Dr. Erich Bischoff
Wunder der Kabbalah
Die okkulte Praxis der Kabbalisten
„Wunder der Kabbalah“ von Dr. Erich Bischoff
Erstveröffentlichung: Johannes Baum Verlag 1921
Überarbeitung: F. Schwab Verlag
Neuauflage: F. Schwab Verlag – www.fsverlag.de sagt Danke!
Copyright © 2018 by F. Schwab Verlag
Inhalt
Impressum Impressum „Wunder der Kabbalah“ von Dr. Erich Bischoff Erstveröffentlichung: Johannes Baum Verlag 1921 Überarbeitung: F. Schwab Verlag Neuauflage: F. Schwab Verlag – www.fsverlag.de sagt Danke! Copyright © 2018 by F. Schwab Verlag
Vorwort.
Einleitung
Erster Teil: Die theoretischen Grundlagen
Zweiter Teil: Die kabbalistische Praxis
I. Die Heiligung des äußeren Verhaltens
II. Die Meditation
III. Das Gebet
Dritter Teil: Die Wirkungen
Literaturverzeichnis
Danke!
Anmerkungen
Die Kabbalah ist bei den Anhängern des orthodox-rabbinischen Judentums, wie bei denen des Reformjudentums gleich dem Chassidismus in ähnlicher Weise teils gehasst, teils missachtet und verrufen, wie es die christlichen Mystiker und ebenso der Pietismus bei den Vertretern des orthodoxen Christentums und andererseits der „Aufklärung“ allezeit gewesen sind. Das ist das natürliche Schicksal jeder Mystik, deren Freiheit auf der einen, und deren Gebundenheit auf der andern Seite dort der einen, hier der andern Partei von Grund aus zuwider ist. Ein mehr äußerer Grund der doppelten Gegnerschaft dürfte in der Volkstümlichkeit der mystischen Strömungen, die im Grunde auf eine Quelle zurückgehen, zu suchen sein; denn der beste, nämlich der wahrhaft religiöse Teil des Volkes, die echten Juden und Christen, die wirkliche Gefolgschaft der alttestamentlichen Propheten und der neutestamentlichen Apostel – dieses wahrhafte Volk Gottes, ist niemals in seinem tiefsten Herzensgrunde für die starren Normen der Gesetzes- oder Dogmen-Gestrengen, geschweige denn für das seichte, öde und tote Aufkläricht der Religionslibertiner zu haben gewesen, mögen auch lange Zeit hindurch bald die einen, bald die andern das große Wort und die äußere Herrschaft in den Gemeinden geführt haben. In ihnen beiden herrscht der dürre, prosaische Verstand, im Reiche der echten, mystischen Religion die schöpferische und nachschaffende Phantasie; darum ist die wahre Religiosität, welche von Natur sich stets als Mystik zeigt, poetisch, d. h. hervorbringend, nämlich Ewigkeitswerte schaffend, während jene beiden anderen nur Normen und Meinungen (Dogmen) zeitigen, die nur von zeitlicher Dauer sind, mögen sie sich auch mumifiziert ziemlich lange erhalten können. Der sich ewig verjüngende Rosenstock der religiösen Mystik – die Rose ist ein bevorzugtes mystisches Sinnbild – stellt etwas unendlich Wertvolleres dar, als jene starr- oder freisinnigen Fossilien, die dadurch nicht jünger und lebensfrischer werden, dass man sie gelegentlich immer einmal wieder ausgräbt oder ausstellt. Die Religion des Herzens, von den Vertretern des klugalten wie von den Vertretern des altklugen Verstandes bekämpft, muss schon darum das Richtige sein, weil zwei solche einander entgegengesetzte Richtungen sie bekämpfen; denn noch stets hat das Wahre zwischen zwei Extremen gelegen.
