leykam: seit 1585
Laura Melina Berling
& Hannah Rödel
Selma,
Küsse,
Kuddelmuddel
Knubbel und Schokoladenbonbons
Der Bus und die Frage nach dem Kuss
Mrs. Holmes und die Liste
Mama, Clowns und Peinlichkeiten
Rapper und Kekse
Ein Tag voller Geheimnisse
Der Kussplan
Eine Mission und eine Handynummer
Küsse und Waschmaschinen
Liebe und Popcorn
Schach und Enttäuschung
Rache und Rasierschaum
Ein kurzer Schluss
Was bedeutet …
In diesem Text wird manchmal das * verwendet. Zum Beispiel bei Schüler*innen. Das * soll zeigen, dass es mehr als Jungen und Mädchen gibt oder dass nicht alle sich als Mädchen oder Jungen wohlfühlen. Manche wachsen als Junge auf, fühlen sich aber als Mädchen und andersherum. Manche wollen nichts von beidem sein. Manche fühlen sich wohl, so wie sie sind. Das ist alles in Ordnung, denn du selbst kannst entscheiden, wer und wie du bist. Das entscheiden nicht die Merkmale deines Körpers .
In diesem Buch werden auch einige andere Begriffe erklärt, die ein bisschen komplizierter sind. Schau einfach mal ganz hinten nach .
Selmaist unsere Hauptfigur. Sie ist momentan häufig genervt, weiß aber eigentlich gar nicht genau, warum.
Ellaist Selmas beste Freundin. Sie wäre gerne Detektivin, hat aber zurzeit selbst viele Geheimnisse.
Annaweint oft, aber das ist total ok.
Sie ist außerdem sehr hilfsbereit und witzig.
Aidaist schlagfertig, weiß eine ganze Menge über alles Mögliche und steht für sich und andere ein.
Yunus’Freunde reden oft über Muskeln und Mädchen, während er am liebsten nur in Ruhe Playstation spielen möchte.
Sarahfährt häufig mit dem Bus, mag Nagellack und wünscht sich definitiv mehr Privatsphäre.
Karimist irgendwie doch ganz nett, oder?
Jan und Tobiassind fies und spielen keine allzu große Rolle.
Knubbel und Schokoladenbonbons
Alles fing an dem Tag an, als ich plötzlich zwei Knubbel hatte. Diese waren da, wo irgendwann meine Brüste sein sollten. Es waren aber keine Brüste, die mir da im Badezimmerspiegel entgegenblickten, sondern zwei komische Hubbel. Winzig und unansehnlich. Außerdem taten sie weh. Nicht schlimm, aber doch unangenehm. Und ausgerechnet jetzt war Mama nicht da. Aber zugegeben, eigentlich war Mama nie da. Sie arbeitete seit einigen Jahren für eine Fluggesellschaft und war viel unterwegs. So sah ich sie fast nur noch abends auf unserem Computer. Beim täglichen »Familiencall«. Nicht gerade der beste Zeitpunkt, um von der irritierenden Veränderung des eigenen Körpers zu erzählen.
Ich atmete tief durch und rief: »Papa!« Sofort hörte ich hastige Schritte im Flur und meinen Vater, der besorgt durch die Tür fragte: »Ist was passiert? Soll ich reinkommen?« »Nein!«, brüllte ich. »Ok. Ehm, was gibt’s denn, Selma?« Oh mein Gott, das konnte nicht wahr sein. Wie sollte ich ihm das jetzt sagen? Hitze schoss mir in den Kopf und ich hörte nicht auf, in den Spiegel zu starren. Was waren das für Knubbel? »Selma?«, fragte mein Vater wieder. »Jaja«, antwortete ich und riss mich zusammen. Es half ja nichts. »Papa, also ich habe hier so Knubbel. Am Körper.« »Was?«, rief Papa entsetzt. »Wo?« »An der … Brust«, flüsterte ich und vergrub meinen Kopf in den Händen. »Ach herrje. Ist es was Schlimmes?« Papa klang leicht panisch. »Woher soll ich das denn wissen!«, rief ich genervt. »Ich weiß nicht, was das ist.«
»Fühlt es sich hart an? Wie groß sind die Knubbel denn?«
Papa schlug nun einen ruhigeren Ton an, aber ich kannte ihn gut genug, um seine Sorge zu hören. »Ich ruf mal schnell Mama an, ja? Moment.« Ich hörte erneut hastige Schritte. »Ich fass das nicht an und Mama erreichst du eh nicht«, schrie ich ihm hinterher. Ich ließ mich auf den Klodeckel hinter mir sinken. Da saßen wir. Ich und meine Knubbel. Ich versuchte an mir herunterzublicken, aber ich wollte meinen Körper einfach nicht ansehen. Jedes Mal, wenn ich es doch schaffte, wurde meine Brust eng vor Scham und mein Kopf heiß wie eine Herdplatte. Warum sah alles an mir so komisch aus? Meine Beine waren zu lang und meine Arme wurden von dunklen Haaren geziert. Jeden Abend betete ich, dass ich nicht so viele Haare wie Papa bekam, dessen Unterarme man unter dem dunklen Haarteppich kaum noch sehen konnte. Und jetzt auch noch diese Knubbel da, wo eigentlich Brüste hinsollten. War an mir einfach alles falsch?
»Ich habe Mama nicht erreicht.« Papas Stimme ließ mich hochschrecken. »Ach nee.« Ich verdrehte die Augen. »Also gut.« Papa atmete tief aus. »Ich mache mir etwas Sorgen.« Ich nickte, obwohl Papa es durch die Tür ja gar nicht sehen konnte. »Also mach dir keine Gedanken. Es ist bestimmt nichts«, ergänzte Papa schnell. Papa hatte wahnsinnige Angst vor Krankheiten und hatte mich schon als Kind bei jedem Huster zu Ärzt*innen geschleppt. Mama nannte ihn deshalb Hypochonder. Das ist jemand, der immer an Krankheiten denkt oder so. »Und was jetzt?«, fragte ich. »Also ich würde schon zu Doktor Happe fahren. Dann klären wir das einfach kurz ab. Ich rufe ihn an, ja?« Doktor Happe war mein Kinderarzt. Er hatte mir früher immer einen kleinen Vogel auf den Finger gesetzt, wenn ich eine Spritze bekam. Ich sollte dem Vogel in die Augen blicken, der auf meinem Finger auf und ab balancierte, und schon war die Spritze gesetzt, ohne dass ich etwas gemerkt hatte. Außerdem gab es dort richtig gute Bonbons. Keine billigen vom letzten Karneval, sondern welche mit Schokoladenüberzug. »Na gut«, sagte ich und schlüpfte in meinen bunten Bademantel. »Ich komme gleich.«
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