Emma und Robert, sie Schottin, er Ungar, haben sich auch recht früh ein Grundeinkommen aufgebaut. Ihr Weg war dabei geradezu ein bisschen zufällig:
Robert: In 2007 habe ich in Deutschland einen Job als Softwareentwickler gefunden, die Firma wollte mich einstellen, konnte dies aber ohne eine Arbeitserlaubnis für mich nicht realisieren. Diese haben wir dann auch beantragt, sie wurde aber erstmal abgelehnt. Ich hatte als Plan B auch die Alternativvorstellung, als Freelancer für die Firma zu arbeiten. Mit dem Vorteil, dass ich auch andere kleinere Kunden behalten konnte. So haben wir es gemacht und im Nachhinein war das für mich das Beste, was mir passieren konnte. Mehr Geld, mehr Freiheiten und weniger Abgaben. Gleichzeitig bedeutete das aber auch mehr Arbeit, aber in der damaligen Lebensphase war das in Ordnung für mich.
Schnell habe ich erfahren, dass ich keine Arbeitslosenversicherung und noch wichtiger, keine Rentenbeiträge leisten muss. „Wow!“, dachte ich! Logischerweise blieb als Selbständiger am Ende des Monats viel mehr Geld auf meinem Konto zurück. Super! Und hier komm ich zum Punkt „Rente“. Das war der erste Auslöser in Richtung finanzielle Unabhängigkeit. Damals habe ich natürlich an Altersvorsorge gedacht. Es ist zwar schön keine Rentenbeiträge zu zahlen und mehr zu verdienen, was mache ich aber, wenn ich älter bin?
Also habe ich angefangen in private Rentenversicherungen zu „investieren“, wenn auch mit einem unguten Gefühl. Dann passierte ein paar Jahre nichts in diesem Bereich, zwar hatte ich kein großes Vertrauen in die privaten Rentenversicherungen, was Besseres kannte ich aber auch nicht. Ich zahlte einfach. Emma war in dieser Zeit klassisch angestellt. Sie hat in die gesetzliche Rente einbezahlt und hat sich über ihre Altersvorsorge keine großen Gedanken gemacht. Ich hätte es vermutlich auch nicht so intensiv gemacht, wenn ich angestellt gewesen wäre.
Emma: Ja, genau. Altersvorsorge war erstmal nicht mein Thema. Unser Weg zur finanziellen Unabhängigkeit war schon ein langer Prozess. 2009 ist Robert auf das Buch Rich Dad Poor Dad gestoßen, ich habe es dann auch gelesen. Damals ging es darum, Finanzthemen besser zu verstehen und uns einen Überblick über unsere Ausgaben zu verschaffen. Robert Kiyosaki wurde mit 47 komplett finanziell frei. Die Idee fanden wir gut, und Robert hat sich das Ziel gesetzt, mit 50 dieses Ziel zu erreichen.
Dann ist Robert 2012 auf „Der Millionär nebenan“ gestoßen. Wir haben es als Hörbuch gehört und konnten uns besser mit den Ideen darin identifizieren. Besonders toll fanden wir die Statistik, dass von allen Einwanderergruppen in den USA die Ungaren und die Schotten prozentual die meisten Millionäre hatten (nur die Russen hatten mehr). Wahrscheinlich, weil die Ungarn fleißig und die Schotten geizig sind. Da dachten wir, dass wir ganz gute Karten haben! Robert hat dann im Internet recherchiert und ist da natürlich auf Mr. Money Mustache gestoßen. Er hat fleißig alle Beiträge gelesen und ich habe mich auch ein bisschen reingelesen. Die Ideen fand ich auch sehr interessant, eher vom Lebensstil her – mir war das mit den ETFs aber noch etwas zu kompliziert. Nach kurzer Zeit hat Robert sein Ziel geändert und wollte nun so schnell wie möglich finanziell frei werden und ein gutes Grundeinkommen aufbauen.
Ich fand diese Idee verlockend, weil ich mich wie ein Roboter in meinem Beruf gefühlt habe und keine Aufstiegschancen sehen konnte. Keine Möglichkeiten, etwas Neues zu lernen oder mehr Geld zu verdienen, immer nur genau das Gleiche zu machen. Das hat mich ziemlich fertiggemacht, und ich wollte einen Ausweg finden. Ich fing an, darüber nachzudenken, wie mein Leben aussehen könnte, wenn ich nicht mehr arbeiten müsste. Ich hätte endlich Zeit, das zu machen, was ich wollte. Dabei sind mir unzählige Dinge eingefallen, die ich gerne machen würde, wenn ich die Zeit hätte. Damit wurde auch ich überzeugte Anstreberin für den Aufbau unseres Grundeinkommens.
