Erich Bösch - The Body Secret

Kein Buch, kein Trainer und kein aktuelles Schönheitsideal. Selbst der perfekte Körper nützt nichts, wenn Sie ihn nicht mögen und sich nicht darin wohl fühlen. Ein kleines, hochinteressantes Experiment wird verdeutlichen, was ich meine. Ich habe es schon oft durchgeführt und jedes Mal verblüffen mich die unerwarteten Ergebnisse wieder aufs Neue. Wahrscheinlich wird es Ihnen auch so gehen. Bitte seien Sie vorsichtig und taktvoll. Ich möchte nicht, dass Sie jemanden dabei beleidigen oder verletzen.

Nehmen Sie einen Stift und ein Blatt Papier. Denken Sie kurz an die verschiedenen Männer und Frauen in Ihrem Leben. Wer von ihnen ist – Ihrer Meinung nach – körperlich sehr attraktiv, wer ist durchschnittlich und wer absolut unattraktiv. Notieren Sie sich die Namen. Dann gehen Sie zu denjenigen Menschen und fragen Sie diese, wie sie sich in ihrem Körper fühlen und ob sie zufrieden mit sich selbst sind. Was sie gerne verändern möchten. Schreiben Sie die Antworten stichwortartig nieder. Wenn Sie von jedem Typ ein paar Notizen gemacht haben, setzen Sie sich in Ruhe hin und lesen Sie diese aufmerksam durch. Jetzt werden Sie etwas Hochinteressantes erkennen: Es gibt kaum jemanden auf dieser Welt, der auch nur ansatzweise mit sich selbst zufrieden ist. Ganz egal ob es sich um übergewichtige oder äußerst unattraktive Menschen handelt oder um bildhübsche, begehrte Modells.

Schöne und auch weniger attraktive Männer und Frauen haben genau dieselben Probleme. Alle jammern über irgendwas. Auch die schönsten Menschen unserer Welt ärgern sich über Fettpölsterchen an Po und Schenkeln oder wollen sich ihre Nase medizinisch verändern lassen.

Denken Sie ein paar Minuten über dieses kleine Experiment nach, bevor Sie mit Ihrem Training beginnen. Vergessen Sie dabei aber nicht: Selbst der perfekte Körper nützt nichts, wenn Sie sich in ihm nicht perfekt wohl fühlen. Sie müssen mehr verändern als nur Ihr Äußeres. Jedes Fitnessprogramm macht nur dann Sinn, wenn Sie parallel dazu eine Beziehung zu sich selbst aufbauen und wieder lernen, sich selbst auch zu mögen. Wenn Sie jedoch die Konzepte des Body Secrets beherzigen, kommt der Tag, an dem Sie sagen können:

Ich fühle mich wohl in meinem Körper!

Ideale verändern sich und sind vergänglich.

Was heute noch als schön und erstrebenswert gilt, hat vielleicht morgen keine Bedeutung mehr. Gerade in unserer modernen und kurzlebigen Zeit wird jeder, der diversen Idealen folgt, einen Schritt zu spät kommen. Heute wird die gertenschlanke Frau als die schönste der Welt gefeiert, morgen dann die etwas rundliche oder vollbusige. Vor ein paar Jahren war der riesige, muskelbepackte Kerl mit Drei-Tage-Bart das Ideal eines Mannes, heute ist es der durchtrainierte Sportler mit extrem definierten Bauchmuskeln und schon morgen wird es wieder ein neues Ideal geben, dem alle nachjagen.

Ich habe diese Entwicklung selbst bei mehreren Bodybuilding-Kollegen erlebt. Sie alle haben vor vielen Jahren mit dem Training begonnen und unter großen Mühen mehr und mehr Muskeln aufgebaut. Während sie anfangs mit diesen riesigen Muskeln noch viel Respekt und Bewunderung geerntet haben, so werden sie heute immer öfter nur noch müde belächelt.

Denn die Ideale haben sich gewandelt! Das sogenannte Aufpumpen der Muskeln, das um die Jahrtausendwende noch das Hauptanliegen in den Fitnessstudios war, hat seine Bedeutung verloren. Viele neue Anliegen sind in den Vordergrund getreten: Gesundheit, Körperformung und Muskelstraffung, Abnehmen und vor allem Geselligkeit und Spaß.

Machen Sie nicht denselben Fehler wie meine Kollegen. Wählen Sie den Trainingsstil, der zu Ihnen passt. Nicht den, von dem Sie sich am meisten Anerkennung erhoffen.

