Mara Laue
Das Collier
der Lady Ira
Ein Edinburgh-Krimi mit Glen Kincaid
Edinburgh-Krimi
1 Das Collier der Lady Ira
2 1.
3 2.
4 3.
5 4.
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11 10.
12 11.
13 12.
14 13.
15 Wissenswertes
16 Impressum
1 Inhaltsverzeichnis
Anmerkung der Autorin
Alle im Roman beschriebenen Orte sind authentisch, mit Ausnahme von Forthwater Manor, der Agentur Currie & Stewart und Glen Kincaids Haus. Diese Gebäude sind reine Fiktion. Wenn Sie aber den Ort besichtigen möchten, wohin Forthwater Manor gestellt wurde, so finden Sie ihn am Aussichtspunkt Cramond Causeway und erreichen ihn über die Cramond Road, Cramond Glebe Road und die Cramond Village Road. Im danebengelegenen The Cramond Inn kann man auch sehr gut essen.
Ebenfalls frei erfunden sind alle Personen und Handlungen. Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen oder Ereignissen wären Zufall.
Donnerstag, 27. März
Gwyn Harrington blickte zum wiederholten Mal auf die Uhr. Acht Uhr siebenundzwanzig. Sie hasste Unpünktlichkeit. Erst recht, wenn sie einem Kunden einen so späten Abholtermin einräumte. Normalerweise schloss sie ihr Geschäft Punkt acht Uhr abends. War es zu viel verlangt, dass ein Kunde, wenn er schon nicht wie vereinbart pünktlich um fünf vor acht erschien, dann doch wenigstens innerhalb der sprichwörtlichen akademischen Viertelstunde auftauchte? Mit jeder Minute, die verstrich, nahm Gwyns Ärger zu.
Sie ging zum Eingang, öffnete die Tür und sah auf die Straße. Der Feierabendverkehr in Edinburghs Innenstadt war zumindest in der Clerk Street vorüber, und vor Gwyns Geschäft parkte kein Auto. Sie gab dem Kunden noch fünf Minuten. Sollte er dann nicht gekommen sein, würde sie den Laden schließen und nach Hause gehen. Die Schutzgitter vor den Fenstern waren bereits heruntergelassen und die Alarmanlagen bis auf die für die Eingangstür eingeschaltet. In den Auslagen befanden sich ohnehin nur die billigen Schmuckstücke zum Anlocken der Laufkundschaft und der Touristen. Sollten die gestohlen werden, konnte sie das verschmerzen, denn in den Laden selbst kämen Einbrecher nicht, weil hinter den Auslagen Stahljalousien die Fensternischen zum Verkaufsraum und den hinteren Räumen abriegelten.
Gwyn seufzte, kehrte in den Laden zurück und vergewisserte sich nochmals, dass der Tresor im Hinterzimmer abgeschlossen und dessen Alarmanlage ebenfalls aktiviert war. Die Türklingel ließ sie zusammenzucken, obwohl sie auf das Geräusch gewartet hatte. Trotzdem blickte sie erst auf den Überwachungsmonitor, der ihr zeigte, wer den Laden betreten hatte. Sie atmete auf, als sie den erwarteten Kunden erkannte.
Am liebsten hätte sie den Kerl zur Strafe für seine Verspätung wieder weggeschickt unter dem Vorwand, sie habe seine Bestellung im Tresor eingeschlossen, weil sie nicht mehr mit seinem Erscheinen gerechnet habe, und der Tresor ließe sich bedauerlicherweise vor Montag früh um acht Uhr nicht wieder öffnen. Letzteres entsprach zwar der Wahrheit, aber Gwyn hatte das Schmuckstück nicht dort deponiert.
Sie ging in den Verkaufsraum. Der Mann lächelte und machte ein zutiefst zerknirschtes Gesicht.
»Mrs Harrington, ich bitte tausendmal um Entschuldigung für die Verspätung! Ich wurde in der Firma aufgehalten. Ein dringendes Gespräch mit einem ausländischen Kunden, der auf der anderen Seite des Erdballs wohnt und dem nicht bewusst war, dass bei uns schon Abend ist. Erlauben Sie mir, Sie für die Wartezeit mit einem Bonus zu entschädigen.«
Gwyns Ärger verflog. »Das ist nicht nötig, Sir«, versicherte sie. »Bitte kommen Sie in mein Büro. Ich schließe nur schnell die Vordertür ab, damit niemand uns stört.« Sie deutete auf die Tür zum Büro.
