Zunächst spürte er plötzlich nur einen kurzen Druck an seinem Rücken, der sich langsam durch die Rippen und die Brust schob. Gyula drückte Danitza von sich weg und ihr gellender Schrei ließ ihn von einer Sekunde auf die andere verharren. Mit aufgerissenen Augen starrte sie ihm ins Gesicht, blickte an ihm hinab, strauchelte weiter rückwärts gegen die Höhlenmauer. Verwirrt packte er sich an die Brust, gurgelnd versuchte er Luft zu holen, doch es gelang ihm nicht, denn in seiner Mitte befand sich ein Loch, doppelt so groß wie eine Faust. Er hörte die Worte seiner Liebsten nicht mehr, das Blut rauschte in seinen Ohren und schließlich sackte er in die Knie, kippte zur Seite.
Danitza presste sich an die Wand, obschon sie ahnte, dass sie dem Tier nicht entfliehen konnte. Als sie in das Gesicht blickte, das hinter ihrem Geliebten zum Vorschein kam, schnappte sie ungläubig nach Luft. Panik breitete sich in ihr aus, die Angst, die sie überfiel, schnürte ihr fast den Hals zu, als sie an dem Mann, den sie als liebenswerten Menschen kennen gelernt hatte, hinunterblickte. Rigo! Seine Hand war immer noch zur Faust geballt, hielt etwas. Das Herz von Gyula. Blut tropfte auf den Höhlenboden, fiel in die Flammen und machte zischende Töne. Panisch suchte sie nach einem Ausweg, doch den gab es nicht. Die Höhle war klein und mit wenigen Schritten zu durchqueren. Sie stand bereits in der hintersten Ecke und zuckte zusammen, als er auf sie zu kam. Beim Näherkommen warf er achtlos das Organ ins Feuer, das knisternde, fast fauchende Geräusche von sich gab, legte seine Hand an ihren Hals und sprach mit fremden Worten auf sie ein. Seine Finger waren glühend heiß, sein Gesicht kam näher und Danitza roch fauligen Atem, so dass sie den Kopf zur Seite drehen musste. Ihr Körper war regungslos, wie gelähmt, doch ihre Gefühle, die Angst übertraf alles, was sie bisher erlebt hatte. Tränen rannen aus ihren Augenwinkeln. Der Kummer um Gyula fraß sich durch ihre Eingeweide. Ihre Knie zitterten. Was würde er mit ihr tun? Sie ebenso abschlachten? Sie fühlte etwas Nasses an ihren Schenkeln hinablaufen. Vor Angst hatte sie ihre Blase entleert.
„Bitte“, jammerte sie. „Bitte, lass mich leben.“ Rigos Worte wurden lauter, erfüllten bald ihren Kopf. Mit der blutbesudelten Hand drückte er sie auf den Boden, die heißen Finger wanderten vom Hals zu ihrer Stirn. Gleißender Kopfschmerz breitete sich aus, vor ihren Augen flackerte es, als sie den kalten Steinboden an ihrem Rücken spürte. Mittlerweile weitete sich die Panik in ihr so weit aus, dass ihr ganzer Körper zitterte. Letztlich ahnte sie, was er vorhatte. Mit seinem Knie schob er ihre Schenkel auseinander, mit der Hand schlug er das Kleid zurück. Danitza versuche wie wild, ihre Beine zu bewegen, doch ihr eigener Leib gehorchte ihr nicht mehr. Ihr Herzschlag pochte in ihren Ohren, so laut, dass sie dachte, er müsse es auch hören. Schließlich stieß er mit brutaler Härte in sie, ein teuflisches Grinsen auf den Lippen, so tief, dass sie glaubte, er würde bei ihrem Bauchnabel austreten. Lautlose Schreie entkamen ihrem Mund, die qualvollen Schmerzen ließen sie nicht klar denken. Immer wieder hämmerte er seinen riesigen Penis in den Leib. Warme Flüssigkeit lief ihr an den Schenkeln hinab. Blut! Es musste Blut sein. Die schwarzen Augen blickten sie an, das Gesicht erinnerte sie an einen Stein, ohne Regung. Seinen letzten Stoß jedoch hieb er mit aller Kraft in sie und verströmte seinen heißen, dicken Saft in sie. Das Leiden legte sich über sie, und als er aus ihr herauskam, spürte sie ein unangenehmes Brennen zwischen ihren Beinen. Endlich löste er seine Finger von ihrer Stirn, erhob sich und gab ihr einen Tritt mit dem Fuß. Danitza rutschte zur Seite, doch so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich immer noch nicht bewegen. Schließlich beugte Rigo sich zu ihr, öffnete den Mund und zog ihren Kopf an den Haaren näher zu sich. Etwas dunkles, Böses entwich seinen Lippen und glitt in sie. Wenige Augenblicke später legte sich Trostlosigkeit über sie, sie spürte nichts mehr, sah nur noch verschwommen die Umrisse von ihm. Alles um sie herum war bedeutungslos.
