Kristine Truhel
Abenteuer im Querxenland
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Inhaltsverzeichnis
Titel Kristine Truhel Abenteuer im Querxenland Dieses ebook wurde erstellt bei
Der Knollenblätterpilz
Der Waldbriefträger Schneck
Das Ameisenkind
Die Hamsterbande
Ein Igel mit Schnupfen
Das Bienchen und der Frosch
Im Ferienlager
Regenwurm und Schmetterling
Eine Gefangene
Der Kampf
Die Rettung
Der Uhuruh
Lehrer Max erzählt
Die Menschen
Impressum neobooks
Mitten im Wald am Rande einer Lichtung schlafen zehn kleine Querxe unter einem großen Farnwedel. Querxe sind winzige Zwerge, die kaum 20 cm groß, unentdeckt in den Bergen der Oberlausitz und dem angrenzenden böhmischen Gebirge leben.
Eng aneinander gekuschelt liegen sie unter ihren warmen Decken. Einzelne Strahlen der Morgensonne fallen bereits durch das Blätterdach, als ein lautes Rufen die Stille zerreißt.
Der alte Lehrer Max ist schon lange vor den anderen aufgestanden und ruft nun aufgeregt und nach Luft ringend:
„Aufwachen Leute! Wacht auf! Ein Unglück ist geschehen!“
Die Querxe erwachen langsam, gähnen und reiben sich die Augen.
„Was ist denn los?“, fragen sie erstaunt.
Hans, der kleine Querxenjunge zieht sich seine Decke über den Kopf. „Lass uns schlafen! Heute ist Sonntag“, mault er.
Der Lehrer ist inzwischen auf einen Baumstumpf geklettert, damit ihn alle gut hören können.
„Der Knollenblätterpilz ist verschwunden!“, ruft er. „An der Stelle, an der er gestanden hat, ist nur noch ein Loch, ein hässliches großes Loch! Jemand muss ihn einfach herausgerissen haben!“
Die anderen Querxe stehen eilig auf und umringen ihren Lehrer.
„Herausgerissen?“, fragt Hans entgeistert. „Wer ist denn so stark, dass er diesen großen Pilz herausreißen kann?“
Noch ehe die anderen antworten können, hören sie ein lautes Knacken und Ben der sportlichste Querx des Dorfes, bricht durchs Unterholz. Wie immer trägt er Turnschuhe, Schweißbänder und einen Jogginganzug.
„Ich kann euch sagen, was passiert ist!“, sagt er wichtigtuerisch.
„Und wenn ihr nicht immer bis in die Puppen schlafen und endlich auch einmal etwas für eure Gesundheit tun …“
„Und joggen, joggen, joggen würdet!“, rufen die anderen im Chor, weil ihnen Ben Tag für Tag ihre Unsportlichkeit vorhält.
„Was hast du denn nun gesehen?“ unterbricht sie Lehrer Max energisch.
„Zwei kleine Menschen haben ihn herausgerissen“, antwortet der Sportler triumphierend. „Ganz früh schon kamen sie in den Wald und hast du nicht gesehen, warfen sie ihn in ihren Korb und trugen ihn davon.“
„Oh weh! Oh weh!“ beginnt die Querxenmama Liese zu klagen. „Sie wussten sicher nicht, wie giftig er ist!“
„Wir müssen die Menschen unbedingt warnen“, sagt der Lehrer. „Sie werden sehr krank, oder sterben vielleicht sogar, wenn sie den Knollenblätterpilz essen.“
„Quatsch!“, unterbricht ihn Ben. „Die Menschen haben Pilzbücher. Darin haben kluge Leute aufgeschrieben, welche Pilze essbar sind und welche nicht. Sogar Fotos sind darin. Das weiß ich ganz genau“, setzt er stolz hinzu. „Mein Onkel hat es selbst gesehen, als er in der Stadt war.“
Querx Hans kichert abfällig. „Der immer mit seinem Onkel!“
„Jedenfalls werden die Menschen in diesem Buch lesen“, fährt der Sport-Querx unbeirrt fort, „und den Knollenblätterpilz nicht essen.“
„Und wenn sie nun aber diese Bücher nicht haben?“, wendet Mama Liese ein.
