Dauert die Wetterlage länger an, heizen Sie abends und morgens und lüften Sie währenddessen intensiv durch. Stoßlüftung - am besten aber Durchzug - wohlgemerkt! Keine Dauerlüftung! Und keine Kipplüftung!!!!!!
(*) Zum Nachrechnen:
Schlagen Sie nach in der "Umrechnungstabelle von Temperatur und rel. Luftfeuchte auf Taupunkte": Bei 14 °C reichen Feuchtemengen von etwas mehr als 13 g Wasser /m³ Luft (95 % Sättigung), um zu kondensieren - d.h. dass alle Flächen unterhalb einer Temperatur von ca. 14 °C nass werden. Der "Taupunkt ist erreicht". Schlagen Sie nun in der "Umrechnungstabelle von relativer auf absolute Luftfeuchte" nach: 21 °C warme Luft ist mit 18.2 g / m³ zu 100 % gesättigt - entsprechend 14.6 g / m³ bei 80 %. 25 °C warme Luft ist mit 22.8 g Wasser / m³ zu 100% gesättigt - d.h. zu 65 % mit 14.8 g Wasser / m³. Beide Male ist der Taupunkt von 14°C kalten Wandbereichen erreicht bzw. überschritten.
Südländisches Temperament in nördlicher Kühle
Immer wieder fühlen wir uns in unsere wunderschönen Urlaube im Süden versetzt, wenn Eva und ich solche Wohnungen betreten:
Küche unter Hochdampf. Die Herrin der Gaumen ist klasse!
Obgleich die Küche klein ist, sind schon 8 Gäste drin.
Weitere werden mit Sicherheit noch kommen.
Keine nordische Scheu vor körperlicher Nähe! Eigentlich könnte man die Heizung ausmachen: allein die Biowärme würde ausreichen. Aber die Heizung bleibt an, die Fenster geschlossen. Es soll so schön warm sein wie in der Heimat.
"Wir lassen die Küchentüre zum Flur und die zum Schlafzimmer immer offen. Kommt da auch was von der Wärme hin."
Ob wir einen Kaffee möchten, oder ein Glas Wasser. Zu essen sei auch was da.
Nein Danke, wir möchten lieber gleich an die Arbeit.
Zielstrebig steuern wir das Schlafzimmer an. Hier schlafen alle gemeinsam. Der Heizkörper wird nie angestellt. Wozu auch? Biogrundwärme! Und ein bisschen Kühle beim Schlafen ist angenehm.
Auch deswegen werden die Fenster nachts nur auf Spalt gestellt, wenn alle in der Falle sind.
Auch wegen Sauerstoff.
Dann sehe ich es - Eva hat es schon im Flur gerochen und den Rückwärtsgang eingelegt: Schimmel! Hinter praktisch allen Möbeln, die an Außenwänden stehen, und an der Zimmerdecke oberhalb von Außenwänden. Das Aufschlussreiche ist, dass die Familie diese Wohnung genauso nutzt wie ihre frühere im tiefen Süden. Da hatten sie nie ein Problem mit Schimmel! Warum aber jetzt? Da ist doch was nicht in Ordnung mit der Wohnung!
Das wird uns sehr temperamentvoll vorgetragen.
In diesen Situation begann ich mit meinen Erklärungen so: "Sie sind die richtigen Mieter in der richtigen Wohnung in der falschen Gegend. Würde ein Zauberer diese Wohnung zusammen mit Ihnen in den tiefen Süden wegzaubern, hätten Sie kein Schimmelproblem mehr“.
Was war da passiert?
Dadurch, dass das Schlafzimmer nicht beheizt war, kühlten seine Wände winters aus und feucht-warme Luft aus den anderen Räumen konnte eindringen - die Türe zur Wohnung stand ja immer offen. Da sich regelmäßig sehr viele Menschen in der Wohnung aufhielten, konnte sehr viel Feuchte in das Schlafzimmer "überwechseln". Die bei uns üblichen winddichten Fenster taten dann das Übrige: Das Wasser blieb drin! Und zwar in solchen Mengen, dass auch die beste Bausubstanz sie nicht hätte zwischenspeichern können.
Im warmen Süden lassen die Menschen die Fenster immer offen - nicht nur wegen der Wärme: Man will auch hören, wer sonst noch lebt. Dort wäre das Malheur nicht passiert.
Aber lesen Sie weiter in der folgenden Geschichte
"Das Märchen vom gesunden kalten Schlafzimmer"
Das Märchen vom gesunden kalten Schlafzimmer
Oft wird behauptet, kalt zu schlafen sei gesund. Wie klopffest diese Ansicht nach medizinischen Aspekten ist, kann ich nicht beurteilen. Eines aber weiß ich: Wer im Winter die ganze Nacht das Fenster geöffnet hat, kann sich Freund Schimmel ins Schlafzimmer holen. Wer das ernsthaft will, verfahre so:
Tagsüber Heizung aus, Fenster geschlossen oder auf Kipp.
