Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Aktivität bei THM-StudiumPlus: Gründungsmitglied, Dozent
Impulse
„Ein entscheidender beruflicher Erfolgsfaktor ist Flexibilität.“
„Fehler sollte man akzeptieren können – bei sich und bei anderen.“
„Seinen Sie auf Wechsel eingestellt!“
„Familie ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens.“
„Bei internationalen Kontakten im Berufsleben ist es unerlässlich, kulturelle Unterschiede zu akzeptieren.“
„Wahrer Wohlstand ist für mich Frieden, Gesundheit, Familie und schließlich Erfolg.“
„Bei der Berufswahl sollte man seinen Leidenschaften folgen.“
„Unternehmensethik ist auch Ausdruck unterschiedlicher Kulturkreise und Unternehmenskultur“, so der langjährige und erfahrene Vorstandsvorsitzende von Leica Microsystems, Wolf-Otto Reuter. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Wetzlar entwickelt und produziert Mikroskope und wissenschaftliche Instrumente für die Analyse von Mikro- und Nanostrukturen. In den Geschäftsfeldern der klassischen Lichtmikroskopie und Stereomikroskopie, Digitalmikroskopie, Konfokalmikroskopie, Operationsmikroskopie sowie Probenvorbereitung für die Elektronenmikroskopie gehört das Unternehmen zu den Marktführern. Leica Microsystems betreibt zehn Produktionsstätten in acht Ländern sowie Vertriebs- und Serviceorganisationen in 19 Ländern mit insgesamt über 4000 Mitarbeitern. In über 100 weiteren Ländern übernehmen Partner den Vertrieb. Leica Microsystems ging 1997 als eines von drei Nachfolgeunternehmen aus der 1869 von Ernst Leitz gegründeten Firma Leitz in Wetzlar hervor.
Das Thema Ethik stellt sich für Reuter aus verschiedenen Perspektiven dar. Zum einen habe er in seiner langen Zeit bei Leica unterschiedliche Inhaber erlebt. Zum anderen hat der gebürtige Wetzlarer während seiner langjährigen Karriere auch viele unterschiedliche Kulturen kennen gelernt. Der Wechsel vom Familienbetrieb zu Investmentgesellschaften habe, so Reuter, immer zu anderen Wertschwerpunkten in der Unternehmenskultur geführt. „Familienbetriebe agieren stärker unter langfristigen Zielsetzungen, während Investmentgesellschaften Firmen aufkaufen, ihre Prozesse optimieren, um sie dann wieder zu verkaufen. Im Falle von Leica hatte beides Vorteile“, erklärte er.
Seine Eindrücke zum Thema Wirtschaftsethik brachte auf einen Nenner: „Meistens sind es Großkonzerne, deren Management mit unethischen Schlagzeilen in der Zeitung steht. Der Mittelstand hingegen verhält sich meist werteorientiert.“ Werte stellen sich in verschiedenen Kulturen jeweils unterschiedlich dar. „Was bei uns unehrenhaft ist, mag in China ehrenhaft sein“, sagte Reuter. „Wir dürfen nicht den Fehler machen, alle unsere Werte zu Regeln für alle anderen Kulturen zu erheben.“
Das Lernen neuer Regeln verglich der studierte Biophysiker mit dem Versuch-und-Irrtum-Prinzip der Natur. „Durch Fehler und Beobachtung lernen und nicht unbedingt auf den eigenen Regeln beharren, sondern Flexibel auch neue Wege gehen, ohne sich dabei selbst zu verlieren“, hielt er für einen richtigen Weg.
„Mir haben meine Erfahrungen in Russland geholfen“, erzählte Reuter. Über zehn Jahre war er im Verkauf und in der Technologieberatung für Leitz und Leica in der ehemaligen Sowjetunion tätig. „Hier musste man das Thema Verkauf ganz anders angehen als im Westen, und ich musste lernen, mich einer anderen Kultur und ihren Spielregeln gegenüber zu öffnen.“
[Das Gespräch fand am 18. Mai 2006 statt.]
Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben?
Konsequentes Freihalten von Zeit für Familie und Hobbies
Welches ist für Sie der wichtigste Wert?
