Die Energieversorgungsproblematik der menschlichen Zivilisation hat ganz wesentlich mit ihrem Energiebedarf zu tun. Daher ist auch ein Blick auf das globale demografische Szenario zwingend erforderlich. Die Tatsache, dass seit geraumer Zeit viel zu viele Menschen auf der Erde leben, stellt das Grundübel für zahlreiche globale Probleme dar. Sie reichen vom Schutz der Umwelt, einer ökologisch akzeptablen Energieerzeugung, der Herstellung von Klimaneutralität, dem Artenschutz bis hin zum Erhalt der Biodiversität.
Erstaunlicherweise soll bereits Cato d. Ä (234–149 v. u. Z.) seinerzeit im römischen Senat die Verringerung der menschlichen Fortpflanzung gefordert haben. Über 2.100 Jahre später hat der britische Schriftsteller Aldous Huxley 1960 die Dramatik des Problems mit folgendem Satz auf den Punkt gebracht:
„Wenn wir das Problem der Überbevölkerung auf der Erde nicht lösen, werden alle anderen Probleme für uns unlösbar sein!“ Diese mahnende Aussage scheint sich nunmehr in einer beängstigenden Geschwindigkeit zu bewahrheiten.“
Die gegenwärtige Wachstumsrate von einer Milliarde Menschen pro 12,5 Jahre erweist sich für die Biosphäre unseres Planeten als ein Horrorszenario! Danach könnte sich die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2100 nahezu verdoppeln. Der einst so begrüßte Kindersegen unserer Gattung scheint damit längst zu einem apokalyptischen Fluch geworden zu sein. Angesichts der bedrückenden demografischen Perspektive von 16 Milliarden Menschen auf unserem Planeten im Jahr 2100 scheint mir das mögliche Nichterreichen der Klimaziele zu diesem Zeitpunkt eine verhältnismäßig lapidare Angelegenheit zu sein.
Anders als bei der von den Klimaaktivisten bisher größtenteils herbeigeredeten Klimakatastrophe, die uns spätestens morgen ereilen soll, befinden wir uns bereits seit Jahrzehnten in der erschreckenden Wirklichkeit einer demografischen Katastrophe. Die fast acht Milliarden Menschen, die gegenwärtig die Erde bevölkern, stellen eine schreckliche ökologische Belastung für den Planeten dar. Sie schnüren mit ihren Bedürfnissen, Ressourcenansprüchen und Hinterlassenschaften der Biosphäre der Erde, bildhaft gesprochen, die Luft zum Atmen ab. Der ökologische Fußabdruck, den die Gattung Homo auf dem blauen Planeten hinterlässt, ist seit Langem viel zu groß geworden. Das Schlimmste ist jedoch, dass keine realistischen Aussichten dafür bestehen, dass er jemals geringer werden könnte.
Die dramatische Sachlage ist ebenso so logisch wie zwingend und seit Jahrzehnten bekannt. Bereits 1992 haben 1.700 prominente Wissenschaftler in einem dramatischen Aufruf die Weltöffentlichkeit eindringlich darauf hingewiesen. Niemand wird guten Gewissens behaupten können, nichts gewusst zu haben. Doch erstaunlicherweise erhebt sich angesichts der sich zuspitzenden demografischen Katastrophe nirgendwo ernsthaft eine energische politische Stimme. Der an sich sensible ökologische Zeitgeist scheint in dieser Hinsicht auf beiden Augen erblindet zu sein! Selbst der populistische Klima-Slogan „Wir haben keine Zeit mehr“ kann dem Ernst der demografischen Situation nicht annähernd gerecht werden! Vermutlich wäre folgende Formulierung zutreffender: „Wenn wir heute nicht entschieden handeln, werden wir morgen dazu keine Chance mehr haben!“
Das Ausmaß des Problems wird deutlich, wenn man die anthropogene Masse (Gesamtheit künstlich geschaffener und in Gebrauch befindlicher unbelebter Objekte) mit der Biomasse lebender Organismen (nur Trockenanteil) vergleicht. Die Biomasse hat sich seit dem Jahr 1900 nicht wesentlich verändert. Die anthropogene Masse ist dagegen alle 20 Jahre verdoppelt worden. Sie liegt heute (um 2020) in der Größenordnung der Biomasse von etwa 1,2 Tera-Tonnen und nimmt ständig weiter zu. Im Jahr 1900, als nur 1,65 Milliarden Menschen auf der Erde gelebt haben, betrug ihr Anteil im Vergleich zur Biomasse lediglich 3 %. Global betrachtet „produziert“ jeder Mensch in einer Woche eine anthropogene Masse von seinem eigenen Körpergewicht (ohne Abfall!). Dazu kann man nur sagen: „Willkommen im Anthropozän, in dem die irdische Zivilisation erheblich über ihre Verhältnisse lebt.“
Aktuellen Berechnungen zufolge müsste die Menschheit ihren Ressourcenverbrauch um 42 % senken, um die Biokapazität des Planeten nicht zu überfordern. Das hieße jedoch, dass sich etwa 3,3 Milliarden Menschen irgendwie in Luft auflösen müssten. Selbst wenn die menschliche Zivilisation für 20 Jahre weltweit auf die biologische Reproduktion ihrer Art verzichten würde, ließe sich mit diesem Ansatz die aktuelle Weltbevölkerung von fast 8 Milliarden Menschen lediglich um etwa 30 % reduzieren. Die dann noch verbleibende Anzahl von etwa 5,6 Milliarden menschlichen Individuen wäre immer noch meilenweit vom Bereich einer Nachhaltigkeit entfernt. Vielleicht könnte dieses Ziel aber als ein Fanal zum Ausstieg aus der demografischen Katastrophe begriffen werden. Dafür hätten zwar eine oder zwei Generationen weltweit erhebliche Opfer zu bringen. Doch um die extrem bedrohte Biosphäre unseres Planeten zu retten, muss ein Nachdenken über solch einen rigorosen Ansatz erlaubt sein!
