Miles grinste. »Ich weiß gar nicht, wovon Sie da reden, Sara. Das war für mich.«
Sie kicherte. »Sicher.« Sie wandte sich wieder an Quincy. »Möchten Sie etwas trinken?«
Quincy schüttelte den Kopf und deutete auf die Karaffe auf dem Schrank, in der noch Wasser war. »Das reicht mir völlig.«
»In Ordnung. Dann ruhen Sie sich aus.« Sie tätschelte seinen Fuß und ging.
»Ich frage mich, was sie sagen würde, wenn sie wüsste, wie viel besser es mir schon wieder geht«, sinnierte Quincy.
Miles lachte. »Ich würde sie vermutlich in die Klapse auf der anderen Straßenseite einweisen.«
Quincy grinste. »Das wäre nicht so schön, nicht wahr?«
Miles schüttelte den Kopf. »Nein. Oh!« Er eilte um das Bett und nahm eine Laptoptasche vom Boden. Auf der einen Seite war ein Logo abgebildet, das eine Zeichnung von einem Typen mit leuchtend orangefarbenen Haaren, einem schwarzen Mantel und einem riesigen Schwert, das er sich auf die Schulter gelegt hatte, zeigte. Er hob die Tasche hoch und stellte sie neben Quincy aufs Bett. »Offenbar ist die im Krankenwagen zurückgeblieben. Ich... hoffe, dass du nichts dagegen hast, dass ich reingeschaut habe. Dein Laptop, Telefon und Portemonnaie sind noch drin.«
»Oh, gut.« Quincy öffnete die Tasche und zog ein Etui heraus, aus dem er eine Brille holte und sie sich auf die Nase setzte. »Gleich viel besser.« Als Nächstes zog er ein schmales MacBook heraus, anschließend sein Portemonnaie und blinzelte. »Mein Geld ist noch da.«
Miles zuckte mit den Schultern. »Ich vermute, dass sie das nicht brauchten.«
»Also. Das ist eine Überraschung.«
»Ich weiß nicht, ob sie mit dem Computer oder dem Telefon oder so was anfangen könnten. Ich gehe davon aus, dass du alles gut abgesichert hast.«
Quincy nickte. »Ja, und die Daten sind auch verschlüsselt. Keiner kommt an mein Zeug.«
Miles hob eine Augenbraue. »Was machst du überhaupt beruflich?«
»Ich zeichne.«
Miles blinzelte. »Ich bin mir sicher, dass du das tust. Aber welche Arbeit erfordert es, Daten zu verschlüsseln?«
Quincys Mundwinkel zuckten. »Ich handle mit Informationen. Mit der Art, die man nicht im Telefonbuch findet.«
»Ohhh.« Miles nickte. »Also, das ergibt Sinn. Ich denke, mehr will ich nicht wirklich wissen.«
Quincy schüttelte den Kopf. »Nein, das willst du wahrscheinlich nicht. Ähm...« Quincy legte den Kopf zur Seite und betrachtete Miles eine Weile nachdenklich. »Denkst du, dass ich deinen Wolf mal sehen könnte?«
»Hmm...« Miles hob die Augenbrauen, während er die Bitte überdachte, doch dann nickte er. »Sie werden erst mal nicht reinkommen. Ich denke, wir haben Zeit.« Er kickte sich die Schuhe von den Füßen und zog sich gleichzeitig das T-Shirt aus, bevor er es aufs Bett legte. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, sich darüber Gedanken zu machen, sich vor Quincy auszuziehen. Er war an die Geselligkeit der Wölfe gewöhnt, nicht jedoch an das Einzelgängertum der Jaguare. Als er sich also umdrehte, nachdem er seine Hose ausgezogen hatte, erkannte er, dass das, was er roch, Erregung war. Seinem Wolf gefiel dieser Duft sehr, doch Miles konzentrierte sich stattdessen darauf, Quincys Wunsch zu erfüllen. Er legte die Hose neben sein T-Shirt und überließ seinem Wolf die Kontrolle.
Als Erstes wurde seine Sicht grau. Anschließend kamen seine Klauen zum Vorschein und gleichzeitig traten seine Fangzähne hervor. Ein paar Sekunden später bedeckte rotes Fell, das den gleichen Farbton wie seine menschlichen Haare hatte, seine Haut. Seine Knochen verlagerten sich und seine Muskeln verteilten sich neu. Einen Moment später landete er auf vier Pfoten. Er stellte die Vorderpfoten auf die Matratze, während er seinen Gefährten mit seinem Wolfsgrinsen ansah.