Für Christian war die Geburt der ersten Tochter der Auslöser, um über ein anderes Leben nachzudenken:
Der Gedanke hat sich über Jahre mehr und mehr herauskristallisiert. Insbesondere als wir die kleine Paula bekommen hatten, das war 2011, habe ich gemerkt, dass ich stärker ins Familienleben integriert sein und viel mehr mitbekommen möchte. Und der Tausch, im Verzicht auf Geld mehr Freizeit zu bekommen, ging für uns logischerweise nur mit einem Grundstock an passivem Einkommen auf. Denn Unsummen anzusparen und dieses Vermögen dann zu verbrauchen war mit zwei durchschnittlichen Einkünften, ab dem ersten Nachwuchs mit sogar nur noch einem Einkommen, nicht möglich.
Im Gespräch mit Lars nannte dieser mir nicht nur seinen Auslöser, sondern gleich eine ganze Wegbeschreibung von 2004 bis heute: Bis 2004 war ich so im ganz normalen Arbeitstrott drin. Ich habe als leitender Angestellter im Schichtdienst gearbeitet, es kam Geld rein und ich habe es wieder ausgegeben. In den Jahren davor habe ich auch immer mal wieder Schulden gemacht. Da war sicherlich ein Moment ausschlaggebend, als ich am Geldautomaten stand und einfach kein Geld bekommen habe. Das war für mich eine Art Aufwecker, ich habe gedacht, so kann das nicht weitergehen.
2004 habe ich dann im Netz ein Investitionsspiel gespielt. Man konnte Geld in alle möglichen Produkte (Aktien, aber auch Sportwetten und viel mehr) investieren und hat dann entsprechend Geld dazuverdient oder eben auch weniger. Ich habe bei diesem Spiel einiges gelernt. Nach einem Jahr gab es das Spiel nicht mehr, bei mir blieb das Wissen, und so bin ich auch zur Börse gekommen. Ich habe dann erstmal mit schrägem Kleinhandel angefangen, also erstmal drei Aktien gekauft oder auch Fonds. Ohne die Gebühren im Blick zu haben. Dann war ich irgendwie angefixt: Ich habe mir meine Ausgaben Schritt für Schritt angeschaut. Erst habe ich aufgehört zu rauchen, später habe ich mein Auto abgeschafft. Bei beiden Punkten wusste ich, dass hier einiges an Geld reinging. Und in Berlin braucht man nun wirklich kein Auto, das Rauchen muss ich gar nicht erst kommentieren, oder? Im nächsten Schritt habe ich angefangen zu investieren, zunächst in Aktienfonds. Damit habe ich mich aber nicht wohlgefühlt, es sollte irgendwie schneller gehen. Eine Stufe weiter ging es, als ich das Prinzip von passivem Einkommen entdeckt habe. Unter anderem mit Büchern von Kyosaki, Bodo Schäfer und anderen. Ich habe also mehr Geld in Dividenden-ETFs und Einzelaktien gesteckt. Langsam ging es immer mehr voran. Entsprechend bin ich dabeigeblieben. Irgendwann war mein Vermögen sechsstellig, dann ging es immer schneller. Meine Erfahrungen habe ich 2011 in einem Buch „Aufwachen und finanziell umdenken“ veröffentlicht und dann fortlaufend in meinem gleichnamigen Blog Finanziell-umdenken.info geteilt. Durch die Buchverkäufe und Werbung auf der Internetseite kam dann nochmal Geld dazu, wenn das auch seine Weile gedauert hat. Aber diese passiven Einkünfte nahmen dann doch Fahrt auf. Dass, was ich dann so an Geld pro Monat übrighatte, da würden sich andere freuen, wenn sie das an Gehalt hätten.
2012 habe ich gemerkt, dass meine passiven Einkünfte schon 50% meiner Ausgaben gedeckt haben. Das hat mich unglaublich motiviert. Ich habe noch mehr gespart und viel Energie in meinen Blog gesteckt. Und so wurde es immer mehr. Es beschleunigt sich wie beim Schneeballeffekt.
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