Kolja Menning - Die gefährliche Macht schöner Geschichten

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18. März 2020.
"Wenn Sie ehrlich sind, werden Sie sich eingestehen müssen, dass Ihr Leben nichts Besonderes ist. Sie sind nichts Besonderes. Sie haben ein festes Einkommen, das ist gut, Sie sind in einer stabilen Beziehung, schön für Sie, doch beides trifft auf die meisten Erwachsenen Ihres Alters in diesem Land zu. Auch Ihre Probleme haben nichts Außergewöhnliches. Wenn man ein gewisses Alter erreicht, ist es ganz normal, dass man hin und wieder zweifelt. Das ist nichts, worüber Sie sich allzu große Sorgen machen sollten. Sie führen ein ganz normales Leben."
Die Worte der Therapeutin beruhigten Tania. Sie hatten etwas ungemein Tröstliches. Dabei hatte Tania sich noch vor gar nicht allzu langer Zeit für einen ungeschliffenen Diamanten gehalten und große Pläne für ihr Leben gehabt, das alles Mögliche, aber ganz gewiss nicht normal werden sollte.
Was war da nur passiert?
Und jetzt ist da auch noch dieses neuartige Coronavirus und lauert darauf, Tanias Leben für immer zu verändern.

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Wie dankbar war Tania für die Einführung in diese Kunst! Marc war ein erfahrener Werber und ein ausgezeichneter Story-Teller. Nach Kundenterminen gab er ihr immer Feedback, wies sie auf Kleinigkeiten hin. Sie solle sich beim Sprechen mehr Zeit lassen, um mehr Souveränität auszustrahlen. Sie solle nicht jede Frage auf dem kürzesten Weg beantworten, weil oft der kürzeste Weg nicht der beste sei. Und natürlich sah sie sofort ein, dass Marc recht hatte, als er ihr empfahl, ihre Blusen ein bis zwei Nummern kleiner zu kaufen und einen Knopf mehr geöffnet zu lassen. Er machte auch keinen Hehl daraus, dass es ihm darum ging, ihr ausgesprochen hübsches Dekolleté mehr zur Geltung zu bringen. Es sei ein kleiner, aber nicht zu vernachlässigender Teil der Form. So wichtig wie bei ihm die Krawatte. Vielleicht sogar wichtiger. Natürlich wandte Tania Marcs Ratschläge an! Und das blieb nicht ohne Wirkung. Marc lobte sie überschwänglich, gab ihr Bestnoten bei den Bewertungen ihrer Arbeit und zeigte sich zuversichtlich, dass sie schon bald mit einer Beförderung rechnen können würde, wenn sie sich weiter so positiv entwickelte. Tania spürte geradezu, wie ihre Verwandlung in einen geschliffenen Diamanten sich peu-à-peu vollzog.

Als Marc ein Jahr später entlassen wurde, weil er, so wurde zumindest gemunkelt, auf einer Feier im Büro eine junge Kollegin belästigt und wiederholt seine Hände nicht bei sich behalten hatte, bekam Tania eine neue Chefin. Claudia trug ihre Blusen weder zu eng noch allzu weit geöffnet – und das war auch besser so, denn das, was bei Tania sexy aussah, hätte bei Claudia eher abstoßend gewirkt. Sie war Mitte vierzig und hatte spätestens nach ihrer zweiten Schwangerschaft aufgehört, sich gegen das Werk, das zu reichliches Essen, zu wenig Bewegung und die unaufhaltsam voranschreitende Zeit an ihrem Körper vollbrachten, zu sträuben.

Jedenfalls empfahl sie Tania, es ihr gleichzutun. Tania widersprach nicht, denn sie erkannte, dass nicht etwa Marc oder Claudia recht und der (oder die) andere unrecht hatte. Es kam auf die Geschichte an, die man erzählte, und wie und mit wem man sie gemeinsam erzählte. Eine wertvolle Lektion. Also passte Tania sich Claudia an, zumal Claudia Partnerin in der Werbeagentur war, ein Schwergewicht auch im übertragenen Sinne. Tania war dankbar, von dieser erfahrenen Frau lernen zu dürfen. Claudia war nicht so charismatisch wie Marc, ihre ganze Art war anders, wobei ihr Kleidungsstil nur einer von vielen Aspekten war, in denen sie sich von Marc unterschied – doch auch sie erzählte und verkaufte schöne Geschichten. Sie erklärte Tania, dass es sehr wichtig sei, das passende Narrativ für einen Kunden zu identifizieren. Und dann galt es, eine passende Geschichte darum zu spinnen. Claudia lobte Tania für ihre Kommunikation, half ihr, diese weiter zu verbessern, und trichterte Tania immer wieder ein, dass sie sich niemals einem Mann unterordnen sollte, nur weil sie eine Frau war. Wenn man über Tanias enormes Potenzial verfüge, dann könne man es – das sah man ja an Claudias Beispiel – auch als Frau weit bringen. Auch das war eine schöne Geschichte.

