Ein Roman von Justin C. Skylark
© dead soft verlag, Mettingen 2022
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Cover: Irene Repp
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Bildrechte:
Covermodel: François Schoder
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Fotograf: Maurizio Montani
Hintergrund:
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1. Auflage
ISBN 978-3-96089-508-4
ISBN 978-3-96089-509-1 (epub)
Für François
Nielo Becker, Physiotherapeut, und Robert Saxen, Chef eines Schwulenclubs, sind glücklich verheiratet – eigentlich! Wäre da nicht der junge, hübsche François, der im Club als Poledancer arbeitet und dem Robert grenzenlos verfallen ist.
Um seine Ehe zu retten, stellt Nielo knallharte Bedingungen auf, die Robert und François zwar einen gemeinsamen Tag in der Woche einräumen, aber ansonsten dafür sorgen, dass Nielos Nebenbuhler auf Abstand gehalten wird.
Nach einem tragischen Todesfall, den es zu vertuschen gilt, sehen sich die drei Männer jedoch gezwungen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Und schon gerät das Arrangement zwischen ihnen außer Kontrolle …
François …
Allein wie er seinen Namen aussprach, bescherte mir eine regelrechte Gänsehaut, dabei hatte ich eigentlich keinen Grund, um eifersüchtig zu sein.
Ich hatte in gleichem Maße Rechte wie er. François … Rechte und Pflichten … Sogar mehr als das.
Aber nun der Reihe nach:
Zwischen Robert, François und mir gab es diese Abmachung. Ich weiß gar nicht, wann alles genau angefangen hatte. Vermutlich in den Tagen, in denen Robert gestresst nach Hause gekommen war und ich ihm nichts weiter bieten konnte als meine langweiligen Praxisgeschichten und aufgewärmtes Essen.
Die Luft war buchstäblich raus gewesen; nicht unüblich nach 5 Jahren fester Beziehung. Es hieß allerdings nicht, dass wir uns nicht mehr liebten. Das taten wir – von ganzem Herzen.
Vor zwei Jahren hatte Robert mir sogar einen Antrag gemacht. Er wurde mein Ehemann. Wir wohnten zusammen und die Zukunft lag uns zu Füßen.
Alltag und Stress machten uns dagegen zu dem, was wir inzwischen waren: ein schwules Paar, das alles hatte und doch einiges vermisste …
Robert war älter als ich. Am Anfang meiner Karriere, als ich das erste Mal auf ihn stieß, hatte er bereits sein Lebenswerk erbaut. Während ich plante, als examinierter Physiotherapeut eine eigene Praxis zu eröffnen, besaß er schon ein Etablissement in der Stadt und das riesige Haus am Waldrand. Aber das war nie der springende Punkt gewesen.
Vom ersten Moment an hatte er mich umgarnt und auf Händen getragen.
Vermutlich hätte ich mich nicht so schnell auf ihn eingelassen, doch seine liebreizende Art nahm mich sofort gefangen. Ich lernte von ihm. Er war mir ein Vorbild und es war nicht so, dass ich beim Sex immer unten lag. Wir harmonierten, ja, eigentlich auf allen Ebenen.
In dem Augenblick, in dem er mir beichtete, dass er der Besitzer des einschlägigen Schwulenclubs im Rotlichtviertel war und der Chef der dazugehörigen Meute, hatte es mich bereits erwischt. Von da an gab es kein Zurück mehr.
Ursprünglich war er zu den Massageterminen gekommen, weil er an einem hartnäckigen HWS-Syndrom litt, das ich mit gezielten Handgriffen lockern und vertreiben konnte.
Später nutzte er die arrangierten Hausbesuche, um mich zu ficken. Das ging keine zwei Wochen gut. Mein damaliger Arbeitgeber bekam Wind von der Sache und ich flog im hohen Bogen raus.
Nach weiteren vierzehn Tagen zog ich bei Robert ein und kaufte mit seiner Unterstützung eine eigene Massagepraxis, die auf Anhieb zum Selbstläufer wurde, sodass ich meine Schulden im Handumdrehen begleichen konnte. Ums Finanzielle war es also auch nie gegangen, obwohl ich mir vorstellen kann, dass das der ein oder andere hinter unserem Rücken behauptete.
Der Sugardaddy und sein Gespiele – ja, ich denke, das dachten einige über uns.
Aber das brachte uns nicht aus der Ruhe.
