Aurel Levy
Dschungeltanz
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Titel Aurel Levy Dschungeltanz Dieses ebook wurde erstellt bei
AUREL LEVY AUREL LEVY Dschungeltanz ROMAN www.avila-verlag.de Für Timmi
PROLOG PROLOG Weiß ich, wer das ausgekaspert hat. Von wegen Geld macht nicht glücklich. Sowas kann nur jemand behaupten, der immer welches besessen hat. Wenn man nämlich in die Situation kommt, keins mehr zu haben, merkt man sofort, wie glücklich man eigentlich war, als man noch welches hatte. Das ist wie mit Gesundheit. Ich habe es ausgerechnet. Dreieinhalb Millionen Euro in Fünfzigern macht 70.000 Scheine. Nein, kein Bankraub, alles ganz legal. Ein Lottogewinn. Oder ein Geschenk. Man könnte mit den Bündeln einen Turm bauen, der sieben Meter siebzig hoch ist. Mal ehrlich, wer hat noch nicht mit solchen Gedanken gespielt? Gibt es etwas Schöneres, als sich zurückzulehnen, in den Himmel zu schauen und sich auszumalen, was man mit dem Geld alles anfangen würde? Man spielt sämtliche Varianten durch, kommt aber früher oder später zu dem Schluss, dass man nicht viel ändern würde. Ein bisserl hier, ein bisserl da. Nichts Großes. Soll ja nicht gleich jeder mitkriegen. Allein die Möglichkeit, alles zu können und nichts mehr zu müssen, reicht völlig aus. Die totale Souveränität. Das Leben wäre auf einen Schlag spannender, bunter und zweifelsohne wäre man selbst um ein Vielfaches glücklicher. Doch so einfach liegen die Dinge nie. Bei mir schon gar nicht. Nehmen wir bloß meinen Namen: Horst-Herbert Hentschel. Schwierig, ich weiß. Fand mein Onkel auch. Er ignorierte den Horst-Herbert und rief mich einfach Tropi, eine damals geläufige Bezeichnung für Babys, die trotz Pille ihren Weg gemacht hatten. Ich war sauer. Kaum dreijährig schrie ich: »Bin nich da Topsi, bin da Orsti!« In Folge der allgemeinen Belustigung über den Wutausbruch hatte ich meinen Spitznamen weg. Also hörte ich fortan auf Topsi. Mein Kumpel Benny meinte einmal, diese Anekdote sei typisch für mich. Während ich verzweifelt versuchte, den Kaugummi von der einen Schuhsohle loszubekommen, würde ich mit dem anderen Fuß garantiert in einen Hundehaufen treten. Ich finde, Benny neigt zu Übertreibungen. In Wirklichkeit lief alles recht geschmeidig. Wenigstens bis vor ein paar Wochen.
EINS
ZWEI
DREI
VIER
FÜNF
SECHS
SIEBEN
ACHT
NEUN
ZEHN
ELF
ZWÖLF
DREIZEHN
VIERZEHN
FÜNFZEHN
SECHZEHN
SIEBZEHN
ACHTZEHN
NEUNZEHN
ZWANZIG
EINUNDZWANZIG
ZWEIUNDZWANZIG
DREIUNDZWANZIG
VIERUNDZWANZIG
FÜNFUNDZWANZIG
SECHSUNDZWANZIG
SIEBENUNDZWANZIG
ACHTUNDZWANZIG
NEUNUNDZWANZIG
DREISSIG
EINUNDDREISSIG
ZWEIUNDDREISSIG
EPILOG
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Dschungeltanz
ROMAN
www.avila-verlag.de
Für Timmi
Weiß ich, wer das ausgekaspert hat. Von wegen Geld macht nicht glücklich. Sowas kann nur jemand behaupten, der immer welches besessen hat. Wenn man nämlich in die Situation kommt, keins mehr zu haben, merkt man sofort, wie glücklich man eigentlich war, als man noch welches hatte. Das ist wie mit Gesundheit.
Ich habe es ausgerechnet. Dreieinhalb Millionen Euro in Fünfzigern macht 70.000 Scheine. Nein, kein Bankraub, alles ganz legal. Ein Lottogewinn. Oder ein Geschenk.
Man könnte mit den Bündeln einen Turm bauen, der sieben Meter siebzig hoch ist.
