Valentin (zu einem Bekannten) : Ich hab zu Hause einen Kanarienvogel, der ist schon 40 Jahre alt. –
Bekannter: Schmarrn, das kann nicht sein, Sie lügen, ein Kanarienvogel wird höchstens 15 Jahre alt. –
Valentin: Der meine ist 40 Jahre alt, 10 Jahre war er lebendig und 30 Jahre ist er schon ausgestopft, sind zusammen 40 Jahre.
Karl Valentins Vater der Nockherbergregulierungs-Urheber!
Ein sehr steiler, viel Unglück bringender Berg (genannt Nockherberg), der die Vorstadt Au mit Giesing verbindet, war 1895 das Auer Schmerzenskind. Der Stadtrat der Stadt München wollte von einer Regulierung nichts wissen. Der Berg war genau wie der heute noch bestehende steile, kurvige Harlachinger Berg beschaffen. Da kam dem Herrn Valentin Fey (Vater von Karl Valentin) eine gute Idee und er sagte zu seinem Stammtischfreund, Herrn Magistratsrat Vierheilig, der natürlich auf seiner Seite war: »Woaßt was, Vierheilig, wir müssen was mach'n, daß die Herren vom Magistrat sich persönlich überzeugen können, was der Nockherberg für ein Verkehrshindernis ist.« Zu dieser Tat bot sich überraschend schnell Gelegenheit. Ein Magistratsrat war gestorben. – Die Beerdigung sollte nachmittags halb 3 Uhr stattfinden. Von der Stadt aus gab es keinen anderen Weg zum Auer Friedhof als den steilen Nockherberg. Das war also das Wasser auf die Mühle, wie man zu sagen pflegt. Die vielen Fiaker und Magistratschaisen mußten also am Tage der Beerdigung unbedingt den Nockherberg passieren und als der Tag gekommen war, konnten dieselben das nicht tun, weil – mein Vater fast sämtliche Fuhrwerke von der Au und Giesing requiriert hatte, z. B. Möbelwägen, lange Baumwägen, die Latrinenreiniger mit der Dampfmaschine, Brauereiwägen, Kohlenfuhrwerke, Dienstmänner mit Zweiräderkarren waren vertreten und fuhren ab mittags 2 Uhr den Berg auf und ab. Um halb 3 Uhr, schon kamen die ersten Chaisen mit den Trauergästen angefahren, aber halt stad, Vetter, es geht nicht, der Berg war vollgepfropft von lauter Fuhrwerken. Die Fuhrknechte schrieen aus Leibeskräften durcheinander – wüst – hot – wüah, wüst!!! Peitschen knallten in der Luft, alles blieb ineinander stecken. Die eleganten Kutscher auf den Magistratschaisen lenkten und lenkten, aber umsonst, alles zwängte sich, alles schob sich ineinander, es war kein Durchkommen mehr, die Beerdigung sollte um halb 3 Uhr stattfinden, aber es war schon 3 Uhr, die Beerdigung mußte im Friedhof hinausgeschoben werden, bis sich der furchtbare Knoten gelöst hatte und das war erst ungefähr um halb 4 Uhr möglich. Als die Magistratsräte nach der Beerdigung heimfuhren, sprach man mehr über den verhängnisvollen Nockherberg als über den Heimgegangenen. Der Plan wurde bald darauf im Stadtrat besprochen und genehmigt und ein Jahr darauf wurde der Nockherberg flacher gemacht und zwar so, wie er heute noch ist, dank der pfiffigen Idee meines Vaters.
Die Schlacht bei Ringelberg
Im Zeichen des Krieges stand ein Flammenschwert, gebildet aus schneeweißen Wolken am Abendhimmel. Gegen sechs Uhr am Morgen rückte ein Kriegsheer, bestehend aus vier Mann und siebenhundert Pferden, bis an die Zähne bewaffnet gegen Ringelberg vor.
