„ Sex mit jemand anderem“ UNTREUE zu nennen, ist schon sehr bezeichnend. Das Wort alleine macht Angst und bringt einen in Gewissenskonflikte. Schon dieses Wort macht aus dir etwas Böses.
Untreue war schon in alten Gesellschaftsformen ein Thema, als moralisch verwerflicher Akt, als Unzucht und Sünde, besonders seit der Zeit nach Christus. Die westliche Vorstellung von Sexualität ist sehr von der katholischen Kirche und ihrer kulturellen Entwicklung geprägt. Die katholische Kirche wird ihrerseits sehr stark von Männern dominiert.
Sex mit verschiedenen Partnern ist aus Sicht der Bibel nicht vorgesehen. Außerehelicher Verkehr ist nach der katholischen Kirche Unzucht.
So steht es in der Bibel:
„ ... so habe ein jeglicher seine eigene Frau und eine jegliche ihren eigenen Mann.“ (1.Kor.7,2).
Sex mit einem Partner hat seinen Platz nur im geschützten Rahmen der Ehe, oder im erweiterten Sinne nur in einer Beziehung, wie die modernen Menschen das Konzept übertragen haben. Laut der Kirche wird beim Geschlechtsverkehr neben der körperlichen Vereinigung auch eine geistige Vereinigung vollzogen. Es entsteht – ob gewollt oder nicht – eine geistige Einheit und Bindung zwischen den beiden Beteiligten. Deswegen ist es unmöglich, dass man mit einem Menschen Sex hat, ohne sich mit ihm geistig zu vereinen. Dies wird deutlich in folgenden Bibelzitaten:
„ Darum wird der Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, dass sie zu einem Fleische werden. Und sie waren beide nackt, der Mensch und sein Weib, und schämten sich nicht.“ (1. Mose 2,24-25) und noch deutlicher in: „Wisset ihr aber nicht, dass, wer einer Hure anhängt, ein Leib mit ihr ist?“ „Denn es werden“, spricht Jesus, „die zwei ein Fleisch sein .“
Weiter heißt es: „Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit ihm. Fliehet die Unzucht! Jede Sünde, die ein Mensch [sonst] begeht, ist außerhalb des Leibes; der Unzüchtige aber sündigt an seinem eigenen Leib. Oder wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, welchen ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst angehöret? Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlichet Gott mit eurem Leibe!“ (1. Kor 6,16-20) .
Die Untreue als Schande und Sünde zu bezeichnen war/ist auch ein Instrument, das gegen die Sexualität der Frauen gerichtet wurde und noch wird. Früher hatten Frauen kaum Recht auf Sexualität. Es war schmutzig, wenn eine Frau beim Sex Lust empfand. Sex wurde wie das Essen betrachtet, das die Frau dem Mann kochen und servieren musste. Frauenlust spielte dabei keine große Rolle. Alles war auf die Männerlust fixiert. Während Frauen zur monogamen Lust gezwungen waren, durften Männer aber ungeniert mehrere Sexpartnerinnen haben. Ein weiterer Beweis für diese Doppelmoral ist die Tatsache, dass es viele „Gottesvertreter“ gab und gibt, die trotz ihrer biblischen Regeln Sex mit anderen Frauen und Männern hatten (und haben).
Die Frauen kämpften, um sich von dieser Unterdrückung und Bevormundung der Männer zu befreien. Die Männer konnten nicht standhalten, weil es auch, von der Natur aus gesehen, keine Gründe gab, den Frauen bezüglich der Lust und Sexualität nicht die gleichen Rechte zu geben. Mit der allgemeinen Emanzipation und Entwicklung hatte man sich nun zumindest öffentlich von der religiösen Begründung der Ablehnung der sexuellen Untreue entfernt. Die Ablehnung wurde nun moralisch erklärt, indem man den Menschen auf eine sehr subtile Art glaubhaft machte, dass Sex und Liebe zusammengehören und Sex nur in der Ehe bzw. in einer Partnerschaft zu genießen sei. Dafür aber musste man auch die Grundidee der Ehe ändern und die Menschen überzeugen, dass man ausschließlich aus Liebe heiratet und die Ehe nun nicht mehr nur eine gesellschaftlich notwendige Lebensgemeinschaft ist. Die Liebe wurde romantisiert. Den inneren Werten und der innerehelichen Sexualität wurde mehr Gewicht gegeben und die außereheliche Sexualität verdammt. Damit hat man das Verhalten der Menschen in Sachen Treue und Untreue in Schach gehalten, aber diesmal mit der Zustimmung der Frauen und fern der Religion, die ja niemand mehr haben will. Wer will schon akzeptieren, dass die Bibel seine Sexualität mitbestimmt?
