigen, dass während der Gelbfieberepidemie, die 1878 in den Südstaaten der USA wütete, die Mortalitätsrate der homöopathisch behandelten Patienten nur ein Drittel der konventionell Behandelten betrug.4 Ferner konnte, wie schon erwähnt, die Homöopathie selbst bei den Pocken beachtliche Erfolge verzeichnen.
Daneben verweist eine umfassende Literatur auf homöopathische Behandlungserfolge in aller Welt. In englischen, französischen und deutschsprachigen Journalen und Zeitschriften wurden unzählige Beiträge veröffentlicht, die von Arzneimittelprüfungen und Heilerfolgen berichten.
Erfolgreiche klinische Studien
Der hartgesottene Kritiker wird auf solche Erfahrungswerte entgegnen: »Jeder kann tolle Geschichten erzählen! Aber wie steht es mit statistisch signifikanten, reproduzierbaren Fakten oder streng durchgeführten klinischen Studien?« Und in der Tat sollte heute ein konventionelles Arzneimittel, um seine Wirksamkeit zu beweisen, eine erfolgreiche Doppelblindstudie vorweisen, möglichst randomisiert. Diese Studie belegt dann die heilsame Wirkung des Mittels im Vergleich zum Placebo. Doch kommen in der Schulmedizin immer wieder Medikamente ohne solche Placebo-Kontrollen auf den Markt.
Das größte Problem bei klinischen Studien zum Wirksamkeitsnachweis der Homöopathie liegt darin, dass die Wahl eines homöopathischen Mittels vorwiegend auf der individuellen Symptomatik des Patienten beruht und weniger auf der Diagnose der eigentlichen Erkrankung. In der Homöopathie können beispielsweise zehn Patienten mit Tonsillitis (Mandelentzündung) jeweils eines anderen Mittels bedürfen, da nicht jede Angina in ihrer Symptomatik gleich verläuft. Dies gestaltet es, wie leicht einzusehen ist, eindeutig schwierig, ein homöopathisches Mittel für eine Erkrankung mittels einer Standardstudie zu prüfen. Die übliche Doppelblindstudie eignet sich als Methode daher denkbar schlecht, um die Effizienz der Homöopathie zu beurteilen. Will man aber deren Wirksamkeit im Vergleich zur konventionellen Medizin aufzeigen, dann kommt man an diesen Studien nicht vorbei.
So wurden eine ganze Reihe von klinischen Untersuchungen mit homöopathischen Mitteln durchgeführt, bei denen die Doppelblindstudien in einer Art modifiziert wurden, dass sie zwar den wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht werden, aber dennoch auf die spezifischen Bedürfnisse der Homöopathie zugeschnitten sind. Eine holländische Forschergruppe hat beispielsweise Anfang der neunziger Jahre 107 klinische Studien über die Wirksamkeit homöopathischer Mittel untersucht und beurteilt. Dabei legte sie dieselben rigorosen Maßstäbe an, wie sie auch bei Studien allopathischer Medikamente verwendet werden. 22 Studien wurde eine gute Qualität bestätigt. Von diesen zeigten 15 (knapp 70 Prozent) ein positives Resultat zugunsten der Homöopathie. 81 Studien hatten ein positives Ergebnis, die restlichen zeigten keinen signifikanten Unterschied zwischen Mittel und Placebo. Dies bedeutet, in mehr als 75 Prozent aller Studien (und in knapp 70 Prozent der Studien von guter Qualität) waren die homöopathischen Mittel bei unterschiedlichsten Erkrankungen erfolgreich.
Die Autoren dieser Analyse, die 1991 in der renommierten Fachzeitschrift »British Medical Journal« veröffentlicht wurde, fassten zusammen: »Die Ergebnisse dieser Analyse sollten ausreichen, die Homöopathie als Standardtherapie für bestimmte Beschwerden zu etablieren.«5
Bei Allergien
Eine im Lancet veröffentlichte Doppelblindstudie zeigte, dass Heuschnupfenpatienten, die mit einer homöopathischen Zubereitung von zwölf verschiedenen Pollen in der Potenz C30 behandelt wurden, signifikant weniger Beschwerden hatten und nur halb so viel Antihistaminika brauchten.6
Dieselbe Zeitschrift veröffentlichte eine weitere Studie mit 28 Fällen von schwerem allergischem Asthma, die alle täglich mit Bronchodilatatoren inhalieren mussten und von denen 21 mit Cortison behandelt wurden. Die Patienten behielten ihre Standardbehandlung bei. Alle wurden zuerst vier Wochen lang mit einem Placebo vorbehandelt. Dann teilte man die Patienten in zwei Gruppen, wobei die einen Patienten eine homöopathische Aufbereitung ihres Hauptallergens bekamen. Der Kontrollgruppe verabreichte man weiterhin das Placebo. Nach weiteren vier Wochen wurden die Ergebnisse überprüft. Das Resultat: Die homöopathische Behandlung brachte eine signifikante Besserung der Beschwerden.7
Zwei weitere Studien zeigen, wie Galphimia glauca D4 und D6 bei Patienten mit Heuschnupfen im Vergleich zur Kontrollgruppe eine bedeutsame Besserung der Beschwerden brachte. Interessant an einer der beiden Studien ist, dass neben dem Placebo auch eine nicht homöopathisch zubereitete, einfache Verdünnung von Galphimia 10–6 gegeben wurde. Diese zeigte keine Wirkung bei den Testpersonen. Schließlich demonstrierte eine Metaanalyse von sieben Studien, durchgeführt an über 700 Patienten, die Überlegenheit dieses mit am besten untersuchten homöopathischen Einzelmittels (Galphimia glauca) gegenüber einem Placebo.8
In der Geburtshilfe
Homöopathische Mittel werden in der Zwischenzeit von vielen Hebammen zur Geburtshilfe verwendet. Zwei Studien bestätigen jetzt eindrucksvoll deren Effizienz: In einer Doppelblindstudie wurde während des ganzen neunten Schwangerschaftsmonats täglich eine Mischung aus fünf Homöopathika (Arnica C5, Caulophyllum C5, Cimicifuga C5, Pulsatilla C5 und Gelsemium C5) gegeben. Die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo. Das Ergebnis war nahezu spektakulär: Die Dauer des Geburtsvorgangs wurde durchschnittlich von 8,5 Stunden bei der Placebogruppe auf 5,1 Stunden reduziert. Während in der Kontrollgruppe 40 Prozent eine schwierige Geburt hatten, waren es nur 11,3 Prozent von denen, die das homöopathische Komplexmittel eingenommen hatten.9 In einer zweiten Studie wurde Caulophyllum C7, stündlich fünf Globuli, vier Stunden lang in der aktiven Phase des Geburtsvorganges verabreicht. Während in der Placebogruppe der Geburtsvorgang durchschnittlich 314 Minuten dauerte, waren es bei den Frauen, die das homöopathische Mittel einnahmen, im Vergleich dazu nur 227 Minuten. Diese Studie wurde ein Jahr später mit ähnlichem Resultat wiederholt.10
Читать дальше