Kolja Menning - Die gefährliche Macht schöner Geschichten

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18. März 2020.
"Wenn Sie ehrlich sind, werden Sie sich eingestehen müssen, dass Ihr Leben nichts Besonderes ist. Sie sind nichts Besonderes. Sie haben ein festes Einkommen, das ist gut, Sie sind in einer stabilen Beziehung, schön für Sie, doch beides trifft auf die meisten Erwachsenen Ihres Alters in diesem Land zu. Auch Ihre Probleme haben nichts Außergewöhnliches. Wenn man ein gewisses Alter erreicht, ist es ganz normal, dass man hin und wieder zweifelt. Das ist nichts, worüber Sie sich allzu große Sorgen machen sollten. Sie führen ein ganz normales Leben."
Die Worte der Therapeutin beruhigten Tania. Sie hatten etwas ungemein Tröstliches. Dabei hatte Tania sich noch vor gar nicht allzu langer Zeit für einen ungeschliffenen Diamanten gehalten und große Pläne für ihr Leben gehabt, das alles Mögliche, aber ganz gewiss nicht normal werden sollte.
Was war da nur passiert?
Und jetzt ist da auch noch dieses neuartige Coronavirus und lauert darauf, Tanias Leben für immer zu verändern.

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Mit dem Gehalt hatte das nichts zu tun, denn das war zwar wirklich nicht schlecht, doch, um die Sache auf den Punkt zu bringen, zehn Prozent niedriger als das, was sie in der Werbeagentur gehabt hatte.

Auch Lars, der Marketingchef, war nicht der Grund dafür. Lars war zwar erstens intelligent und zweitens nett, eine angenehme zumal nicht selbstverständliche Kombination, wie Tania fand, doch Lars hatte Schwierigkeiten damit, seine Vision des »Brand New Digital Branding«, wie er es nannte, umzusetzen. Tania erkannte, dass das durchaus nicht allein Lars’ Schuld war; im Vorstand des Unternehmens saßen allzu viele allzu alte Herren mit weißem oder gar keinem Haar, die sich erstaunlich schwer damit taten, im Internet die Zukunft ihres Geschäfts zu sehen. »Never change a winning team«, erklärte einer der Herren Tania einmal, als sie und Lars ihm ein neues, frisches, cooles Marketingkonzept präsentiert hatten. Und dann empfahl er ihnen, durchaus wohlwollend, der Tradition des Hauses einen größeren Stellenwert in ihren Konzepten einzuräumen.

Es war das erste Mal, dass Tania ganz sicher wusste, dass sie mit der Geschichte, die sie erzählt hatte, nicht zu ihrem Zuhörer durchgedrungen war. Tania musste sich ihre erste große Niederlage eingestehen. Es deprimierte sie. Als sie mit Lars darüber sprach, lachte der. »Mach dir nichts daraus!«, sagte er. »Jeder Misserfolg ist eine Chance, etwas zu lernen! Eine Chance, die es zu nutzen gilt! Oder wie schon Einstein sagte: Was uns nicht umbringt, macht uns härter.«

Dass dieser Satz nicht von Einstein stammt, spielte keine Rolle. Auf die Message, die Kernaussage, kam es an. Von der Wichtigkeit von Misserfolgen hatte Tania natürlich schon viel gehört. Im Studium hatte sie sogar mal eine Vorlesung gehabt, in der es ausschließlich darum gegangen war, wie Misserfolge die Menschheit spalten in jene, die sich von ihnen demotivieren lassen und aufgeben, die fortan ein gar tristes Dasein fristen und bestenfalls im Mittelmaß versinken, und jene, die Misserfolge, genau wie Lars – und Einstein oder Nietzsche oder wer auch immer – gesagt hatte, als Chance begriffen. Tania war bisher nie in einer solchen Situation gewesen, doch es konnte keinen Zweifel geben, zu welcher der zwei Gruppen sie gehören wollte.

Ein Jahr lang versuchten Tania und Lars immer wieder, mit immer neuen Ideen bei den alten Herren aus der Chefetage zu landen. Sie arbeiteten mit Feuereifer, schlugen sich die Nächte um die Ohren, ließen sich von dem offenkundigen Desinteresse der in ihren Präsentationsterminen meist Erdnüsse futternden Riege der alten Herren nicht entmutigen und gingen auch mit Fieber oder Schnupfen ins Büro. Gleichzeitig vergaß Tania ihr Team nicht. Allerdings waren die ihr unterstellten Kollegen allesamt lediglich hübsche Kieselsteine. Gewiss nicht dumm, man konnte mit ihnen arbeiten, doch Tania hatte keine große Hoffnung, dass sich einer von ihnen einmal zu einer Führungsperson im Marketingteam entwickeln würde. Aber dafür war sie ja da. Sie wies an, motivierte, lobte, gab Feedback und fühlte sich bald wohl mit ihrer Personalverantwortung.

Doch irgendwann ebbte ihr Enthusiasmus ab. Selbst Lars schien immer häufiger, als habe er mindestens zwei Gänge zurückgeschaltet und seinen Schaltknüppel abgebrochen, sodass ein Hochschalten nicht mehr möglich war. Sie definierten eigene Deadlines vorsichtiger, begannen, sie immer regelmäßiger zu verpassen, kamen morgens später ins Büro, gingen abends früher und machten den Computer nur noch selten zu Hause an.

