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Kundschafter
MONDWELT
eine kurze Geschichte
Daniel Schiller
kontakt@schillrich.de
Text: Daniel Schiller
Cover-Foto "Keeler crater from Apollo 10": CC0 Public Domain - freie kommerzielle Nutzung / kein Bildnachweis nötig
Inhalt
Inhalt Inhalt Inhalt 2179.068 2179.066 2179.068 Mehr aus der Mondwelt
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Lokation: Shackleton Krater, 00,0°O – 89,0°S
Sie lachten. Das war nicht gegen Makzim gerichtet, auch wenn er natürlich der Auslöser war. Die kleine Mannschaft aus Kundschaftern lachte über die Kuriosität, die er da gefunden hatte. Bis eben waren sie noch erstaunt gewesen. Leka, Franc und Luisza steckten ihre Köpfe vor dem Bildschirm zusammen. Im Wohnraum ihres Rovers war es jetzt richtig eng. Makzim hatte eine Menge Bilder zurück gebracht. Am Ende war die Kamera die ganze Zeit gelaufen, kontinuierlich alles aufgenommen, aufs Geradewohl. Keine ganze Stunde war er da oben gewesen. Da hatte er sich beim besten Willen nicht alles anschauen können. Also jede Sekunde aufgezeichnet … auswerten konnten sie ja später.
Franc drehte sich um. Er trug sein ständiges Grinsen im Gesicht, der Scherzbold der Mannschaft. „Du wirst berühmt werden!“
Makzim winkte müde ab. Er war erschöpft nach der Tour. Und seine Gedanken wanderten gerade eh in eine andere Richtung.
„Nicht ganz wie erhofft, oder?“, neckte auch Luisza. Sie zwinkerte ihm zu. Das breite Grinsen wollte auch ihr nicht aus dem Gesicht weichen. „Aber das Netz wird sich auf das hier stürzen.“ Sie deutete auf die Bilder. „Wirst ein Sternchen werden!“
„Irgendjemand wird sagen: hättet ihr wissen können!“, machte Franc weiter. „Ändert aber nichts am Ruhm! Hauptsache eine Schlagzeile für dich!“
„Interessant ist das allemal.“, murmelte jetzt auch Leka, ihr Kommandant. Er blieb ernst, fast nachdenklich. Meistens, wenn alles schon gesagt war, meldete er sich zu Wort. Etwas übersahen alle und er nannte es. Das irritierte ganz schön. Leka blickte auf und schmunzelte, als hätte er einen Witz entdeckt. „Archäologie!“
Sie schauten ihren Kommandanten fragend an.
„Eine alte Wissenschaft, auf der Alten Welt.“, erklärte er. „Na lest’s mal nach!“
Makzim war müde, richtig fertig. Er sog den Saft aus der kleinen Tüte, das war schon fast seine Tagesration. Fürs Essen brauchte er auch noch was. Seine Beine waren schwach, sein Rücken tat weh, er fühlte sich älter als er war, gerade mal 29 Jahre. Jetzt wollte er nur trinken und dann schlafen. Alles andere danach! Weder Smalltalk noch ausschweifende Diskussionen waren jetzt sein Ding. Ganz sicher nicht! Er hatte sich vor vielleicht dreißig Minuten aus seinem verstaubten Anzug geschält … und war sofort auf die Toilette verschwunden. Nach langen Touren in den Exkursionsanzügen war das kein Spaß für die Kollegen. Man roch dann auf keinen Fall angenehm und hatte ganz eigene, sehr ursprüngliche Bedürfnisse. Alles, was man zwischendurch ausgeschieden oder abgesondert hatte, war ja im Anzug verblieben …
Die drei anderen schienen zu verstehen. Leka nickte zum Schott. Nacheinander verschwanden sie nach vorne, um sich im Labor, in der Werkstatt oder im Cockpit zu beschäftigen. Sie waren hier fertig, auch mit ihrem eigentlichen Auftrag. Mehr Bodenproben konnten sie nicht mehr aufnehmen und die Ressourcen an Bord gingen zuneige. In ein paar Stunden würden sie nach Norden schwenken, auf den langen Weg heim, über die schroffen Berge und durch die kalten Täler des einsamen Südens. Fast 1000 Kilometer waren es zurück nach Clavius Main. Wahrscheinlich war die nächste Menschenseele nicht viel näher. Sie waren hier draußen allein und hatten wieder einen Sektor des Südpols erkundet.
Makzim schaute nochmal auf das eine Objekt, das er zurückgebracht hatte. Es lag auf dem Tisch. Das hatten sie natürlich zuerst begutachtet. Jeder hatte es in der Hand gehalten, angefasst, gewogen. Die Bilder waren dann aber doch interessanter gewesen. Mit denen konnte der Kopf mehr anfangen.
Er kroch in seine Koje und schlief sofort ein.
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