Vorwort Vorwort In unserer Digitalpublikation „Geologischer Wanderführer“ werden Bergtouren durch das südlich von München liegende Mangfallgebirge beschrieben. Anliegen der Reihe ist es, neben der reinen Tourbeschreibung eine interessante und kompetente Einführung in die „Vor-Ort-Geologie“ zu geben. Die geologischen Informationen werden im Stile einer Wegbegleitung, unterstützt durch viele erklärende Skizzen und Bilder, angeboten. Daneben enthält jede Ausgabe einen kurzen geologischen Abriss, eine Tourkarte mit Darstellung der Gesteinsvorkommen und eine Nummerierung der Wegstrecken, so dass jederzeit eine Verknüpfung mit der Tourbeschreibung gegeben ist. Einen Einblick in Fachthemen der Geologie bietet unser Exkurs in die Wissenschaft . Hier werden tourspezifische Geo-strukturen herausgestellt und vertiefend behandelt. Die im Text verwendeten Fachbegriffe (blau hervorgehoben) werden in einem geologisch-paläontologischen Geo-Glossar erläutert. Hier werden auch die im Tourgebiet anstehenden Gesteinsserien noch einmal ausführlich behandelt.
Kurze Geo-Historie des Tourgebietes
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Geo-Bergtour - Vom Spitzingsattel zum Rauhkopf
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In unserer Digitalpublikation „Geologischer Wanderführer“ werden Bergtouren durch das südlich von München liegende Mangfallgebirge beschrieben. Anliegen der Reihe ist es, neben der reinen Tourbeschreibung eine interessante und kompetente Einführung in die „Vor-Ort-Geologie“ zu geben. Die geologischen Informationen werden im Stile einer Wegbegleitung, unterstützt durch viele erklärende Skizzen und Bilder, angeboten.
Daneben enthält jede Ausgabe einen kurzen geologischen Abriss, eine Tourkarte mit Darstellung der Gesteinsvorkommen und eine Nummerierung der Wegstrecken, so dass jederzeit eine Verknüpfung mit der Tourbeschreibung gegeben ist.
Einen Einblick in Fachthemen der Geologie bietet unser Exkurs in die Wissenschaft . Hier werden tourspezifische Geo-strukturen herausgestellt und vertiefend behandelt.
Die im Text verwendeten Fachbegriffe (blau hervorgehoben) werden in einem geologisch-paläontologischen Geo-Glossar erläutert. Hier werden auch die im Tourgebiet anstehenden Gesteinsserien noch einmal ausführlich behandelt.
Kurze Geo-Historie des Tourgebietes
Entwicklung des Ablagerungsraumes
Wir durchwandern bei unserer Tour insgesamt 32 Millionen Jahre Erdgeschichte (von 207 bis 175 Mio. Jahre), also durch Gesteine, die während der oberen Trias und des unteren Jura abgelagert wurden (Tab. 1).
Tabelle 1 Geologische Zeitskala (=Stratigraphie). Wir bewegen uns auf unserer Tour durch Meeresablagerungen der oberen Trias (Nor, Rhät) und der Lias.
Die obenstehende Tabelle gibt die zeitliche Abfolge der Tourgesteine wieder. Ihre erdgeschichtliche Einstufung erfolgt aufgrund charakteristischer Gesteinsmerkmale. Hierbei sind gerade die in den Schichten gefundenen organischen Reste (Fossilien) eine wichtige Grundlage. Abgelagert wurden die anstehenden Gesteinsserien im damaligen globalen Tethysmeer, dessen bescheidener Rest das heutige Mittelmeer darstellt.
Die paläogeographische Entwicklung des Tourgebietes begann im Karbon (vor 360-300 Mio. Jahre), als sich der Superkontinent Pangaea bildete. Er umfasste alle heutigen Kontinente und erstreckte sich über den größten Teil der Südhalbkugel. Von hieraus driftete Pangaea nach Norden. An der Grenze Perm/Trias, vor ca. 250 Millionen Jahren, bildete sich ein absinkendes Grabensystem, das sich während der Trias zu einer buchtartigen Struktur aufweitete, in die von Osten her das weltumspannende Tethysmeer eindrang (Abb. 1).
