Maria Vieira - zerbrochene Gefäße

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"zerbrochene Gefäße" ist ein kurzer Blick in den Spiegel der Zeit, in der Gerhard Schröder als deutscher Kanzler die Hartz IV Gesetze in Kraft treten ließ. Nicht nur die Maßnahmen zur Konsolidierung des Bundeshaushalts, sondern auch der Verfall der Arbeitgebermoral führte bei vielen Bürgern zu Gefühlen der Resignation und Wut. Diese Atmosphäre greift die Autorin auf. Anhand des Schicksals von Tamar, einer jungen Anwaltsgehilfin, erzählt sie auf einfühlsame Weise wie entwürdigend es sein kann, trotz beruflicher Qualifikation nur einen Minijob zu haben. Tamar kämpft um ihr Recht auf einen Vollzeitjob, um Ihr Selbstbewusstsein und um ihre Würde.

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Da ich mich weiterentwickelt habe, ist das Saugen eine Nebentätigkeit meines Mundes geworden, aber er ist ein zentraler Punkt geblieben. Sie verstehen sicher, was ich damit meine. Die Sprache, das Privileg der Menschheit, wird im Mundbereich geformt. „Am Anfang war das Wort!“, schon mal gehört? Ich behaupte, in diesem Satz liegt mehr Kraft als in einem Hammer, der einen Felsen zertrümmert. Und heute … ich weiß nicht, vielleicht hat Gott heute eine neue Welt für mich erschaffen. Ich sitze hier und rede und rede. Ach, Sie sind wirklich sehr geduldig. Möchten Sie etwas von der süßen Lerche?

Aus dem Säuglingsalter herausgewachsen, machte ich die ersten Definitionsversuche. Mit mehrfachen Silbenklängen wie „Mama“ erhielten Gefühle einen Namen. „Mama“ konnte sowohl „Ich habe Hunger“ bedeuten als auch „Ich hab dich lieb.“ Oder es war einfach der Versuch, die Muskelpartien des Mundbereichs zu trainieren. Dann erst kamen die kleinen Sätze dazu, die sich so wunderbar dazu eigneten, die vielen unsichtbaren Dinge, aus denen ich bestand, für andere erlebbar zu machen. „Ich will Ball!“ Ja, solche Sätze, die meinen Mitmenschen die Gelegenheit gaben, mehr über mich zu erfahren und mir Platz zu machen.

Als Francesco meine Stimme hörte, war er entzückter als Erwachsene es sein sollten. Vielleicht wollte er, dass ich nur mit ihm sprach, sonst hätte er mir ja nicht verboten, irgendwem etwas zu sagen. Ich war nicht einfach nur ein braves, sondern ich war ein ausgeliefertes Mädchen. Die Gewalt der Stille hatte sich meiner bemächtigt, denn für die Gefühle, die ich durch Francesco kennenlernte, gab es keine mehrfachen Silbenklänge und auch keine kurzen Sätze. Ich war noch da, ein Minimum von mir existierte noch. Aber niemand verstand, dass „Mama“ jetzt eine andere Bedeutung hatte. Es meinte nun „Rette mich!“ oder „Warum hast du mich verlassen, mein Gott?“

Sie merken sicher, worauf ich hinaus will. Aus mir wurde ein schüchternes Schulkind, eine introvertierte Jugendliche und das sind nun einmal nicht die besten Karrierebedingungen. Immerzu überfiel Francescos Fratze mich und immerzu war diese übermächtige Wut da, die ich allein bekämpfen musste. Nach solchen Ausbrüchen steckte ich mir mal zum Trost, mal aus Triumpf diese färbenden Brausebonbons in den Mund. Später fing ich an, Lippenstifte auszuprobieren und erhielt somit Einzug in ein völlig anders System. Sie werden verstehen, wie ich das meine, wenn ich Ihnen von meinem Traum erzählt habe.

Darin habe ich übrigens entgegen meiner sonstigen Art einmal versucht, mit Worten gegen die Ungerechtigkeit zu kämpfen. Wenn ich genauer über diesen Traum nachdenke, erkenne ich, wie blitzschnell sich Komponenten zusammenstellen und wie aus einem unschuldigen Wunsch eine Gier werden kann.

Nichts anderes als Unschuld liegt doch auch in dem Verlangen eines Säuglings. Er ist noch nicht in der Lage ist, sich selbst von der ihn umgebenden Welt zu trennen. Mit seinen Schreien gibt er kund, dass er an einem Mangel leidet ohne zu wissen, dass Andere dies nicht, oder nicht zeitgleich mit ihm tun. Er ahnt, dass er laut schreien muss und wir interpretieren sein Schreien. Wir sagen, es fräße sich in unsere Köpfe hinein und fordere uns auf, zu handeln. Ja, es ist interessant, dass die menschliche Natur stets mit Fürsorglichkeit auf Säuglingsschreie reagiert hat, beziehungsweise noch reagiert und immer reagieren wird. Mit diesen Gedanken über Vertrauen und Fürsorge, oder ich drücke es lieber anders aus: Mit Gedanken über die Liebe in der Ewigkeit bin ich aus meinem Traum erwacht.

