Lara Myles, Barbara Goldstein - In Gedanken bei dir

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Eine Schachtel voller Briefe schreibt die kleine Jolie an ihren Daddy. Ihr Herzenswunsch: Sie will ihn umarmen, bevor sie stirbt – der Fünfjährigen bleibt nicht mehr viel Zeit. Aber wo ist Alex? Jolies Mutter Cassie macht sich auf die Suche nach ihrem Ex. Nach Jahren der Trennung hat er vor wenigen Tagen die Scheidung eingereicht, weil er wieder heiraten will: Alex hat eine neue Familie. Von der kleinen Jolie, die nach seinem Abschied aus San Francisco geboren wurde, weiß er nichts. Fassungslos über den letzten Wunsch seines Kindes, versucht er Jolies Leben zu retten und trifft eine verzweifelte Entscheidung …
*****
Lara Myles ist eine Herzensangelegenheit von Barbara Goldstein. Die Leidenschaft, mit der sie unter diesem Pseudonym ihre gefühlvollen und dramatischen Romane schreibt, spiegelt sich in ihrer lebendigen und mitreißenden Sprache. Die Autorin lebt in der Nähe von München – wenn sie nicht auf Reisen ist, um für ihre Bücher zu recherchieren. Die Idee zu ihrem Roman LACHEN MIT TRÄNEN IN DEN AUGEN, der von einer wahren Begebenheit inspiriert wurde, entstand nach einer Reise nach Tahiti, Moorea und Bora Bora. Und vor wenigen Monaten war Barbara Goldstein für IN GEDANKEN BEI DIR in Kalifornien und Hawaii und besuchte San Francisco, Sausalito, Seattle und den Mount St. Helens.
*****
"… eine spannende Geschichte mit rasantem Tempo, die es versteht, den Leser mitzureißen … Spannung pur!"
Histo-Couch.de
über einen Roman von Barbara Goldstein
***
"Eine vielschichtige, detailgetreue und spannende Geschichte."
Histo-Couch.de
über einen Roman von Barbara Goldstein
***
"Rasant und spannend erzählter, atmosphärisch dichter … Roman."
Frankfurter Stadtkurier
über einen Roman von Barbara Goldstein
***
"… Barbara Goldstein lotet das Spannungsfeld … persönlicher Freiheit aus und zeichnet ein feinfühliges Psychogramm …"
Woman
über einen Roman von Barbara Goldstein

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Auf dem Parkplatz vor dem Visitor Center oberhalb des Sees lag einer der umgestürzten Baumstämme, von der Hitze des Ausbruchs vom 18. Mai 1980 verbogen und silbern verblichen. Cassie berührte das schimmernde Holz, das zu Stein geworden zu sein schien. Begann hier die Blowdown Zone?

Im Visitor Center fragte sie nach Alex. Er sollte im Johnston Ridge Observatory sein. Am Ende der Straße. Also weiter.

Je näher sie dem Vulkan kam, desto spärlicher wurde die Vegetation. Zu beiden Seiten des Highway gab es keine alten Bäume mehr, nur junge, grüne Wildlinge, hieß das so? Auf den Hängen lagen Baumstämme und Felsen, und wie sie so auf den offenen Krater dort vorn zufuhr, vermutete sie, dass die Gesteinsbrocken aus dem geborstenen Gipfel stammten.

Cassies Hände verkrampften sich ums Lenkrad, und sie wusste nicht, lag es an dem Ehrfurcht gebietenden Vulkan, an der schieren Naturgewalt, die hier alles Leben vernichtet hatte, oder war sie einfach nur angespannt, weil sie gleich Alex gegenüberstehen würde. Sie wusste nicht, was sie eigentlich empfand. Sie war nervös, ja klar – Alex und sie waren seit sechs Jahren getrennt. Überreizt, weil Karen gesagt hatte, dass Jolie sterben würde und Cassie nichts mehr für sie tun könnte. Ungeduldig, ja aufgeregt, weil so viel von diesem Treffen mit Alex abhing. Nein, alles : Das Glück ihrer Tochter. Das war alles, was jetzt noch zählte.