Aber im Endeffekt hat sich nicht viel geändert. Die Männer können weiterhin mehrere Partner haben, mal öffentlich, mal geheim. Mit geschickten Worten und Theorien schaffen es die Männer zu beweisen, dass eine sexuell aktive Frau eine „Hure“ und ein sexuell aktiver Mann ein „echter Kerl“ ist. Ist nicht jeder Mann ein bisschen stolz, wenn man ihn Casanova nennt?
Wie du siehst, Treue ist nicht mit der Natur der Menschen zu erklären, sie ist auch keine körperliche Notwendigkeit, sondern nur ein Instrument, mit dem die Männer versuchen (früher zumindest), die Sexualität der Frauen zu kontrollieren.
Monogamie und die große Lüge und Heuchelei
Dass man den sexuellen Trieb langfristig nicht nur auf einen Menschen fixieren kann, zeigen meine Umfragen, meine Erfahrung und Umfragen in den Medien. Ich habe seit Jahren über hunderte von Menschen – Männer und Frauen – zu ihrer Lust, mit anderen Menschen zu schlafen, befragt. Über 60 % der Befragten sagten mir, dass sie mindestens schon einmal fremdgegangen seien (Stand 2017). Von den 60% sagten ca. 30%, dass sie es gern getan haben und es öfter tun würden. Über 65% waren Frauen und das erstaunt mich sehr. Meine eigenen Erfahrungen gehen in die gleiche Richtung: von hundert Frauen, mit denen ich geschlafen habe, waren mindestens 75 in Beziehungen. Sie waren entweder verheiratet oder fest liiert.
Repräsentative Umfragen in Deutschland besagen, dass mindestens 35% bis 65% der Deutschen fremdgehen, dabei stehen die Frauen den Männern in fast nichts nach.
Alle Gelegenheiten werden genutzt, um die Lust auf den „fremden“ Körper auszuleben. Es geht so weit, dass sogar im Kindergarten, an Sportplätzen und in Schulen Eltern vom Deckmantel und Schutz ihrer Kinder profitieren, um Affären zu haben. Es geht sehr versteckt vonstatten, niemand ahnt etwas und keiner wird es jemals zugeben. Diese Verlogenheit stärkt die Lust in der Partnerschaft nicht. Diese Falschheit und Heuchelei sind das, was den Sex in der Partnerschaft tötet.
Ich habe, als ich an der ersten Auflage dieses Buches schrieb, mit älteren Frauen gesprochen. Es war nicht einfach in Kontakt mit ihnen zu kommen und über so ein Tabuthema zu reden. Damals (vor 6 Jahren) schaffte ich es aber doch, mit immerhin 21 Frauen zwischen 78-85 Jahren interessante Gespräche zu führen. Mittlerweile habe ich über 100 Frauen dieser Altersgruppe getroffen und mit ihnen über ihre Sexualität gesprochen. Es entstanden erstaunlicherweise sehr interessante und offene Gespräche mit viele Erkenntnissen, die beweisen, dass ein monogames Sexleben unglücklich macht und die Lust auf den Partner bremst.
Es war erschreckend zu hören, dass über 90% von ihnen behaupten, dass sie Sex niemals genossen haben und gar nicht wissen, wie sich ein Orgasmus anfühlt.
Sie behaupten, dass sie Sex nie gemocht haben. Viele haben nur einen Mann kennengelernt, dieser Frauen ist je fremdgegangen. Das erstaunlichste dabei war/ist, – und das hat mich sehr bewegt und es scheint auf den ersten Blick widersprüchlich zu ihrer Behauptung Sex habe ihnen nie gefallen – dass fast alle diese Frauen mir von ihren sexuellen Fantasien erzählten und mir sagten, dass ihre Lustbegierde woanders war/ist und sie einfach keine Lust hatten mit ihren Ehemännern Sex zu haben.
M., 81 Jahre, sagte mir: „Obwohl ich niemals Lust spürte, wenn mein Mann mit mir schlief, fand ich R., den Bäcker sehr erotisch. Jedes Mal wenn ich ihn sah, spürte ich, dass Sex vielleicht doch gut sein könnte. Nur sein Anblick machte mich feucht . “
Читать дальше