Ganz ruhig, meint der Esel
Wie es dazu kam
Tag 1: An dem wir unsere Esel kennenlernen
Tag 2: An dem es losgeht – mit dem Rumstehen
Tag 3: An dem wir lernen, die Gerte zu lieben
Tag 4: An dem wir die Langsamkeit entdecken
Tag 5: An dem wir Viehsperren und Treppen meistern
Tag 6: An dem uns Kühe gehörig Angst machen
Tag 7: An dem Emma und Paula Heimatluft wittern
Acht gute Gründe für eine Eselwanderung mit Kindern …
Grund 1: „Yipeeh, ein Tag ohne Wände!“
Grund 2: „Jetzt setz ich mich durch!“
Grund 3: „So viel bin ich heute gelaufen?“
Grund 4: „Wir kommen heute leider an keinem Laden vorbei.“
Grund 5: „So ist das also mit Tieren.“
Grund 6: „Heute striegle ich allein!“
Grund 7: „Die Nackenmassage fällt aus.“
Grund 8: „Deshalb sind da so viele Linien.“
… und drei, die dagegen sprechen.
Grund 1: „Es regnet immer noch!“
Grund 2: „Mich juckt’s so in der Nase.“
Grund 3: „Dafür fliegen wir zwei Wochen nach Mallorca.“
Über die Autorin
Ein dickes Dankeschön an ...
Wie es dazu kam
„Wir gehen wandern – im Schwarzwald – mit zwei Eseln.“ Mit diesem Satz konnte unsere Familie schon im Frühjahr kontern, wenn uns jemand nach unseren Plänen für den Sommer fragte. Wir hatten uns ohne große Diskussion auf diesen Urlaub geeinigt. Die Mischung aus Tiererlebnis und Wanderreise erschien uns ideal. Es tat gut, ein konkretes Ziel präsentieren zu können, während andere noch überlegten: „Meer oder Berge?“, „Zelt oder Ferienwohnung?“, „Vielleicht mal fliegen?“ Wir hatten die erste schwierige Aufgabe des Jahres bereits bewältigt, während andere noch vor dem Computer schwitzten und Angebote prüften. Wir wollten mit unseren Kindern, sieben und neun Jahre alt, acht Tage gemeinsam mit zwei Eseln wandern. Doch der Satz, den wir so früh präsentieren konnten, war im Grunde das Ergebnis eines faulen Kompromisses. Um verstehen zu können, wie es dazu kam, muss man genauer hinsehen.
Was zieht, sind die Esel
„Wandern“ – „Schwarzwald“ – „zwei Esel“. Das war der Plan. Konkret steckte dahinter eine detailliert geplante Reise (genauer gesagt unsere erste Pauschalreise). Im Paket inbegriffen: Einweisung, wie die Esel zu handhaben sind, fest gebuchte Unterkünfte sowie Vollverpflegung. Unsere Kinder, Severin und Magdalena, waren von Anfang an begeistert, was aber sicher nicht an „wandern“ und „Schwarzwald“ lag.
Sie nahmen vielmehr das Wandern notwendigerweise in Kauf, gingen über „Schwarzwald“ salopp hinweg, um in den Genuss des Dritten zu kommen: „zwei Esel“. Nach sieben beziehungsweise neun Lebensjahren hatten sie verstanden, dass Großartiges häufig in einer hässlichen Verpackung daherkommt und man etwas Leidensfähigkeit mitbringen muss, um das zu bekommen, was man will.
Eltern verordnen Natur
Gerade diese hässliche Verpackung war es aber, die mich und meinen Mann Holger an diesem Urlaub reizte. Wir wandern gern und wünschen uns, dass unsere Kinder dies ebenso zu schätzen lernen. Außerdem leben wir mitten in einer Kleinstadt, ohne Garten, ohne Haustiere und ohne Bauernhof in erreichbarer Nähe. Wir versuchen deshalb wenigstens während der Urlaube, etwas Natur in unser Familienleben zu bringen. Wollen unsere Kinder das? Gut möglich. Ließe man ihnen die Wahl, würde aber sicher der große Erlebnispark das Rennen machen und der aufregende Natururlaub bliebe abgeschlagen im Straßengraben liegen. Doch wir lassen ihnen diese Wahl nicht, noch nicht. Wir sind an dieser Stelle einfach ein klein wenig manipulativ und nutzen es aus, dass wir die Großen sind. Vielleicht braucht es ja zwei Esel, um unseren Kindern zu zeigen, dass man acht aufeinander folgende Tage zu Fuß unterwegs sein und dabei auch noch Spaß haben kann. Diesen Kompromiss wollten wir eingehen.