Mal ehrlich, wer hat noch nicht mit solchen Gedanken gespielt? Gibt es etwas Schöneres, als sich zurückzulehnen, in den Himmel zu schauen und sich auszumalen, was man mit dem Geld alles anfangen würde? Man spielt sämtliche Varianten durch, kommt aber früher oder später zu dem Schluss, dass man nicht viel ändern würde. Ein bisserl hier, ein bisserl da. Nichts Großes. Soll ja nicht gleich jeder mitkriegen. Allein die Möglichkeit, alles zu können und nichts mehr zu müssen, reicht völlig aus. Die totale Souveränität. Das Leben wäre auf einen Schlag spannender, bunter und zweifelsohne wäre man selbst um ein Vielfaches glücklicher.
Doch so einfach liegen die Dinge nie. Bei mir schon gar nicht.
Nehmen wir bloß meinen Namen: Horst-Herbert Hentschel. Schwierig, ich weiß.
Fand mein Onkel auch. Er ignorierte den Horst-Herbert und rief mich einfach Tropi, eine damals geläufige Bezeichnung für Babys, die trotz Pille ihren Weg gemacht hatten.
Ich war sauer. Kaum dreijährig schrie ich: »Bin nich da Topsi, bin da Orsti!«
In Folge der allgemeinen Belustigung über den Wutausbruch hatte ich meinen Spitznamen weg. Also hörte ich fortan auf Topsi.
Mein Kumpel Benny meinte einmal, diese Anekdote sei typisch für mich. Während ich verzweifelt versuchte, den Kaugummi von der einen Schuhsohle loszubekommen, würde ich mit dem anderen Fuß garantiert in einen Hundehaufen treten.
Ich finde, Benny neigt zu Übertreibungen.
In Wirklichkeit lief alles recht geschmeidig. Wenigstens bis vor ein paar Wochen.
Bis zu jenem ominösen 23. Dezember glich mein Leben einem Kaltblut, das gemächlich vor sich hintrottete. Mein Job als Flugbegleiter ließ mir genügend Freiheiten, um mir die Welt anzusehen und mir in Ruhe zu überlegen, was ich von diesem Leben eigentlich wollte.
Doch plötzlich hatte irgendwer die Hebel nach vorne geschoben. Und als der Gaul mit einem Schlag losgaloppierte, ging es nicht mehr um das Wieso und Warum. Ich wurde nach hinten gerissen und meine einzige Sorge bestand darin, nicht gleich runterzuplumpsen.
In meinem ganzen Leben werde ich diesen Augenblick nicht vergessen. Der Anruf der German Imperial Airlines war meine Rettung. Aus dem Bereitschaftsdienst sollte Flugbegleiter Hentschel nach Japan fliegen. Damit war der vorhersehbare Weihnachtsalbtraum mit Carola und ihrem gestörten Vater Erwin Seizinger vom Tisch gewesen. Kein Friede, Freude, Eierlikör-Getue und keine unerfüllbaren Erwartungen. Kein Karpfen-Schlachten und keine unangenehmen Fragen zu meiner beruflichen Zukunft.
Zu diesem Zeitpunkt war ich einfach nur erleichtert. Nie im Traum hätte ich vermutet, dass sich in dem eingeschriebenen Brief, den mir der Postbote kurz vor der Abfahrt zum Flughafen zugesteckt hatte, der ganz große Hammer befinden würde. Also flog ich erstmal nach Tokio. Dass wir dort nicht ankamen, sondern nach einem medizinischen Notfall in Novosibirsk runtermussten, war schätzungsweise nicht meine Schuld. Aber es passte irgendwie. Ein Schneesturm hielt uns fest und so konnten wir erst zwei Tage später weiter. Nach Hongkong, nicht nach Tokio. Auf dieser Tour war wirklich alles aus dem Ruder gelaufen.
Kurz vor Jahreswechsel dann die Testamentseröffnung. Meine bereits im November verstorbene Großmutter hatte bei dem Notar ihres Vertrauens ihr Vermächtnis hinterlegt. Dass sie mehr besitzen könnte, als das alte, baufällige Häuschen in München-Feldmoching, hätte ich im Leben nicht gedacht. Von Doktor Smoltaczek erfuhr ich die ganze Wahrheit:
Großmutter, die sich einen Sport daraus gemacht hatte, Lebensmittel jenseits des Mindesthaltbarkeitsdatums zu ergattern, hatte an der Börse gezockt. Derart erfolgreich, dass ihr Sparkassenberater sie anrief, wenn er einen heißen Tipp brauchte. Herausgekommen war dabei ein Portfolio, das jedem Profi die Tränen der Entzückung in die Augen getrieben hätte. Das Häuschen, Aktien, Gold und Cash. Alles in allem standen etwa dreieinhalb Millionen Euro auf dem Zettel. Aber wie schon gesagt, so einfach lagen die Dinge nicht. Oma hatte sich etwas Hübsches für mich ausgedacht:
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