„Wir sollen Unsinn tun“ – Unsinn gleich Sinn? Dann bitte dies begründen, erfahrungsstimmig, sonst bleibt der Satz Gelall. Ein Unsinnsziel versinkt im eigenen Quark, allein Stimmiges kann seine Tunlichkeit belegen. Jeder Hauch Irgend-Sinn ist vorerst wichtiger, vorzüglicher , als aller Unsinn.
„Wir sollen das Schlechte tun, nicht das Gute“? Sags wie du willst und tue es, ich nenne dein „Schlechtes“ gut: Stimmiges Handeln für einen Endsinn dünkt vorerst tunlich. Oder sollten wir etwa einem Endsinn stets ganz zuwiderleben? Gesolltem entgegen, Schlechtes höchst fördernd, dünkt die Suche für wirklich Schlechtes vorerst ehest verwerflich, dünkt äußerst ungesollt.
„Es gibt Schlechtes, aber kein Gutes“? Minderwahr: Wäre etwas schlecht und sollte nicht sein, dünkte dessen Abschaffung gut; nicht einmal dieses gut, dünkte alles nichtschlecht-egal.
„Das Gute ist zugleich schlecht“? Ist so und zugleich nicht so ? Unsinn dünkt möglich; aber Eher-Sinn, Suche für Gutes – auch möglich – führt eher ins Gute (möglichem Guten sich eher und williger nähernd), dünkt eher gut, dünkt heute für Gutes glaubwürdiger als Unsinn.
„Sinn? Unsinn? Mir alles gleich“ – dann fordere nichts, dann finde dich ab mit der Welt. All deine „Gleichgültigkeiten“, wen sollten sie kümmern? „ Das Leben, ein Traum“? Vielleicht, doch Gutes zu wollen dünkt vorerst besser.
„Die Welt den Starken“? Suche für Gutes dünkt heute eher gut als Wille nach Belieben. Denn Gutes, vorerst sinnig-ungewiss, dünkt überbeliebig, dünkt irgend suchenswert.
„Gutheitsbetrachtungen: nicht falsifizierbar, Wolkenfängerei“? Auch Logik und Mathematik sind nicht falsifizierbar,gleichwohl – streng folgerecht sowie erfahrungsgeprüft über ihre falsifizierbaren Früchte, in ihrer Erklärungstiefe vorerst konkurrenzlos – heute als ehest wahr anerkannt. Ähnlich die Ethik: Was an Ethischem sich erfahrungsstimmig nennen darf ist erfahrungsgeprüft, dünkt eher wahr als minderstimmig Ethisches.
„Ich weiß das Gute, also glaubt mir immer“? Erst erfahrungsstimmig begründen macht glaubwürdig, erhebt Behauptung oder Ahnung – nun prüfbar – zur Vorab-Erkenntnis.
„Ich bin schon eher gut, wenn ich tue was ich will, sinnlos, gottlos, und dazu noch ein Heil fördere, einen Teufel schlachte“: doch wäre so ein „Teufel“ nicht ein Mensch, der – sinnblinden Teufelsjägern reichlich wesensnah – auch nur „seinen Teufel schlachtet“ und sonst tut was er will? Bemäntelte „Heil“ nicht ein Ziel, das zuerst mir selber passt? Gegen echte Teufel hälfe kein Draufschlagen; echtes Heilswirken braucht Wahrhaftigkeit: Beweisbar eher Gutes tun! Anderes Tun taugt minder.
„Ich darf alles, was ich kann“? Eher nein; denn im Sinnfall gilt etwas nicht zu schädigen, bei jeglichem Tun, egal mit welcher Kraft – und im Unsinnsfall gilt gar nichts (da sonst kein Unsinn mehr).
Ein Letzt-Unsinn mit zufälligen, gleichwohl irgend dauerhaften Zwischen-Richtigkeiten („postmoderne Welt“) dünkt minder wahr als eine letztsinnige Ur- und Allbegründetheit; denn tiefere Richtigkeit dünkt wahnärmer als eine weniger tiefe Richtigkeit, dünkt vorerst gründlicher richtig. Eine Wahrheit stimmt am ehesten, vielfältigsten.
Geben wir uns „eigene Werte“, dann setzen wir Ziele nach eigenem Willen. Wie aber könnten Willkürwerte dauerhaft dem Guten dienen, wo jede Laune sie beeinflusst, umdreht, abschafft? Auch Mörder leben Willkürwerte; beliebiger „Ja-wie-Nein-Sinn“ hieße gar kein Sinn.