Sollten Sie jetzt denken, dass ein unerfüllter Kinderwunsch dahinter steckt, muss ich Sie enttäuschen. Meine Überlegungen zielen natürlich auf etwas Kindliches ab, sind aber viel globaler. Der Säugling begreift in den ersten Jahren seines Lebens, dass er nicht bis zum Tod in einer Umgebung universeller Fürsorge lebt. Sie geben mir doch Recht, oder? Auch wenn sie in meinem Fall zu extrem gewesen ist, die Leiderfahrung, sie kommt und nimmt ganz selbstverständlich ihren Platz ein - in jedem Leben. Bei dem einen mehr, bei dem anderen früher, doch das Leid verschont niemanden.

Um es zu verdrängen, fangen wir früh damit an, die Welt in mundgerechte Stücke zu teilen. Wir entwickeln unsere ersten Vorlieben, wenn wir außer der Muttermilch noch andere Nahrung zu uns nehmen. Da wird uns langsam klar, dass ein Mangelgefühl nicht einfach nur in der Magengegend existieren kann, sondern auch in unserer Vorstellung. Wir fangen an, uns nach Dingen zu sehnen, mit denen wir uns beschäftigen können, wenn wir satt sind. Wir werden gierig nach dem, was andere haben. Und so entstehen die Bedürfnisse, nach denen wir unser Leben ausrichten. Allerdings lernen wir auch die Bedeutung solcher Worte wie Contenance kennen, denn die Gesellschaft formt den Charakter. Sie gibt vor, wie viel Erziehung notwendig ist, um ein normgerechter Mensch zu werden.

Schauen Sie sich doch nur mal diesen dickbäuchigen Mann an, der gerade aus der Straßenkehrmaschine dort drüben steigt. Man sagt ja, dass es Menschen mit unterschiedlichen Interessen geben soll. Wofür könnte sich dieser Mann im orangenen Anzug jemals wirklich interessiert haben? Astronomie vielleicht? Es gibt nur wenige Jungs, die den Sternenhimmel langweilig finden. Selbst wenn er gar nicht so hoch hinaus gewollt, sondern mehr für die Natur vor seiner Haustüre geschwärmt hätte, ist ihm das von Nutzen? Dienstleister werden gebraucht. So einer ist er geworden. Er sorgt dafür, dass Sie und ich auf einen sauberen Marktplatz schauen können. Aber haben Sie bemerkt, wie mürrisch er gerade herübergeschaut hat? Das ist der nostalgische Blick, zu dem auch die heruntergezogenen Mundwinkel gehören. Der Blick, der in einer einzigen Sekunde sagen kann, wie viel besser doch alles war, früher im Kommunismus. Da haben die ersten kindlichen Neigungen auch nicht viel gezählt, aber die Gleichheit der Genossen, die hat einander verbunden. Leipzig trägt jetzt zwar den Beinamen Klein-Venedig, doch der Arbeitsplatz bis zur Rente ist weg. Wozu südländisches Flair in Sachsen, fragt dieser Blick. Weshalb trinken Sie und ich einen Cappuccino, während er sich noch mit Blümchenkaffee begnügen muss? Cappuccino mit süßen Lerchen, Sie haben ja so recht, es ist eine Wonne hier zu sitzen! Was meinen Sie, war er auch einer von denen? Jetzt hat er schon wieder so streng in unsere Richtung geguckt. Vermutlich soll das bedeuteten, dass er immer auf der falschen Seite steht, immer auf der Seite der Ausspionierten und dass die Motive für die Kontrolle zwar nicht mehr nur politisch, dafür aber viel monströser seien. Das globale Wirtschaftsmonster habe den kommunistischen Drachen verschlungen wie die Schlange einen Elefanten. Gegen die subtilen Methoden von heute seien die der Stasi doch ein Kinderspiel gewesen, sagen seine Augen. Früher wollten sie wissen, ob er dem Gedankengut treu war, heute kann er dem Feind noch nicht einmal mehr ins Gesicht sehen, denn er hat sich aufgelöst in unzählig viele Microchips und fährt auf unsichtbaren Datenautobahnen, registriert, speichert und gibt weiter, was jeder Tag für Tag so macht. Jetzt steigt der Mann von der Stadtreinigung wieder in seine Straßenkehrmaschine. Der Anzug leuchtet auch noch in weiter in Entfernung. Wie gut, dass wir beide noch eine Weile hier sitzen und die schöne Atmosphäre genießen können. Einfach nur so, weil der Zufall uns an den gleichen Tisch geführt hat. Es ist selten geworden, dass ein, von einem virtuellen Netz umwobener Mensch auf naive Weise einem anderen, ebenfalls virtuell Umwobenen etwas von sich erzählen möchte. Naiv deshalb, weil Instinkte, in dieser auf Informationen basierenden und von Vernunft gelenkten Welt, so gut wie überflüssig geworden sind. Verstehen Sie, was ich meine? Unser Gespräch ist total verrückt. Ich kenne Sie nicht. Sie sagen ja auch nicht viel. Trotzdem tut es gut, mit Ihnen zu reden. Es ist regelrecht himmlisch. Während ich Ihnen gleich von meinem Traum erzähle, dreht sich der Wahnsinn dieser Welt um seine eigene Achse. Wir beide, wir springen von dem Irdischen ab, wie Kinder von den Metallsitzen eines alten Kettenkarussells, weil wir keine Lust mehr haben auf den lauten Rummel. Was für ein ruhiger Moment. Sie sitzen mir gegenüber und ich weiß, wie Sie heißen, sonst nichts. Und Sie hören mir zu, lächelnd.

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