Ein Wegweiser für Frauen im Flintenschießen
Detlef Riechert
Texte:
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Umschlaggestaltung Layout und Skizzen:
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Verlag:
Detlef Riechert
Stevern 2
48301 Nottuln
detlef.riechert@outdoorland.de
Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Detlef Riechert:
Treffen mit Leichtigkeit – Ein Wegweiser für Frauen im Flintenschießen
Nottuln, Mai 2020
Erstauflage
Titelfoto: Detlef Riechert
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Der Besitz und der Gebrauch von Flinten sind durch die Waffengesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland und anderer Staaten geregelt.
Eigentlich macht es keinen Unterschied, ob man als Frau oder Mann die Bühne des Flintenschießens betritt. Die Schießlehre ist für beide gleich, und die Ausschöpfung des eigenen Potenzials wird in jedem Fall durch die Flinte begrenzt. Jedoch sind Männer eher in der Lage, Unzulänglichkeiten des Werkzeugs auszugleichen, weil sie mehr Kraft besitzen. Dadurch scheint es in manchen Jagdausbildungskursen so, als sei das männliche Geschlecht besser geeignet für den Sport und die Jagd mit der Flinte. Der Anschein trügt. Frauen sind zur gleichen Leistung befähigt. Der kleine, aber folgenschwere Unterschied ist: Frauen kommen selten daran vorbei, ihrer Flinte mehr Beachtung zu schenken als der Durchschnitt der Männer, wegen ihrer unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen.
Ohne Flinte geht es nicht. Klingt banal, ist es aber nicht. Denn es funktioniert nicht mit irgendeiner, und schon gar nicht mit allen. Misserfolg, Frust und körperliche Schmerzen werden zu ständigen Begleitern, wenn man nicht mit der richtigen Flinte an den Start geht. Aber wodurch zeichnet sich diese aus? Was unterscheidet sie von den anderen? Und wie findet man sie?
Die sehr verschiedenen Geschichten dreier bemerkenswerter Kämpferinnen sind beispielhaft für ungezählte andere ähnliche Schicksale. Ausgehend von ihnen werden diejenigen Gesichtspunkte und Themenbereiche erläutert, die man am besten schon beim Einstieg in das Flintenschießen beachtet. Falls man den Zeitpunkt verpasst hat: Es ist nie zu spät, sich auf den richtigen Weg zu begeben.
Seit Jahrzehnten „schießen“ Jagdgegner gegen die Jagd. In den Medien kommen Jäger selten gut weg. Schießsport gilt bei vielen als verpönt. Waffenbesitzer werden mit Argwohn betrachtet. Ungünstige Rahmenbedingungen sind das, sollte man meinen. Allem und allen zum Trotz steigt die Zahl der Jagdscheininhaber in Deutschland, ebenfalls seit Jahrzehnten, unaufhörlich und kontinuierlich an. Die Jägerschaft war überaltert (und ist es immer noch). Deshalb sind wegen Todes oder Aufgabe der Jagd viele Jäger aus der Statistik ausgeschieden. Dadurch bekommt der Zuwachs unter dem Strich ein noch größeres Gewicht. Die Jagd liegt ohne Zweifel im Trend der Zeit. So bemerkenswert wie erfreulich ist außerdem der hohe und weiter wachsende Anteil von Damen in den Jagdkursen und auf den Schießständen.
Wer die Jägerprüfung bestehen und den begehrten Jagdschein in den Händen halten möchte, muss sich auch dem Flintenschießen stellen. Das erweist sich oft als Hürde, die nicht mit Leichtigkeit übersprungen wird. Ich beobachte seit Langem weibliche Schützen, die mit bewundernswerter Energie und Durchhaltevermögen das Thema angehen, obwohl es ihnen aufgrund jeweiliger Umstände (noch) schwerfällt oder schwergemacht wird. Frauen sind von Problemen in diesem Bereich häufiger betroffen als Männer, weil Letztere so manchen Mangel der Flinte durch ihre Kraft besser kompensieren können. Ich bewundere all die Damen, die sich von keinen Widrigkeiten und Umständen beirren lassen. Sie setzen sich durch und streben zu ihrem Ziel, indem sie mit Beharrlichkeit diejenigen Wege suchen und finden, die sie zum Erfolg führen.
