„Und das sagt … wer?“ Johns Frage ist rein rhetorisch. Während er sie stellt, nickt er vorausschauend.
„George … ich habe ihn natürlich sofort kontaktiert. Er hat mich äußerst eindringlich beruhigt. Wir sollen uns keine Sorgen machen!“
Edwina fährt sich nachdenklich übers Kinn. Eine ungewollt männliche Geste.
„Er meinte – und ich zitiere wörtlich: Den Hurensohn sind wir für immer los, Edwina. Dieses Gift hat noch nie versagt! Das schwöre ich dir.“
*
Kaum schließt sich hinter ihnen die Eingangstüre des Bungalows, geht der Streit zwischen Keno und Mika weiter. Im Auto hatten sie sich demonstrativ angeschwiegen und ignoriert. Jetzt stehen sie sich im Wohnzimmer wie geifernde Hunde gegenüber.
Kenos Augen blitzen wütend. „Was passt unserem Prinzen denn mal wieder nicht?“, fordert er Mika heraus. Dabei verschränkt er die Arme vor seiner Brust, als müsse er sich selbst davor schützen, handgreiflich zu werden.
„Du weißt GENAU worum es geht“, ranzt Mika aufgebracht zurück. „Du benimmst dich wie früher. Damals hast du mich auch angelogen …“
„ANGELOGEN?“, brüllt Keno zurück. „Ich hab‘ dich nie angelogen!“
„Verschweigen ist auch eine Lüge!“ Mika zittert vor Empörung. „Ich bin kein kleines Kind. Behandle mich endlich wie einen Erwachsenen. Überlass‘ es MIR, zu entscheiden, ob ich irgendeine Nachricht verkrafte oder nicht. Du könntest deine Fürsorge darauf konzentrieren, mich aufzufangen, wenn ich es wirklich brauche. Wie …“ Mika verschluckt hastig den Rest des Satzes.
Keno lässt automatisch die Arme sinken. Er kennt Mika einfach zu gut. Und darum weiß er eigentlich schon, was sein aufgebrachtes Gegenüber sagen will. Vor Enttäuschung verpufft ein guter Teil seiner Wut. „Wie … wer?!“, fragt er tonlos.
Mika starrt ertappt zu Boden. Doch einige Sekunden später fängt er sich und erwidert Kenos entsetzten Blick.
„Du weißt genau, dass ich von John rede“, erklärt Mika ernst. „Ich kann es nicht ändern, Keno … aber John ist immer da, wenn du abhaust. Er hält mich, wenn du mich …“
„… fallen lässt?“, beendet Keno den Satz mit einer Frage.
Vorsichtig tritt Mika einen Schritt näher. „Sei nicht böse auf mich“, redet er in versöhnlichem Tonfall weiter. „Rede stattdessen endlich wieder mit mir. Wie lange ist es her, dass wir ein wirklich gutes Gespräch geführt haben, hm? Seit wann ziehst du dich schon zurück? Immerhin länger als dieses Gerücht kursiert. Ich hab‘ dir gesagt, dass ich dich liebe.“ Pathetisch legt er eine Hand flach auf seine Brust. „Ich liebe dich wirklich von Herzen. Aber du darfst mich nicht einfach so stehen lassen, ohne dass ich weiß, was mit dir los ist. Und mit John redest du auch nicht.“
Das kann Keno gar nicht haben. Jemand führt ihm vor Augen, was er tut oder nicht tut. Was daran falsch ist oder richtig. Aber vor allen Dingen, dass er John angeblich falsch behandelt. Solche Vorhaltungen mag er überhaupt nicht. Sofort entflammt sein Zorn.
„Was zwischen John und mir ist, wirst DU nie verstehen!“, faucht Keno böse zurück. „Also halte dich aus meiner Beziehung zu ihm raus, okay?“
„Das wird er nicht!“, ertönt Johns Stimme hinter ihnen. „Er gehört jetzt zu uns und eines merk‘ dir …“
John tritt näher und packt Keno mit festem Griff im Nacken. Er zwingt ihn, den Kopf zu drehen.
„Ich werde unter keinen Umständen dulden, dass du hier einen Keil zwischen uns drei treibst. Und was auch immer passiert …“ Er holt tief Luft. „… es gibt dir erst recht keinen Grund dermaßen auszuflippen, dass du dich auf diesem scheiß Motorrad fast umbringst. Kapierst du eigentlich, was du uns damit antust? Wie geil es ist, dir zuzusehen, wie du fast den Abgang machst?“
Mit einem heftigen Schubs lässt er Keno los. Der reibt sich leise fluchend den Nacken.
