Dietmar Kottisch
Der Totenflüsterer
Die Stimme
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Inhaltsverzeichnis
Titel Dietmar Kottisch Der Totenflüsterer Die Stimme Dieses eBook wurde erstellt bei
Der Totenflüsterer
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Epilog
Impressum
Der Totenflüsterer
Thriller von
Dietmar Kottisch
„Der Totenflüsterer“
oder: Die Stimme
Roman von Dietmar Kottisch
Psychothriller
©by Dietmar Kottisch
Den Roman widme ich in Liebe meiner Frau Walburga und unserer Tochter Cora
Shakespeare: Hamlet sagte > es gibt mehr Ding` im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumen lässt<.
„ Angst vor der Metaphysik ist eine Krankheit der gegenwärtigen Philosophie“ (Albert Einstein)
Es geschah unerwartet.
Es war Montag, der 20.Oktober um 22.10. Uhr.
Er hatte seine üblichen Einleitungsworte gesprochen: „Ich begrüße euch, heute ist Montag, der zwanzigste Oktober neunzehnhundertachtzig. Ich bitte um Kontakt. Ich begrüße Esther; vielleicht kann ich einen Verwandten von mir sprechen.“
Paul saß vor seinem Tonbandgerät. Konzentriert lauschte er in die Kopfhörer.
Klara hatte sich hingelegt, weil sie sich nicht wohl fühlte.
Auf dem Strommast draußen saßen nebeneinander ungefähr zweihundert schwarze Krähen. Die Tiere schienen alle in sein Fenster zu schauen. Einige putzten sich, andere wedelten mit ihren Flügeln, aber die meisten schienen sich nicht zu bewegen.
Er sah sie durch das Licht der Straßenlaternen.
Eine Tasse kalt gewordener Tee stand links auf seinem großen Schreibtisch.
Ein paar weiße Wolkenfetzen, bestrahlt vom hellen Vollmond, zogen lautlos vorbei. Im ganzen Haus war es still.
Die Stimme kam aus einer endlosen Weite und war doch so nah, als wäre die Person im selben Zimmer. Er hörte die zwei Worte:
>Mörder - Huckepack <.
Er erschrak, zuckte zusammen, riss den Kopfhörer herunter und stand blitzschnell vom Stuhl auf.
Im selben Moment spürte er einen Schmerz im Rücken, als bohre im jemand ein glühendes Eisen tief in die Haut.
Mit der linken Hand warf er die Teetasse um.
Er stand da und starrte auf die sich drehenden Spulen.
Das Adrenalin raste durch seine Adern.
Sein Herz hämmerte gegen den Brustkorb.
Die rechte Hand fuhr nach hinten zu seinem Rücken.
Er wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, als er das Band abstoppte.
Dann setzte er sich wieder auf den Stuhl, atmete hastig. Der kalte Tee bildete eine Pfütze neben seinem Notizbuch. Allmählich normalisierten sich seine Körperfunktionen wieder. Er drehte sich zur Türe um, als habe er ein Geräusch vom Flur her gehört; aber dort war nichts. Aus der Küche kam das gleichmäßige Ticken der Uhr. Aus dem Wohnzimmer kamen keine Geräusche.
1.
Oktober 1980
Klara war am Abend in der Küche und kochte eines von Pauls Lieblingsgerichten: Irish Stew. Sie hatte zu lange an der Türschwelle zum Arbeitszimmer gestanden, in dem sich ihr Mann Paul befand. Mit ängstlichem Herzklopfen und einer widerwilligen Miene verfolgte sie, was da vor sich ging.
Sie hörte kratzende Geräusche und Stimmfetzen und dann die konzentrierte Stimme ihres Mannes.
Sie bekam jedes Mal Zustände, wenn er sich zurückzog.
Sie hatte panische Angst, denn da passierte etwas, was sie mit ihrem Verstand nicht mehr fassen konnte.
Der redet mit Toten!
Und Paul hatte keine Angst. Für ihn war die Entdeckung erst eine Sensation, die sich im Laufe der Zeit quasi zu einer Besessenheit steigerte. Seine damalige Verlobte Anne meinte eines Tages, ..“es wäre Leichenschändung, sich mit dir zu beschäftigen..“ – und gab ihm den Laufpass.
