Die Darstellung des Imperativs in den Übungsgrammatiken für Anfänger unterscheidet sich im Hinblick auf die Gewichtung pragmatischer, syntaktischer und morphologischer Aspekte des Imperativs. In Anhang 1 sind Informationen zur Imperativvermittlung in vier analysierten Übungsgrammatiken für die Grundstufe zusammengefasst.2 In allen vier Grammatiken wird eine Doppelseite dem Imperativ gewidmet, dabei beinhalten sie die ausgewählten Aspekte des Imperativs sowie vier bis sechs Übungen zum Thema.
In den Übungsgrammatiken (s. Anhang 1) werden die Funktionen des Imperativs mithilfe von Beispielen präsentiert. Während in Einfach Grammatik nur eine Funktion, Aufforderung , in der Regelformulierung thematisiert wird (vgl. Rusch und Schmitz 2007: 36), sind in drei weiteren Grammatikbüchern folgende Funktionen zu finden: Aufforderung, Bitte, Ratschlag, Tipp, Anweisung (Fandrych und Tallowitz 2008: 36; Gottstein-Schramm et al. 2010: 82; Jin und Voß 2011: 20). Auch wenn sich die Autoren von Einfach Grammatik für eine Funktion in der Regeldarstellung entschieden, lassen sie die anderen Funktionen nicht außer Acht, so sind im Übungsteil auch Bitten zu formulieren.
In Einfach Grammatik wird versucht, das Thema nach dem S-O-S-Prinzip (s. Kap. 4.1.2) entdecken zu lassen. Dafür muss man zuerst Sätze zuordnen und danach die Imperativsätze in der Tabelle ergänzen, somit wird die Position des Verbs in Aufforderungssätzen hervorgehoben. Anschließend ist der Regelsatz auszufüllen. Die Formen des Imperativs sind zwar in der Tabelle zusammengefasst, dennoch wird der Lernende aufgefordert, die Präsens- und Imperativformen zu vergleichen und eine weitere Regel zu ergänzen (vgl. Rusch und Schmitz 2007: 36). Schritte Übungsgrammatik und Klipp und klar bieten Beispielsätze mit farbig bzw. durch Fettschrift hervorgehobenen Imperativformen. Direkt darunter sind kurze Regelsätze formuliert. In Klipp und klar wird zuerst auf die syntaktische Ebene der Imperativsätze und gleichzeitig die Funktionen, dann auf die Bildung eingegangen (vgl. Fandrych und Tallowitz 2008: 20). In Schritte Übungsgrammatik werden, wie oben bereits erwähnt, die Funktionen anhand von Beispielen gezeigt (vgl. Gottstein-Schramm et al. 2010: 82). Die farbig markierten Imperativformen in den Beispielsätzen sollten vielleicht die Aufmerksamkeit auf die Verbstellung im Satz lenken. Die syntaktische Ebene der Imperativsätze wird in Übungsgrammatik Deutsch als Fremdsprache mit einem Regelsatz explizit formuliert: „Der Imperativ mit du und ihr hat kein Subjekt“ (Jin und Voß 2011: 20).
Im Hinblick auf die verwendete Terminologie lassen sich Unterschiede in den analysierten Grammatiken feststellen. Während in Übungsgrammatik Deutsch als Fremdsprache für die Bezeichnung der Imperativformen „formell“ und „informell“ benutzt wird (Jin und Voß 2011: 20), bietet Klipp und klar „familiär“ und „formell“ (Fandrych und Tallowitz 2008: 20). Zwei weitere Grammatikbücher verzichten auf die Bezeichnung und verwenden nur Pronomen (vgl. Rusch und Schmitz 2007: 36; Gottstein-Schramm et al. 2010: 82). Die Bezeichnungen von regelmäßigen und unregelmäßigen Verben sind ebenso nicht einheitlich. So steht z. B. „normale Verben“ für regelmäßige Verben in Schritte Übungsgrammatik und Übungsgrammatik Deutsch als Fremdsprache . Der Begriff regelmäßige Verben mag den Autorinnen zu kompliziert für Anfänger erschienen zu sein. Dann stellt sich die Frage, warum sich die Autorinnen der Übungsgrammatik Deutsch als Fremdsprache für den Begriff unregelmäßige Verben unmittelbar neben normalen Verben entschieden. Die Veranschaulichung grammatischer Strukturen, die für didaktische Grammatiken üblich ist (s. Kap. 4.1.3), wird in allen vier Grammatikbüchern durch die drucktechnischen Visualisierungen (Kapitel 3.4) realisiert. Dadurch kann m. E. die grammatische Terminologie reduziert bzw. das Verstehen grammatischer Begriffe unterstützt werden.
Die Übungsgrammatiken bieten eine Zusammenfassung der Regeln zum Imperativ in tabellarischer Form an. Sowohl die Verbposition in Sätzen als auch die Bildung des Imperativs werden präsentiert. Dabei wird die Bildung des Imperativs für schwache und starke, sowie trennbare Verben, die Verben sein und haben zusammengefasst. Bei der Imperativbildung starker Verben wird auf die Unterschiede hingewiesen, wie Verben mit e und a im Verbstamm. Dafür werden in allen vier Grammatiken Pfeile verwendet: e → i und ä → a . Grammatische Informationen werden zwar visuell (mit Tabellen, Farben, Pfeilen, Fettschrift) unterstützt, jedoch haben Zeichnungen eine eher rein dekorative Funktion und sollen die Lernenden motivieren. Eine kognitive Herausforderung könnte eine Bilder-Sequenz in Schritte Übungsgrammatik sein, in der ein Gesprächspartner Aufforderungen formuliert und der andere auf die Notwendigkeit der Höfflichkeitspartikeln bitte zu deuten versucht. Abbildung 4-3 demonstriert, dass die Anspielung nicht verstanden wird:
Abb. 4-3:
Eine Bilder-Sequenz zum Themeneinstieg in Schritte Übungsgrammatik (Gottstein-Schramm et al. 2010: 82)
Versteht der Lernende den witzigen Charakter der Bilder-Sequenz, wirkt es wahrscheinlich motivierend zum Lernen des grammatischen Themas (s. zur motivierenden Funktion der Visualisierungen Kap. 3.3).
Hinsichtlich der Höflichkeitsperspektive lässt sich feststellen, dass abgesehen von Einfach Grammatik dieser Aspekt in allen anderen explizit thematisiert wird (in Schritte Übungsgrammatik wird dafür freundlich statt höflich benutzt). Auch in Beispielsätzen im Übungsteil kommen die Modalpartikel wie bitte, doch, mal, doch mal vor.
Resümierend kann festgehalten werden, dass die Darstellung des Imperativs in den Übungsgrammatiken für Anfänger auf wichtige Aspekte wie Funktionsweise, Bildung verschiedener Formen und unterschiedlicher Verbtypen, Syntax der Aufforderungssätze sowie pragmatische Seite wie Höflichkeit reduziert wird, wie es von didaktischen Grammatiken erwartet wird. Darüber hinaus spielen visuelle Elemente eine bedeutende Rolle für die Darstellung der Regeln und dienen der Niveauangemessenheit.
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