„Ah, Ella“, sagt der ältere Mann lächelnd. „Setz dich. Ich habe mir erlaubt, einen Cappuccino für dich zu bestellen.“ Seine grünen Augen mustern sie ausgiebig und bringen ihre Wangen zum Leuchten. Sie setzt sich auf den leeren Sessel vor ihm, mit dem niedrigen Tisch als Schutz zwischen ihnen. Ihre Hände zittern, als sie sich nach der Kaffeetasse streckt. Als sie sie anheben will, verschüttet sie etwas von dem warmen Kaffee über den Tisch. „Mist“, flüstert sie und reckt sich nach den Servietten, als seine große Hand sich um ihre schließt. Sie sieht in seine grünen Augen. Er lächelt ihr beschwichtigend zu. „Sei nicht nervös, Ella“, sagt er mild, während sich seinen warmen Finger enger um ihre kalte, zitternde Hand legen.
Sie denkt daran, wie sie am Abend zuvor gechattet haben, als sie gerade ihre Liveshow starten wollte. An seine Nachricht, die sie nur zufällig geöffnet hatte. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, ein Sugarbaby zu sein? Ella wusste kaum, was das war, aber der anonyme Mann hatte es gern erklärt. Er beschrieb es etwa wie eine Geschäftsvereinbarung; zwei Menschen gehen eine Abmachung ein, bei der der eine für alles bezahlt und dafür die Gesellschaft des anderen bekommt. Zuerst hatte Ella nicht einmal geantwortet, sie schloss die Nachricht und wollte gerade mit der Show beginnen, als sie begriff. Wenn sie sich auf den Vorschlag des Mannes einließ, müsste sie keine Shows mehr machen. Sie müsste den Rest des Sommers nicht arbeiten. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag zum Kaffeetrinken, um auszuloten, was sie beide wollten. Um zu sehen, ob es passte.
Und nun sitzen sie hier. Ella ist nervös und Claude trägt ein kleidsames Lächeln auf den Lippen. Er kann seinen Blick kaum von ihr wenden, nicht einmal, als er den Kaffee aufwischt, den sie gerade verschüttet hat.
„Also, Ella“, setzt Claude an. „Ich bin froh, dass du mich heute treffen wolltest.“ Ella lächelt ihn nervös an und nickt vorsichtig, während sie nur denken kann: Gott, ist der heiß.
„Wie ich dir gestern geschrieben habe, mache ich gern sugardating. Ich bin also auf der Suche nach einem Verhältnis mit einer jungen Frau, die bereit ist, ihren Sommer mit mir zu verbringen.“ Er hält inne und senkt die Stimme etwas, als er fortfährt: „ich suche nach jemandem, die bereit ist, mich bei Events und auf Reisen zu begleiten und die mir einfach nah sein will. Ich bin mit einer nicht-sexuellen Abmachung zufrieden, aber sollte mein Gegenstück mehr wollen, bin ich gern bereit, diesem Wunsch entgegenzukommen. Im Gegenzug wird diese Person sehr, sehr verwöhnt werden. Und ich möchte sehr gern, dass du diese Frau bist.“
„Okay“, ist das Einzige, das Ella nach einer langen Pause sagen kann. Sie fühlt sich so fehl am Platz, wie sie hier mit diesem Mann in diesem abgewrackten, kleinen Espresso House mit ihrem verschütteten Kaffee sitzt. Es fühlt sich wie ein Traum an, aus dem sie bald aufwachen wird, wenn sie sie nur stark genug in den Arm kneift.
„Ich sehe dass du unsicher und nervös bist.“ Seine Augen blitzen auf und seine Zähne werden sichtbar, als er grinst: „Aber ich bin es gewöhnt, zu bekommen, was ich will, und ich habe vor, es auch diesmal zu bekommen.“
Ella merkt, wie es sie zwischen den Beinen kribbelt. Claudes Blick ist so unglaublich intensiv. Seine Lippen sind dick und unter ihnen versteckt sich ein perfektes Lächeln, das sie komplett zum Schmelzen bringt. Sie stellt sich vor, wie sich diese Lippen an ihren Hals pressen, die groben Hände sie überall berühren und in dem Moment kann sie nicht anders, als seinen Bedingungen zuzustimmen. Sie ist ein Sugarbaby – und er ist ihr Sugardaddy.
Claude ist genauso reich wie gutaussehend. Er steht zu seinem Wort und verwöhnt Ella mit diversen Kleidern, Schmuckstücken und Restaurantbesuchen. Sie verbringen zwei Monate gemeinsam auf Reisen. Zusammen besuchen sie Berlin, Paris, Milano, Venedig, Kreta, Korsika und viele andere Orte auf der ganzen Welt.
Zu Beginn fühlt sich Ella etwas gehemmt in Claudes Nähe, aber während die Tage vergehen, lernen sie einander besser kennen. Er ist nicht nur unglaublich großzügig, charmant und nett – er ist auch intelligent und witzig. Ihr Wohlbefinden ist ihm wirklich wichtig und er achtet immer darauf, dass es ihr gut geht.