Kapitel 1.2

Nach fünf Jahren war Tania dreimal befördert worden. Das war ziemlich außergewöhnlich, allerdings hatte Tania nichts anderes von sich erwartet. Alles andere wäre eine Enttäuschung gewesen. Sie durfte regelmäßig Kundenworkshops alleine durchführen, managte je nach Projekt kleine Teams mit zwei bis drei Personen und bemühte sich redlich, die ihr anvertrauten Kollegen auf den rechten Weg zu bringen. Nicht jeder war ein ungeschliffener Diamant wie sie. Das heißt, eigentlich betrachtete Tania sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als vollkommen ungeschliffen. Teilgeschliffen vielleicht. Mitten im Prozess des Schleifens. Wie dem auch sei, die meisten ihrer weniger erfahrenen Kollegen erinnerten eher an hübsche, aber nicht allzu brillante Kieselsteine, die vollkommen glücklich damit schienen, sich treiben zu lassen, und keinerlei Ambition hatten, je ein Edelstein zu werden (ist chemisch vermutlich auch schwierig). Dennoch nahm Tania ihre Rolle als erfahrene Kollegin ernst. Selbst einen jungen Mann, der im besten Fall ein plumper Backstein war, gab sie nicht auf.

Und doch – mit der Zeit spürte sie mehr und mehr, dass die Werbeagentur nicht imstande war, ihr Potenzial vollständig auszuschöpfen. Immer häufiger wurde sie auf LinkedIn von Headhuntern kontaktiert, die ihr den nächsten großen Karriereschritt versprachen und mit wohlklingenden Titeln lockten. Anfangs war Tania unwohl dabei, die Nachrichten der Headhunter auch nur zu lesen. Sie fühlte sich, als betrüge sie ihren Arbeitgeber, der ihr doch so viel gegeben hatte. Sie fand jedoch zunehmend, dass sie eigentlich viel mehr gab, als sie im Gegenzug erhielt. Und so stimmte sie schließlich mit einem Gefühl, das eine Mischung aus Unbehagen und Aufregung war, einem Treffen mit einer besonders kompetent scheinenden Headhunterin zu.

Während des Treffens erkannte Tania, dass auch die Headhunterin im Story-Telling-Business tätig war. Auch sie verkaufte Geschichten. Individualisierte, schöne Geschichten. Es war nicht das erste Mal in ihrer beruflichen Laufbahn, dass nicht Tania anderen eine schöne Geschichte erzählte, sondern ihr eine erzählt wurde. Zum Beispiel in Karrieregesprächen mit der korpulenten Claudia hatte es solche Situationen bereits gegeben. Claudia erzählte bei diesen Gelegenheiten üblicherweise die Geschichte der großartigen Entwicklung der Werbeagentur, zu der Tania einen zwar kleinen, aber wichtigen Beitrag leiste. Das machte Claudia als Geschäftsführerin zu einer der Protagonistinnen, während Tania eine – mehr oder weniger wichtige – Nebenrolle zuteilwurde.

In der Geschichte, die die Headhunterin Tania erzählte, spielte Tania hingegen die Hauptrolle und die Headhunterin selbst eine wichtige Nebenrolle. Wenn Tania Frodo war, war die Headhunterin Gandalf. Und wenn Tania Harry Potter war, war die Headhunterin Dumbledore. Tania spielte mit. Sie sagte Sätze wie »Das hört sich nach einer einmaligen Chance für mich an.« Oder »Ich bin wirklich froh, dass Sie mich kontaktiert haben.« Und es bedurfte keiner Heuchelei. Tania bemerkte, dass sie sich nach etwas anderem gesehnt hatte. Frischem Wind. Neuen Herausforderungen. Es war das erste Mal, dass Tania die Macht schöner Geschichten am eigenen Leib spürte. Was die Geschichte der Headhunterin so mächtig machte, war, dass sie dem entsprach, was Tania hören wollte. Also willigte sie ein, den Kunden der Headhunterin zu treffen: den Marketingchef eines Medienunternehmens, der eine fähige rechte Hand suchte. Das Marketingteam bestand aus vierzehn Personen, von denen fünf – oder vielleicht auch sechs – Tania direkt unterstellt sein sollten. Es war eindeutig eine einmalige Chance.

Das Medienunternehmen, erklärte der Marketingchef Tania bei ihrem ersten Treffen, befand sich in einer genauso kritischen wie aufregenden Phase: Es stand mit einem Bein in der alten, analogen Medienwelt und hatte mit dem anderen Bein den Schritt in die Welt des Internets gemacht, ein notwendiger Schritt, wie der Marketingchef Tania erklärte, wenn das Unternehmen in zwanzig Jahren noch im Geschäft sein wollte. Die Vision des Marketingchefs war noch nicht sonderlich klar; er hatte seinen Posten selbst erst vor ein paar Monaten bezogen. Doch die Leidenschaft, mit der er von Veränderung sprach, mit der er Ideen in den Raum warf, sie kurz darauf wieder ver warf, wie er Tania an seinen Ideen teilhaben ließ und ihren Ideen zuhörte, als wären sie bereits ein Team – all das beeindruckte Tania so sehr, dass sie nicht lange zögerte. Als das Angebot kam, nahm sie es sofort an, was sich, wie Tania sich später immer wieder sagte, als die beste Entscheidung ihres Lebens herausstellen sollte.

Sie sollte allerdings zwei Jahre warten müssen, bis sie den wahren Wert dieser Entscheidung erkennen sollte.

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