Viele von ihnen verstanden ihn nicht. Wie auch, wo sie doch niemals gesehen hatten, wie er wirklich lebte. Die wenigsten kannten ein Leben, wie er es führte.
Aber er mochte sie alle, auch ihre heute zahlreich versammelten Frauen und Freundinnen. Sie waren alle samt anders als die Geier, die sich so gern an Fire&Ice klammerten.
Doch am liebsten mochte er die Ruhigen unter ihnen. Nina oder auch Nicky, wenn sie einen guten Tag hatte. Wie Dario es mit Carry aushalten konnte, war ihm schleierhaft.
Frauen wie Carry und Tia würden ihm in kürzester Zeit den letzten Nerv rauben. Nicht dass er diese Art der Unterhaltung nicht zu schätzen wusste, sehr sogar. Die Wortgefechte und ihre bissigen Kommentare steigerten den Wert einer jeden Unterhaltung enorm.
Ganz im Gegenteil zu dem grausamen Getratsche der Geier.
Das Lachen und Kichern der Frauen an seiner Seite wurde von Drink zu Drink immer lauter und durchdringender.
Genervt verzog er sein Gesicht und fing quer durch den Raum hinweg Tias Blick auf. Tys Schwester lächelte breit. Es war eines dieser Lächeln, bei dem man nie wusste, wessen Bein sie als nächstes ausreißen würde.
Als er sie entdeckte, stand sie auf der anderen Seite des Raumes. Sie sah gut aus wie immer, genauso wie er seine Frauen rein optisch bevorzugte.
Ein schlanker Body mit Kurven an den richtigen Stellen. Einen ordentlichen Arsch und volle Brüste. Für eine Frau war sie groß. Wenn sie sehr hohe Absätze trug, konnte sie ihm beinahe in die Augen sehen. Bei seiner Körpergröße von 1,87 Metern schafften das nur wenige.
Die hautenge schwarze Jeans und das rückenfreie schwarze Top betonten ihre schmale Taille.
Ihre schwarzen Locken fielen weich über ihre Schulter. Ihr Lächeln war strahlend und einladend, auch wenn ihr Körper etwas anderes sagte.
Sie war selbstbewusst. Keine Beute, sondern eine Frau, die sich ihren Mann selber aussuchte. Sie war selbst ein Raubtier. Schön, elegant, anmutig und gefährlicher als sie aussah.
Auch jetzt stand wieder einer dieser armen Trottel vor ihr und spendierte ihr einen Drink in der Hoffnung, sie abschleppen zu können. Wobei es maximal andersrum sein würde.
Frauen wie Tia ließen sich nicht abschleppen. Dafür wussten sie einfach zu genau, was sie wollten.
Sie wandte Luce ihren Blick zu. Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie deutete mit ihrem Kinn auf die beiden Geier die sich seit einiger Zeit in seine Arme schmiegten.
Er lächelte frech zurück und deutete auf den Nerd vor ihr. Ihre einzige Antwort war ein Augenrollen, ehe sie sich wieder ihrem Gesprächspartner zuwandte.
Nein, der arme Trottel hatte definitiv keine Chancen bei ihr.
Er war lediglich ihr Opfer zum Warmspielen.
Irgendwann würde sie genug von ihm haben und ihn gegen einen anderen austauschen.
Er beobachtete sie eine Weile und sah belustigt dabei zu, wie ihre Geduld immer mehr abnahm.
Aber der Nerd ließ sich nicht abwimmeln, im Gegenteil. Je mehr sie sich von ihm distanzieren wollte, umso aufdringlicher wurde er.
Er griff nach ihrer Hand oder ihrer Hüfte, bedrängte sie immer dreister.
Bei jeder anderen Frau aus seinem Bekanntenkreis, hätte Luce jetzt schon eingegriffen. So hatte er es zuhause gelernt. Frauen mussten beschützt werden, man musste auf sie aufpassen, jederzeit wachsam bleiben.
Doch Tia konnte sich durchaus selber beschützen. Auch sie war auf der Straße groß geworden. Sie hatte sich stets gegen den Schutz ihres großen Bruders gewehrt.
Sie brauchte keine Hilfe, brauchte wahrhaftig keinen Bewacher. Sie war kein zartes Mädchen, sie konnte sich selber durchbeißen. Sie war tough, stark und selbstbewusst.
Wenn überhaupt müsste er den armen Spinner vor ihr beschützen. Sie ganz bestimmt nicht. Dieses halbe Hemd konnte sie, wenn es sein musste, auch selber noch auf die Matte werfen.
In diesem Moment griff er wieder nach ihrer Taille. Sie schlug seine Hand beiseite. Ihr Lächeln war verschwunden und ihre Miene war zu Eis geworden.
