Viele Ratgeber greifen diese Fragen nur oberflächlich auf.
Viele Bücher über Sexualität scheinen mir immer sehr idealistisch zu sein, weit von der Realität und dem, was die Menschen wirklich machen entfernt. Sie beschreiben das Problem nicht so wie die Menschen es erleben, sondern wie einige Psychologen, Therapeuten, Denker, die Medien, die Wirtschaft und die Medizin es haben wollen.
Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir uns nicht trauen, die Wahrheiten zu sehen, und die Sache auf den Punkt zu bringen.
Diese große Selbstlüge wird aber von der Realität weggespült. Die weite Verbreitung von Prostitution, Liebeshäusern, Singletreffs, Swinger- und Sexclubs, die Häufung von Seitensprungagenturen, Sexanzeigen, Pornokonsum und Sexdownloads im Internet beweisen, dass sich die Gesellschaft selbst etwas vormacht. Der Mensch kommt innerlich in eine Konfrontation zwischen der idealen Welt und den eigenen (Trieb-) Bedürfnissen und der Unterdrückung dieses Triebs. Die Folge ist der Verlust der Lust auf den Partner
Die unausgelebten sexuellen Fantasien und eine unbefriedigte Sexualität sind immer noch große Verursacher von Krankheiten (Depressionen, Frustrationen, Migräne, uvm.), von allgemeinem Unwohlsein und bei manchen Menschen sogar ein Motivationsschub für verbrecherische Taten.
Du wirst in diesem Buch von vielen wahren Geschichten, auch aus Afrika, von vielen Thesen lesen, die dir vielleicht neu sind, die aber sehr hilfreich sein werden.
Für das bessere Verständnis schreibe ich ausschließlich in der männlichen Form, diese schließt selbstverständlich die weibliche Form ein: Partner bedeutet dementsprechend auch Partnerin. Stellen, die ausdrücklich von einem Geschlecht sprechen, werden als solche kenntlich gemacht.
Ich wünsche dir eine gute Lektüre und hoffe auf eine lebendige Diskussion und auf viele Kommentare auf www.lenssi.de. Meine Coaching-Seite ist: www.mycoacher.jimdo.com
Zuschriften oder Fragen per Mail an leser@lenssi.de oder mycoacher@yahoo.de
1. Gründe, die dazu führen, dass die Lust stirbt
Verschiedene Gründe führen dazu, dass die Lust in einer Beziehung stirbt. Bei manchen kommen viele dieser Faktoren zusammen, bei anderen aber nur ein Faktor.
Im ersten Moment weiß man nicht, warum die Lust kleiner geworden ist. Man versucht, es als normal anzusehen, oder sich einzureden, dass es normal ist, dass die Lust vergeht, wenn man lange zusammen ist, oder wenn man sich liebt.
Doch wenn man sich ein bisschen mit sich selbst, seinen Bedürfnissen und denen des Partners auseinandersetzt, kann man erkennen, woran die Lust gestorben ist und noch so einiges reparieren.
Hier sind einige wichtige Gründe, warum die Lust in einer Beziehung sterben kann.
1.1. Die sexuelle Treue oder die sexuelle Monogamie
Von allen Gründen, die dazu führen, dass die Lust stirbt, empfinde ich die sexuelle Treue und die sexuelle Monogamie als das größte Problem, langfristig die Lust auf Sex aufrecht zu erhalten.
Nicht Untreue zerstört unser Beziehungsleben, sondern falsch verstandene Treue. Ich bin noch viel präziser und sage, die Untreue kann sogar die Lust auf den Partner erhöhen und dem Sex neuen Pepp geben. Die Treue, nur mit einem Partner Sex zu haben, tötet bei der Mehrheit der Menschen die Sehnsucht nach Sex. Das bedeutet nicht, dass die Menschen sich nicht lieben, aber sie haben kaum noch Sex miteinander.