Ben winkt ab.
„Wenn sie zu faul zum Lesen sind, ist es ihre eigene Schuld. Überhaupt, warum lassen sie uns nicht einfach in Ruhe? Da muss hier ein Ast abgebrochen werden, da ein Pilz herausgerissen! Ich sage ja immer, Menschen!“
„Hör endlich auf, du herzloser Geselle!“, unterbricht ihn Liese empört. „Schämst du dich nicht, solch einen Unsinn zu reden? Du hast gesagt, es waren kleine Menschen, also Kinder! Vielleicht können sie überhaupt noch nicht lesen und wissen nicht, dass es gefährlich ist, Pilze zu essen, die man nicht ganz genau kennt. Es bleibt nur eins. Wir müssen die Menschenkinder sofort erreichen!“
„Jawohl! Und ich weiß auch schon wie!“, stimmt ihr Lehrer Max zu.
„Die Menschen haben Radios und Fernsehgeräte. Ich schreibe also an solch ein Studio und bitte darum, dass im ganzen Land bekannt gegeben wird, dass es sehr gefährlich ist, einen Grünen Knollenblätterpilz zu essen.“
Die Querxe holen eifrig Papier, Tinte und Feder herbei und Lehrer Max beginnt zu schreiben.
„Achtung! Lebensgefahr! Vorsicht vor dem Grünen Knollenblätterpilz! Schon wenige Gramm können tödlich sein. Also essen Sie keinesfalls Pilze, die so aussehen:
Gelbgrün bis olivgrün mit heller Randpartie. Unter dem Hut befinden sich weiße, dicht stehende Lamellen, die am Stiel nicht angewachsen sind. Er kann leicht süßlich riechen.“
„Schauen Sie in Ihren Pilzbüchern nach, fehlt noch!“, wendet der Sport-Querx ein.
Mama Liese schüttelt den Kopf. „Schreib besser noch: warnen Sie unbedingt Ihre Kinder!“
Der Lehrer nickt und als er den letzten Satz geschrieben hat, hebt er den Brief hoch, damit ihn alle sehen können. Dann steckt er ihn in einen Briefumschlag und klebt eine Briefmarke darauf.
„So“, sagt er zufrieden. „Jetzt muss ihn nur noch jemand zur Post bringen.“
„Sport-Querx Ben, kann das machen!“, rufen die Querxe. „Er trainiert jeden Tag und ist der Schnellste von uns allen.“
Die Querxe schauen sich suchend um. „Nanu, wo ist er denn?“
Doch der Sport-Querx Ben ist plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Sicher ist er schon wieder zu einem Trainingslauf aufgebrochen, um beim nächsten Wettkampf zu gewinnen.
Hans zupft Lehrer Max am Ärmel.
„Vielleicht könnte ich das machen“, sagt er. „Ich bin auch ganz schön schnell!“
„Ja, klar!“, stimmt ihm Querxenmama Liese zu. „Er hat sogar bei der letzten Schulolympiade gewonnen.“
Der Lehrer überreicht also Hans den Brief.
„Gut, dann nimm also du den Brief und bring ihn so schnell du kannst zur Waldpost. Du weißt, was davon abhängt! Die Kinder sind in höchster Gefahr.“
Hansi nickt ernst. „Ich renne so schnell ich kann“, sagt er. „Ihr könnt euch auf mich verlassen.“
Mama Liese packt ihm noch ein paar Beeren in den Rucksack, dann verabschieden sich alle von Hans und der Querxenjunge macht sich eilig auf den Weg.
Der Waldbriefträger Schneck
Herr Schneck, der Waldbriefträger, ist schon von Weitem zu erkennen. Sein gelb lackiertes Schneckenhaus mit dem riesigen Postkasten glänzt in der hellen Morgensonne. Auf dem Kopf trägt er eine blaue Postmütze und in der Hand ein großes Posthorn.
„Guten Morgen, Meister Schneck!“, grüßt der Querxenjunge freundlich.
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