1 Links: Verteilung der Landmassen (dunkelgrau) in der oberen Trias. Rechts: Die im Tourgelände anstehenden triassischen Sedimente wurden auf der dem Böhmischen Massiv vorgelagerten Schelfzone abgelagert. Die Pfeile zeigen die Einfallspforten der Tethys in das kontinentale Meer des Germanischen Beckens (schraffiert).
Unter subtropischen Verhältnissen entstehen jetzt entlang des Küstensaums in extrem flachmarinen Zonen große Gezeitenbereiche. Als Zeugnis dieser geotektonischen Phase finden sich im näheren Umfeld des Tourgebietes die Gesteinsfolgen des Hauptdolomits. Die bis zu tausend Meter mächtige Serie verdankt ihre Ausbildung dem mehr oder weniger kontinuierlichen Absinken des Meeresbodens über einige Millionen Jahre.
Weitere Bodenbewegungen führten dazu, dass die Tethys immer weiter in Richtung Westen vordringen konnte. Im Zuge dessen bildeten sich neben den Gezeitenbereichen weitläufige Flachwassermeere aus. In diesem Sedimentationsraum lagerten sich die Gesteine der Obertrias ab. Oft eng verzahnt mit den Ablagerungen des Hauptdolomits treten hier die flachmarinen Sedimente der Plattenkalke und die terrestrisch ( =festländisch ) beeinflussten Bildungen der sogenannten Kössener Schichten auf. Den Abschluss der triassischen Entwicklung sehen wir in den oberrhätischen Kalken mit ihren typischen Riffbildungen (Abb. 2).
2 Schematisches Blockbild des obertriassischen Ablagerungsraumes.
Im Jura setzte dann der Zerfall von Pangaea ein. Es entsteht nördlich des Äquators der Superkontinent Laurasia mit Europa und im Süden sein Gegenstück Gondwana mit Afrika. Der dazwischen liegende marine Schelfbereich bricht dabei schollenartig auseinander und führt hin zu einem Ablagerungsraum, der geprägt ist von tiefen Beckenbereichen und seichten Schwellen, die oft inselartig aus dem Meer sich herausheben. In diesem stark gegliederten Meer wurden die unterjurassischen Kalksteine des Tourgebietes abgelagert.
Der Übergang von den triassischen Bildungen des Rhäts zu den ersten Sedimenten des Jura erfolgte jedoch nicht überall kontinuierlich. Es gibt Hinweise auf eine zwischenzeitliche Unterbrechung der marinen Ablagerung. So zeigen basale Kalke der Liasabfolge eine deutliche Rotfärbung, die zurückgeführt wird auf eingeschwemmte Verwitterungserde, welche sich auf zeitlich trockengefallenen Riffkalkschwellen gebildet hatte.
Neben den Rotkalken finden sich die sogenannten Fleckenmergel. Sie wurden sedimentiert in den tieferen Meeresbecken, zeigen aber auch oft eine Verzahnung mit den im Bereich der submarinen Schwellen abgelagerten Hornsteinknollenkalken.
Die erste alpine Faltung begann dann im Verlauf der Kreidezeit (vor 65-136 Mio. Jahren), als die beiden vormals auseinanderdriftenden Großkontinente Laurasia und Gondwana sich wieder aufeinander zu bewegten. Diese in nordwestlicher Richtung wirkende Schubbewegung führte im Laufe der Zeit zu einer Einengung des einstigen Ablagerungsraumes. In der Folge werden ganze Gesteinspakete von ihrem Untergrund abgetrennt und deckenförmig übereinandergeschoben, verfaltet und langsam aus dem Meer herausgehoben. Gegen Ende des Tertiärs, vor 2,5 Mio. Jahren, werden die Alpen dann endgültig zu dem uns bekannten Hochgebirge aufgewölbt.
Die Deckenüberschiebungen führten im heutigen Ostalpinenraum zur Herausbildung verschiedener tektonischer Großeinheiten. In dem uns interessierenden Mangfallgebirge (östlicher Teil der Bayerischen Voralpen) dominiert die sogenannte Lechtal-Decke, auch als Hochbajuvarikum benannt. Prägendes Element der Lechtal-Decke ist ihre in westöstlicher Richtung verlaufende Muldenstruktur ( =Synklinorium ), die vom Allgäu im Westen bis nach Ruhpolding im Osten verläuft.
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