Paul Baldauf
LANDAU Perle der Südpfalz
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Inhaltsverzeichnis
Titel Paul Baldauf LANDAU Perle der Südpfalz Dieses ebook wurde erstellt bei
LANDAU – Perle der Südpfalz LANDAU – Perle der Südpfalz PAUL BALDAUF
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
Landau-Gedichte
Über den Autor
Impressum neobooks
LANDAU – Perle der Südpfalz
PAUL BALDAUF
Mein lieber Cousin,
vielen Dank für deinen Brief mit Fotografien vom Gasthaus zum Löwen in Gießen. An unser gemeinsames Abendessen in diesem jahrhundertealten Fachwerkhaus denke ich gern zurück. Ein ganzes Jahr ist seitdem verflossen, höchste Zeit, dass du uns wieder einmal besuchen kommst.
In Landau habe ich mich schon gut eingelebt. Auch dir wird Luftveränderung gut tun. Von unserem Haus in Nußdorf aus können wir zusammen die Stadt erkunden. Vielleicht findest du nebenbei neue Anregungen für deine Arbeit als Historiker.
Ich hoffe allerdings, dass du nicht, wie weiland Goethe im Löwen, nur eine Nacht bleiben wirst.
Grüße Felix
Mein lieber Jobst Jürgen,
wie ich deinem Brief entnehme, habe ich mich nicht klar ausgedrückt: Nußdorf ist ein Stadtteil von Landau, eine ‘beschwerliche Weiterreise‘ dorthin ist also nicht nötig. Zu deiner Beruhigung füge ich hinzu, dass meine Einladung neben der Übernachtung natürlich auch Vollpension einschließt. Nachdem ich so deine Bedenken zerstreut habe, lass uns zu unserem Thema zurückkehren. Vielleicht beginne ich einfach mit dem Ortsnamen:
Sprich Landau einmal langsam aus, und du wirst mir zustimmen, dass es schön klingt
und als Anreiz für eine Reise schon reichen sollte.
Historisch versiert, wie du bist, kommen dir vermutlich Assoziationen um das Wort Landauer in den Sinn. Hiermit meine ich jetzt nicht die liebenswürdige Bevölkerung, sondern das legendenumrankte Gefährt, den Landauer .
Es ist kaum zu glauben, aber es gibt Leute, die das Wort aus dem Arabischen ableiten wollen (aus al-andul : Wagen, Sänfte). Lässt man das erste a weg, bleibt landul .
Mich überzeugt dies nicht. Was meinst du? Gehe einmal in deiner Heimatstadt an den Bahnhofsschalter und versuche ‘Landul, Hinfahrt, 2. Klasse‘, zu lösen. Ich bin gespannt, wo du landulst oder landest.
Von da sei es also ins Spanische übernommen worden, schließlich durch andere Sprachen gewandert, bis es im Deutschen angekommen sei, mit Landau in Verbindung gebracht wurde usw. Das ist ja noch langwieriger als deine letzte Reise nach Speyer.
Das Wort Landauer geht natürlich auf das pfälzische Landau und auch nicht auf Landau an der Isar zurück. Bedarf es noch eines glaubwürdigen Zeugen? In deinem Bücherregal erspähte ich die Gesammelten Werke von Goethe. Für dich als Hesse sicher Ehrensache. Greife dir einmal sein Werk Hermann und Dorothea heraus. Was lesen wir?
‘...so kam auch zurück mit seinen Töchtern gefahren, rasch, an die andere Seite des Markts, der begüterte Nachbar, …, im geöffneten Wagen, er war in Landau verfertigt.‘ (1. Gesang) (Du brauchst die Stelle aber nicht zu singen)
Na, also! Wer wagt da, nachdem Altmeister Goethe gesprochen hat, noch etwas hinzuzufügen? Sein getreuer Sekretär Eckermann hätte es zumindest nicht gewagt.
Für heute grüßt dich Felix
Guten Tag, mein Cousin,
wie, mein Sekretär Eckermann? Nein, ich sprach natürlich von Goethe, ich habe keinen Sekretär! Lies nach, das war ein s und kein m .