Ich hörte von Susana zum ersten Mal an einem Sonntag im Mai. Sie rief mich während einer Fahrt in meinem Auto an. Wir telefonierten fast eine Stunde. Sie habe die Schießprüfung nicht bestanden, obwohl sie seit Oktober des vergangenen Jahres monatlich für etliche 100 Euro Munition verschossen habe. Sie habe sich auch eine eigene Flinte gekauft auf Vor-Eintrag in der Waffenbesitzkarte. Sie habe alles getan, was ihr möglich erschien. Da sie dennoch selten eine Wurfscheibe treffe, müsse sie völlig talentfrei sein, sagte Susana frustriert und schloss die Frage an, ob ich ihr trotzdem helfen könne.
Obwohl ich sie nicht kannte, wies ich ihre Analyse der Talentfreiheit entschieden zurück. Zu viele ähnlicher Fälle habe ich in den vergangenen Jahren erlebt. Die Gründe eines Scheiterns sind fast immer gleich gelagert und haben nichts mit fehlendem Talent zu tun, sondern mit dem Unwissen, welche Maßnahmen zu ergreifen sind.
Wir verabredeten uns zu einem meiner Grundlagenseminare Ende des Monats. Damals begann der Prozess unserer Zusammenarbeit.
Susanas Problem bestand darin, dass sie keine ausreichenden Kenntnisse darüber besaß, welche Stellschrauben zu bedienen sind und wie. Ihren ausbleibenden Erfolg interpretierte sie als ausgeprägte Untalentiertheit, und in dem Bemühen, diese zu kompensieren, hatte sie eine unglaubliche Menge an Patronen verschossen. Infolgedessen hatte sie ihre falschen Bewegungsabläufe erheblich zementiert. Dabei waren die im Prinzip gar nicht so schlecht. Aber der Erfolg blieb aus. Wie auch immer, es war für Susana schwer geworden, neue Abläufe zu erlernen und sie nachhaltig an die Stelle der bisherigen zu setzen.
Das zweite Problem bestand in ihrer Flinte. Es handelte sich um eine gerade erst gekaufte teure neue Markenflinte. Susana zu diesem Zeitpunkt zu sagen, es gehe mit dieser nicht, erschien mir als zu gewagt.
In dem Grundlagenseminar und dem abschließenden Einzeltraining vermittelte ich Susana die ihr fehlenden Grundkenntnisse über das Zeigen mit der Seelenachse.
Es blieb abzuwarten, wie sich Susana in den nächsten Wochen entwickeln würde – mit dem erworbenen Wissen aus meinen Seminaren, aber mit ihrer immerhin vertrauten Flinte.
Susana trainierte eine längere Zeit ohne mich. Als der Termin der Nachprüfung nahte, trafen wir uns zu einem neuen Training. Susana hatte mir schon am Telefon gesagt, dass sie sehr unzufrieden und weit davon entfernt sei, die Schießprüfung bestehen zu können.
Man muss sich das vorstellen. Den schriftlichen und mündlichen Teil der Jägerprüfung bestanden, und dann hängt alles an einer Schießprüfung, deren Anforderungen „minimal“ sind. Drei von zehn „Zielen“ treffen zu wollen und die anderen „krank“ zu schießen ist nicht der Anspruch eines waidgerechten Jägers. Und doch stellt diese 30-Prozent-Quote eine Barriere dar. Sie droht damit, dass die gesamte (!) Jägerprüfung zu wiederholen ist. Nur weil man in der Nachprüfung an diesen „dusseligen“ drei Tauben gescheitert ist.
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