Dann zog er das Gewand von ihr.
Einen Moment lang hatte sie ein wenig Angst, dass er ihr wehtun wollte, sie fühlte sich ihm ausgeliefert. Erschreckenderweise erregte sie dieser Gedanke. Doch ihre Bedenken legten sich rasch, als er begann, sie am ganzen Körper zärtlich zu küssen.
Schnell waren alle Zweifel vergessen und sie begann, ihre Hüften kreisend zu bewegen.
Wieder schloss sie die Augen und konzentrierte sich ausschließlich auf ihre Gefühle und die Sensationen die Rayan in ihrem Körper auslöste.
Irgendwann glaubte sie es nicht mehr aushalten zu können und flüsterte leise: „Nimm mich!“
Doch er entgegnete heißer: „Erst wenn du mich darum bittest.“
In ihrem Kopf machte etwas klick und ihr Stolz regte sich, das wäre ja noch schöner, wenn sie einen Mann um Sex bitten würde. Doch er streichelte und liebkoste weiterhin ihren ganzen Körper, bis sie das Gefühl hatte, er würde sie mit Zärtlichkeiten foltern.
Er war mit seinem Glied zwischen ihren Schenkeln, doch er drang nicht in sie ein. Es war, als wollte er ihr zeigen, was auf sie wartete, wenn sie nach seinen Regeln mitspielte.
Sie brauchte es! Jetzt! Und so begann sie irgendwann gegen ihren Willen immer lauter zu stöhnen, bis sie unbewusst flüsterte “Nimm mich. Bitte!“
Sie flüsterte noch mehr, egal was, sie wollte einfach nur noch eines: ihn in sich spüren.
Dann endlich erlöste er sie von der süßen Qual des Wartens.
2014 - Tal von Zarifa - Ein Rätsel gelöst, ein neues aufgetan
Rayan hatte sie sofort danach wieder losgebunden, sodass sich auch die kleine Angst, er könne sie so hängen lassen, als völlig unberechtigt herausgestellt hatte.
Eine Weile hatten sie still nebeneinandergelegen und der Sonne beim Untergehen zugesehen, dann war er aufgestanden, um ihnen einige Brote und Früchte und etwas zu trinken zu holen.
Überrascht stellte sie fest, dass es Rotwein war.
Sie war etwas verwirrt und wusste nicht, wie er auf Glaubensfragen reagieren würde, da lachte er: „Du solltest dein Gesicht sehen! Hey, ich habe lange in Amerika gelebt und schon Jobs in der ganzen Welt erledigt. Glaubst du, da habe ich noch nie Alkohol getrunken?“
Und so stießen sie gemeinsam an. Ihre Frage welche Art von Jobs beantwortete er ausweichend: „Ach, so dies und das, ich war einige Zeit beim amerikanischen Militär.“ Doch weiter wollte er nichts sagen. Irgendwann schlief sie dann in seinem Arm ein.
Als sie erwachte, schien der Mond durch das Glas und erhellte das Zimmer. Rayan hatte sie beide mit einer weichen Decke zugedeckt, es schien eine besondere Art von Wolle zu sein.
Sie blickte zu ihm hinüber. Er lag schlafend auf dem Bauch. Die Decke reichte ihm nur bis zum unteren Rücken, der komplette Oberkörper lag frei.
Und schlagartig verstand sie, warum er immer seine Shirts anhatte. Im Mondlicht konnte sie deutlich die Narben sehen, die seinen kompletten Rücken bedeckten.
Entsetzen packte sie und sie fröstelte. Was musste er durchgemacht haben, um derart viele tiefe Narben davonzutragen?
Sie schlich hinaus auf den Flur zur Toilette und leise zurück ins Zimmer, um ihn nicht zu wecken. Dann lag sie noch eine ganze Weile wach und konnte nicht schlafen. Was sie gesehen hatte, wollte ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Sie wusste, dass diese Narben nur durch Hiebe mit einer Peitsche verursacht worden sein konnten und hatte furchtbare Bilder vor ihren Augen. Auf ihrer Reise hatte sie mit ansehen müssen, wie Männer ausgepeitscht worden waren, doch konnte sie sich nicht erinnern, dass dann Narben von dieser Intensität zurückgeblieben wären. Um wie viel schlimmer musste daher sein Erlebnis gewesen sein - wie furchtbar!
Irgendwann fiel sie dann doch in den Schlaf.
Beide erwachten, als die Morgensonne bereits hell ins Zimmer schien. Rayan nahm sie verschlafen in den Arm und blieb noch eine ganze Weile so mit ihr liegen. Carina fragte sich, ob ihre Entdeckung in der Nacht eventuell ein Albtraum gewesen war.
