Gott: Das wissen wir jetzt schon. Was ist mit einer anständigen Prophetie zur erotischen Evolution?
Jesus: Ich bin dafür.
Gott: Bekannt.
Jesus: Wie kommst du da auf mich?
Gott: Du bist der Prophet ...
Jesus: Der Vogel ist der Prophet.
Gott: Unterbrich mich bitte nicht. Außerdem hast du doch von deinen Eroberungen in der Frauenwelt berichtet. Du bist unser Erotik-Spezialist.
Jesus: Wirklich nicht. Da gibt es genug andere. Warum ich?
Gott: Wer sonst? Petrus bestimmt nicht.
Petrus schaut indigniert.
Jesus: Außerdem war das nicht ein vertrauliches Gespräch?
Gott: Du zwingst mich durch deine stete Widerspenstigkeit dazu.
Jesus: Du hast das doch erfunden. Du musst doch wissen, wie man es gut macht.
Gott: Es ging um die Fortpflanzung. Es sollte ein Anreiz geschaffen werden.
Jesus: Ausgezeichneter Anreiz. Der wilde Trieb verdeckt die feine Lust.
Gott: Das ist es. Ich verstehe nichts davon. Ich bin Gott. Mir ist die Erregung nicht zuteil.
Jesus: Zuteil sicher. Die Menschen sind doch ein Teil von dir.
Gott: Das ist es. Ich habe sie, damit ich an ihrem Erleben teilnehmen kann. Durch sie kann ich die körperliche Liebe erfahren.
Jesus: Nochmal: Du hast das doch so gemacht. Du musst wissen, wie es funktioniert.
Gott: Ja und Nein. Ich weiß es, kann es aber nie selbst machen. Also habe ich keine Erfahrung.
Jesus: Deshalb kannst du doch die Funktionalität offenlegen.
Gott: Ich verrate nichts.
Jesus: Einen Vorschlag zur Herangehensweise.
Gott: Weise herangehen.
Jesus: Du könntest wenigstens ein paar Tipps geben.
Gott: Das ist nicht der Trick. Sich über Hormonmoleküle und Stoffwechselvorgänge Gedanken zu machen, erregt die Leute nicht. Auswirkung auf die Neurotransmitter. So scharf.
Jesus: Natürlich. Du sollst sagen, wie man es macht.
Gott: Das haben sie noch immer herausgefunden.
Jesus: Damit es schön wird.
Gott: Nun wird es dann auch sehr ekstatisch.
Jesus: Du weißt doch Bescheid.
Gott: Ich verrate nichts.
Jesus: Wir drehen uns im Kreis.
Gott: Was soll das werden, wenn man etwas entdeckt, man ist neugierig, will aber sofort alles einfach wissen? Man gibt sich gar keine Mühe. Erwartet direkt am Ziel zu starten. Sogar ein Ziel ist schon der Irrtum.
Jesus: Das versteht kein Mensch. Was soll man tun?
Gott: Ausprobieren.
Jesus: Ausprobieren?
Petrus: Machen wir jeden Tag, den ganzen Tag. Weiß doch niemand, was er sich als nächstes einfallen lässt.
Gott: Es ist ein Spiel. Das Spiel der Geschlechter.
Jesus: Sprach der Poet. Spielregeln?
Gott: Keine.
Jesus: Wir drehen uns im Kreis.
Gott: Die Menschen sollen es ausprobieren. Was sie erregt, wie es ihnen gefällt, was ihnen gut tut, Spaß macht. Ihre Körper haben denselben Aufbau, aber ihre Reaktionen unterscheiden sich. Vielleicht nicht grundsätzlich, so ist darauf Verlass, aber in der Reaktion, der Verarbeitung. Also müssen die Beteiligten das ausprobieren.
Jesus: Man möchte nichts falsch machen.
Gott: Man macht nichts falsch, wenn man es sanft angeht.
Jesus: Das klappt alles ganz gut, wenn man sich auf der Gefühlsebene getroffen hat.
Gott: Deshalb brauche ich deine Prophetie. Ich habe keine Gefühle. Dafür habe ich Menschen.
Jesus: Ich soll sie die Liebe lehren? Das hatten wir ja schon.
Gott: Es gibt ein Buch von einer Frau, die keine Frau ist. Skyline Deluxe. Da kannst du dir Anregungen holen.
Jesus: Hermaphroditen-Buch? Oder was bedeuten die Rätsel? Die Nicht-Frau-Frau.
Gott: Gar nicht. Das ist auch bei weitem nicht alles. Ausprobieren.
Jesus: Petrus?
Petrus: Wir haben viel Arbeit. Können wir weiter machen?
Petrus geht ab in's Labor.
Rocio: Irgendwas Aufregendes?
Petrus: Er ist dafür. Weitermachen. Die Menschen die Liebe lehren.
