„Ihn nicht“, antwortete Kauko, „aber eine frühere Version von ihm.“
„Die aus der Vergangenheit?“ fragte Tjalf.
„Ja, aber das ist gefährlich“, antwortete der Matkus, „denn sie darf nicht aus ihrer realen Zeit herausgezogen werden.“
„Aber du?“ entgegnete der Professor, der sich wahnsinnig für das Reisen interessierte, so wie für alles Wissenschaftliche und Magische.
„Ja, das ist eben einer der Vorteile, ein Matkus zu sein“, entgegnete Kauko.
„Was passiert denn, wenn man ihn aus seiner Zeit herausnimmt?“ interessiert es Tjalf, denn er wollte seine Hoffnung nicht gleich begraben.
„Solange er nicht auf sich selbst trifft, geschieht mit ihm nichts“, antwortete Kauko, „was es aber mit eurer Zeit anstellt, kann ich nicht vorhersagen. Mit Pech geht auch eure Zivilisation unter.“
„Das riskiere ich“, sagte Tjalf mit voller Entschlossenheit.
„Peters Leben mit dem Risiko, dass wir alle sterben könnten?“ fragte Professor Lux und machte damit nochmal darauf aufmerksam, was der mögliche Preis sein konnte.
„Tjalf, das ist zu riskant“, äußerte Hanna mit Tränen in den Augen, „ich vermisse ihn auch, aber wenn wir alle dafür draufgehen, bringt uns das Zurückholen von Peter auch nichts.“
„Wie hoch ist die Chance, dass nichts passiert?“ wollte Corax wissen, der verstehen konnte, dass Tjalf seinen Geisterfreund vermisste, denn er selbst vermisste seine Frau und Familie in jedem Augenblick.
„Das kann ich nicht sagen“, teilte Kauko mit, „aber ganz gleich, was ihr von mir wollt, habe ich ebenso eine Bitte.“
„Ist das jetzt ein Handel, oder was?“ fragte Bartholomäus und wurde nervös, denn immerhin kannte den Fremden keiner und bisher haben sie keine guten Erfahrungen mit Unbekannten gemacht- man erinnere sich an Filum.
Diese stand immer noch Abseits, lauschte aber dem Gespräch, denn für sie bildete sich eine Möglichkeit heraus, vielleicht zwei Probleme mit einer Tat zu lösen. Zum einen könnte sie in die Vergangenheit reisen und Larvaster töten und selbst die Macht ergreifen. Aber wie sollte sie das anstellen?
„Ich bin hier, weil mir mein Buch verraten hat, dass ich Tjalf beziehungsweise euch finden muss, um meine Welt wiederzubekommen. Zwar in einer anderen Zeit, aber ich könnte dort einfach leben“, erklärte Kauko.
„Warum geht das bei dir und bei uns nicht?“ fragte Tjalf, weil er es nicht verstehen konnte.
„Als Matkus kann ich in einer Welt leben, die nicht meine reale Welt darstellt“, teilte er mit, „es löst keine Katastrophe aus. Meine Welt ist auch nicht ausgelöscht worden, weil wir gereist sind, sondern durch eine Abweichung in eurer Zeit.“
„Und die willst du korrigieren?“ fragte der Professor, da er es nachvollzogen hat.
„Ja, denn ich will meine Familie wiederhaben“, antwortete Kauko, „von daher kann ich es nachempfinden, dass du, Tjalf, deinen Freund zurückholen willst.“
„Wofür brauchst du uns genau?“ fragte Tjalf.
„Ihr sollt in verschiedene Zeiten zurückreisen und etwas korrigieren“, antwortete der Matkus, „und somit meine Welt reanimieren.“
„Wie kann es sein, dass du bei den Punkten sagen kannst, wo wir etwas verändern sollen und offenbar auch dürfen und bei Peter geht es nicht“, wollte Tjalf wissen.
„Weil mir mein Buch verraten hat, wie ich meine Welt zurückerhalte“, verriet Kauko, „ich habe es von meiner Schwester, Saira.“
„Wo ist sie?“ fragte Hanna.
„Sie ist gestorben, nachdem ich sie zunächst gerettet hatte“, antwortete er, „da sie eine halbe Hexe war mit immensen Kräften, nur eben keiner Selbstheilung, erschuf sie dieses Buch, um mir eine Korrekturmöglichkeit zu überlassen.“
„Könnte es auch für Peter angewendet werden?“ wollte Professor Lux erfahren.