Der Mann ging voran, und Gwyn schloss die Vordertür ab. Vorsichtig betrat sie anschließend das Büro. Vorsichtig deshalb, weil man nie wissen konnte, ob ein Kunde nicht nur vortäuschte, Kunde zu sein, um sie leichter überfallen und ausrauben zu können. Aber der Mann hatte sich in einen Sessel gesetzt und sah ihr erwartungsvoll entgegen.
»Einen Augenblick bitte, Sir, ich hole Ihr Schmuckstück.« Denn selbstverständlich befand sich der Safe für die Zwischenlagerung nicht im Büro, wo jeder Gast ihn sehen und möglicherweise auch erkennen konnte, welche Kombination Gwyn ins elektronische Schloss eintippte.
Zwei Minuten später legte sie eine blausamtene Schatulle vor den Kunden hin. Feierlich klappte sie sie auf und ließ ihn den Inhalt sehen. Hielt die Luft an und wartete gespannt auf sein Urteil. Seinem Gesichtsausdruck nach war er nicht nur zufrieden, sondern schwer beeindruckt. Das entlockte Gwyn ein erleichtertes Lächeln.
Dem Kunden ebenfalls. »Ein Meisterwerk!«, lobte er. »Meine Frau wird vor Freude aus dem Häuschen sein.« Er strich mit einem Finger sanft darüber und seufzte. »Echte Diamanten kann ich mir leider nicht leisten, sonst würde ich ihr die schenken. Aber so muss es eben die schmuckliche ›Zweitgarnitur‹ sein, wenn ich das mal so salopp sagen darf.«
»Sie dürfen. Die Superreichen, die sich einen solchen Schmuck mit echten Edelsteinen leisten können, sind eher auf der arabischen Halbinsel oder im Königshaus zu finden. Aber ich bin sicher, Ihre Frau versteht die Symbolik und ist begeistert. Denn ich versichere Ihnen, dass nur Fachleute erkennen werden, dass das gute Stück aus Halbedelsteinen besteht.«
»Das glaube ich gerne.« Er nahm das Schmuckstück und untersuchte es intensiv – Millimeter für Millimeter, wie Gwyn den Eindruck hatte.
Sie schielte zur Uhr. Viertel vor neun. Wenn sie nicht bald nach Hause kam, würde Ken ihr wieder eine Szene machen. Oder noch schlimmer: Er stand in den nächsten zehn Minuten vor der Tür, würde wissen, dass sie da war, weil im Verkaufsraum noch Licht brannte, und Sturm klingeln. Wenn sie ihm öffnete, würde er sofort ins Büro stürmen. War der Kunde dann noch da, wäre er überzeugt, Gwyn hätte heißen Sex mit ihm gehabt. Und sie wollte sich seine Reaktion darauf nicht ausmalen. Sie sollte sich scheiden lassen. Seine Eifersucht hatte inzwischen unerträgliche Ausmaße angenommen.
Doch davor hatte sie Angst. Er würde sie umbringen, wenn sie ihn verließ. Und sie konnte ihr gutgehendes Geschäft nicht Knall auf Fall aufgeben oder im Stich lassen, um vor ihrem Ehemann zu fliehen. Das würde Vorbereitungen erfordern, die er garantiert merkte.
Der Kunde legte das Schmuckstück endlich in die Schatulle zurück. »Hervorragende Arbeit«, lobte er und nickte anerkennend. »Wenn Sie mir die Rechnung geben, begleiche ich die sofort. Ich kann doch mit Kreditkarte bezahlen?«
»Selbstverständlich, Sir. Einen Moment bitte.« Sie ging zum Ablagekorb auf ihrem Schreibtisch, in den sie die Rechnung bereits gelegt hatte. In fünf Minuten konnte sie endlich nach Hause.
Freitag, 28. März
Forthwater Manor. Glen Kincaid parkte seinen Wagen auf dem großen Hof vor dem imposanten Gebäude, das am östlichen Ufer der Mündung des Almond in den Firth of Forth lag. Er fühlte sich beim Anblick der Burg um Jahrhunderte zurückversetzt. Mauerwerk aus großen Steinen, deren Farben von sandgelb bis aschgrau reichten, angereichert mit vermutlich unbeabsichtigten Akzenten aus rostroten Steinen. Sie waren so angeordnet, dass sie wirkten, als habe ein Riese die Mauer mit einem Breitschwert verletzt, die aus dieser großen Wunde blutete, denn die roten Steine verteilten sich von dieser Ballung aus wie eine Fontäne aus Blutstropfen abwärts auf der Mauer.
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