Bei einer drastischen Reduzierung der Weltbevölkerung würden sich der nicht nachhaltige Ressourcenverbrauch, die Zerstörung der Biosphäre und die vermeintlich drohende „Klimakatastrophe“ spürbar relativieren oder sogar von selbst in Luft auflösen. Alle anderen Vorstellungen zur Lösung dieser Probleme beschäftigen sich nur mit Symptomen und packen das Übel nicht an der Wurzel an. Freilich ist mir bewusst, dass die Idee von der zeitweiligen Aussetzung der biologischen Reproduktion unserer Art einem Science-Fiction-Roman entsprungen sein könnte. Die vielfältigen gesellschaftlichen Bedingungen und divergenten soziokulturellen Entwicklungen einschließlich religiöser Ansichten und sonstiger Traditionen würden eine so einschneidende Maßnahme global wohl überhaupt nicht zustande kommen lassen.
In der Tat wären gesetzliche Vorschriften zur Familienplanung denkbar stärkste Eingriffe in die persönliche Lebensführung. Allerdings scheint die dramatische Bevölkerungszunahme ein nicht anders zu beherrschender Notstand zu sein. Es gibt Ansichten, die besagen, dass in diesem Fall Maßnahmen ohne Rücksicht auf die Würde des Menschen und den Anspruch auf Selbstbestimmung für möglich erachtet werden müssen. Ein zivilisatorisches Versagen in dieser Frage hätte fatale Folgen. Es könnte nämlich die soziokulturelle Zukunft unserer Gattung auf dem Planeten infrage stellen.
Die drastische Begrenzung der Anzahl der Menschen auf der Erde wäre auch unter sozialen Gesichtspunkten sinnvoll. Die Forderung nach mehr oder weniger gleichem Wohlstand für alle ist ein vernünftiger gesellschaftspolitischer Ansatz. Er könnte nicht zuletzt auch weltweite Flüchtlingsströme mit ihrem Elend überflüssig machen. Die zunehmenden globalen Migrationsbewegungen sind schließlich auch als eine soziale Folge der sich zuspitzenden Bevölkerungsentwicklung zu begreifen. Doch die Vision vom gleichverteilten Wohlstand dürfte nur Wirklichkeit werden können, wenn die Anzahl der menschlichen Individuen auf der Erde rigoros reduziert wird. Wenn nämlich keine Ressourcen mehr zu verteilen sind, werden die sozialromantischen Vorstellungen linker Träumer für die meisten Menschen mehr oder weniger auf die Gleichverteilung von Armut und Elend hinauslaufen!
Eine andere Möglichkeit, der überlasteten Biosphäre der Erde eine Chance auf Rekonvaleszenz einzuräumen, wäre ein Exodus von großen Teilen der Erdbevölkerung. Dafür gibt es historische Beispiele. So sind im Zeitraum von 1840 bis 1939 etwa 55 bis 60 Millionen Europäer nach Nordamerika ausgewandert. Die Auswanderungswellen haben damals die Arbeitsmarktlage auf dem „alten“ Kontinent entspannt und das Risiko für Hungersnöte verringert.
Ein bewohnbarer Planet Mars wäre beispielsweise durchaus in der Lage, die ökologisch angespannte Situation auf der Erde spürbar zu entlasten, auch wenn die Aufnahmekapazität dieser planetaren Welt nicht überschätzt werden sollte. Allerdings ist ungewiss, ob ein Terraforming des äußeren Planeten mit dem Ziel der Umsiedlung von Milliarden Menschen überhaupt eine realistische Option darstellt. Außerdem dürfte die physikalische, chemische und biologische Konditionierung des äußeren Nachbarplaneten Zeitspannen von Jahrtausenden in Anspruch nehmen. Solche langen Zeiträume werden unserer Gattung zur Eindämmung der Folgen der demografischen Katastrophe jedoch nicht zur Verfügung stehen.
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