„Nein“, antwortete der Matkus, „es ist nach der Erfüllung seiner Bestimmung nutzlos.“
Tjalf drehte sich von Kauko weg, um Peter anzuschauen. Er wollte nicht wahrhaben, dass es keine Möglichkeit geben sollte, ihn zurückzuholen. Vielleicht musste er einen Nekromanten finden. Tjalf musste sich von der Idee, eine vergangene Version von Peter zu holen, verabschieden. Zumindest für das Erste.
„Seid ihr für eine Unterstützung des Reisenden?“ fragte Tjalf seine Freunde.
„Ihr habt einen Wunsch frei“, erinnerte Kauko sie an sein Versprechen.
„Dann bin ich dafür“, sprach Hanna, „vielleicht haben wir so eine Möglichkeit, Larvaster doch noch aufzuhalten.“
„Ich plädiere ebenfalls dafür“, äußerte der Professor, „das Reisen erweist sich als sehr interessant.“
„Ich bin dagegen“, machte Bartholomäus klar, denn für ihn roch es nach einer Falle.
Tjalf wollte zunächst selbst etwas sagen, aber er blickte zu Corax, der einfach herumstand. Der Krähenmann fühlte sich nicht zu der Geisterbande zugehörig, daher äußerte er dementsprechend nichts.
„Was sagst du?“ fragte der Venator Corax, der sichtlich überrascht war, dass man ihn miteinbezog.
„Meinst du mich?“ fragte er und wollte sich rückversichern, dass er es nicht versehentlich falsch verstanden hatte.
„Ja, Corax, ich meine dich“, bestätigte Tjalf, „wir haben schon was zusammen durchgemacht und du hast uns letztendlich unterstützt. Ich will, dass du dazugehörst.“
Der Krähenmann wurde sehr verlegen vor all den Leuten. Er war es nicht gewohnt, dass ihn jemand schätzte und nach seiner Meinung fragte. Die Hexe hatte ihn die ganzen Jahre über immer denunziert.
„Ich frage mich, was so ein Wunsch bedeutet“, sagte Corax.
„Naja, ich kann euch ermöglichen, Peter zu holen oder wenn einer möchte, kann ich ihn auch in eine andere Welt bringen“, verriet der Matkus.
„Dann würde ich es machen, um Larvaster aufzuhalten“, meinte der Krähenmann.
Filum fragte der Venator nicht. Es war schwierig für ihn, einen Umgang mit ihr zu finden. Sie war für Vieles verantwortlich, wie das Quälen von Hanna. Andererseits hat die Hexe sie im Kampf gegen Larvaster unterstützt und fast ihr Leben dafür gegeben. Tjalf fand, dass gute Taten kein Ausgleich für schlechte waren, aber es war ein Anfang. Daher duldete er sie zurzeit.
„Bartholomäus“, sprach er und blickte dem Diviator in die Augen, „wir werden ihm helfen, um den Wunsch zu erhalten. Auch wenn es gefährlich wird. Du kannst auf ihn aufpassen und sollte er ein krummes Ding drehen, dann kümmere dich um ihn.“
„Du weißt, ich bin nicht einverstanden“, teilte Bartholomäus mit, „aber ich werde tun, was du verlangst und dich beschützen, wie auch alle anderen, außer den Krähenmann und die Hexe. Sie gehört verbrannt.“
„Das kann ich nachvollziehen“, machte Tjalf dem Diviator klar und wandte sich dann wieder dem Matkus zu, „erkläre uns deinen Plan.“
„Ich benötige drei von euch, die in ihre jeweiligen Vergangenheiten reisen, um etwas zu verändern, was zu meinem Ziel führt“, begann Kauko, „es sind Tjalf, Hanna und Bartholomäus.“
„Und wie soll das funktionieren?“ wollte Bartholomäus wissen.
„Ich werde euch nacheinander zurückbringen und an einem anderen Punkt wiederholen“, antwortete der Matkus, „dann hat sich die Mission erledigt und erfülle euch euren Gefallen.“
„Klingt ja alles sehr einfach, wo ist der Haken?“ fragte der Diviator, „denn es gibt immer einen Haken bei solch simplen Aufträgen.“
„Während des Aufenthalt dürfen eure realen Doppelgänger nichts von euch mitbekommen“, gibt Kauko an.
„Und andere?“ wollte Hanna wissen, da sie auch eine derjenigen war, die zurücksollte.
„Wenn es nicht dazu führt, dass sie herausfinden, dass es zwei von euch gibt“, antwortete Kauko, „aber besser ist es, gar nicht erst in die Bredouille zu gelangen.“
Читать дальше