Die zwei Leitgedanken des Kapitelanfangs gelten allgemein, soweit jeder sie braucht. Stimmen sie? Erfahrung macht dies glauben. Aller Erfahrung zu spotten und dennoch Erfahrung zu nutzen wäre minder sinnig. Wie irr, der Alltagslogik trauend ein vorläufiges Wertmaß – erfahrungsbewährt, offenbarungsfrei, einzig: also vorerst unentkräftbar – dennoch zu übergehen zugunsten eines Sittengefühls, einer Geschmackseingebung, eines Wertegelalls.
Zusammenfassung:
Sollen wir etwas tun? Letztlich wissen wir es nicht; denn wir erkennen bislang nur Vorläufiges, somit kein Endziel, nichts, was endgültig gut und zu tun ist.
Doch solange unser Wissen schwankt, solange suchen wir besser für Gutes, als es zu lassen.
Denn solange Gutes (und so alles Tunliche) ungewiss ist, also möglich, solange führt Suchen für Gutes eher ins Gute, dünkt eher zu tun, einziglich (da Gutes sonst rein ungewiss, und Schlechtes oder Belangloses nicht zu tun): dünkt Suchen für Gutes so tunlicher als alles andere . Jetzt und auf unabsehbar lange Zeit.
Verfolgen wir unsere einzig eher gut dünkende Aufgabe und suchen für Gutes, dürfen wir glauben, dass unser Leben eher wohl gerät.
Verweigern wir uns ihr aber, können wir höchstens zufällig gut sein, wären ebenso zufällig schlecht und zufällig sinnlos. Wir fänden an unserem Tun keinen Wahrscheinlichkeits-Vorsprung des Guten, keinen vorläufigen Sinn am Leben.
Gutes ist vorerst unbewiesen-ungewiss, also möglich. Und schon diese Möglichkeit von Gutem – in Summe ihrer Chancen eher nicht egal, eher irgend verfolgenswert – schafft einen Eher-Sinn.
Sinn ist möglich – und so als Eher-Sinn schon da.
Ein Eher-Sinn genügt vorerst; denn auch sonst genügt uns unser vorläufiges Eher-Wissen.
Glaube ich sonst nichts, so glaube ich meiner Erfahrung und meinem erfahrungsstimmigen Denken. Gutes dünkt heute ungewiss, also möglich. Als sittliches Naturgesetz.
Ist Gutes möglich, sollen wir eher für Gutes sein.
Ist Gutes zudem unverstanden, sollen wir eher für Gutes suchen.
Eher gut heißt: eher für Gutes.

Abb. 1: Möglichkeitsdiagramm der Reinform: „sinn-abgewandtes Handeln“ (ohne Suche für Gutes oder für Schlechtes)

Abb. 2: Möglichkeitsdiagramm der Reinform: „Suche für endgültig Gutes“
Abb. 3: Möglichkeitsdiagramm der Mischform: „real-menschliche Suche für endgültig Gutes“
Immer besser suchen · zwei Gleichheitsziele · Verstand, Vernunft · seinswürdig, verhaltenswürdig · Gesolltes vor Gewolltem
Sind weder Ziel klar noch Richtung auf der Suche für Gutes, erkennen wir doch eins: Wir finden ein Gesuchtes eher, wenn der Suchakt zugleich die Fähigkeit zu suchen steigert . Rechtestes Suchen wie rechtestes Tun verspricht so heute: allseits und immer besser für Gutes zu suchen , gleich planvoll-freischauend unsere Geistesgröße überall zu mehren, Verstand, Gefühl, entschlossen dass nur Gutes sei.
Solange wir Gutes nur vorläufig kennen, solange dünkt Verbesserung im Streben nach dem Guten möglich sowie noch eher gut. Daher muss eine vorläufig ehestgute Lehre vom Tun unsere geistig-seelische Immer-Höher-Bildung fordern, unsere Vervollkommnung, sonst gäbe es eine noch tunlichere Lehre.
Wäre nichts befolgbar ehergut, dann zerfiele uns jeder Widerspruch gegen selbst grundlose Macht. Wenn wir jedoch Rechte wollen, begründen wir, Gutheits-ungewiss, Rechte für uns eher, inwieweit wir mit ihnen noch eher sinnig-gut handeln. Sinn geht vor Macht, Vernunft (wohl gleich: Verstand für Gutes¹) vor Willkür, weil Gutes möglich ist; Sinn schafft Recht, Macht nur Gesetze.
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