J.J. Urban
Zum Vulkanausbruch
Ein Mann ist auch nur ein Mann
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Inhaltsverzeichnis
Titel J.J. Urban Zum Vulkanausbruch Ein Mann ist auch nur ein Mann Dieses ebook wurde erstellt bei
DER TAUSCH
Die sieben Todsünden
LöffelBill
Das erste Mal
Zum Vulkanausbruch
Impressum neobooks
Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Genital verwandelt.
Gott, tun mir die Knochen weh, dachte Gregor und begann sich zu strecken.
Recken und strecken. Mal so richtig lang machen. Das tut gut.
Oh, ich glaube, ich muss schnellstens pinkeln gehen. Na dann...
In diesem Moment bemerkte er erstmals, dass etwas nicht stimmte, mit IHM nicht stimmte. Er fühlte sich so seltsam in seinem Körper.
Wieso komm ich nicht hoch? Ich fühle mich plötzlich wie überfahren, als stecke ich in einer Bärenfalle fest. Was ist los?
Er sprach diese Worte deutlich, doch sein unmittelbares Umfeld, in diesen Minuten zum Glück nur eine kleine verirrte Bettwanze, konnte nur ein leises Pfff wahrnehmen.
Gregor versuchte, seine Augen zu öffnen. Es gelang ihm nicht. Auch hörte er nichts. Eigentlich spürte er nur, doch dies sehr intensiv.
Etwas Großes kam auf ihn zu. Er fühlte, wie praktisch der Boden unter ihm wackelte, oder eher das Bett. Das Ding verschlang ihn förmlich. Gregor geriet in Panik. Mit allen Mitteln versuchte er sich zu wehren. Es half nichts, die riesige Hand, wie sich später raus stellen sollte, schüttelte ihn und rieb sich an ihm und wurde...beinah sehr intim mit ihm. Aber zu seinem Glück klingelte in der Sekunde der Wecker, den er natürlich nicht hören konnte. Dafür aber sein Anhängsel, dieses seelenlose Ding.
Seine Hülle schwang sich also aus dem Bett und taumelte schlaftrunken durch das Mansardenzimmer hin zur Badetür.
Gregor wurde ganz mulmig von der vielen Schaukelei, die die kurze Wanderung mit sich brachte. Ganz sicher würde er sich gleich übergeben. Er hatte das Gefühl, sein Magen versuchte mal wieder, das zwölfte Stück von Tante Maggis Sahnetorte mit Haselnusscreme in den unteren Trakt zu schieben, doch wehrte es sich mit Schand und Schmand, in dieser Brühe unterzugehen. Nach oben geht's zur frischen Luft... unzählige Male wurde er auf diese Weise belehrt. Und so auch dieses Mal, dachte er, konnte sich sogleich aber nicht an den Kuchenschmaus erinnern.
Vielleicht war es ihm auch einfach nur so übel. Es drückte an allen Ecken und Kanten. Etwas suchte den Weg nach draußen.
Die Hülle hielt ihn nun liebevoll in ihrer rechten Hand und forderte ihn wortlos auf, seine Not zu verrichten.
Ach, war das eine Erleichterung. Es sprudelte nur so. Und wie es herausströmte und strullerte und tropfte, überkam Gregor die Erkenntnis, an welche Stelle seines Körpers er sich derzeit befand.
Ist das möglich? Das kann nur ein böser Tagtraum sein , winselte er wie ein ausgesetzter Hund. Und wieder kam nur ein Pfff .
Die Hülle schaute etwas besorgt nach unten, schüttelte ihn kurz und bettete ihn dann in etwas sehr Weiches, wahrscheinlich die Baumwollunterhose, die Oma Betti ihm letzten Winter gestrickt hatte.
Aufgeregt sortierte Gregor seine Gedanken. Wenn er nun dieses Ding war, wer war dann er, er da oben, der ihn trug sozusagen?
„Wir haben getauscht. Ist dir das noch nicht klar?“, lachte seine Hülle.
Wer? Was? Du kannst mich verstehen?
„Na klar! Du gehörst ja praktisch zu mir“, plauderte die geistlose Gestalt in schadenfroher Laune und legte sich wieder zurück ins Bett.
Wie? Wie ist das möglich? , versuchte Gregor den Kopf zu schütteln, doch er hatte ja keinen.