Wollen wir uns das wirklich antun?
Trotzdem begegneten wir der Aussage „mit zwei Eseln“ mit vorsichtigem Zögern. Wir wollten also acht Tage mit zwei Vierbeinern wandern, von deren Artgenossen uns bisher mindestens ein Zaun mit Niedrigspannung getrennt hatte. Wie sollten wir mit dem Eigensinn zweier nicht sprachbegabter Wesen umgehen, wenn bereits unsere mittlerweile sprechenden Kinder unsere Geduld manchmal arg strapazierten?
Die Spannung steigt
Wir beschäftigten uns in den darauffolgenden Monaten mal mehr, mal weniger mit dem Thema und lernten, dass Eselwandern weniger exotisch ist als gedacht (es gibt Reisekataloge zum Thema), dass Esel nicht stur sind (sondern abwartend, zugewandt und klug) und dass man für 12 Kilometer auch mal 6 Stunden benötigen kann (Esel nehmen sich gern etwas Zeit). Die anfängliche Skepsis wich schnell. Ab dem Frühsommer konnten auch wir Eltern uns auf den Urlaub freuen und fühlten uns zumindest in theoretischer Hinsicht gut vorbereitet.
Gut zu wissen Reiseanbieter und Eselhöfe
Eselwandern ist mittlerweile weniger exotisch als noch vor ein paar Jahren. Im Internet findet man viele Informationen und kann sich bei verschiedenen Anbietern über den Urlaub mit Esel im In- und Ausland informieren: Uckermark| Schwarzwald| Frankreich| Spanien
Wer erst einmal mehr über Esel erfahren möchte, kommt auch nicht zu kurz. Es gibt in Deutschland viele Eselhöfe und Eselvereine, die ihr Wissen gern weitergeben. Außerdem sind sie eine gute Anlaufstelle, um sich gegenseitig zu beschnuppern:
Aktiv-Esel, Eifel| Asinella, Oberbayern| Der Eselbauer, Niederrhein
Tag 1
An dem wir unsere Esel kennenlernen
Die beiden Eseldamen Emma und Paula werden uns auf unserer Wanderung begleiten. Wir sehen sie zum ersten Mal auf einer großen Wiese und wundern uns über ihre dicken Bäuche.
An einem schönen Augusttag geht es los. Wir erreichen den Eselhofim Hochschwarzwald bei strahlendem Sonnenschein. Der 400 Jahre alte Häusleberghof ist ein Aussiedlerhof auf rund 850 Metern, oberhalb von Oberried gelegen, von dem aus man einen wunderbaren Ausblick auf die umgebende Hügellandschaft hat. Bewirtschaftet wird er von Uta Reese, die auf rund 5 Hektar Fläche eine Selbstversorgerlandwirtschaft betreibt und Eseltrekking anbietet.
Wir sehen zum ersten Mal „unsere“ Esel
Auf der Weide sehen wir die ersten Esel stehen. Magdalena schließt ein besonders flauschiges Exemplar in ihr Herz. Es hat weiches, fast weißes Fell, kann besonders laut und ausdauernd I-Ahhh rufen und kommt gleich an den Zaun, um sich von ihr mit Spitzwegerich füttern zu lassen. Damit ist der Esel in Magdalenas Augen qualifiziert, uns zu begleiten – mit ihm möchte sie unterwegs sein. Es stehen noch zwei weitere Esel auf der Weide, die sich nicht weiter für uns interessieren und in aller Seelenruhe grasen. Wie sich später herausstellt, ist der weiße Kuschelesel der pubertierende Teenie der Herde und für unser Unterfangen gänzlich ungeeignet. Schließlich möchten wir unser Gepäck nicht selbst tragen und uns auch nicht mit den Launen eines aufmüpfigen Jungesels auseinandersetzen. Es werden uns also die zwei recht unscheinbaren, aber verlässlich wirkende Eselinnen Emma und Paula zugeteilt.
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