Martina Emes - Als Maikäfer nicht fliegen durften …

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Die Geschichtsbücher sind voll mit den großen Ereignissen der Weltgeschichte, und der Beschreibung von Kriegen und deren Siegern wird umfangreicher Platz eingeräumt. Die individuellen Auswirkungen auf die Verlierer kommen dagegen nur selten zur Sprache. Die erschütternden Erlebnisse einer jungen Frau aus Westpommern im Kriegsjahr 1945 und in den vier Jahren danach, von ihr handschriftlich niedergeschrieben im Jahr 1950, geben einen unmittelbaren Eindruck von solchen Schicksalen. Ein Tagebuch, das schnörkellos den Leidensweg dieser Frau beschreibt. Eine Dokumentation, die kaum jemanden unberührt lassen wird. Ein Zeitzeugnis, das durch seine authentische Sprache überzeugt.

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Impressum 2 Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten. © 2022 novum publishing ISBN Printausgabe: 978-3-99107-979-8 ISBN e-book: 978-3-99107-980-4 Lektorat: Leon Haußmann Umschlagfoto: Yufa12379, Yuliia Hurzhos, Bunroong, Krudngoen | Dreamstime.com Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh www.novumverlag.com

Prolog 3 Prolog Die erschütternden Erlebnisse einer jungen Frau aus Westpommern im Kriegsjahr 1945 und in den 4 Jahren danach, von ihr handschriftlich niedergeschrieben im Jahr 1950. Ein Tagebuch, das schnörkellos ihren Leidensweg beschreibt. Ein Zeitzeugnis, das durch seine authentische Sprache überzeugt. Und ein Vermächtnis an all diejenigen, die in Folge des Krieges wehrlos verschleppt, gedemütigt und entrechtet wurden und unter schwierigsten Bedingungen in Arbeitslagern mühsam ihr Leben fristen mussten. Beileibe nicht alle kamen wieder. Herausgegeben von Martina Emes.

Widmung 4 Widmung Gewidmet allen, die nicht zurückkehrten: „Wir vergessen euch nicht“ … euch, die ihr mit uns in der Fremde gelitten habt … euch, die ihr das Brot mit uns geteilt habt … euch, die ihr unsere Wunden gepflegt habt … euch, die ihr neben uns auf dem Lager gestorben seid … euch, die ihr draußen geblieben seid, als wir heimkehren durften Eure toten Augen sehen uns mahnend an

Kapitel 1 5

Kapitel 2 10

Kapitel 3 12

Kapitel 4 15

Kapitel 5 18

Kapitel 6 20

Kapitel 7 22

Kapitel 8 24

Kapitel 9 26

Kapitel 10 29

Kapitel 11 32

Kapitel 12 35

Kapitel 13 37

Kapitel 14 39

Kapitel 15 41

Kapitel 16 44

Kapitel 17 46

Kapitel 18 48

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2022 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99107-979-8

ISBN e-book: 978-3-99107-980-4

Lektorat: Leon Haußmann

Umschlagfoto: Yufa12379, Yuliia Hurzhos, Bunroong, Krudngoen | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Prolog

Die erschütternden Erlebnisse einer jungen Frau aus Westpommern im Kriegsjahr 1945 und in den 4 Jahren danach, von ihr handschriftlich niedergeschrieben im Jahr 1950. Ein Tagebuch, das schnörkellos ihren Leidensweg beschreibt. Ein Zeitzeugnis, das durch seine authentische Sprache überzeugt. Und ein Vermächtnis an all diejenigen, die in Folge des Krieges wehrlos verschleppt, gedemütigt und entrechtet wurden und unter schwierigsten Bedingungen in Arbeitslagern mühsam ihr Leben fristen mussten. Beileibe nicht alle kamen wieder.

Herausgegeben von Martina Emes.

Widmung

Gewidmet allen, die nicht zurückkehrten:

„Wir vergessen euch nicht“

… euch, die ihr mit uns in der Fremde gelitten habt

… euch, die ihr das Brot mit uns geteilt habt

… euch, die ihr unsere Wunden gepflegt habt

… euch, die ihr neben uns auf dem Lager gestorben seid

… euch, die ihr draußen geblieben seid, als wir heimkehren durften

Eure toten Augen sehen uns mahnend an

Kapitel 1

Als im Januar 1945 der Strom der Flüchtlinge aus Ostpreußen täglich mehr und mehr wuchs, als sie keine Unterkunft mehr fanden, da bereits alles belagert war, wussten auch wir in unserem kleinen pommerschen Dörfchen, dass es so nicht mehr lange weitergehen würde. Die Not war groß, denn der Winter war damals kalt und es lag viel Schnee. Jeden Tag kamen mehr Flüchtlinge, und die Front rückte näher. Nicht lange, da hörten wir schon die ersten Kanonenschüsse. Also war der Feind nicht mehr weit entfernt. Es war an einem Sonntag, den 25. Februar, da hörten wir aus dem Radio in den Nachrichten, dass die Russen bereits die Stadt Neustettin besetzt hatten. Da bekamen wir es mit der Angst zu tun, denn die Entfernung betrug nur noch 30 km. Am Montag, den 26. Februar nach­mittags, umringten die Russen dann auch schon die nahegelegene Stadt Bublitz. In Windes­eile waren sie angerollt, die ersten Panzer rückten in die Stadt ein.

