„Was ist denn nun?“ wollte der Fremde wissen, denn es warteten noch mehr Matkus, um sich einen Platz für die Reise zu ergattern.
Ohne etwas zu antworten, wich Uzoma zur Seite, denn er konnte es einfach nicht zahlen. Das blöde war, dass nicht jeder Matkus in der Lage war, selbstständig zu reisen. Es hatten zwar alle das Gen in sich, aber jeder in unterschiedlicher Ausprägung. Während der eine überall und zu jeder Zeit reisen konnte, waren Matkus wie Uzoma nicht einmal in der Lage, sich einen Meter mittels der Kraft zu bewegen, weil sie so gering war, sodass sie den eigenen Körper nicht fortbekamen. Die richtig starken waren in der Lage, auch andere mitzunehmen. Und bei so einem wollte Uzoma mitreisen. Natürlich machten sie es nicht umsonst. Sie wollten damit Geld verdienen, damit sie es gut hatten- in dieser Hinsicht unterschieden sie sich wenig von den Menschen.
„Hey, pssst…“ flüsterte plötzlich jemand hinter ihm.
Uzoma drehte sich um und sah ein Mädchen, etwas jünger als er, dass in sich hinter einer Ecke versteckt hatte.
Es war mit einem Tuch verhüllt. Vermutlich sollte niemand erkennen, wer es wirklich war. Uzoma hatte zunächst angenommen, dass sie jemanden anderes meinte, aber um ihn herum befanden sich nur die drängelnden Leute, die unbedingt einen Platz für die Reise haben wollten und sonst nichts. Er ging zu der Ecke. Das Mädchen verschwand dahinter.
Jetzt war sich Uzoma nicht sicher, ob er folgen sollte, oder ob es sich um eine Falle handelte. Vielleicht hatten Belizer mitbekommen, dass hier eine illegale Reise stattfinden sollte und den Ort bereits eingekesselt. Möglicherweise war es zu spät und sie würde alle gerichtet und vernichtet werden. Aber dann traute er sich doch, denn die innere Neugier siegte.
Das Mädchen stand an der Wand. Es hatte sich einfach nur von der Ecke entfernt und dort platziert. Es schaute Uzoma an, als er um die Ecke kam. Der Blick verriet ihm nur, dass sie offenbar ihn gemeint haben musste. Was sie wollte, konnte er nicht sagen. Er blieb vorsichtig.
„Was ist?“ fragte er.
„Ich hatte gehört, dass du mit auf die Reise wolltest“, antwortete das Mädchen etwas verschüchtert.
„Ja, das stimmt, aber es klappt nicht“, ärgerte sich Uzoma und unterbrach sie, „ich habe nicht genug Geld, damit sie mich mitnehmen. Aber was willst du von mir?“
„Ich kann dir helfen“, verriet sie.
„Wie soll das denn funktionieren?“ wollte Uzoma wissen, „hast du etwa Geld und willst es mir geben? Ich würde an deiner Stelle, dass du es nicht zu laut sagst, denn es gibt im Gegensatz auch solche, die dir das Geld abnehmen, wenn du verstehst.“
„So einer bist du nicht“, erwiderte sie.
„Wie kommst du darauf?“ fragte er sie, „vielleicht bin ich ja ein ganz schlimmer.“
„Dann hättest du es dem Mann schon gezeigt, der dich für die Reise abgewiesen hat“, entgegnete sie.
Für die Schüchternheit war sie schon ganz schön schlagfertig, dachte Uzoma sich. Es beeindruckte ihn etwas, auch wenn er es nicht zugeben wollte.
„Dann willst du etwas von mir“, sagte Uzoma, „denn niemand gibt irgendeinem Fremden einfach Geld, ohne Gegenleistung.“
„Ich will dir auch kein Geld geben“, verdeutlichte sie.
„Und was willst du dann?“ fragte er und war leicht verblüfft.
„Dir helfen“, antwortete sie, „ich kann reisen.“
„Du?“ fragte Uzoma erstaunt, „und jetzt willst du mich hier abwerben, damit ich mein Geld bei dir investierte. Gute Geschäftsstrategie.“
„Du denkst wirklich nur Schlechtes, oder?“ fragte sie ihn, „nein, ich will dich mitnehmen, da ich nicht alleine Reise will. Ich brauche einen Beschützer.“
Jetzt war sie da, die Gelegenheit, um diese Welt zu verlassen und er würde nicht einmal etwas dafür zahlen müssen. Wie toll war das denn bitte? Er strahlte bis über beide Ohren und schaute noch einmal um die Ecke, um zu den Leuten zu gucken, die viel Geld dafür blechen mussten.