Es war alles in allem keine unangenehme Zeit. Zum ersten Mal in ihrem Erwachsenenleben gab Tania nicht Vollgas. Sie traf sich regelmäßiger mit Freundinnen, ging in Cafés, Restaurants, Bars. Sie hatte eine kurze, aber sehr leidenschaftliche Beziehung mit einem jungen Isländer, einem fleischgewordenen Widerspruch: Tagsüber war er so kühl, dass man an einen isländischen Gletscher denken mochte, und nachts erinnerte er an einen isländischen Vulkan. Nach zehn Tagen und elf Nächten hatte Tania genug von diesem Wechselbad und beendete die Beziehung.

Sie hatte ein Abenteuer mit einem verheirateten Mann, auf das Tania nicht stolz war, und eine weitere Beziehung mit Julius, einem jungen Kinderarzt, der in seinem Beruf seine Berufung gefunden hatte. Als es nach vier Monaten begann, ernst zu werden, beendete Tania die Beziehung. Julius war am Boden zerstört, denn er behandelte nicht nur täglich Kinder, sondern hatte auch angefangen, davon zu träumen, mit Tania selbst ein, zwei Kinder in die Welt zu setzen. Es liege nicht an ihm, erklärte Tania ihm und meinte das vollkommen aufrichtig. Es war ihre Schuld. Seit geraumer Zeit nagte das beständig stärker werdende Gefühl an ihr, dass sie vom rechten Weg abgekommen war. Sie war schwach geworden, hatte ihr Ziel vorübergehend aus den Augen verloren und hatte sich treiben lassen. Gewiss, es war schön gewesen mit Julius, der Sex würde ihr fehlen und Julius auch, denn – auch hier war Tania ehrlich – da war mehr zwischen ihnen als nur Lust. Doch hin und wieder musste man kleine Opfer bringen! Wer dazu nicht bereit war, aus dem würde niemals etwas werden.

Zu allem Überfluss hatte sie sich auch körperlich gehen lassen, obwohl sie eigentlich mehr Zeit gehabt hätte, sich gesund zu ernähren und Sport zu treiben. Bereits seit ein paar Monaten wog Tania fünfhundert Gramm mehr als noch vor einem Jahr, Tendenz steigend – das durfte nicht so bleiben.

Tania arbeitete hart daran, diesen unerfreulichen Trend umzukehren – was ihr gelang. Sie versuchte, Lars zu motivieren, wieder Vollgas zu geben – was ihr nicht gelang. Im Gegensatz zu ihr schien Lars in seiner Situation nicht unglücklich: Er arbeitete immer weniger für ein sehr ordentliches Gehalt, machte neuerdings erstaunlich lange Toilettenpausen und verbrachte fast mehr Zeit damit, mit den alten Herren in der Chefetage über Fußball, Politik oder Rückenleiden zu diskutieren, als ihnen disruptive neue Marketingkonzepte zu unterbreiten. Ach, was, disruptiv! Der Ausdruck war so nicht zutreffend. Mit »disruptiv« hatte das alles schon lange nichts mehr zu tun. »Neu« vielleicht hin und wieder mal – doch selbst das war nicht immer der Fall.

Kapitel 1.3

Tania hatte gerade beschlossen, dem Medienunternehmen nach gut zwei Jahren den Rücken zu kehren, als Lars ihr zuvorkam. Seine veränderte Einstellung zur Arbeit hatte deutlich weniger mit Faulheit zu tun, als Tania vermutet hatte. Lars hatte erkannt, dass sein nächster Karriereschritt nur anderswo liegen konnte. Also hatte er diesen Schritt vorbereitet, indem er mit Headhuntern geredet und Interviews geführt hatte. Er hatte sich mit den alten Herren bereits geeinigt und würde noch genau einen Monat im Unternehmen sein.

Tania witterte ihre Chance. Endlich war es so weit! Zweifellos würde man ihr nun Lars’ Stelle als Leiterin der Marketingabteilung anbieten. Sie malte sich aus, wie sie vor den alten Herren der Chefetage stand, die Kunst des Story-Tellings auf ein bis dato ungekanntes Niveau trieb und ein jeder an ihren Lippen hing, wenn sie ihre revolutionär-innovativen Ideen vorstellte.

Sie hatte es sich verdient. Sie war kein naives Mädchen mehr. Sie war einunddreißig. Sie hatte Erfahrung. Gewiss, sie hatte es schon weit gebracht, viele beneideten sie zweifellos um ihre großartige Karriere. Sie war jedoch noch nicht ganz das geworden, was sie als Fünfundzwanzigjährige von der einunddreißigjährigen Tania erwartet hatte – was sich nun ändern würde. Ihre Zeit war gekommen! Sie hatte so viel gelernt, so viel an sich geschliffen und an sich schleifen lassen! Sie würde in ihrem Leben ganz sicher nie mehr sprachlos sein, würde immer etwas Intelligentes zu sagen haben, so wie Marc, ihr allererster Manager, damals in der Werbeagentur. Ihr langes Warten würde sich gelohnt haben, sie würde endlich aus dem Schatten treten und endlich – vollkommen geschliffen – in all ihrem Glanz erstrahlen. Die alten Herren würden beeindruckt sein.

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