Wir lebten in unserem Dorf 6 km weit außerhalb, konnten die Lage aber sehr gut übersehen, denn es war weit und breit nur flaches Land. So sahen wir, wie die ersten Häuser in Brand auf­gingen. Alles war in größter Aufregung, ein Flüchten gab es nicht mehr. Im Handumdreh­en hatte der Russe die ganze Umgebung abgeriegelt. Wir wohnten auf einem großen Gut und hatten zehn Russen als Kriegsgefangene dort, mit denen wir uns gut verstanden. Diese sprachen uns Mut zu und sagten, der Russe sei ein so gutmütiger und ausgegliche­ner Mensch, wir bräuchten keine Angst zu haben. Als sich die Lage dann aber verschärf­te, bekamen diese Gefangenen selber Angst vor ihren Kameraden. Sie beratschlagten gemeinsam mit uns, was am besten zu machen sei. Sie sagten unter anderem, dass Stalin gefordert hatte: Nicht in deutsche Gefangenschaft gehen, lieber sterben! In dieser Situation entschlossen sie sich, zu ihren anrückenden Kameraden zu gehen, vielleicht in der Hoffnung, in deren Reihen untertauchen zu können.

Was aus ihnen wurde, weiß niemand. Sie können uns aber nicht verraten haben, denn die ersten russischen Soldaten tauchten erst fünf Tage später, am 2. März, bei uns auf. Es waren aber harmlose Soldaten, sie sagten: „Habt keine Angst.“ Wir verstanden kein Wort, es war aber noch ein gefangener Pole da, der hat es uns übersetzt. Dann kam aber schnell alles anders. Denn kurze Zeit nach diesen Soldaten kamen andere, die bewiesen uns das Gegenteil. Mit vorgehaltenen Pistolen traten sie an uns ran, verlangten Uhren und Schnaps. Wir gaben ihnen zu verstehen, dass wir nichts hatten. Da fingen sie an zu toben, warfen sämtliche Kleider und Wäsche aus den Schränken. Immer wieder schrien sie: „Frau, wo ist Uhr?“ Wir verneinten nur, da wurden sie so böse, ein betrunkener Russe legte an und wollte meinen Vater erschießen. Ich sprang schnell vor ihn, um ihn zu schützen. Da ließ er das Gewehr runter, murmelte ein paar Worte, drehte sich um und ging weg. Wir wollten den anderen zu essen geben, auch Milch boten wir ihnen an, aber alles warfen sie uns vor die Füße.

Da sie nun keine Wertsachen bei uns fanden, gingen sie fort, und nach kurzer Zeit kamen wieder andere. Diese waren ganz hemmungslos, holten alle jungen Frauen raus und haben sie schändlich missbraucht. Ich wurde hierbei auch nicht verschont: Drei Russen standen bereit, mein Weinen und Kratzen half nichts. Die Pistole wurde mir auf die Brust gesetzt, und so erreichten zwei von ihnen mit brutaler Gewalt ihr Ziel. Inzwischen war der dritte kurz fort. So schnappte ich mir schnell meine Jacke und lief davon. Ich sah, wie der Russe mich suchte, ich hatte aber Glück und konnte ihm entkommen. Aber lange noch tobten sie in den Häusern rum. Da sammelte mein Vater, der aus dem 1. Weltkrieg ein verkrüppeltes Bein mitgebracht hatte und schwer gehbehindert war, heimlich alle Mädel im Dorf und sagte: „So geht’s nicht weiter, ich kann euch nicht schützen; ihr müsst euch verstecken, kommt alle mit in eine große Scheune.“ Da sie abgeschlossen war, machte mein Vater von außen einige Bretter los, nun krochen wir zu acht Mädels da hinein. Die Bretter wurden wieder angeschlagen, und wir saßen im Stroh. Alles war mäuschenstill, jeder hörte sein Herz schlagen. Auf einmal hörten wir Schritte um die Scheune kommen. Unsere Angst war so groß, am liebsten hätten wir laut geschrien. Aber es waren die Schritte von der Mutter eines der Mädels. Sie rief uns, wir könnten wieder kommen, die Russen hätten den Befehl erhalten, unseren Ort zu ver­lassen, denn es sollte ein Lazarett eingerichtet werden. Ich sehe heute noch die Gesichter von den abziehenden Russen, als wir alle wieder auf den Hof kamen, aber es hat uns dann niemand mehr was angetan.

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