Dann sprang Rayan mit einem arabischen Fluch so plötzlich aus dem Bett, dass sie ihn erschreckt anschaute. Er nahm seine Uhr vom Regal am Kleiderschrank und sah drauf. Schon 7 Uhr 25! „Verdammt ich bin viel zu spät.“ Er grinste sie kurz an, dann nahm er seine Kleider und begann sich schnell anzuziehen. Sie stützte sich auf ihre Ellbogen, um ihm bei Anziehen zuzusehen. Sie hatte nicht vor, so früh schon aufzustehen. Und da sah sie, dass sie nachts doch keinen Albtraum gehabt hatte.
Über den Spiegel, der außen am Kleiderschrank angebracht war, beobachtete Rayan, wie sie seinen Rücken anstarrte.
Das Sonnenlicht machte den Anblick eher noch schrecklicher, da sich so die Narben im deutlichen Kontrast von seiner braunen Haut abhoben. Allerdings war es im Hellen leichter zu ertragen als in der Schwärze der Nacht.
Er hielt einen Moment lang beim Anziehen seines Gewands inne und suchte über den Spiegel ihren Blick: „Kein schöner Anblick, was?“ Dann verdeckte der Stoff den Rücken und riss sie aus ihrer Starre.
„Was ist passiert? Wer hat dir das angetan?“
Er drehte sich um, setzte sich noch einmal neben sie. „Hör zu, das sind Gespenster der Vergangenheit. Das ist so lange her! Mehr als zwanzig, nein sogar mehr als fünfundzwanzig Jahre. Lass es gut sein, bitte!“ Das letzte Wort sagte er fast flehentlich, dann küsste er sie auf die Stirn und sprang auf.
„Ich muss los, ich sollte seit einer Stunde beim Training dabei sein. Lass’ dir Zeit, schlaf dich aus, wir sehen uns nachher beim Frühstück.“
Er nahm noch seine Ledermanschetten für die Arme, an denen er seine beiden silbernen Dolche festmachte, warf sich eine der weiten Westen über sein Shirt und war aus dem Zimmer.
Carina fing an zu rechnen. Sie wusste von ihren Recherchen, dass er zwei Jahre älter als sie und 1973 geboren war. Vor fünfundzwanzig Jahren? Das hieß etwa 1989. Vielleicht sogar noch früher, denn er hatte „mehr als“ gesagt.
Da war Rayan maximal 15-16 Jahre alt gewesen! Und wieder packte sie Entsetzen. Wer tat so etwas einem Jugendlichen, noch ein halbes Kind, an?
2014 - Tal von Zarifa - Kampftraining
Rayan schnallte sich während des Gehens seine Lederarmbänder an und befestigte die beiden Dolche. Das war sein übliches Trainingsoutfit.
Normalerweise war er immer der Erste. Er liebte es bei Sonnenaufgang aufzustehen, meist sogar noch etwas früher. Dann ging er, ohne zu frühstücken, auf den Trainingsplatz und begann mit seinen Übungen. Bis die anderen Männer eintrafen, war er bereits mit seinen Einzelübungen fertig. Nur wenn er auf Reisen war, nahm er nicht am morgendlichen Kampftraining teil.
Einerseits brauchte er die körperliche Bewegung, weiterhin wollte er so fit und in Form wie möglich bleiben und drittens wollte er immer, wenn er da war, auch ein Auge auf die Fortschritte der Kampftechniken seiner Männer machen.
Als er 2001 nach dem großen Kampf das Training der Männer übernommen hatte, waren sie alle höchstens mittelmäßig.
Ruhi hatte sie so gut er konnte ausgebildet, aber er kannte lediglich alte Gewehre und Säbel. Rayan hatte mit seinen Beziehungen eine erstklassige Bewaffnung organisiert, was es leichter machte, für jeden der Männer individuell die am besten geeignete Waffe zu finden.
So hatte Hanif sein Scharfschützengewehr, denn er konnte unglaublich gut schießen und er selbst hatte die Begabung für seine Präzisionsmesser und sein japanisches Schwert.
Außerdem musste jeder der Männer am Nahkampftraining teilnehmen, ob er wollte oder nicht. Dies hatte Ruhi vorher überhaupt nicht betrieben.
Diejenigen der Männer, die sich am geeignetsten für den Nahkampf herausstellten, nahm er gerne als seine Leibwächter an, wie Jassim. Die Männer empfanden es als besondere Ehre, das Leben ihres Scheichs schützen zu dürfen.
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