Wenn wir schon von Goethe sprechen, so liegt es nahe, einen anderen großen deutschen Dichter zu erwähnen: Jakob Michael Reinhold Lenz . Im Herbst 1772 / 1773 zog er, als Begleiter des Barons von Kleist, mit einem Trupp Soldaten durch das Französische Tor in das damals französische Landau ein. Er blieb vier Monate. Dieser ruhelose Geist hielt sich, in seiner Dichterzeit, in keiner deutschen Stadt länger auf. Dies spricht eindeutig für Landau. Hier reifte auch sein Entschluss, keine andere Laufbahn anzustreben, sondern nur Dichter zu bleiben. In Landau vollendete er sein Theaterstück Der Hofmeister , das nach über 200 Jahren nicht veraltet ist und immer noch gespielt wird. In seinen Briefen las ich, wie sehr den genialen Lenz Landau und seine Umgebung beeindruckt haben:
‘In der Tat finde ich in der Flur um Landau täglich neue Schönheiten…Hätte ich doch eines göttlichen Malers Pinsel, ich wollte gleich einige Seiten von diesem göttlichen Amphitheater der Natur hin malen, so lebhaft hat‘s sich in meiner Phantasie abgedrückt. Berge, die den Himmel tragen, Täler voll Dörfern zu ihren Füßen, die dort zu schlafen scheinen, wie Jakob am Fuß seiner Himmelsleiter.‘
Was kann man solchen Zeilen noch hinzufügen? Ich bin gespannt, zu welchen Briefen dich Landau inspirieren wird.
Anbei die Kopie einer Radierung, auf der Lenz im Seitenprofil zu sehen ist.
Gruß Felix
Lieber Jobst Jürgen,
mich freut, dass dir das Konterfei von J. R. M. Lenz gefällt. Nur musst du, denke ich, dir deswegen nicht gleich seine Haartracht, d. h. einen Zopf, zulegen.
Wie ich deinem Brief jedoch mit Freuden entnehme, lässt dich der Landauer nicht mehr los. Hast du schon einmal deinen Terminkalender überflogen? Die Pfalz ist im Frühling und Sommer, im Herbst und im Winter eine Reise wert. Ich hoffe aber, dass ich nicht vier Jahreszeiten auf dich warten muss.
Ein Landauer − den ihr in Gießen sicher nicht aus eigener Erfahrung kennt − hat vier Räder, sinnigerweise auch vier Sitze. Die Kutsche lässt sich von einem offenen in einen geschlossenen Wagen umwandeln. Für einen so wetterfühligen Zeitgenossen wie dich ist dies sicher ein Argument. In der Innenstadt findet sich an einer Hauswand – zwischen zwei Bogenfenstern – die lebendig wirkende Darstellung einer Fahrt mit dem Landauer: Ein Herr in Kniehosen und wallendem Mantel erscheint auf dem Trittbrett, bei voller Fahrt. Der Kutscher vorn hält die Zügel fest. Hinten sitzen zwei mit großen Hüten bedeckte Soldaten, die stramm ein Gewehr halten.
Landauer sind ja auch in Wien zu sehen. Dort führen sie allerdings den Falschnamen Fiaker . Ich brauche wohl kaum zu betonen, dass sie mit einem echten Landauer Landauer nicht konkurrieren können. Das in der Pfalz produzierte Gefährt war einfach genial. Ich denke, hier eröffnen sich dir gleich mehrere Felder historischer Grundlagenforschung. Du könntest endlich Klarheit in umstrittene Fragen bringen. Wer weiß, ob man dann in Zukunft nicht deinen Nachnamen Brohmleben dauerhaft mit dem Landauer in Verbindung bringt. Ich will der Geschichte nicht vorgreifen, aber eine Fahrt mit dem Brohmländer oder Brohmlandauer , das klänge auch interessant.
Es grüßt dich Felix
Werter Cousin,
ich war schon beunruhigt, da längere Zeit verstrich, bis dein Brief eintraf. Hast du inzwischen Hermann und Dorothea gelesen und auswendig gelernt?
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