Jedoch ging die Leidenschaft ihre eigenen Wege und irgendwann glänzte sie zwischen unseren Laken mit Abwesenheit.
Sie können mir nicht folgen? Dann von Anfang an …
François …
Es war ein Tag wie jeder andere gewesen. Die vielen Kunden in der Praxis brachten mich zur Erkenntnis, dass ich mein Leben im Griff hatte.
Inzwischen konnte ich mir drei Mitarbeiter und eine Auszubildende leisten und auch mal Urlaub nehmen. Oftmals war ich am Ende des Tages aber ebenso erschöpft wie meine Klienten. Dann sehnte ich mich nach einem entspannten Feierabend, einem heißen Bad, einem Glas Sekt … ein paar gemütlichen Stunden auf dem Sofa … zusammen mit Robert.
Das Problem an der Sache war, dass der immer häufiger nicht zeitig nach Hause kam. An einigen Abenden fand er überhaupt keinen Weg in unser Bett.
Ich verfolgte den Zustand ein paar Wochen, bis mir der Kragen platzte, denn ich ahnte, wer der Grund für sein Verhalten war.
François …
Ich ging nicht gern in diesen Club und nicht nur, weil er Robert gehörte. Bars und Diskos … Okay, die hatte ich zu Jugendzeiten auch besucht, aber Striptease und Poledance standen nicht auf meiner favorisierten Liste.
Robert besaß dieses Etablissement bereits, als er mich noch gar nicht kannte. Ich ging davon aus, dass hinter den Kulissen mehr lief, als er mir erzählte. Aber ich hatte nie danach gefragt. Vielleicht wollte ich es nicht wissen.
Da es der einzige Club in der Stadt war, der sich auf ein schwules Publikum eingeschossen hatte, war er stets gut besucht. Das Geschäft boomte.
Ich beklagte mich nicht, denn Roberts Arbeit verhalf uns zu einem gehobenen Lebensstandard, den ich nicht missen wollte.
Die schwarzen Zahlen auf unseren Konten waren ausschlaggebend dafür, dass ich meinen eigenen Job gelassen und dennoch fokussiert anging.
Mir saßen keine Darlehen im Nacken. Am Ende des Monats konnte ich nicht behaupten, den Gürtel enger schnallen zu müssen. Kurz gesagt: Uns ging es gut – bis zu diesem Abend:
Piet stand hinter dem Tresen, lediglich mit Krawatte und String bekleidet, aber das war hier bei den Angestellten so üblich. Der Club lebte von Freizügigkeit und exzellenten Stripshows. Wer darauf abfuhr, kam auf seine Kosten – wortwörtlich gemeint. Für ein Glas Sekt blätterte man 10 Euro hin, für eine Flasche einen Fünfziger und die Kunden waren so verrückt, das zu zahlen.
Ich war der Ehemann vom Chef. Piet erkannte mich auf den ersten Blick und der sah fast erschrocken aus.
„Nielo? Was machst du denn hier?“
Eine verdammt blöde Frage. Was sollte ich hier schon machen – mitten in der Woche? Abgesehen davon, ging es ihn etwas an?
„Mach mir mal einen Scotch, einen doppelten!“, forderte ich. Er nickte und machte sich sofort an die Arbeit. Derweilen sah ich mich um. Auch unter der Woche war der Laden gut besucht, dabei rückte der Zeiger auf Mitternacht. Aber ich wusste: Je später der Abend, desto frivoler die Shows.
An den Seiten der Tanzfläche standen zwei Podeste mit Polestangen und einem Metallkäfig, in dem ein Erwachsener mühelos Platz finden konnte. Die kleinen Bühnen wurden vom bunten Laserlicht angestrahlt. Rings um das Parkett gab es Sitzgelegenheiten, einige auch nah am Geschehen.
Was ich suchte, fand ich nicht.
„Wo ist Robert?“, warf ich in Piets Richtung. Mein Drink stand inzwischen vor mir und ich nahm einen kräftigen Schluck. Musste ich ja nicht bezahlen. Vielleicht sollte ich extra viel trinken – auf Roberts Kosten.
„Der?“ Ich bemerkte das Zögern in Piets Gesichtsausdruck. Er wusste genau, wo sich mein Angetrauter herumtrieb, doch er haderte mit sich, mir das zu sagen. „Ich glaube, der ist im Büro.“
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