Eva Markert
Anne im Bauch
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Inhaltsverzeichnis
Titel Eva Markert Anne im Bauch Dieses ebook wurde erstellt bei
Ein seltsames Mädchen Ein seltsames Mädchen Marie tat oft seltsame Dinge. Auf dem Spielplatz rannte sie pausenlos zwischen der Rutschbahn und der Schaukel hin und her und rutschte und schaukelte abwechselnd. „Kannst du dich nicht entscheiden, was du am liebsten tun willst?“, fragte Mama lachend. „Klar kann ich das!“, antwortete Marie und rannte wieder los. Kopfschüttelnd schaute Mama ihr hinterher. „He, Marie“, rief Sarah, „wippst du mit mir?“ Sarah war in derselben Klasse wie sie. Marie blieb stehen und horchte in sich hinein. „Nee, wippen will sie nicht“, sagte sie. „Wer will nicht wippen?“, wollte Sarah verblüfft wissen. Aber Marie war schon wieder auf dem Weg zur Rutsche. Manchmal redete Marie mit sich selbst. Neulich sagte sie mitten in der Rechenstunde laut und deutlich in die Stille hinein: „Au ja, das ist eine gute Idee.“ Alle sahen sie erstaunt an. „Was ist eine gute Idee?“, fragte Herr Weinert. Marie fuhr zusammen und wurde rot. „Ich ... äh ... ich ...“, stotterte sie. Herr Weinert lächelte. „Sicher findest du, es ist eine gute Idee, rechnen zu lernen. Stimmt’s?“ Erleichtert nickte Marie. Einige in der Klasse murmelten. „Findest du das wirklich?“, zischte Sarah ihr zu. Marie nickte, grinste und beugte sich wieder über ihr Heft. Komischerweise ging Marie abends auch gern ins Bett. Ihr Bruder Stefan, der zwei Jahre älter war, bettelte immer, ob er noch länger aufbleiben dürfte. Marie tat das nie. Sie hatte einen guten Grund dafür. Und auch für all die anderen seltsamen Dinge, die sie tat. Aber den durfte sie niemandem verraten.
Endlich im Bett! Endlich im Bett! Wenn Mama Marie gute Nacht gesagt und das Licht im Kinderzimmer ausgemacht hatte, wurde es richtig lustig. Dann kam Anne heraus. Sie wohnte in Maries Bauch. „Was machen wir heute?“, fragte sie. Marie überlegte. „Sollen wir wieder deinen Kühlschrank umschmeißen?“ In Annes Kühlschrank war alles, was Marie gern mochte: Schinken, Bananen, Leberwurst, Erdbeermarmelade und vor allem riesige Mengen Schokoladeneis. Mama erlaubte ihr nicht, so viel Eis zu essen, höchstens eins am Tag. Deshalb warf Marie gern Annes Kühlschrank um, und dann aß sie das ganze Eis auf, was dabei herausfiel. Anne fand das auch witzig, aber heute Abend nicht. „Das haben wir doch erst gestern gemacht“, wandte sie ein. „Außerdem habe ich keinen Hunger.“ „Ich eigentlich auch nicht.“ Zum Abendessen hatte Marie nämlich zwei Brote mit Schinken und Banane gegessen. „Wie kann man sich bloß Bananenscheiben auf ein Schinkenbrot legen“, hatte Stefan gesagt und das Gesicht verzogen. Marie liebte Schinkenbrote mit Banane. Das war eine von Annes Ideen. Wenn sie den Kühlschrank umwarfen, machten sie sich manchmal Schinken-Bananenbrote. „Du weißt gar nicht, wie toll das schmeckt“, antwortete sie Stefan. Von Anne erzählte sie ihm natürlich nichts. Auch Leberwurst-Marmeladenbrote aß sie gern. Aber es musste Erdbeermarmelade sein. Darauf bestand Anne. Und sie hatte Recht. Überhaupt hatte sie immer Recht. Zumindest fast immer. Kein Wunder! Schließlich war sie ungefähr zehn Jahre älter als Marie. „Was sollen wir denn nun spielen?“, fragte Anne. „Schule!“, rief Marie. „Ich bin die Lehrerin.“ „Einverstanden.“ Das war das Tolle an Anne. Obwohl sie schon so alt war, hatte sie nichts dagegen, dass Marie die Lehrerin war. „Wir haben Mathe“, begann Marie. Mathe war ihr Lieblingsfach. „Okay“, sagte Anne. Marie dachte nach. „Drei und sieben weniger vier und acht.“ Anne begann zu rechnen. Marie auch. Nach einer Weile bat Anne: „Kannst du die Aufgabe noch mal wiederholen?“ Marie kicherte. „Nee, kann ich nicht. Ich habe sie nämlich vergessen.“ „Ich auch. Dann frag was anderes.“ „Wie viel ist drei und vier weniger fünf und sechs. Das können wir uns leichter merken.“ Wieder begannen sie zu rechnen. Doch ehe Marie wusste, was rauskam, schlief sie ein.
Der große Bruder Der große Bruder Maries Bruder war ganz nett. Manchmal allerdings auch nicht, vor allem dann nicht, wenn er sich aufspielte. Und das tat er leider recht häufig. Wenn er draußen spielen ging und Marie mitkommen wollte, meinte er: „Ich kann dich nicht mitnehmen. Dafür bist du noch zu klein.“ Wenn sein bester Freund zu Besuch kam, schickte er Marie weg. „Du kannst nicht mitspielen, dafür bist du zu klein. Und außerdem ein Mädchen.“ „Du musst verstehen, dass die Jungs auch mal unter sich sein wollen“, meinte Mama, wenn Marie sich bei ihr beschwerte. „Lass doch“, tröstete Anne sie. „Heute Abend schmeißen wir den Kühlschrank um. Oder wir spielen Schule und du bist die Lehrerin. Das ist viel lustiger als das, was der blöde Stefan und seine doofen Freunde spielen.“ Komischerweise fand Stefan, Marie wäre alt genug, um mittags mit Hansi, dem Rauhaardackel der Familie, spazieren zu gehen, auch dann, wenn es wie aus Eimern goss. „Findest du nicht, dass ich noch viel zu klein bin, um bei diesem Sauwetter draußen zu sein?“, erkundigte sich Marie einmal bei Mama. „Wieso zu klein?“, fragte Mama zurück. „Du bist doch schon ein großes Mädchen.“ „Ich gehe mit“, tröstete Anne, als Marie vor sich hin maulend ihre Regenjacke anzog. „Dann können wir uns in Ruhe unterhalten.“ „Aber wir dürfen nicht laut reden“, flüsterte Marie. „Sonst gucken die Leute wieder so komisch.“ Ein Glück, dass sie Anne hatte! Mit ihr zusammen machte alles mehr Spaß – sogar, bei Schweinewetter mit dem Hund zu gehen.
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Marie tat oft seltsame Dinge.
Auf dem Spielplatz rannte sie pausenlos zwischen der Rutschbahn und der Schaukel hin und her und rutschte und schaukelte abwechselnd.
„Kannst du dich nicht entscheiden, was du am liebsten tun willst?“, fragte Mama lachend.
„Klar kann ich das!“, antwortete Marie und rannte wieder los.
Kopfschüttelnd schaute Mama ihr hinterher.
„He, Marie“, rief Sarah, „wippst du mit mir?“
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