Gitte Loew - Es geschah am Main

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Als Kommissarin Hanna Wolf zu einem Raubüberfall gerufen wird, ahnt sie noch nicht, dass dieser Mord nur ein Teil einer ganzen Reihe von Verbrechen ist. Die Mordkommission kann Verdächtige ermitteln, aber es fehlen Beweise. Doch die Kommissarin folgt unbeirrt der Spur des Täters und seiner Opfer. Dabei stößt sie auf Verbrechen, die man als die Banalität des Bösen bezeichnen kann.

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Gitte Loew

Es geschah am Main

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Inhaltsverzeichnis Titel Gitte Loew Es geschah am Main Dieses ebook wurde - фото 1

Inhaltsverzeichnis

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Impressum neobooks

Kapitel 1

Gitte Loew

Es geschah am Main

Im ‘Ruderhaus’, das im Frankfurter Stadtteil Fechenheim liegt, waren um 23 Uhr fast alle Gäste verschwunden. Nur am Tisch nahe der Tür saßen drei Typen, die sich recht einsilbig unterhielten. Es waren Männer, die zum Trinken in die Kneipe gekommen waren, also der harte Kern. Nicht besonders willkommene Gestalten, doch jeder Wirt muss Geld verdienen. Die Kerle hatten im Verlauf des Abends ganz schön gezecht. Die Luft im Schankraum war angefüllt mit dem Gestank von Bier und Tabak.

„Ihr habt genug, geht nach Hause. Wir schließen“, rief die kleine stämmige Kellnerin dem Trio zu, begleitet von einem genervten Blick. Sie hob geräuschvoll die Stühle auf die Tische und ließ dabei die Gruppe nicht aus den Augen.

„Komm, Elvira, das geht auf mich, ich zahle“, brummte der Älteste aus der Runde und legte seine Geldbörse auf den Tisch. Es war ein untersetzter Mann mit gerötetem Gesicht von etwa 45 Jahren. Sein Portemonnaie war angefüllt mit Banknoten, die aus dem Scheinfach hervorblitzten. Der Kleinste des Trios grinste breit und warf seinem Kumpel einen vielsagenden Blick zu. Doch der war müde und reagierte nicht.

„Macht 46 Euro“, schnauzte Elvira und knallte den Kassenbon auf die Tischplatte, direkt vor die Nase von Martin Weber.

Er fummelte einen Schein hervor und legte ihn neben den Zettel. Elvira sah er dabei nicht an, sondern stierte vor sich hin. Für heute hatte er sein Pensum erreicht. Die Kellnerin gab ihm das Wechselgeld direkt in die Hand. Weber stecke es wie im Zeitlupentempo in seine Hosentasche. Dann stützte er sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab und erhob sich langsam. Mit breitbeinigen Schritten steuerte er dem Ausgang entgegen.

Der Kleinere folgte ihm auf den Fuß und redete ohne Unterlass auf ihn ein. Zum Schluss erhob sich auch der Letzte und bildete das Ende dieser sonderbaren Prozession.

„Wir gehen zu dir, Martin, und machen uns noch einen lustigen Abend“, flüsterte er Weber immer wieder ins Ohr. Sein Kumpel warf ihm einen wissenden Blick zu, hielt aber den Mund und schlug den Weg zu seinem Moped ein.

„Komm, wir genehmigen uns noch einen bei Martin, sei kein Spielverderber“, raunte der Kleine.

„Mensch, morgen ist Freitag, ich muss früh aufstehen und zur Arbeit.“

Doch sein Begleiter versetzte ihm einen Stoß in die Rippen und gestikulierte mit den Händen hinter dem Rücken von Martin Weber. Er hatte etwas vor und der andere ahnte schon, was kommen würde. Eigentlich war er müde, aber eine günstige Aussicht auf Geld bewog ihn dann doch mitzugehen. Er ließ sein Moped stehen und trottete den anderen hinterher.

Die Bleibe von Weber lag in der Nähe des Mainufers in einem alten Backsteinhaus. Er wohnte im Erdgeschoss und die Wohnung sah alles andere als einladend aus. Auf dem Boden lag überall Schmutz. In den Ecken hatte Weber Tüten mit den Resten von Fertigmalzeiten abgestellt und vergessen, den Abfall zum Müll zu tragen. Doch das interessierte seine sonderbaren Gäste nicht. Als sie zu dritt im Wohnzimmer angekommen waren, schlurfte Weber zu Couch und ließ sich fallen. Innerhalb von Minuten war er eingeschlafen.

„Na los, schau dich um, ob du etwas finden kannst“, zischte der Kleine.