Immer steiler wand sich der Highway zwischen den Abhängen hindurch und erreichte schließlich eine Hochebene. Dort war Cassie wieder auf Augenhöhe mit dem Gipfel des Vulkans. Die Wolke schwebte noch über dem Krater.

Was für ein Bild: Der Mount St Helens überragte einen Haufen umgestürzter, zerborstener, zersplitterter Bäume, zwischen den toten Stämmen wucherte das frische Grün.

Jetzt war’s nicht mehr weit.

Nur noch wenige gepresste Atemzüge und pochende Herzschläge.

Dass der Parkplatz am Johnston Ridge Observatory so groß und voll wäre, hätte sie nicht gedacht. Und dass hier so viele Baumstümpfe mit Wurzeln standen. Auf einem hockte inmitten der faserigen Bruchstelle ein Squirrel und guckte sie mit großen Augen an, als sie ihren Wildtrak einparkte und den Motor ausmachte. Die Touristenhorden, die mit umgehängten Fotoapparaten und Handys in der Hand zur Aussichtsplattform des Visitor Centers strömten, störten das putzige Streifenhörnchen nicht.

Okay, wo steckte Alex?

Ein Bus hielt, die Türen öffneten sich, und eine Gruppe Japaner quoll hervor.

Cassie wollte ihnen schon zum Observatorium folgen, als sie ihn plötzlich sah. Er lud irgendwelche Geräte auf die Ladefläche seines Geländewagens, der neben dem Weg zur Aussichtsplattform parkte. Zwei Kollegen vom US Geological Survey, wie er in Bergstiefeln, Cargohosen und Hemden mit aufgekrempelten Ärmeln, halfen ihm dabei. Zwei andere, mit dem Aufnäher des US Forest Service auf den kurzen Ärmeln, lehnten mit gekreuzten Beinen am Wagen und sahen ihnen dabei zu: Forest Rangers. Die Kumpels von Smokey Bear.

Scheint so, als hätte Alex hier oben das Equipment abgeholt, um irgendwo in der Restricted Area seismische Messungen durchzuführen.

Langsam ging Cassie auf die Männer zu.

Smokey Bear’s Kumpels erzählten sich gerade die neuesten Park Ranger Witze, die sie gegoogelt hatten, johlten und schlugen sich auf die Schenkel.

Alex’ ausgelassenes Lachen, diese unbeschwerte Lebensfreude ...

Überwältigt von ihren Gefühlen, blieb sie einige Schritte entfernt stehen.

Der Fahrer eines Geländewagens hupte sie genervt an, ließ den Motor aufheulen und preschte mit knirschenden Reifen an ihr vorbei.

Einer der Forest Rangers bemerkte sie, stieß sich lässig vom Wagen ab, richtete sich auf und ruckelte schneidig seinen Gürtel höher. Mit einem Hut sähe er aus wie sein Kumpel Mr Bear. »Ma’am? Kann ich Ihnen helfen?«

Die anderen beruhigten sich kichernd und schnaufend und sahen sie an. Alex wuchtete die Klappe der Ladefläche hoch und drehte sich zu ihr um.

Keiner von ihnen rührte sich. Keiner machte den ersten Schritt auf den anderen zu. Keiner streckte die Hand aus, um den anderen zu berühren.

Der Schmerz, den sie in sich spürte, heiß am Herzen, trocken in der Kehle, war Trauer. Cassie trauerte um das, was sie verloren hatte.

Und auch Alex brachte keinen Ton heraus, kein Wort, kein Seufzen, nicht mal ein entnervtes Stöhnen, dass sie ohne Vorwarnung hier auftauchte und ihn überrumpelte, einfach so.