Und es sei denn, daß es so kam. Da befahl König Pharao seinem Chauffeur: »Gehe hin und streue Rotzglocken unter das Volk.« – Und er tat es. Kriegsgeheul und Krankheiten verpesteten die Luft – die Glocken läuteten und verkündeten die nahe Mittagsstunde, und das Unheil war nicht mehr aufzuhalten. War es die Wachsamkeit, oder die Liebe zum Vaterlande, oder war es nur stolze Eitelkeit, die Ringelberger sahen die Zeit gekommen, denn sie sprachen gemeinsam: »Entweder – Oder.«
Die Andern behaupteten Frankfurt an der Oder. – Kurzum in drei darauffolgenden Nächten stiftete man überall Brand, Ringelberg war nicht mehr die verhaßte Fremdenstadt, sondern ein Flammenmeer – Frauen und Fräuleins, Schwestern, Mädchen und Eltern, flüchteten ins unendliche und brachten den Hilfesuchenden Bier und Zigaretten. –
Kanonen, Sportwagen, Fallschirme und dergleichen Kriegsgeräte rasselten Tag und Nacht durch die Straßen Ringelbergs, und ehe man sich umsah, war die Stadtmauer umstellt. Aber leider waren die Stadttore mit einem Fexierschloß versperrt und guter Rat war nicht billig. –
Die Wut des bösen Feindes wuchs ins Aschlochgraue und zugleich stand durch die Belagerung ein zweiter böser Feind vor Ringelberg – das Hungergespenst. Ganz Ringelberg sollte nun spätestens in einigen Stunden ausgehungert werden, samt Hab und Gut – die Ringelberger trotzten aber dem Hunger, waren froh und heiter und aßen und tranken mehr als zuvor.
Der Feind hatte hier wieder einmal die Rechnung ohne den Wirt gemacht – – –. Die Stadt war verraten – ein fünfundsechzigjähriger Bursche, Namens Hopfenzupfer, von Beruf Huber, hatte sich nächtlicher Weile in einen Grammophontrichter versteckt, somit das ganze Gespräch des Feindes belauscht und demselben wieder alles verheimlicht und erzählt.
Als am andern Morgen der warme Westwind föhnartig über die Dächer der alten Residenzstadt wehte, verkündete ein Husarenbläser die Übergabe der Stadt und zwar in schwäbischem Dialekt. Stolz und voll Ingrimm liefen die Bürger wirr durcheinander und am Vormittag des 15. Maies veranstaltete man zugunsten des Überfalles eine polizeiliche Razzia, bei der nicht weniger als ein einhalb Gefangene (Vater und Sohn) in unsere Hände fielen –. Der Jubel wollte keinen Anfang nehmen als zehn Volksschulklassen (zusammen 50 Kinder) aus voller Kehle sangen: »Nun sei gedankt, mein lieber Schwan« – – – Als dieses Lied verklungen war, kam wieder Leben in die Bude, vielmehr in die Stadt. Viel Hundert Jahre später hatte die lange Zeit die Kriegswunden zugeheilt, und kein Mensch in ganz Ringelberg spricht heute mehr von diesen Tagen jener Zeit.
Personen: Der Mann / Die Frau / Nachbarin. Altmodisches, einfaches Zimmer mit Kommode, Tisch, 2 Stühle, kleines Tischerl, elektrische Hängelampe, Kleideraufhänger und Geschirr.
(Mann sitzt und liest Zeitung.)
Frau (kommt) : Du, Alter, denk dir nur, jetzt geh ich eben über d'Treppen rauf, da begegnet mir unsere Hausfrau und hat mir schon wieder was g'schenkt – rat amal, was mir g'schenkt hat?
Mann: Sei net kindisch – sags halt.
Frau: Da schau her, zwei Theaterbilletten für'n Faust – was sagst denn du dazu?
Mann: Dank schön!
Frau: Jetzt dürfen wir heut noch in's Theater gehn.
Mann: Wann geht denn dös an?
Frau: Dös weiß i net – i geh nunter und frags nochamal.
Mann: Dös geht halt um ½8 Uhr an.
Frau: Jetzt is ja schon ¾ 7 Uhr, da tät ma nimmer fertig werden! Aber die Theater gehn doch meistens erst später an – um 8 Uhr.
Mann: Naa, zwischen ½ 8 Uhr und 8 Uhr geh'ns an.
Frau: Nein, vor 8 Uhr auf keinen Fall. Immer gehn die Theater erst später an; weißt noch, vor vier Wochen war'n ma amal in an Frühschoppen, der ist erst um 10 Uhr angegangen.
Mann: Ja, was mach ma denn da?
Frau: Überleg dir's halt net lang, komm!
Mann: Gegessen ham ma auch noch nicht.
Frau: Das Essen ist fertig.
Mann: Ja i werd scho fertig, gekämmt bin ich gleich.
Frau: Das kannst hernach machen, jetzt eß' ma z'erst. (Geht ab.)
(Mann nimmt Spiegel und stellt ihn auf den Tisch, dieser fällt immer um.)
Frau (kommt mit Essen) : So jetzt schaun ma, daß wir weiter kommen. Ja gibts denn dös auch – stell'n halt auf. (Spiegel bleibt stehen, aber verkehrt.)
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