„Halt die Klappe, Cat!“, übergeht John seine Reaktion. „Mika hat Angst um dich – nicht mehr und nicht weniger. Und du lässt ihn einfach stehen. Du machst dich lustig über ihn und gibst einen Scheißdreck auf seine Gefühle!“ Von meinen mal ganz abgeseh’n , fügt er in Gedanken hinzu.
„Das mach‘ ich nicht.“ Aus dem eben noch kratzbürstigen Tonfall wird in Sekundenschnelle ein bestenfalls bockiges Murmeln. „Das wollte ich nicht“, ergänzt Keno noch leiser.
Mit dem gleichen ungläubigen Gesichtsausdruck starren John und Mika den sich schämenden Kerl in Grund und Boden.
„Ich … wollte das … also, Mika … ehrlich … dir wehzutun ist das Allerletzte was ich will.“ Endlich nimmt er Blickkontakt auf. Einige wirre Haarsträhnen hängen vor seinen Augen, deren Blick Mika geradezu verbrennt.
Ich find‘ ihn immer noch unglaublich sexy , gesteht sich Mika ein. Keine Macht der Welt wird mich je daran hindern, diesen Chaoten zu lieben; auch er selbst nicht. Hab‘ ich ihm das nicht schon mal irgendwann gesagt? Unwillkürlich legt sich ein leises Lächeln auf seine Lippen. Na klar, damals beim ‚Crypt‘. Als er Keno als Zeichen seiner Liebe einen handfesten Blowjob verpasst hatte. Jetzt hallt Mikas damalige Äußerung in seinem Kopf nach. Nichts auf dieser verdammten Welt – nicht einmal du – wird mich davon abhalten dich weiter zu lieben. Du wirst es nicht schaffen, mich wegzuschicken, solange auch du noch irgendwas für mich empfindest.“
Mika grinst. Ja, das hat alles noch Gültigkeit. Und ihm wird endlich klar: nicht Keno muss sich ändern, sondern er selbst. Er wusste doch immer, worauf er sich mit ihm einlässt. Mika nimmt sich vor, künftig anders mit seinem wilden Geliebten umzugehen.
Sein kommentarloses breites Grinsen lässt John und Keno ebenfalls automatisch ihre Mundwinkel verziehen. Schließlich stehen sie sich gegenüber und fangen lauthals an zu lachen. Mika fängt sich als erster. Nach Luft schnappend stemmt er die Hände in die Hüften.
„Und?“, fragt er arglos. „Wie gedenkst du dich zu entschuldigen?“
Im Bruchteil einer Sekunde legt sich ein verschlagener Ausdruck auf Johns Gesicht. „Genau! So leicht kommst du uns nicht davon, Bürschchen. Das schreit nach Schändung.“
Keno zieht eine Schnute. Er stopft die Hände in die Hosentaschen und senkt ein wenig den Kopf. Doch Mika weiß genau: Was nach Masche aussieht ist zu einem guten Teil echte Verlegenheit. Und John kennt diese Geste natürlich auch. Eine hauchzarte Röte legt sich auf Kenos Wangen.
John schiebt sich seitlich an ihn heran. Er greift Cats Hand und legt sie auf seinen Schritt.
„Na? Gefällt dir das?“, fragt er scheinheilig. „Von null auf hundert und das nur, weil du dich schämst wie ein Mädchen.“
Bevor Keno eine kesse Bemerkung loswerden kann, spürt er Mika an seiner anderen Seite. Er greift Kenos freie Hand und massiert damit seinen härter werdenden Schwanz.
„Es wird mir eine besondere Freude sein, mich von dir verwöhnen zu lassen“, schnurrt er liebevoll. „Du gehörst zu uns und wirst dich jetzt so entschuldigen, wie es sich in unserer Familie gehört.“
John beugt sich rüber und knutscht Mikas volle Lippen. „Ich liebe das, wenn du mal deine andere Seite zeigst“, lobt er ihn; nur um anschließend Kenos Kopf zu sich zu ziehen und auch ihn mit seinem Mund zu vergewaltigen. Schließlich löst er sich schwer atmend.
„Du darfst dich vorbereiten. Und sei dir im Klaren darüber, dass wir dich benutzen werden, wie es uns gefällt.“
Keno räuspert sich und nickt.
„Nun geh‘ schon“, fordert John knurrend. „Wir sind ziemlich geil auf dich. Lass‘ uns nicht so lange warten!“
Sie stehen nebeneinander – beide geil wie rattige Hunde – und beobachten mit knallharten Erektionen, wie Keno den Raum verlässt.
*
Als er frisch duftend aus dem Bad zurückkehrt, lümmeln sich Mika und John wie die Paschas nackt auf ihrer bequemen Couchlandschaft. Während Kenos Dusche haben sich beide kräftig angeheizt, rumgeknutscht, sich gestreichelt und darüber getuschelt, was sie wohl am besten mit ihrem Opfer anstellen.
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