Vertrauen
Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen?
Betriebsbedingte Kündigungen
Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus?
Ausgewogene Vertretung der Interessen von Eigner und Mitarbeitern. Ehrlichkeit.
Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert?
Durch Kultur des Unternehmens und des Shareholders sowie durch die Vorbildfunktion des Managements
Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr?
Ja und Nein. Das hängt sehr vom Unternehmen und den beteiligten Personen ab. Idealerweise sollte Ethik ein Element gemeinsamer sozialer Verantwortung von Eigner, Management und allen Mitarbeitern gegenüber ihren jeweiligen inner- und außerbetrieblichen Partnern, Kunden und der Gesellschaft sein, das sowohl das Unternehmen, die Mitarbeiter und Stakeholder in ihren jeweiligen sozialen aber auch wirtschaftlichen Zielen stützt.
Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt?
Unterschiedliche Definition und Positionierung des Begriffs in verschiedenen Kulturen
Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …?
aus historischen Fehlern gelernt würde …
(Eberhard Flammer
„Steter Tropfen höhlt den Stein.“
Eberhard Flammer, Dipl.-Kaufmann
Geschäftsführer
Elkamet Kunststofftechnik GmbH
Jahrgang: 1953
verheiratet, vier Kinder
Ausbildung/Studium: Eberhard Flammer absolvierte nach seinem Abitur und einer Banklehre in Heilbronn ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität München. Seit 1981 ist er geschäftsführender Gesellschafter der Firma Elkamet, die heute rund 1000 Mitarbeiter an Standorten in Biedenkopf und Dautphetal (Mittelhessen), Tschechien und in den USA hat.
Mitgliedschaften/Ehrenämter
Präsident der Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill
Auszeichnungen
Ehrenmedaille THM-StudiumPlus
Aktivitäten bei THM-StudiumPlus: Gründungsmitglied, Mitglied im Vorstand des CCD
Impulse
„Wir lernen aus Fehlern und feiern Erfolge!“
„Wir sind keine Abenteurer. Wir sind bodenständig.“
„Seien Sie aufrichtig mit ihren Mitarbeitern.“
„Geduld haben ist wichtig!“
„Es lohnt sich immer, jungen Menschen bereits früh Verantwortung zu übertragen.“
Eberhard Flammer, Geschäftsführender Gesellschafter der Elkamet Kunststofftechnik GmbH, sieht den Erfolg des Mittelstandes insbesondere auch in der Bewahrung althergebrachter und allgemein anerkannter Werte.
Das 1955 gegründete Familienunternehmen fertigt Extrusionsprofile aus technischen Polymerwerkstoffen für die Fahrzeug- und Beleuchtungsindustrie sowie Tanks für Kraftstoff- und Hydrauliksysteme, die bei Nutzfahrzeugen und Motorrädern zum Einsatz kommen. 2015 schrieb das Unternehmen einen Jahresumsatz von mehr als 106 Mio. Euro mit einem Exportanteil von über 50 Prozent. Aktuell beschäftigt die Elkamet Kunststofftechnik GmbH an den vier Standorten in Biedenkopf, Dautphetal sowie Myslinka, Tschechien und East Flat Rock, NC, USA, mehr als 950 Mitarbeiter, darunter 85 Auszubildende.
Grenzsituationen der Ethik stellten die Studierenden im Rollenspiel dar – und zwar in den Bereichen Umwelt versus Arbeitsplätze, Beschäftigung versus Gewinnmaximierung und Auftragsakquise versus Schmiergeldzahlungen. Darüber hinaus kamen Themen wie das Gleichstellungsgesetz und die Globalisierung zur Sprache. Eberhard Flammer bezeichnete die genannten Situationen als „sehr ungewöhnlich im mittelständischen Geschäftsalltag“. Als Unternehmer führt er die Geschäfte zusammen mit seinem Kollegen so, dass derartige Konflikte vermieden werden. „Zwar wird man vom Leben hin und wieder geprüft, doch dann soll man zu seinen Grundsätzen stehen“. Arbeitsplatzabbau könne so beispielsweise durch gute strategische Unternehmens- und Produktentwicklung vermieden werden.
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