Wenn ich mich doch nur erinnern könnte. Aber da war nichts. Rein gar nichts. Nicht mal der Hauch einer Ahnung. Nur wieder dieses Bild von einem Schraubenzieher und einem Auto.
»Ups. Du wusstest wohl wirklich von rein gar nichts. Entschuldige bitte, aber es ist einfach so aus mir herausgesprudelt. Du kennst mich. Manchmal, da bin ich einfach nicht in der Lage, meine Klappe zu halten, auch wenn es besser wäre. Oje, Stacy, Drew, vielleicht ist es besser, wir rufen den Arzt. Miranda, kannst du mich hören? Sag doch etwas.« Am liebsten wäre ich an den Ort zurück geflüchtet, der mir während meines Aufenthaltes in der Klinik sehr vertraut wurde: mein Unterbewusstsein. Doch irgendetwas hielt mich davon ab.
Ich blickte starr vor mich hin, als die Erkenntnis langsam in meinen Geist durchsickerte. Auch diese Beziehung war tatsächlich gescheitert. Auch dieser Mann hatte mich verlassen. Auch hier würde es für mich kein Happy End geben.
»Miranda, wir machen uns Sorgen. Ruft doch mal einer einen Arzt! Sie ist ja völlig weggetreten. Wo schaut sie denn hin? Was machen wir denn jetzt?« Drew klang panisch, doch ich brauchte noch einen Moment, um meine Gedanken zu sortieren.
Irgendwie war es mir nicht möglich, dem kleinen Raum in meinem Kopf zu entkommen, bis sich schließlich ein Schalter umlegte und ich klar und deutlich vor mir sah, was vor dem Brand geschehen war.
Ich sah mich in der Teeküche, wie ich dort stand und mit Samuel telefonierte. Und ich sah mich, wie ich ängstlich auf dem Boden lag und mir ausmalte, wie lange es wohl dauern würde, bis ich sterben würde.
Und ich hörte eine Stimme, seine Stimme. Die Stimme des Mannes, der mich gerettet hatte. Der für mich durchs Feuer gegangen war, obwohl ihm alle davon abgeraten hatten, obwohl es gefährlich für ihn war und obwohl er mich nicht kannte.
Ich schloss für einen Moment die Augen und versuchte zu verstehen, dass ich mal wieder am Scheidepunkt stand. Was sollte ich tun? Weitergehen oder stehen bleiben und warten, bis der Prinz mich aus dem Turm befreit?
Backstein auf Backstein hatte ich in all den Jahren ganz eng um mein Herz gesetzt, damit es nicht wieder in tausend Einzelteile zerbrach. Dabei hatte ich vielleicht manchmal zu wenig gegeben oder zu viel genommen. Was war nur mit mir los, dass ich es einfach nicht schaffte, ein normales Leben zu führen?
»Danke, Emily. Ich brauche keinen Arzt. Mir geht es gut. Ich konnte mich nur gerade wieder an die Dinge erinnern, die vor dem Brand passiert sind. Samuel hat mit mir Schluss gemacht. Mal wieder ein Mann, der es an meiner Seite nicht ausgehalten hat. Tja, ich bin in dieser Hinsicht wohl wirklich vom Pech verfolgt. Ganz so, als wäre es mir nicht vergönnt, mein Glück zu finden. Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, dass es besser für mich wäre, allein durchs Leben zu gehen. Vielleicht nicht besser, aber weniger schmerzvoll, wenn ihr versteht, was ich meine. Ich halte dieses permanente Gefühlschaos in mir drinnen einfach nicht länger aus. Kaum hat man sich verliebt, ist es, als wenn man auf einem Pferd säße, das immer schneller wird. Doch nach ganz kurzer Zeit, wenn man glaubt, am Höhepunkt angelangt zu sein und alles würde danach noch besser, hält es plötzlich an und man wird von diesem rassigen schwarzen Araber gerissen und schlägt hart auf dem Boden der Tatsachen auf. Wisst ihr, was ich meine?«
»Also, Liebes, man kann bei Samuel ja wohl kaum von einem Hengst sprechen. Vielleicht von einem Shetlandpony. Von einem sehr kleinen Shetlandpony.«
»Ach, Stacy, du weißt doch, was ich meine. Du hast dich doch auch schon von den Typen blenden lassen. Wie hieß der Kerl noch gleich, wegen dem du auf und davon bist, um schließlich in Mitchs Armen zu landen?«
»Das ist doch wirklich etwas ganz anderes. Außerdem, mal ganz im Vertrauen: Vom Regen in die Traufe. Ohne Witz, manchmal ist Mitch so eine furchtbare Klette, dass ich mich in Gedanken wieder auf den Highway stelle, um ein Abenteuer zu suchen.«
»Du bist undankbar. Du hast alles, wovon ich nur träumen kann. Sogar deine kleine Tochter ist einfach nur Zucker. Wie kannst du nur sagen, dass du bereit wärst, dieses perfekte Leben aufzugeben?«
»Miranda, es gibt für jedes Töpfchen ein Deckelchen. Vielleicht ist deines ja noch gar nicht geboren oder lebt in Europa«, versuchte Drew die Wogen etwas zu glätten.
»Ja, oder er sitzt in der Feuerwache in der Virginia Avenue«, mischte sich nun auch Emily ein. Sogleich waren wir alle still und blickten sie fragend an. »Was denn? Das letzte Interview wurde doch in Noahs Wache aufgezeichnet. Da war es doch ganz klar zu erkennen, wo gedreht wurde. Außerdem stand es auch unten im Bild. Schaut ihr denn nie aufmerksam zu?«
»Ja, ähm, das vielleicht schon, aber meinst du denn wirklich? Also, ich und Noah? Ich weiß nicht. Das wäre so klischeehaft, so absehbar, so …«
»Schicksal, Baby.«
Im Gegensatz zu meinen Freundinnen, die bereits beratschlagten, wie ich Noah rein zufällig über den Weg laufen könnte, um dann rein zufällig zu bemerken, dass er mein großer Retter war, zweifelte ich an dem Happy End.
Entweder die drei hatten heute die rosarote Brille auf oder sie hatten Mitleid mit mir, weil ich mal wieder abserviert worden war. Natürlich war es im Grunde sehr lieb von ihnen, dass sie sich so um mein Wohl sorgten.
Ich fragte mich allerdings wirklich, ob es da draußen überhaupt jemanden geben konnte, der mich um meiner selbst willen lieben konnte, wenn ich schon kaum dazu in der Lage war.
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