Die Praktikantin: Dauert.
Petrus: Deine professionelle Distanz besorgt mich. Du wirst noch schleichend zum Engel mutieren.
Die Praktikantin: Nein, es macht mich traurig. Sie verstehen nicht, wofür wir gemacht sind.
Petrus: Sie sind keine Engel.
Petrus hat Report.
Petrus: Wir arbeiten an der Mündigkeit. Der Vogel hat aber noch keinen Text.
Gott: Jesus, was ist mit der Prophetie?
Jesus: Du sollst deine Nächsten lieben wie dich selbst.
Gott: Ist nicht dein Ernst. Uralt. Du musst dir schon etwas neues einfallen lassen.
Jesus: Liegt in der Interpretation.
Petrus: Mit Interpretationen haben wir keine guten Erfahrungen gemacht.
Jesus: Du meinst Auslegungen.
Petrus: Das Problem ist dasselbe.
Gott: Wie lautet die Auslegung?
Jesus: Man sollte die erotische Lust besser mit Menschen genießen, die einem nahe sind. Denen man sich nahe fühlt.
Gott: Ist ja noch ziemlich allgemein. Meinst du den Nachbarn?
Jesus: Besser, wie im Puff.
Gott: Das sind sehr drastische Gegensätze. Der Spruch ist unbrauchbar.
Jesus: Was schlägst du vor?
Gott: Nichts. Wir haben das besprochen. Es ist deine Aufgabe.
Jesus: Irgendwas mit ausprobieren.
Gott: Genau. Ich muss mich jetzt wieder um das große Spiel kümmern. Petrus.
Petrus: Du willst uns nichts verraten?
Jesus: Das ist es: Ausprobieren, aber nichts verraten.
Gott: Aha.
Petrus: Wir müssen weiter machen.
Jesus: Man könnte es auf Onanie beziehen. Wie du dich selbst liebst, liebt sich dein Partner vielleicht auch.
Petrus: Da müssen sie sich zuerst überhaupt selbst lieben.
Jesus: Sehr klug: Liebe dich selbst.
Petrus: Das wird als Egoismus ausgelegt.
Gott: Auslegeware gilt nicht.
Jesus: Ich bespreche das mit dem Vogel.
Petrus: Gut, wir müssen weitermachen.
Gott: Eben. Schau dir unser Spiel an. Wir probieren auch aus. Es gibt Entwicklungen. Manche laufen aus, manche überleben sich, manche passen sich an.
Jesus: Kann ich so nicht verwenden.
Gott: Nimm die Dinosaurier. Sie haben eine Zeit lang den Planeten bevölkert. Sie waren sehr groß. Aber angeblich nicht von großem Geist. Die Menschen streiten bis heute, woran sie wirklich genau zu Grunde gegangen sind.
Jesus: Verrate du's uns. Du bist doch allwissend.
Gott: Ich verrate nichts. Es ist auch egal. Viel lustiger, wenn sie weiter suchen. Jedenfalls sind die Dinosaurier weg. Wäre doch schade gewesen, wenn es keine gegeben hätte. Finden die Leute toll.
Jesus: Und der Sex. Die Erotik. Du hättest doch jeden anderen profanen Zeugungsakt schaffen können. Ohne Sinnlichkeit.
Gott: Du hältst deinen Vater wohl für einen schrecklichen Langweiler?
Jesus: Ich dachte du kannst das nicht nachempfinden. Was kümmert's dich?
Gott: Dafür habe ich die Menschen. Wenn du voll Energie bist, und sogar wenn du müde bist, und dir ist echt langweilig. Worauf hat der Mensch Lust? Auf guten Sex.
Jesus: Wir drehen uns im Kreis. Was hast du davon?
Gott: Energetisch ist das sehr angenehm.
Jesus: Du hast den Fortpflanzungsakt mit Sinnlichkeit versehen, damit dir energetisch nicht langweilig wird?
Gott: Kommt gut hin. Der Sex ist ja profan. Die Sinnlichkeit schenkt ihm die Glorie. Es dient doch dazu, ein neues Wesen zu erschaffen. Das muss auch gefeiert werden.
Jesus: Soll das heißen, es gibt die Sinnlichkeit, zur Ehre Gottes?
Gott: Klingt katholisch.
Jesus: Sie sind scharf, weil es bei dir Funken sprüht?
Petrus: Nach seinem Bild erschaffen.
Jesus: Aber wie man am besten sprüht, muss man ausprobieren. So wie der Rest der Schöpfung.
Gott: Damit es nicht langweilig wird.
Jesus: Die Vertreter der Evolutionstheorie lehnen Gottesvorstellung eher ab.
Gott: Die Evolutionstheorie widerspricht meiner Existenz nicht. Natürlich ist es so. Aber nicht nur so. Ich bin auch noch da.
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