„Ich hatte einfach die Nase voll von dir und deinem jungfräulichen Leben.“
Ich bin keine Jungfrau , empörte sich Samsa.
„Ja, aber nur weil du die Grete heiraten wolltest. Konntest ja nicht ahnen, dass sie dich in'n Wind schiebt. Jetzt nehme ich die Sache mal in die Hand.“
Erstens wirst du das auf KEINEN Fall tun! Das ist immer noch mein Körper. Und zweitens steht noch immer die Frage, wie du das angestellt hast.
Gregor wollte in seiner Wut die Hände in die Hüften stemmen, doch auch die hatte er nicht.
„Ich betete zum Penisgott.“
Ach bitte! Das ist ja wohl das Blödeste, was ich je gehört habe , schnorchelte Gregor durch seinen vor Rage triefenden Rüssel.
„Wenn ich's dir sage. Bin ja nicht der Erste. Viele Leute, auch Promies, stecken in ihren Hosen fest. Ich darf nur keine Namen nennen. Du verstehst?“
Gar nichts verstehe ich. Das ist Bullshit.
„Glaub, was du willst. Ich weiß, was ich weiß. Und ich weiß bestimmt, dass ich gerade spreche, während du nur prustest wie ein pensionierter Gartenschlauch.“
Gregor holte entschlossen zum Gegenschlag aus. Er pumpte sich auf und stellte sich mit aller Manneskraft seinem Gegenüber (oder Obenüber oder was auch immer). Seine Gedanke formten bereits den ersten Satz: Mach das auf der Stelle rückgängig!
Allerdings erreichte die umliegenden Zuhörer, die da wären, seine seelenlose Hülle und die kleine Bettwanze, die mittlerweile all ihre Verwandten und Bekannten verständigt hatte, die nun gespannt dem Schauspiel mit ihren niedlichen Kulleraugen folgten, nur ein leises kaum hörbares Pfff.
Enttäuscht schüttelten alle den Kopf und widmeten sich wieder ihrer eigentlichen Berufung, dem Blutsaugen.
Bettwanze Nummer Eins führte sich gern mal als Linienrichter auf und brüllte den anderen zu: „Aber bitte mit Feingefühl! Ich weiß nicht, ob dieser Marschflugkörper hier ein Ziel braucht, um loszugehen. Und diese Sauerei will ich nicht miterleben. Verstanden?“
Während unter der Bettdecke also geschmaust wurde und Gregor vergebens um Hilfe rief, genoss seine Hülle darüber die wohlverdiente Freiheit.
„Nur damit du's weißt, ich mache heute noch 'ne Braut klar.“
Unterstehe dich! Da hab ich ja auch noch ein Wörtchen mitzureden.
Seine Hülle lachte: „Was willst du dagegen tun? Ich hab jetzt mehr Macht über dich als du über mich.“
Da lachte Gregor zurück: Das müsstest du doch besser wissen. Versuch es nur! Ich mach mich klein wie'ne Schnecke. Woll'n mal sehen, wer heute 'ne Braut klar macht.
Kurz wehte ein Hauch von Verzweiflung durch den Raum. Beide bockten, und keiner hatte vor, nachzugeben.
Da sprang das Fenster auf und eine riesige Schleiereule flog ins Zimmer und setzte sich auf einen der Bettpfosten.
„Oh, Herr Penisgott! Was für eine Ehre.“
Watt? Ist da noch jemand? Hiiilfe! (oder für alle: Pfff !)
„Ruhe! Gregor Samsa?“
Hier! (oder für alle: Pfff !)
„Wie fühlen sie sich?“, fragte die Eule.
Wie? Ich hab keine Ahnung.
„Vielleicht hilflos?“, gab die Eule zur Unterstützung.
Ja, das könnte es treffen . (oder für alle: Pfff .)
„Und ist das toll?“, fragte de Eule weiter gelangweilt.
Nein, das ist nicht toll , ergab sich Samsa.
„Guuuut! Dann haben sie gelernt. Machen wir es kurz. In Zukunft werden sie mehr auf die Bedürfnisse ihres Penis eingehen. Sie werden sich um ihn kümmern und ihm zuhören. Seine Probleme sind AUCH ihre. Akzeptieren sie das! So und jetzt vertragen sie sich!“
Beide dachten noch ' Ok !', als sie irgendetwas Hartes traf und beide ohnmächtig wurden.
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