Paul war Einen Meter siebzig groß, schlank, hatte ein ovales Gesicht mit hoher Stirne. Seine brünetten Haare waren leicht zerzaust, die blaugrauen Augen strahlten so etwas wie Optimismus und Aufmerksamkeit aus.
Sie verteilte das dampfende Gericht mit dem Lammfleisch und den Kartoffeln auf 2 Teller und ging in sein Arbeitszimmer, das sich vom Eingang her auf der linken Seite hinter der Garderobe und dem Gäste-WC befand.
Er saß wie immer vor seinem Schreibtisch. Die beiden großen Kopfhörer verdeckten seine Ohren, er schaute konzentriert auf das Tonband und die beiden sich drehenden Spulen. Als sie ihm auf die Schulter tippte, zuckte er leicht zusammen und nahm die Kopfhörer ab. „Das Essen ist fertig!“
Er verließ sein Arbeitszimmer und ging über den kleinen Flur nach rechts ins Esszimmer.
Als er das Gesicht seiner Frau sah, legte er seine Gabel hin: „Klara, du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Ich weiß, was ich seit vielen Jahren mache.“
Klara mit ihrer Einen Meter achtundsechzig großen Statur war etwas füllig um die Hüften. Ihr Gesicht, umrahmt von ihren blonden, wuscheligen, schulterlangen Haaren, zeigte eine versteckte Ängstlichkeit, ihre blauen Augen wanderten unstet hin und her.
Ihre vollen Lippen über dem etwas vorspringen Kinn harmonierten mit ihrer schönen, geraden Nase. Die zwei Grübchen an den Wangen links und rechts wirkten sehr sympathisch.
Sie schaute ihn mit großen Augen an: „Aber ich habe Angst. Und ich weiß nicht, ob dir klar ist, was du da machst. Du sitzt in deinem Zimmer und redest mit den Toten! Das muss man sich mal vor Augen halten, Paul. Egal, was dieser Schwede entdeckt hat.“
Sie musste sich beherrschen, dass sie nicht wieder wütend wurde. Er legte seine Hand um ihre Schulter. „Mich fasziniert das. Es ist ein Beweis, dass der Mensch nach seinem körperlichen Tod in irgendeiner Form oder Sphäre oder Dimension weiterlebt; und zwar irgendwie bewusst. Die Erlebnisse in seinem Leben sind gespeichert und er kann sie uns mitteilen. Das ist eine Sensation, Klara, es verändert unser gesamtes Denkschema.“
Es hörte sich an wie der Vortrag eines Wissenschaftlers, denn Paul war es todernst damit.
„Alles schön und gut, aber das hier…..nein danke, mit den Toten reden, oh Gott!“
Sie spießte mit der Gabel ein Stück Lammfleisch auf, aß es aber nicht. „Ich habe Angst, Paul, wirklich Angst. Das Schlimme ist, dass ich weiß, dass du nicht bescheuert bist; andrerseits hab ich Angst, es könnte stimmen, dass die Toten gar nicht so tot sind.“
Er nahm seine Gabel wieder auf und hielt sie in der Hand. „Ich kann dir jetzt was beweisen.“
Sie hatte noch keinen Bissen gegessen, trank nur einen Schluck Wasser und schaute ihn entgeistert an. „Beweisen? Was willst du mir beweisen, Paul?“
Er überlegte eine Weile, ob er es ihr sagen sollte. Er fragte sich nicht, ob es wie ein Schock wirken wird, vielmehr, wie groß der Schock sein wird. Wie wird sie über das, was ich ihr jetzt sage, hinwegkommen? Wird sie ihm dann glauben?
Sie blickte ihn aus schmalen Augen an, er konnte nicht mehr zurück.
„Gestern kam sie herein, die Stimme von Sarah.“
Ihr lief es kalt den Rücken herunter. Sie schüttelte den Kopf. „ Paul, bitte nicht…“ Dann stand sie auf und ging aus dem Esszimmer. Er hörte sie schluchzend die Treppen hoch laufen. Schon bereute er es.
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