Die Antwort auf die Frage »Was versäumen wir?« wird durch unterschiedliche Perspektiven gegeben. Es braucht Personen, die Dinge in einem anderen Licht sehen, um auf potenzielle Probleme – oder Chancen – aufmerksam zu werden. Das ist der Grund, weshalb es kostspielig für Sie werden kann, wenn Sie ein rein weißes oder überwiegend weißes Unternehmen haben: Sie bekommen womöglich keine andere Perspektive oder Sicht auf geschäftliche Themen, die Ihren Umsatz und Gewinn steigern könnten. Sie sehen womöglich die Anzeichen nicht. Sehen Sie sich Ihr Unternehmen an, so objektiv Sie können, und schauen Sie, ob Sie etwas von solchen Anzeichen erkennen. Wenn das der Fall ist, versäumen Sie womöglich Chancen, die Ihr Geschäft wachsen lassen könnten.
Anzeichen dafür, dass Ihr Unternehmen womöglich Chancen versäumt
Die folgende Liste beleuchtet Anzeichen, dass Ihr Unternehmen aufgrund von Voreingenommenheit womöglich Chancen versäumt:
Sie könnten verschiedene Bevölkerungsgruppen bedienen, tun dies aber nicht: Schwarze Menschen, Latinx, Asiaten, andere People of Color, LGBTQ+, verschiedene Altersgruppen/Generationen, Männer, Frauen, Nichtbinäre, Militär.
Sie bedienen zwar verschiedene Bevölkerungsgruppen, aber Ihre Belegschaft ist nicht divers. Es gibt in Ihrer Belegschaft keine Person, die die Perspektive einiger Ihrer besten Kunden/Kundinnen teilt, und daher weiß auch niemand, wie Ihre diversen Kunden/Kundinnen besser bedient werden könnten.
Sie haben Probleme, People of Color als Mitarbeitende zu finden oder zu halten. Liegt das nur an diesen oder zum Teil vielleicht auch an Ihnen? Vielleicht ist ja Ihr Arbeitsumfeld nicht so einladend oder so angenehm, wie Sie denken.
Sie achten nicht auf demografische Veränderungen. Zum Zeitpunkt des Schreibens macht die Latinx/Hispanic-Bevölkerung in den USA 19 Prozent der Gesamtbevölkerung aus und die Bevölkerung der Afroamerikaner 14 Prozent. Das ist ein glattes Drittel der US-Bevölkerung! Es wäre doch dumm, ein Drittel des Marktes zu ignorieren, aber viele Unternehmen tun es trotzdem.
Wenn Sie erkennen, dass einige dieser Anzeichen auf Ihr Unternehmen oder Team zutreffen, ist das eine deutliche Warnflagge. Und eine Chance! Sie müssen hier besser werden, um ein gutes Unternehmen oder eine gute Führungskraft zu werden.
Sie wissen bereits, dass Diversity vom moralischen und sozialen Standpunkt aus betrachtet ihren Wert hat. Sonst würden Sie dieses Buch nicht lesen. Aber Geschäfte beruhen auf Zahlen. Sie beruhen auf Leistung . Das nächste Kapitel wird Ihnen zeigen, wie stark auch der Business Case für Diversity ist. Ich nenne das »Diversity als Gegenmittel (›Remedy‹)«.
4 Der Business Case für Diversity
Hier eine Tatsache, die eine Überraschung für Sie darstellen könnte: Unternehmen, die divers sind, sind in allen Bereichen besser, die im Geschäftsleben eine Rolle spielen. Ohne Ausnahme . Eine Studie nach der anderen belegt immer wieder neu, dass diverse Unternehmen bessere Leistungen hinsichtlich jeder Messgröße bringen, die Unternehmen zur Erfolgsbewertung verwenden: 1
höhere Umsätze,
höhere Gewinne,
besseres Ansehen des Unternehmens,
verbessertes Unternehmens-Image,
höherer Markenwert,
Wachstum des Kundengeschäfts – bei Neukundenakquise und Kundenausgaben,
höhere Kundenzufriedenheit,
größere Kundentreue,
besseres Kundenverständnis und bessere Fähigkeit, Kundenbedürfnisse zu antizipieren,
größere Fähigkeit, Talente anzuziehen und zu rekrutieren,
bessere Qualität der Bewerber*innen,
breitere Basis von Talenten mit neuen und unerschlossenen Perspektiven,
bessere Problemlösungen,
bessere Leistung und Produktivität der Mitarbeitenden,
stärkeres Engagement der Mitarbeitenden,
höhere Zufriedenheit der Mitarbeitenden,
geringere Abwesenheitszeiten,
größere Unternehmenstreue der Mitarbeitenden,
höhere Kreativität,
mehr Lösungen,
größere Anpassungsfähigkeit,
mehr Innovation,
höherer Marktanteil,
Wettbewerbsvorteile in zweierlei Hinsicht:Der erste Vorteil, den diverse Unternehmen besitzen, besteht darin, so aufgestellt zu sein, dass die diverse Kundschaft besser bedient werden kann. Der Kundendienst wird besser, wenn die Mitarbeitenden mit Kunden/Kundinnen unterschiedlichsten Backgrounds effektiv kommunizieren können. Wenn Sie ein diverses Team haben, bringt dieses seine Kenntnisse und Erfahrungen ein. Die Mitarbeitenden sorgen dann für ein besseres Kundenerlebnis, weil sie wissen, was ihre diversen Kunden/Kundinnen wollen und erwarten. Ein diverses Team kann diese Erwartungen erfüllen und Kundenzufriedenheit sowie Kundentreue in ungeahnte Höhen treiben.Der zweite Vorteil, den diverse Unternehmen besitzen, besteht darin, dass ihre Führungsebene wahrscheinlich diverser ist als die ihrer Konkurrenz, jetzt und in Zukunft. Wenn Ihr »Spielerkader« divers ist, werden die Spieler*innen, wenn sie beruflich aufsteigen und selbst Führungskräfte werden, wahrscheinlich weniger Kunden/Kundinnen übersehen, die von der Konkurrenz ignoriert werden.