Sein Freund schüttelte widerwillig den Kopf, trottete aber dann doch in die Küche. Er fand einen alten Küchenschrank, dessen Türen und Schubladen er aufzog, aber außer Geschirr und Besteck war nichts vorhanden. Auf dem Küchentisch lag eine ältere Zeitung, in der jemand begonnen hatte, Kreuzworträtsel zu lösen. Er öffnete den Kühlschrank, fand eine Flasche Wodka und ging damit zurück ins Wohnzimmer.

„Klasse“, begrüßte ihn sein Begleiter und griff nach der Flasche. Er rüttelte den schlafenden Weber an der Schulter und als der die Augen öffnete, prostete er ihm zu und trank einen Schluck. Dann hielt er ihm die Flasche vor den Mund und flößte ihm Wodka ein. Weber trank, verschluckte sich und musste husten. Er stellte die Flasche auf den Tisch zurück und wartete einige Minuten, bis Weber wieder eingeschlafen war. Dann erst stand er auf, holte ein Kissen aus dem Sessel und schob es dem Schlafenden unter den Kopf. Anschließend drehte er ihn behutsam auf die Seite. Jetzt konnte man Webers Portemonnaie sehen, das aus der Gesäßtasche hervorragte. Er hob fragend die Hand und sah seinen Begleiter herausfordernd an. Doch der winkte nur ab und flüsterte:

„Hör auf, ich will keinen Stress.“

Aber er hatte einen Plan gefasst und davon ließ er sich nicht mehr abbringen. Er beugte sich vorsichtig über den Schnarchenden und berührte ihn mit einem Zeitungsfetzen an der Nase. Weber brummte etwas Unverständliches und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Diesen Augenblick nutzte er, zog behutsam an der Geldbörse und bekam sie zu fassen. Doch zu seiner Verwunderung drehte sich Weber unbeholfen um und kam sogar auf die Füße. Erschreckt sprang er zurück. Weber begann laut zu krakeelen und stolperte mit unsicheren Schritten auf ihn zu. Doch er hatte sich schnell wieder im Griff, fackelte nicht lange und schlug mit aller Kraft zu. Weber war betrunken, verlor das Gleichgewicht und stürzte rückwärts der Länge nach hin. Dabei krachte er mit dem Kopf auf die Marmortischplatte. Es hörte sich an, als ob Holz zerbersten würde. Danach trat Totenstille ein.

Sein Kumpel hatte die ganze Zeit dabei gestanden und alles mit offenem Mund beobachtet. Mit entsetztem Gesicht sah er jetzt, wie sich unter dem Kopf des Gestürzten eine Blutlache bildete.

„Bis du verrückt geworden, der ist tot“, murmelte er fassungslos.

„Was kann ich denn dafür, dass der so ein Theater macht. Los, mach schon, wir hauen hab. Ich steck die Flasche ein. Wir müssen verschwinden.“

Er war mit einem Schlag wach. Panik ergriff ihn. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ er die Wohnung. Rannte, so schnell er konnte, am Main entlang und erreichte nach wenigen Minuten sein Moped. Er startete die Maschine und fuhr davon, ohne sich noch einmal umgedreht zu haben.

Kapitel 2

Einen Monat später, an Christi Himmelfahrt, schien die Sonne und auf dem Main waren Ausflugsschiffe und jede Menge Boote unterwegs. Männergruppen zogen mit Pferde- oder Traktorgespannen durch die Straßen, hoben die Gläser und grölten Lieder zum Vatertag. Entlang des Mains fuhren viele Radler und Spaziergänger flanierten entlang des Wassers. Wer Hunger hatte, kehrte in eine der Kneipen am Rande des Weges ein.

Auch am Fechenheimer Mainufer und dem dort vorbeiführenden Leinpfad herrschte Hochbetrieb. Die Kellner im ‘Ruderhaus’ hatten jede Menge zu tun. Vor der Gaststätte waren Tische und Bänke aufgestellt worden, aber auch dort gab es keine freien Sitzplätze mehr. Inmitten der vergnügten Meute saßen zwei Männer, die Ausschau nach einer günstigen Gelegenheit hielten, denn sie waren wie immer knapp bei Kasse.

Der Blick des einen Mannes kreiste über die Köpfe der vergnügten Ausflügler hinweg. Er taxierte sein Umfeld sehr aufmerksam. Derweilen quatschte der andere von beiden mit dem Gast an seiner Seite, der sehr auffällig angezogen war. Er trug einen großen Schlapphut, eine schwarze Weste und eine Hose, die an den Hosenbeinen einen Schlag hatte. Neugierig geworden wollte er wissen:

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