Sie zog ihre schönen schmalen Augenbrauen nach oben und zischte ihm etwas zu. Dabei bewegten sich ihre Lippen kaum.
Allein das Funkeln ihrer schönen, katzenhaften Augen reichte aus, um den armen Trottel in die Flucht zu schlagen. Er verzog enttäuscht das Gesicht, wandte sich aber schließlich ab.
Tia lehnte sich auf die Ellenbogen gestützt an den Tresen und ließ den Blick durch den Raum gleiten. Sie zog ihre kleine Nase kraus und schüttelte den Kopf.
Nein, es war wohl nichts dabei, was sie heute Abend haben wollte.
Luce konnte sich sein Lachen nicht mehr verkneifen. Frauen wie Tia waren eben wählerisch.
TIA
Die Auswahl an diesem Abend war grauenhaft. Einfach kein Mann dabei, der sie auch nur annähernd anzog.
Dabei könnte sie gerade heute dringend ein wenig Ablenkung gebrauchen.
Ein bisschen Sex, ein oder zwei kleine Orgasmen, ein wenig fliegen und einfach den Kopf abschalten, damit sie danach in Ruhe schlafen konnte.
Aber es schien nicht möglich zu sein. Wie meistens waren massenhaft leichte Mädchen hier, aber nur selten ein Mann, der in ihr Beuteschema passte.
Eigentlich klar, die Fire&Ice Jungs wollten die Geier für sich haben und sie nicht mit irgendwelchen Typen teilen.
Seufzend gab sie die Hoffnung auf einen ordentlichen Fick auf.
Wenn sie schon keinen Sex haben konnte, würde sie zumindest ein wenig tanzen, um sich auszupowern.
Tia ließ den Blick noch einmal durch den VIP-Bereich wandern. Erneut fanden ihre Augen die von Luce.
Sie kannte ihn schon seit ihrer Jugend. Er war definitiv genau der richtige Tanzpartner für diesen Abend. Auch wenn er es selten tat, Tia wusste genau wie viel Spaß man mit ihm auf der Tanzfläche haben konnte.
Sie lächelte ihn an, stieß sich vom Tresen ab und ging zu ihm hinüber.
Seine vollen Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. Er schüttelte den Kopf, doch seine fast schwarzen Augen blitzten. Er wusste genau, was sie vorhatte und würde es ihr nicht einfach machen.
Oft genug spielten sie dieses Spiel.
Die Geier an seiner Seite ignorierte Tia einfach. Sie waren weder ihr noch ihm wichtig. Sie lief auf direktem Weg zu ihm und ließ sich dann auf einen seiner gespreizten Oberschenkel sinken.
"Hey Darling", sagte sie und küsste ihn flüchtig auf den Mundwinkel.
"Hör auf mit dem Scheiß, Tia", sagte er, doch das Lächeln in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Sein Dreitagebart stand ihm. Ließ ihn noch maskuliner wirken, als würden die breiten Schultern und der beachtliche Bizeps nicht ausreichen.
Sein schwarzes Shirt lag hauteng um seinen muskulösen Oberkörper. Seine ausgeprägte Muskulatur zeichnete sich darunter ab.
"Tanz mit mir, Baby", sagte sie
"Ich bin beschäftigt, Tia, siehst du das nicht?", fragte er, ohne die Mädchen in seinem Arm zu beachten.
Sie zog eine ihrer Augenbrauen nach oben und wandte sich dem ersten Geier zu.
"Kusch, kusch, Mami ist zurück und jetzt verzieh dich."
Der Geier, der schon zuvor schockiert dreingesehen hatte, zuckte erschrocken zusammen, stand dann jedoch widerspruchslos auf und trollte sich.
Als sie sich dem Mädchen auf Luces anderer Seite zuwandte, musste sie nicht einmal mehr etwas sagen. Augenblicklich verzog sich auch diese.
"Kann los gehen!", zwitscherte sie fröhlich und strahlte Luce an.
Sie genoss sein volltönendes Lachen. Tief und rau. Seine Stimme hörte sich immer ein wenig nach Sex an. Herrlich brummig wie die ihres Bruders. Ty und Luce hatten extrem viel gemeinsam, die Stimme war nur ein kleiner Teil davon.
"Du bist unmöglich, Tia! Ich habe die beiden jetzt 30 Minuten lang ertragen und du musst mir meinen Fick versauen?"
Sie wusste, dass er es nicht ernst meinte. Um Luce wütend zu bekommen, reichten zwei verschwundene Geier bei Weitem nicht aus. An manchen Tagen wäre er sogar froh darüber gewesen.
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