Wie schafft es Diversity, bei all diesen entscheidenden Messgrößen zu »liefern«? Was ist die »geheime Zutat« in der Diversity? Nun, es handelt sich um eine enorm wichtige Zutat: bessere Entscheidungsfindung . Jeder Aspekt in einem Unternehmen ist das Ergebnis von Entscheidungen: wen Sie einstellen, wie Sie ausbilden, welche Waren oder Leistungen Sie anbieten, welche neuen Waren oder Leistungen Sie hervorbringen, wie Sie (potenzielle) Kunden und Kundinnen erreichen, wie Sie ihnen zuhören, wie Ihre Belegschaft mitarbeitet (oder nicht), ob Sie gesehen und gehört und geschätzt werden (oder nicht). Das ganze Geschäftsleben besteht aus einer fortlaufenden Reihe von Entscheidungen. Wenn Sie Ihre Entscheidungen also insgesamt verbessern können, erscheint es logisch, dass Ihr Unternehmen oder Ihr Team oder Ihre Marke erfolgreicher werden. Der Feind guter Entscheidungen ist dagegen Gruppendenken; Forscher*innen sprechen hier auch von der »sozialen Mehrheit« in einem Unternehmen.
Gruppendenken kann Gift für Ihr Geschäft sein
Wir wissen alle, wie es bei der Arbeit zugeht: Wir kommen zu Meetings zusammen und haben Entscheidungen zu treffen, zu Strategie und Taktik; wer, wie, wo, wann … Es gibt zwei Möglichkeiten, wie wir in solche Besprechungen gehen können:
1 engagiert und begeistert vom Thema des Meetings und begierig, etwas beizusteuern, oder …
2 apathisch und teilnahmslos, denn: »Es hört eh nie jemand auf meine Ideen – ich komme nur, um die Entscheidung mitzukriegen und sie dann umzusetzen. Reine Pflichterfüllung.«
In den meisten Unternehmen, den meisten Meetings kommt es mit der Zeit zu Gruppendenken. Niemand plant oder erwartet das, aber es passiert eben: Ein paar Leute spielen sich ein paar Ideen oder Optionen in Bezug auf einen neuen Ansatz zu, und nach einer Weile beginnt der Rest der Gruppe zu nicken. Das ist so, weil sich alle Teilnehmer*innen der Besprechung hinsichtlich des behandelten Themas einig sind. Oder aber – wenn sie nicht dieser Meinung sind –, weil sie sich beugen, da die soziale Mehrheit der Gruppe die größere Macht hat. Ich spreche hier nicht von Positionen oder Titeln im Unternehmen oder davon, wer der oder die »Stärkere« ist. Was ich meine, ist vielmehr: Wenn die Leute anfangen, sich einig zu sein, und die Zustimmenden zur Mehrheit in der Diskussionsrunde werden, ist es für alle Übrigen einfach leichter, zuzustimmen, als eine abweichende Meinung zu vertreten. Es ist schwer, eine Meinung zu äußern, die der Überzeugung und den Plänen der Gruppe zuwiderläuft. Es braucht echten Mut und Selbstvertrauen, nicht mit dem Strom zu schwimmen und mit einer Meinung oder Ansicht hervorzutreten, die womöglich nicht willkommen ist oder nicht gut aufgenommen wird. Da ist es doch viel leichter, einfach zu schweigen und alles laufen zu lassen.
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