Nachts Heizung aus, Fenster aufgeschlagen oder auf Kipp.
Schlafzimmertüre zum Rest der Wohnung immer auf, damit zumindest ein bisschen Wärme reinkommt.
Im kommenden Spätfrühling ist es dann soweit: "blühende" Wände und Besiedlung von Schränken und Bettkasten durch Schimmel.
Warum das funktioniert?
Ganz einfach: Durch das Dauerlüften und Nicht-Heizen werden die Wand- und Möbel-Oberflächen derartig kalt, dass vorbeistreichende feucht-warme Luft ihr Wasser an Wände und Möbel Ihres Schlafzimmers abgibt. Was glauben Sie, wie viel Wasser Sie beim Atmen oder über die Haut abgeben - lesen Sie es nach in der "Geschichte von der nassen Nacht!
Haben sie sich schon einmal bei Kälte in Ihr Auto gesetzt und beobachtet wie danach die Windschutzscheibe in Sekundenschnelle beschlug? Das ist genau der gleiche Effekt - und nur ganz wenige glauben, das Auto sei undicht. Wenn Sie diesen Effekt draußen z.B. auf dem Vorgartenrasen beobachten, sagen Sie "es hat getaut". Und wenn Ihre Schlafzimmerwände nass werden, stammt der Tau von Ihnen.
Was können Sie tun?
Ich schlafe selbst gerne kühl. Nicht weil's gesund ist, sondern weil ich es mag. Nachts sind meine Schlafzimmerfenster auch im Winter zumindest einen Spalt aufgestellt. Und die Heizung ist ausgestellt. Bevor ich zur Arbeit fahre, schließe ich die Fenster. Und stelle den Heizungsthermostat auf "4", das bedeutet 20 °C im Schlafzimmer tagsüber. Meist bin ich kurz nach 16 Uhr wieder zuhause und lüfte mindestens einmal kräftig durch (Querlüftung). Dann schalte ich den Schlafzimmer-Heizkörper wieder aus. Und wenn ich dann gegen 22 Uhr ins Bett gehe, ist es bereits wieder angenehm kühl im Schlafzimmer.
Bisher hatte ich keinen Schimmel.
Allerdings sind die Heizkosten etwas höher als wenn ich durchheizen würde. Warum? Weil kalte Wände und Möbel aufzuheizen mehr Energie verbraucht als warme Wände und das Schlafzimmerinventar "auf Temperatur zu halten". Warum das so ist, erkläre ich Ihnen in der folgenden "Geschichte vom teuren Sparen".
Die Geschichte vom teuren Sparen
Während der kalten Jahreszeit öffnet Herr Sparsam morgens nach dem Aufstehen alle Fenster seiner Wohnung weit für 10 Minuten (brav, brav!) und stellt die Heizkörper ab (oh je). Dann geht er zur Arbeit. Gegen 18 Uhr kommt er zurück. Es ist lausig kalt in der Bude. Herr Sparsam dreht die Heizkörperventile voll auf. Je nach Außentemperatur kann man es nach ca. 1 Stunde in der Bude wieder aushalten und Herr Sparsam regelt die Ventile wieder etwas runter. Bis er schlafen geht hat er je nach Bedarf wie am Morgen drei bis fünf mal quergelüftet (Durchzug). Lob, Lob!
Neben ihm wohnt - gleicher Wohnungszuschnitt - Frau Richtich. Die lüftet wie Herr Sparsam morgens und abends. Sie hat es aber gerne warm, auch abends wenn sie von der Arbeit kommt. Deswegen stellt sie ihre Heizkörper nie ab. Ihre Wohnung ist immer 20 - 22 °C warm.
Irgendwann kommen beide, Herr Sparsam und Frau Richtich, beim Müll-Runterbringen ins Gespräch. Herr Sparsam schimpft über die Höhe seiner Heizkostenabrechnung. Wo er doch so spart. Frau Richtich staunt: Sie zahlt ein Drittel weniger als Herr Sparsam. Wo sie doch so großzügig mit der Heizung umgeht.
Warum ist das so?
Wände und Möbel in Herrn Sparsams Wohnung werden tagsüber lausig kalt, die in der Wohnung seiner Nachbarin nicht. Herr Sparsam muss deswegen seiner Wohnung abends kräftig einheizen. Wände und Möbel wieder warm zu bekommen, kostet viel Heizenergie. Seine Nachbarin muss abends nicht die Heizkörper hochdrehen. Es ist trotzdem mollig warm: Luft zu erwärmen kostet wesentlich weniger als feste Materialien wie Wände und Möbel auf Temperatur zu bringen.
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