Der Kampf der alttestamentlichen Propheten galt nicht minder der verknöcherten Gesetzlichkeit wie dem sinnlichen Heidentum; dieselbe Doppelfront hatte das Wirken Jesu und noch mehr die Lebensarbeit eines Paulus, dessen Kreuzpredigt den Juden ein Ärgernis, den Griechen ein Spott war. Dass sich der Kampf der Vorgenannten mehr gegen den gesetzlichen Gegner richtete, lag daran, dass dieser der nähere, und im Volke, um dessen Seele es ging, mächtigere war. Dies gilt noch mehr für die Kabbalisten sowie für ihre Vorläufer, die Aggadisten, und ihre Nah- und Nachverwandten, die Chassidim. Den Aggadisten verweigerte man den Rabbi-Titel, und der Gesetzesdurchgrübler, der Halachist (das ist ein Meister der endlos haarspaltenden thalmudischen Disputationen), sprach gelegentlich selbst einmal etwas Aggadisches, um zu beweisen, dass dies nur etwas Nebensächliches, Brombeerbilliges sei, das gegen seine tiefschürfende Gesetzesforschung gar nicht ernst genommen zu werden brauche. Über die Kabbalisten fielen Orthodoxe (obwohl manche von ihnen selbst kabbalistische Studien trieben) und noch mehr die Freisinnigen gleichermaßen her, noch mehr über die Chassidim, die nach modernem Urteile nichts als verworrene Schwärmer sind. Den Kabbalisten wie auch ihnen wirft der Orthodoxe pantheistische Verirrungen, der moderne Freigeist unwissenschaftliche Phantasterei, ja, Mangel an jeder Wissenschaftlichkeit vor. Der religiöse Liberalismus und Modernismus ist der Hauptgegner der Kabbalisten. Nicht zu widerlegen, sondern hochnäsig herabzusetzen und lächerlich zu machen sucht er sie. Dabei hält er sich natürlich hauptsächlich an Äußerlichkeiten, nämlich an die krause Form der kabbalistischen Schriften, die deren Inhalt oft sehr schwer verständlich macht, und an das Fehlen abendländischer Schulgelehrtheit bei vielen alten und modernen Kabbalisten.
Ergeht es schon der theoretischen Kabbalah so, wievielmal mehr gar der praktischen. Sie ist den modernen Superklugen ohne jede Prüfung von vornherein ein nichtsnutziger Wust von Aberglauben und bewusstem Schwindel, viel zu minderwertig, als dass man sich ernstlich auch nur kurze Zeit damit beschäftigen sollte. Ein absprechendes Urteil ist genügend, zudem bequem und zunftgemäß.
Ein Blinder kann natürlich im Dunkel nichts sehen, höchstens seine eigenen Einbildungen. Wer sich aber an das Schauen in dunkle Gebiete gewöhnt und darin geschult hat, der findet auch in „okkulten“ Dingen vieles Wertvolle. Vielleicht lasse ich die Leser im Nachfolgenden auch manches nicht ganz Unwerte schauen.
Das, wovon diese Schrift handelt, ist „praktische Kabbalah“ im engeren und eigentlichsten Sinne. Mit demselben Namen habe ich im II. Teile meiner „Elemente der Kabbalah“ (Band III der Sammlung „Geheime Wissenschaften“, Berlin 1914) und in der 2. Auflage meiner „Kabbalah. Eine Einführung in die jüdische Mystik und Geheimwissenschaft“ (Leipzig 1917, S. 115ff.), einer Anregung Professor Bachers und anderer Beurteiler folgend, vornehmlich das bezeichnet, was ich in der 1. Auflage des letztgenannten Buches zutreffender (wenn auch vom Hergebrachten abweichend) „Magie der Kabbalah“ genannt hatte, nämlich die Verwendung der gesprochenen und geschriebenen Gottesnamen zu mystischen Zwecken, die Anwendung der Zahlenmystik, die kabbalistische Traumdeutung, Astrologie, Chiromantie, Physiognomik usw. Alles dies, das nur in weiterem Sinne als „praktische Kabbalah“ gelten kann, steht mit der theoretischen Kabbalah, d. h. den kabbalistischen Lehren, z. T. in verhältnismäßig losem Zusammenhange, da manches davon gar nicht rein kabbalistischen Ursprungs ist, sondern in Zeiten zurückreicht, die vor der kabbalistischen Lehrentwickelung liegen, wo dergleichen auch und zumeist von nichtjüdischen Völkern systematisch bearbeitet und praktisch ausgeübt wurde. (Vgl. „Elemente der Kabbalah“, Bd. II, Einleitung.)
In ungleich engerer Fühlung mit den Grundgedanken der kabbalistischen Lehren steht die im Nachstehenden zu behandelnde „praktische Kabbalah“ im eigentlichsten Sinne, d. h. die okkulte Praxis der Kabbalisten . Sie erscheint als unmittelbarer Ausfluss, als praktische Folge jener theoretischen Ideen und hat daher an diesen eine einheitlich-geschlossene, jüdisch- wissenschaftliche Grundlage – mithin einen Vorzug, den die oben erwähnten „magischen Künste“ nicht entfernt in ähnlichem Maße aufzuweisen vermögen. Dieser unmittelbare Zusammenhang zwischen kabbalistischer Theorie und Praxis im genannten Sinne erfordert zu seinem rechten Verständnis eine kurze Darstellung der Hauptgedanken der theoretischen Kabbalah .
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