Es dauert zwei ganze Wochen, bis sie sich das erste Mal küssen, aber als Ella seine Lippen gekostet hat, gibt es keinen Zweifel mehr daran, dass sie sich sehr zu ihm hingezogen fühlt. Auf einer privaten Dachterrasse mit Ausblick über den Eiffelturm lässt sie seine groben Hände ihr Höschen herunterziehen. Er streichelt sie vorsichtig, als ob er Angst hat, ihr weh zu tun, während die Gier in seinen Augen brennt. Er stellt sicher, dass sie gut aufgewärmt ist, ehe er seinen Schwanz in sie gleiten lässt. In dem Augenblick, als sie spürt, wie er sie ausfüllt, fragt sie sich kurz, warum sie ihn nicht schon eher reingelassen hat. Claude nimmt sie von hinten – erst sanft, dann schneller. Er legt sich über ihren Rücken und während er weiter stößt, finden seine Finger ihre Klitoris. Während er sie penetriert, streichelt er sie. Sein Gewicht auf ihr fühlt sich sicher an, obwohl sie nicht wegkann. Sie ist ganz in seiner Gewalt und bei dem Gedanken fängt sie an zu stöhnen und spürt den Orgasmus kommen. Er weiß genau, was er tut. An diesem Abend hören die Einwohner von Paris Ella vor Lust schreien. Ihre Stimme schallt zwischen den Gebäuden wider.
Ihre Reise um die Welt setzt sich in den Pariser Fußspuren fort. Sie können nicht die Finger voneinander lassen.
Sie gehen Hand in Hand durch die warme Stadt. Sie sind in Kopenhagen, wo sie später am Abend zur Eröffnung einer Kunstgalerie gehen werden.
Claude bestand darauf, dass sie als sein Date mitgehen sollte, und Ella stimmte zu, ehe sie darüber nachgedacht hatte, was es bedeuten würde, mit Claude mitzugehen. Sie würde zum ersten Mal bei einer wichtigen, öffentlichen Veranstaltung als seine Freundin präsentiert werden, wo auch seine Freunde und Kollegen sein würden. Es war ihr bewusst, dass sie als Claudes neues Mädchen, als sein neues Schmuckstück gesehen werden würde. Jeder konnte sehen, dass dies keine gewöhnliche Beziehung war. Für viele Frauen wäre der Gedanke erniedrigend, als eine von vielen Frauen gesehen zu werden, aber für Ella war er berauschend.
Ella genießt die Blicke, die ihr vorbeigehende Männern und Frauen zuwerfen. Sie kann sehen, dass sie alle dasselbe denken: Was macht eine so junge Frau mit einem so alten Mann? Wenn jemand besonders lange starrt und vielleicht sogar noch die Nase rümpft, stellt sich Ella auf die Zehen und küsst Claude. Lüstern. Genau vor deren Nase.
„Also … was soll ich heute Abend anziehen?“, fragt Ella verführerisch, als sie herumgehen. Claudes Hand steckt in ihrer Jeanstasche und hält ihre Pobacke fest im Griff. Sie kichert und spürt das wohlbekannte Kribbeln. Der Gedanke, dass die Leute sie sehen, dass sie Claudes Hände auf ihrem Körper sehen, macht sie wild vor Lust.
„Hm. Nichts?“, grinst er als Antwort. Ella schüttelt lachend den Kopf.
„Nein, echt jetzt“, insistiert sie. „Was soll ich anziehen?“
Sie gehen in zahlreiche Boutiquen und sehen sich Kleider an. Exklusive Boutiquen mit Marken, von denen Ella noch nie gehört hat. Sie wagt es kaum, auf die Preisschilder zu gucken, weiß aber gleichzeitig, dass Claude das nichts ausmacht. Ein Kleid ist nichts für ihn.
Ob Claude den Boutiquenangestellten Geld zusteckt, damit sie sich fernhalten, oder ob er das Risiko eingeht, weiß Ella nicht. Aber als sie sich gerade in einer Umkleidekabine auszieht, taucht er plötzlich hinter ihr auf. Er zieht den schweren Samtvorhang zu und beobachtet sie still im Spiegel. Seine warmen Finger streicheln ihre Arme und sie erschaudert.
All das ist so neu für Ella – obwohl sie und Claude sich vor über zwei Monaten zum ersten Mal getroffen haben, hat sie sich noch nicht an ihren Platz oben auf dem Marmorsockel gewöhnt. Sie hat sich weder an die Geschenke, noch ans Geld und auch nicht an seine enorme sexuelle Lust gewöhnt. Vor allem kennt sie ihre eigene Gier nach seiner Nähe und seiner warmen Haut nicht. Als Ella sich den vorigen Sommer entdeckt hat, ganz allein, indem sie sich selbst befriedigte, glaubte sie, dass es besser nicht werden könnte. Claude ist in ihr Leben getreten und hat ihr das Gegenteil bewiesen.
Читать дальше