Karl Philipp Moritz - Anton Reiser. Ein psychologischer Roman

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Anton Reiser. Ein psychologischer Roman: краткое содержание, описание и аннотация

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Karl Philipp Moritz' wegweisender Roman «Anton Reiser» (1785–90) führt die Idee einer ›inneren Geschichte des Menschen‹ erstmals zum Erfolg. Die autofiktionale Fallgeschichte erzählt von einer Selbstbefreiung aus bedrückenden pietistischen und pädagogischen Zwängen. Sie gelingt durch allmähliche Anerkennung des Individuums als angehender Poet, Prediger und Schauspieler. Dieser erste »psychologische Roman« der deutschen Literatur erscheint mit neuem, ausführlichem Kommentar und Nachwort.
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Durch diesen einzigen Vorfall wurde Antons Abgötterei gegen den Pastor P[aulmann] einigermaßen herabgestimmt. Er betete ihn etwas weniger an, und liebte ihn desto mehr.

Indes hatte er sich sein Ideal von Glückseligkeit völlig von dem Pastor P[aulmann] abstrahiert. – Er konnte sich nichts Erhabeners und Reizenderes denken, als, wie der Pastor P[aulmann], öffentlich vor dem Volke reden zu dürfen, und alsdann, so wie er, manchmal gar die Stadt mit Namen anzureden. – Dies Letzte hatte insbesondre für ihn etwas Großes und Pathetisches – so dass er sich oft ganze [93]Tage über in seinen Gedanken beständig mit dieser Anrede beschäftigte – und sogar, wann er etwa, um Bier zu holen, über die Straßen ging, und ein paar Jungen sich balgen sahe, nicht unterlassen konnte, im Geiste die Worte des Pastor P[aulmann] zu wiederholen, und die ruchlose Stadt vor ihrem Verderben zu warnen, wobei er zugleich den Arm drohend in die Höhe hob. – Wo er ging und stand, haranguierte er in Gedanken für sich selber, und wenn er dann in recht heftigen Affekt geriet, so hielt er die Predigt gegen den Meineid.

So schwebte er eine Zeitlang in diesen angenehmen Phantasien hin, die ihn das Wollekratzen in der kalten Stube, das Hütewaschen im Eise, und den Mangel des Schlafs, wenn er oft mehrere Nächte hindurch wachen musste, fast ganz vergessen ließen. – Die Stunden entflohen ihm zuweilen während der Arbeit wie Minuten, wenn es ihm gelang, sich in den Charakter eines öffentlichen Redners hineinzuphantasieren.

Allein, sei es nun, dass diese unnatürliche Überspannung seiner Seelenkräfte, oder die für seine Jahre zu große Anstrengung seines Körpers zur Arbeit, ihn zuletzt niederwerfen musste – er ward gefährlich krank. Seine Pflege war nicht die beste. Er phantasierte im Fieber, und lag oft ganze Tage lang allein, ohne dass sich jemand um ihn bekümmerte.

Endlich arbeitete doch seine gute Natur sich durch: er ward wiederhergestellt. – Eine gewisse Trägheit und Niedergeschlagenheit blieb aber demohngeachtet von dieser Krankheit zurück – und der menschenfreundliche Herr L[obenstein] hätte ihm beinahe durch eine seiner sanften Ermahnungen ein tödliches Rezidiv verursacht.

[94]Es war eines Abends in der Dämmerung, da L[obenstein] in einem dunklen abgelegenen Gemache sich eines warmen Kräuterbades bediente, wobei ihm Anton zur Hand sein musste. Da er nun in diesem Bade schwitzte, und große Angst ausstund, so sagte er zu Anton mit einer Stimme, die ihm durch Mark und Beine drang: »Anton! Anton! hüte dich vor der Hölle!« – und dabei sah er starr in eine Ecke hin. –

Anton zitterte bei diesen Worten, ein plötzlicher Schauder lief ihm durch den ganzen Körper. Alle Schrecken des Todes überfielen ihn, – denn er zweifelte nicht im Geringsten, dass L[obenstein] in diesem Augenblick eine Erscheinung gehabt habe, wodurch ihm Antons Tod angedeutet sei; und das habe ihn zu dem fürchterlichen Ausruf: »Hüte, ach! hüte dich vor der Hölle!« bewogen.

L[obenstein] stieg nach diesem Ausruf plötzlich aus dem Bade, und Anton musste ihm zu seiner Kammer leuchten. Mit bebenden Knien ging er vor ihm her: und L[obenstein] schien ihm blasser als der Tod auszusehen, da er von ihm wegging.