In einem Bericht von Michèle Binswanger in der Zeitung „Die Zeit“ konnte man lesen:
Wir pathologisieren Fremdgeher, dabei sind sie doch der Normalfall […]. Denn sexuelle Treue im umfassenden Sinn ist unmöglich. Wir können die Lust unterdrücken, wir können so tun, als gäbe es sie nicht. Aber es ist eine Täuschung. Als Liebende halten wir uns für die vornehmen Protagonisten einer Verfilmung von Romeo und Julia. Was die menschliche Sexualität angeht, wird aber Planet der Affen gespielt. Trotz ihrer romantischen Veranlagung, ist unsere Spezies reichlich sex-besessen. Weltweit fließen täglich Milliarden in den industriellen Komplex, der Sexualität, Pornografie und Prostitution, Partnerbörsen und Seitensprungportale. Pharmaindustrie und Paartherapeuten verdienen daran, die Symptome unserer Krankheit zu lindern.“
(http://www.zeit.de/2012/13/CH-Monogamie)
Sexuelle Treue ist biologisch gesehen unmöglich, und um sie möglich zu machen, muss man so an sich schrauben und so vieles in sich abtöten, dass man am Ende für den Sex selbst kein Gefühl mehr hat.
Der Mensch funktioniert leider nicht wie eine Maschine. Bei einer Maschine kannst du einen Teil abstellen, verändern und die Maschine läuft weiter, sie gibt die gleiche Leistung. Bei Menschen ist es leider anders. Jede Veränderung – sei es nur eine ganz kleine – bringt weitere Konsequenzen mit sich.
Der Mensch ist von Natur aus nicht so eingestellt, dass er nur einen sexuellen Partner hat. Sex hat mit Empfindungen, Lust, Begierde zu tun. Sex ist nicht dazu da, um eine Liebe und eine Beziehung zu bestätigen. Sex ist auch nicht nur dazu da, um Kinder zu zeugen, wie die Dogmatiker es in allen Kulturen behaupten.
Zum Sex gehören auch wichtige natürliche Elemente, nämlich die Lust und der Genuss – nicht nur auf den und mit dem anderen, sondern auch und vor allem an sich selbst. Wenn man von Lust und Genuss spricht, spricht man auch von Diversität.
Die Untreue war schon in den alten Gesellschaftsformen Thema, als moralisch verwerflicher Akt, als Unzucht und Sünde, besonders seit der Zeit nach Christus.
„Sex mit jemand anderem“ UNTREUE zu nennen, ist schon sehr bezeichnend. Das Wort alleine macht Angst und bringt einen in Gewissenskonflikte. Schon dieses Wort macht aus dir etwas Böses.
Die westliche Vorstellung von Sexualität ist sehr von der katholischen Kirche und ihrer kulturellen Entwicklung geprägt. Die katholische Kirche ist ihrerseits sehr männerdominiert.
Sex mit verschiedenen Partnern ist aus Sicht der Bibel nicht vorgesehen. Außerehelicher Verkehr ist nach der katholischen Kirche Unzucht.
So steht es in der Bibel:
„... so habe ein jeglicher seine eigene Frau und eine jegliche ihren eigenen Mann“ 1.Kor.7,2
Sex mit einem Partner hat seinen Platz nur im geschützten Rahmen der Ehe, oder im erweiterten Sinne nur in einer Beziehung, wie die modernen Menschen das Konzept übertragen haben.
Laut der Kirche wird beim Geschlechtsverkehr neben der körperlichen Vereinigung auch eine geistige Vereinigung vollzogen. Es entsteht – ob gewollt oder nicht – eine geistige Einheit und Bindung zwischen den beiden Beteiligten. Deswegen ist es unmöglich, dass man mit einem Menschen Sex hat, ohne sich mit ihm geistig zu vereinen.
Dies wird deutlich in folgenden Bibelzitaten:
„Darum wird der Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, dass sie zu einem Fleische werden. Und sie waren beide nackt, der Mensch und sein Weib, und schämten sich nicht.“ 1.Mose 2,24-25 und noch deutlicher in: „Wisset ihr aber nicht, dass, wer einer Hure anhängt, ein Leib mit ihr ist?“ „Denn es werden“, spricht Jesus, „die zwei ein Fleisch sein.“
Weiter heißt es: „Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit ihm. Fliehet die Unzucht! Jede Sünde, die ein Mensch [sonst] begeht, ist außerhalb des Leibes; der Unzüchtige aber sündigt an seinem eigenen Leib. Oder wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden heiligen Geistes ist, welchen ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst angehöret? Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlichet Gott mit eurem Leibe!“ 1.Kor 6,16-20.
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