Ja, okay, sie hätte ihn anrufen sollen. Sie hätte ihm sagen sollen, dass sie kommen würde, um mit ihm zu reden. Aber gestern Abend war sie sprachlos vor Entsetzen, und während der langen Fahrt hatte sie gehofft, ihr würden die richtigen Worte einfallen. Und jetzt? Alles was sie sagen konnte, klang irgendwie unpassend und ziemlich albern.

Ihr Herz klopfte wie verrückt. »Hallo, Alex.«

Er schüttelte langsam den Kopf. »Hallo, Cassie. Wie schön, dich zu sehen.«

Sie lächelte, und Tränen verschleierten ihren Blick. »Dich auch«, quälte sie heraus. »Ich freue mich wirklich.«

Er nickte, und sie spürte, dass er so verwirrt war wie sie ... so aufgewühlt ... so traurig.

Was ist da noch zwischen uns?, fragte sie sich. Herzklopfen? Ja, und wie! Gefühle? Auch, und jede Menge schöner Erinnerungen. Herzlichkeit? Ja, sehr viel. Liebe? Leidenschaft?

Sie gingen aufeinander zu, umarmten sich und küssten sich.

Na ja, nicht auf die Lippen. Sondern nur verlegen auf die Wangen. Und trotzdem, sie musste den Impuls unterdrücken, ihm dabei übers Haar zu streichen, so wie früher.

Cassie konnte seinen vertrauten Duft riechen. Ein sehr männlicher Duft von warmer, sonnengebräunter Haut, ein Hauch Schweiß, den sein kühlendes, erfrischendes After Shave fast überdeckte.

An Alex’ Schulter hörte sie das Tuscheln seiner Freunde: »Ist das seine Ex?« – »Dr Cassie Lacey.« – »Ich stelle sie mir gerade im sexy Tauchanzug vor. Ob ich sie um ein Date bitte?« – »Frag doch Alex nach ihrer Telefonnummer.« – »Besser nicht. Sieh dir die beiden an ... Da besteht akute Waldbrandgefahr.«

Schließlich löste Alex sich von ihr und sah sie an. »Alles in Ordnung?«

Cassie schaute zu Boden, wischte eine Träne fort und versuchte, sich wieder zu beruhigen.

Hey, ich bin todmüde – ich bin seit achtundzwanzig Stunden auf den Beinen, ich habe erfahren, dass meine Tochter stirbt, dass mein Mann sich scheiden lassen will, dass mein Freund mit der Situation nicht klar kommt, und ich bin die Nacht durchgefahren, um meiner Kleinen ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Nein, Alex, nichts ist in Ordnung! Und wie es aussieht, wird es das auch nie wieder sein!

Alex sah ihr an, wie entsetzlich sie sich fühlte. »Du hast meinen Brief bekommen.«

»Gestern.«

»Und heute bist du hier.«

»Ich wollte dich sehen.« Sie zog die Scheidungspapiere aus ihrem Rucksack. »Können wir reden?«

Alex zögerte, warf einen Blick auf die Uhr und schaute sie wieder an. »Hast du unterschrieben?«

»Was glaubst du?«

Er bemerkte den Ring an ihrem Finger und berührte seinen unwillkürlich mit dem Daumen. »Nein.«

Cassie nickte.

»Und wieso nicht?«

»Können wir reden?«, wiederholte sie, und ihre Stimme zitterte dabei.

Verunsicherung. Das war es, was sie empfand. Sie wusste nicht genau, was sie wollte. Alex mit nach San Francisco nehmen, Jolies letzten Wunsch erfüllen – und dann? Die erneute Trennung? Die Scheidung?

Alex hob die Augenbrauen, sah ihr in die Augen, bemerkte etwas darin, das er nicht kannte und das er erforschen wollte, weil es ihn betroffen machte, und nickte langsam. »Okay.«

»Jetzt?«

»Cassie ...« Er atmete tief durch. »Ich kann nicht. Ich muss zum Toutle River, um Messungen durchzuführen.«

»Ich wollte dich wiedersehen, Alex. Aber es geht um mehr. Ich muss dir was sagen ...«

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