Ist nun je mit wahrer Andacht und Heftigkeit zu Gott gebetet worden, so geschahe es itzt von Anton, sobald er allein war; er warf sich in einem Verschlag bei der Werkstätte, nicht auf die Knie, sondern aufs Angesicht nieder, und flehte zu Gott, und bat ihn, wie ein Missetäter über den schon der Stab gebrochen ist, um sein Leben – nur um eine Frist zur Bekehrung, wenn er ja sterben solle – denn ihm fiel ein, dass er mehr als zwanzigmal auf der Straße gelaufen, gesprungen, und mutwillig gelacht hatte – und nun lagen alle die Qualen der Hölle auf ihm, welche er dafür ewig würde erdulden müssen. – »Hüte, ach, hüte dich vor der [95]Hölle!«, gellte noch immer in seinen Ohren, als ob ein Geist aus dem Grabe ihm diese Worte zugerufen hätte – und er fuhr fort eine volle Stunde nacheinander zu beten, und würde die ganze Nacht nicht aufgehört haben, wenn er keine Linderung seiner Angst verspürt hätte; – aber sowie seine Brust einen ängstlichen Seufzer nach dem andern ausstieß, und endlich seine Tränen flossen, schien es ihm, als sei ihm von Gott Erhörung seiner Bitte gewährt – der nun lieber, wie dort bei den Niniviten, einen Propheten wolle zuschanden werden lassen, als dass er eine Seele verderben ließe. – Anton hatte sein Fieber weggebetet, worin er wahrscheinlich wieder zurückgefallen sein würde, wenn seine empörten Geister nicht diesen Ausweg gefunden hätten. – So heilt oft eine Schwärmerei, eine Tollheit die andere – die Teufel werden ausgetrieben durch Beelzebub.

Anton wurde nach dieser Ermattung durch einen ruhigen Schlaf erquickt, und stand am andern Morgen wieder gesund auf – aber der Gedanke an den Tod erwachte wieder mit ihm – höchstens glaubte er, sei ihm eine kleine Frist zur Bekehrung gegeben, und nun müsse er sehr eilen, wenn er noch seine Seele retten wolle.

Das tat er denn auch, sosehr er konnte; er betete des Tages unzählige Mal in einem Winkel auf seinen Knien, und erträumete sich zuletzt dadurch eine feste Überzeugung von der göttlichen Gnade, und eine solche Heiterkeit der Seele, dass er sich oft schon im Himmel glaubte, und sich nun manchmal den Tod wünschte, ehe er wieder von diesem guten Wege abkommen möchte.

Aber es konnte nicht fehlen, dass bei allen diesen Ausschweifungen seiner Phantasie, die Natur ihren Zeitpunkt wahrnahm, wo sie wieder zurückkehrte – und dann die [96]natürliche Liebe zum Leben, um des Lebens willen, in Antons Seele wieder erwachte. – Dann war ihm freilich der Gedanke an seinen bevorstehenden Tod sehr etwas Trauriges und Unangenehmes, und er betrachtete diese Augenblicke, als solche, wo er wieder aus der göttlichen Gnade gefallen sei, und geriet darüber in neue Angst, weil es ihm nicht möglich war, die Stimme der Natur in sich zu unterdrücken.

Jetzt empfand er doppelt alle die traurigen Folgen des Aberglaubens, der ihm von seiner frühesten Kindheit an, eingeflößet war – seine Leiden konnte man, im eigentlichen Verstande, die Leiden der Einbildungskraft nennen – sie waren für ihn doch würkliche Leiden, sie raubten ihm die Freuden seiner Jugend. –

Von seiner Mutter wusste er, es sei ein sicheres Zeichen des nahen Todes, wenn einem beim Waschen die Hände nicht mehr rauchen – nun sahe er sich sterben, sooft er sich die Hände wusch. – Er hatte gehört, wenn ein Hund im Hause mit der Schnauze zur Erde gekehrt, heule, so wittre er den Tod eines Menschen; – nun prophezeite ihm jedes Hundegeheul seinen Tod. – Wenn sogar ein Huhn wie ein Hahn krähete, so war das ein untrügliches Zeichen, dass bald jemand im Hause sterben würde – und nun ging hier gerade ein solches unglückweissagendes Huhn auf dem Hofe herum, welches beständig auf eine unnatürliche Weise wie ein Hahn krähte. – Für Anton klang keine Totenglocke so fürchterlich, als dieses Krähen; und dieses Huhn hat ihm mehr trübe Stunden in seinem Leben gemacht, als irgendeine Widerwärtigkeit, die er sonst erlitten hat.

Oft schöpfte er wieder Trost und Hoffnung zum Leben, wenn das Huhn einige Tage schwieg – sobald es sich dann [97]wieder hören ließ, waren alle seine schönen Hoffnungen und Entwürfe plötzlich gescheitert.

Da er nun so schon mit lauter Todesgedanken umging, fügte es sich, dass er das erste Mal nach seiner Krankheit wieder zu dem Pastor P[aulmann] in die Kirche kam. Dieser stand schon auf der Kanzel, und predigte über – den T od.

Das war für Anton ein Donnerschlag; denn da er nun einmal gelernet hatte, nach dem, was ihm von einer besondern göttlichen Führung in den Kopf gesetzt war, alles auf sich zu beziehen – wem anders, als ihm sollte nun wohl die Predigt vom Tode gehalten werden? – Mit nicht mehr Herzensangst kann ein Missetäter sein Todesurteil anhören, als Anton diese Predigt – der Pastor P[aulmann] fügte zwar Trostgründe gnug gegen die Schrecken des Todes hinzu, aber was verschlug das alles gegen die natürliche Liebe zum Leben, die, trotz aller Schwärmereien, wovon Anton den Kopf vollgepfropft hatte, dennoch bei ihm die Oberhand behielt.

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