Die darauf folgenden Monate verbrachte Danitza in einem Dämmerzustand. Schon als sie mit Gyula damals diese Behausung bezogen hatte, war der Kontakt zu anderen Menschen abgebrochen. Nur Andreij hatte immer wieder versucht, sie zu überreden, mit ihm, seiner Familie und einigen anderen eine neue Heimat zu finden. Und seit jener Nacht war die Höhle umgeben vom Bösen. Etwas, das von Rigo ausging und die Welt um sie herum vergiftete. Manchmal fühlte sie sich wacher. Das waren die Momente, wenn Rigo sie fütterte und ihr Wasser gab. Doch gleich darauf verfiel sie in Lethargie, die sie in die Ecke der Felswände zwang. Ein Platz, wo sie einfach nur sitzen konnte, auf den Ausgang starrte oder auf die Feuerstelle, in der schon lange keine wärmenden Flammen mehr brannten. Ein Wolfspelz lag um ihre Schultern, um sie zu wärmen.
Was hatte Rigo ihr angetan? Was war mit ihm passiert? Immer noch konnte sie sich nicht bewegen, nicht klar denken, oder die Zeit abschätzen, die sie dort saß. Nur, wenn er kam, um sie zu füttern, schien der Zauber für einen kurzen Augenblick gebrochen. In diesen Momenten spürte sie das Kribbeln in ihren Beinen, doch bevor sie diese auch bewegen konnte, legte er seine Finger auf ihre Stirn. Dann kam der Kopfschmerz und schließlich setzte die Lähmung ein. Sie war wieder alleine, weinte und wünschte sich, er würde sie erlösen.
Rigo brachte ihr Fleisch, das er ihr in großen Stücken in den Mund schob. Es füllte ihre Backen aus und sie schaffte es kaum, den großen Brocken mit den Zähnen zu zerkleinern, da spürte sie etwas. In ihrem Bauch. Ein Zittern, wie ein Flügelschlag eines Schmetterlings, der von innen gegen ihren Unterleib schlug. Die Erkenntnis traf sie wie ein Donnerschlag, fast vergaß sie, weiter zu essen, doch Rigo stopfte ihr noch mehr Fleisch in den Mund, der schon offen stand. Hastig kaute sie, schluckte große Stücke hinunter.
In ihr wuchs ein Baby! Und es musste bereits groß genug sein, dass sie es fühlen konnte. Tiefe Trauer erfasste sie. Es war der Samen des Teufels, der in ihr heranwuchs. Nicht ein aus Liebe gezeugtes Kind mit Gyula. Dennoch hielt sie der Gedanke an ihr Kind am Leben. Die Vorfreude, es wieder zu spüren, wenn sie aus ihrer Lethargie erwachen würde. Die Momente währten nur kurz, denn kaum hatte sie die Nahrung verschlungen, versetzte Rigo sie in den Dämmerzustand.
Qualvolle Schmerzen durchzogen Danitzas Unterleib, schossen wie Pfeile in ihren Rücken. Weckten sie auf. Holten sie aus ihrer verschwommenen Welt, in der sie die letzten Monate gelebt hatte. Über die beweglichen Gliedmaßen konnte sie sich nicht freuen, an Flucht war nicht zu denken. Einzig und allein die Krämpfe und der Druck, der sich in ihrem Leib ausbreitete, waren wichtig. Angstvoll blickte sie an ihrem Körper hinab. Der Bauch wölbte sich wie eine große Steinkugel unter ihrem schmutzigen Kleid hervor. Das Baby! Obwohl es die Zeugung des Teufels war, hatte sie es lieb gewonnen, war es ihre einzige Rettung während ihrer wachen Momente. Ihr Anker. Ein weiterer Krampf durchzog ihren Unterleib, der Druck auf den Schoss wuchs, so dass Danitza keuchend und bald schreiend an der Wand auf dem Boden saß. Sie hob die Knie an, spreizte die Beine und stützte die Hände darauf. Den Kopf beugte sie nach vorne, in der Hoffnung, der Schmerz im Rücken würde gelindert. Doch die Haltung machte es nicht besser. Als sie von einer neuen Schmerzattacke überfallen wurde, schnappte sie nach Luft, hielt den Atem an, biss sich stöhnend auf die Zähne. Schweiß lief über ihr Gesicht und rann ihre Achseln hinab. Dann spürte sie, dass etwas Warmes, feuchtes unter ihren Po rann. Da es zu dunkel in der Höhle war und von draußen nur spärlich Licht hineinfiel, tunkte sie ihren Zeigefinger in die Flüssigkeit.
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