Quincy streckte den Arm aus und ließ seine Hand über Miles' Kopf gleiten. »Wow. Ich wusste nicht, dass dein Fell die gleiche Farbe wie deine menschlichen Haare hat. Bei uns funktioniert das so nicht. Es ist wunderschön.«
Miles konnte nicht widerstehen, die Augen zu schließen, als Quincy sein Fell streichelte. Er musste vorsichtig sein, sonst bekäme er am Ende in Wolfsgestalt noch einen Ständer. Doch es fühlte sich so gut an, Quincys Hände zu spüren, selbst in dieser Gestalt. Um die Sache außerhalb des sexuellen Bereichs zu belassen, lehnte er sich vor und leckte über Quincys Wange.
Quincy knurrte, doch es war nicht ernst gemeint. »Igitt. Hundesabber.«
Miles schnaubte und leckte noch einmal über seine Wange.
»Warte du nur. Nächstes Mal bin ich in Katzengestalt und dann bekommst du meine Zunge zu spüren.«
Miles schnaufte, dann zog er sich zurück und stellte sich wieder auf den Boden.
Bevor er seinen Wolf zurückpfeifen und sich verwandeln konnte, trat Sara wieder ins Zimmer.
Verdammt! Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Quincy sein Laken über Miles' Kleidung warf.
Sara blieb stehen und starrte Miles an, dann sah sie zu Quincy. »Er darf nicht hier sein. Keine Haustiere.«
»Er ist ein Blindenhund. Sein Besitzer ist gerade ins Bad gegangen.«
Miles würde Quincy für dessen schnellen Verstand abknutschen.
»Ich habe keinen reinkommen sehen. Und...« Sara hob eine Augenbraue, während sie zu Miles hinuntersah. »Er trägt kein Geschirr.«
»Er musste das Geschirr sauber machen. Sein Hund ist in Matsch geraten. Deswegen ist er im Badezimmer.«
Einen Moment lang starrte sie ihn ungläubig an, blickte noch einmal zu Miles, schien seine Erklärung aber offenbar zu akzeptieren. Erleichtert atmete Miles langsam aus. »Ich bin hergekommen, um zu fragen, ob Sie später noch etwas essen möchten, auch wenn Sie jetzt bereits satt sind. Ich habe vorhin keine Antwort bekommen.«
Quincy schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Davon abgesehen, kann ich ja Miles jederzeit losschicken, wenn ich später Hunger bekomme.«
Sie gluckste. »Stimmt. Alles klar. Erholen Sie sich gut... wenn Ihr Freund gegangen ist.« Sie sah noch einmal zu Miles, dann zurück zu Quincy, bevor sie das Zimmer verließ.
Wenige Sekunden später zog Miles seinen Wolf zurück und nahm seine menschliche Gestalt an. Eilig zog er sich wieder an. »Schnell mitgedacht.« Er atmete aus.
Quincy schenkte ihm ein breites Lächeln. »Ich bilde mir ein, dass mir das hin und wieder gelingt.«
Miles lachte. »Genau. Ich denke, ich vermeide es, mich zu verwandeln, bis du hier raus bist.«
»Das ist vermutlich eine gute Idee«, stimmte Quincy nickend zu.
»Jetzt... wie wäre es, wenn wir uns ein wenig unterhalten?«, fragte Miles, während er ums Bett ging und sich wieder in den Stuhl setzte.
Quincy verschaffte sich etwas Zeit, indem er das Katzenspielzeug wieder in den Korb legte. Er war sich nicht sicher, ob er für das hier bereit war, nicht sicher, was er Miles erzählen sollte. »Worüber willst du denn sprechen?« Okay, sich um etwas zu drücken, stand ihm nicht wirklich, aber er befand sich auf unbekanntem Gebiet.
»Also, als Erstes... bist du bei deinem Vater schon weitergekommen?«
Seufzend schüttelte Quincy den Kopf. »Nein. Als ich das letzte Mal mit ihm gesprochen habe, wollte er ein Nein noch immer nicht akzeptieren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er mein Apartment überwachen lässt. Und, nun, dann wären da noch Diedeldei, Dumm und Dümmer.«
Miles brach in Gelächter aus. »Sehr schön. Ich gehe davon aus, dass die drei es waren, die dich angegriffen haben?«
Quincy nickte. »Danke. Ja.« Er atmete aus. »Ich weiß wirklich nicht, was ich noch tun muss, damit er zuhört.« Er zog ein finsteres Gesicht. »Wenn er jedoch noch mal solche Typen schickt, dann schwöre ich bei Bastet, dass ich nicht gnädig bin. Meine Reißzähne und Klauen sind nicht die einzigen Waffen, mit denen ich umzugehen weiß. Tatsächlich wäre die Angelegenheit ganz anders ausgegangen, wenn ich diese anderen Waffen nicht im Hotel zurückgelassen hätte.«
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