„Gut, ich mache es“, sagte Uzoma zu.
„Dann würde ich vorschlagen, dass du mir folgst und wir von hier verschwinden“, sprach sie, „sonst entdecken uns die anderen und es könnte ungemütlich werden.“
„Bin ganz deiner Meinung“, stimmte der junge Mann zu, „aber bevor ich mit dir ziehe, würde ich gern noch deinen Namen erfahren.“
„Ich heiße Saira“, verriet sie und ging voran, „und wer bist du?“
„Man nennt mich Uzoma“, teilte er mit.
Saira und Uzoma machten sich auf, um von der Stadt, in der sie sich befanden hinauszugelangen, denn nicht nur andere interessierte Matkus waren hinter ihnen her. Es gab viele, die mitreisen wollten. Und wenn sie Pech hatten, gab es zudem die Belizer.
„Ich denke, an dieser Stelle wird es gehen“, sprach Saira, als sie sich mitten in einem Wald befanden.
Uzoma schaute sich um und suchte rund um den Ort die Büsche und Bäume ab, denn er wollte unter keinen Umständen erwischt werden. Saira fand es süß, aber auch ein wenig übertrieben.
„Die Luft ist rein“, sagte Uzoma, nachdem es beendet hatte, „wir können anfangen.“
Saira nickte. Sie stellte sich hin und konzentrierte ihre Kräfte. Es dauerte ein wenig bis sie soweit war, die Reise anzutreten. Aber Uzoma konnte geduldig sein, immerhin reiste er kostenlos mit und da sollte man nicht meckern.
„Nun bin ich fertig“, teilte Saira mit, „aber ich habe noch eine Frage, wohin wollen wir?“
„Das ist mir ziemlich gleich“, antwortete Uzoma, „Hauptsache weg von hier.“
„Dann reisen wir in die Vergangenheit“, entschied Saira, „bitte gebe mir deine Hand und schließe deine Augen. Und lasse sie geschlossen, bis ich dir sagen, dass du sie wieder öffnen kannst.“
„Okay“, versicherte Uzoma und gab ihr seine Hand.
„Stehenbleiben“, rief auf einmal jemand und ein Stein traf Uzoma links am Kopf.
Die beiden wussten ab diesem Augenblick, dass sie sich in Gefahr befanden. Der Belizer musste den Stein geworfen haben, um eine schnelle Möglichkeit zu finden, sie aufzuhalten.
„Mach schnell“, sagte Uzoma und übte mit diesem Satz mächtig Druck auf Saira aus, den sie auch ohne schon hatte.
„Ich beeile mich ja schon“, entgegnete sie, „aber ich habe das noch nie gemacht.“
„Was?“ fragte Uzoma und war überrascht von dieser Information, die Saira zuvor nicht erwähnt hatte, „das ist dein erstes Mal?“
„Ja“, bestätigte sie.
„Und woher weißt du, dass es funktioniert?“ wollte Uzoma wissen und wurde immer lauter, weil er sich gerade sehr aufregte.
„Nun stresse mich nicht“, machte sie deutlich, „dann gelingt mir nämlich nichts und wir kommen hier nie weg.“
„Ey, ihr beiden, stoppt den Vorgang“, rief der herankommende Matkus.
„Das ist bestimmt ein Belizer, der uns richten und vernichten will“, vermutete Uzoma.
„Es ist schwer, mich zu konzentrieren, wenn du ständig dazwischen quatschst“, ärgerte sich Saira.
Der fremde Matkus näherte sich weiter, sodass sie ihn beide nun sehen konnten. Er holte einen Stab heraus, was ein absolut sicheres Zeichen für einen Belizer war. Uzoma blickte zu ihr und konnte feststellen, dass sie sich weiterhin konzentrierte. Sie bekam nicht mit, was um sie herum geschah und Uzoma wollte diesen Zustand nicht aufheben, da sie sonst nie wegkamen. Indes zeigte der Belizer mit dem Stab auf die beiden und sprach:
„Hiermit richte ich euch!“
Jetzt bekam Uzoma Panik, denn der Richtspruch war ein Vorzeichen für das Vernichten. Der Belizer musste nur noch seine Energie sammeln und dann war es um die beiden geschehen. Aber ihm blieb nichts anderes als zu warten, denn er besaß nicht die Kräfte, um sich mit einem Belizer anzulegen. Aber wer hatte das schon? Niemand!
„Es geht los“, sagte sie auf einmal und drückte seine Hand.
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