Falls Sie großen Wert auf spielerische Sportarten und Bewegung legen, dann quälen Sie sich nicht im Fitnessstudio, nur weil Sie glauben überdimensionale Muskeln aufbauen zu müssen. Wenn Sie hingegen gerne mit Hanteln und Maschinen trainieren, fast schon süchtig sind nach dem Gefühl der aufgepumpten Muskeln, ersetzen Sie dieses Training nicht durch ein Lauftraining, nur weil es der momentane Trend ist. Ich gebe Ihnen diesen Rat keineswegs aus irgendeinem tief begründeten, psychologischen Grund.

Ich bin Sportler, kein Psychologe. Nein, es ist ein rein logischer Rat. Denn wenn Sie nur für andere trainieren und einem kranken Schönheitsideal nachrennen, kann es sein, dass Sie zu spät kommen werden. Genau wie meine Bodybuilding-Kollegen. Da Sie ohnehin nie genau wissen werden, wie sich die Ideale ändern werden, können Sie genauso gut so trainieren, wie es Ihnen Spaß macht. Vielleicht führt nämlich genau dieses Training zu dem zukünftigen Schönheitsbild.

Wenn ich so etwas sage, dann ist das keineswegs scherzhaft gemeint. Dies ist auch kein typischer Werbeslogan, sondern es ist ein grundlegendes und wichtiges Prinzip des Body Secrets . Es ist nicht nur so, dass Waage und Diäten nicht nötig sind.

Nein, sie sind ein Hindernis, ein ernsthaftes Problem auf Ihrem Weg zu einer harmonischen Beziehung mit sich selbst. Der Gebrauch von Waagen und das blinde Befolgen von starren Diätplänen führen Sie immer weiter weg von Ihrem Körper, von sich selbst und der Entwicklung eines gesunden Körperbewusstseins. Das gilt auch für Geräte wie Pulsuhren und Schrittzähler. Tun Sie sich selbst einen Gefallen und werfen Sie das ganze Zeug in den Müll. Sie haben es nicht nötig, sich von einem Computer oder digitalen Instrumenten dirigieren zu lassen!

Die Waage

Die Waage mag ein durchaus nützliches Instrument sein und ihre Berechtigung für viele medizinische, statistische und andere Zwecke haben, aber es ist absurd, sie für den einzelnen Menschen zu verwenden.

Seit vielen Jahrzehnten bilden sich Ärzte, Mediziner und Wissenschaftler ein, den Menschen mathematisch berechnen zu können. Die Broca-Formel (Körpergröße minus 10% bzw. 15%) hat sich da sehr lange durchgesetzt. Mittlerweile gilt sie als ein wenig altmodisch und muss ihren Platz mehr und mehr an den sogenannten BMI (Body-Mass-Index) abtreten. Dabei wird das Körpergewicht in Kilo durch Größe in Metern zum Quadrat geteilt. Das Ergebnis daraus ist dann der Index und in einer Tabelle können Sie nachsehen, wo Sie stehen.

Also derselbe Schwachsinn, nur etwas origineller verpackt. Irgendwann wird es dann eine Formel geben, die das ideale Körpergewicht mit Quadratwurzeln, Pi und jeder Menge Tangenten und Logarithmen berechnet. Vom Deckmantel medizinisch-wissenschaftlicher Seriosität lassen wir uns blenden und vergessen dabei völlig, auf unseren eigenen Körper zu hören.

Egal ob Broca, BMI oder andere. Der Mensch ist keine mathematische Gleichung, keine beliebig veränderliche Variable, die mit x multipliziert immer y ergibt. Der Mensch ist der Mensch und jeder ist anders.

Genauso wie es für Frauen und Männer verschiedene Tabellen gibt, müsste es auch Tabellen für Mesomorphe, Ektomorphe und Endomorphe geben, für Muskulöse und Schwächliche, für Senioren und Jugendliche. Weil das praktisch gar nicht machbar wäre, sollten wir nicht allzu viel Wert auf mathematisch errechnete Zahlen legen.

Deshalb: Fort mit der Waage!

Diätpläne

Die Idee einer Diät ist grundsätzlich gar nicht einmal so verkehrt. Kurze, gut geplante Phasen, in denen man sich bewusst und möglichst gesund ernährt, mögen durchaus sinnvoll sein. Sie können einen wertvollen Beitrag zum Fettabbau, zur Entgiftung und für die allgemeine Gesundheit sein. Sie können einfach dabei helfen, das Geschmackserlebnis durch Verzicht und Bescheidenheit wieder neu zu entdecken.

Aber – und das mag Sie jetzt überraschen – Diäten sind nur sinnvoll für Menschen, die ohnehin schon gesund sind. So paradox es klingt, Diäten nützen nur jenen Männern und Frauen, die es gar nicht nötig hätten, jenen Menschen, die sich grundsätzlich bewusst ernähren, fit sind und einen vitalen, widerstandsfähigen Körper besitzen.