Weltkrieg und dem Dritten Reich geboren wurden, befassen sich mit der Aufarbeitung der Schicksale der sogenannten Kriegskinder. Bei Sichtung der Literatur fällt auf, daß schwerpunktmäßig seit Jahren unter psychologischer oder psychiatrischer Sicht die Traumatisierung dieser Kriegskinder erforscht wird. Hier sind Kinder Forschungsobjekt, die im Zusammenhang mit Kriegseinwirkungen und Kriegsfolgen ungewollt in extreme Situationen gerieten.Statistisch gesehen stammt ca. 1/5 aller zur Zeit lebenden Deutschen aus jener Zeit.Nicht alle dieser Zeitzeugen können, wie viele der forschenden Nichtzeitzeugen meinen, traumatisiert sein.Stigmatisiert waren wir Zeitzeugen aber alle. Wir lebten damals als Kinder in einem Ausnahmezustand, der für Kinder der heutigen Zeit nicht nachvollziehbar ist. Wir waren vaterlos, eingezwängt in eine Ideologie, die sich unserer schleichend bemächtigte, deren Verwerflichkeit in das kindliche Bewußtsein aber kaum eindrang, wir huldigten dem Führerkult ohne es zu wissen, hörig der uniformierten Staatsgewalt ohne es zu begreifen.Körperlich einer dauernden Bedrohung durch feindliche Gewalteinwirkung ausgesetzt, obwohl manchmal auch nur unterschwellig präsent.Es war eine Zeit vieler gebrochener kindlicher Seelen .Aber auch eine Zahl noch mehr ungebrochener kindlicher Seelen, die über der Aufarbeitung der Schäden an den gebrochenen kindlichen Seelen durch Nichtzeitzeugen, gerne vergessen wird. Der Autor, nicht traumatisiert, wohl stigmatisiert durch die damaligen Zeitumstände, seit Jahren umgetrieben von der Frage, ob seine "Kriegserlebnisse" der Rede wert seien, meint nach 65 Jahren ja.
Kapitel 2: Flieg Maikäfer flieg, Vater ist im Krieg.....
Vaters Musterung Jahrgang 1909 / Ende der 30er
Mal gerade 4 Jahre waren sie verheiratet, mein Vater und meine Mutter, beide aus Köln stammend.Vater aus dem Severinsviertel, Mutter aus Ehrenfeld. 1935 hatten sie ein kleines Farbwarengeschäft in Euskirchen eröffnet, d.h. aus einer Konkursmasse gekauft. Vater war gelernter Drogist. Ich wurde 1936 geboren. 1939 kamen Musterung und Einberufungsbefehl, der Vater mußte zu höherem Ruhm des Größten Feldherren aller Zeiten in Prüm antreten und für unbestimmte Zeit das Kleid der Ehre tragen. Als 30-jähriger Ehemann und Vater war er für 6 Jahre sozusagen aus dem Verkehr gezogen. Glücklicherweise hat er überlebt. Mutter führte das Geschäft noch 1 bis 2 Jahre weiter. Deutsche Männer, die mit Farbe und Pinsel umgehen konnten, wurden weniger. Dank sei dem Führer ! Obwohl der Bedarf an Farbe wegen der Kriegseinwirkung stieg, gab Mutter auf. Wir zogen in die Mark Brandenburg zu einer Schwester Mutters; später nannte man das Evakuierung. Von der Musterung existiert ein Bild; die Gemusterten der Jahrgänge 1908 und 1909 halten ein großes Bild vor sich auf dem steht: Mer han jewonne !Ob sie tatsächlich gewonnen hatten ?Man hatte ihnen weis gemacht in einer großen Zeit zu leben. Jahre später wußten sie mehr, manche gar nichts mehr !
Kapitel 3: Nachtfahrt nach Berlin
Bahnsteig Kölner Hbf. 1940
Möglicherweise war es Bahnsteig 8, kann aber auch 10 gewesen sein, Hauptbahnhof Köln. Beeindruckend für einen 5-jährigen Knirps, der großen Zeit entsprechend bewaffnet, auf seinem Koffer sitzend, wie dampfend und fauchend die Stromlinien verkleidete 03-Lokomotive, mit Hakenkreuz und weißem Reichsadler auf der Kesselfront, einlief. Es muss Anfang 1941 gewesen sein, der Bahnhof war in gelblich - trübes, Nebel durchsetztes Licht getaucht. Viele Dampfloks stießen Rauch und Wasserdampf aus. Eine, auch heute noch unvergessene, Geruchsmischung aus verbrannter Kohle und schmutzigem Wasserdampf stand in der Luft. Köln – Berlin Zoo stand auf den D - Zugwagen, wie Mutter sagte. Viele Reisende drängten in den Zug, viele trugen Uniformen, Soldaten wie Vati, sagte Mutter. Selbstverständlich machten die Soldaten im Abteil einer deutschen Mutter mit Kind Platz; auch die Koffer hoben sie ins Gepäcknetz. Im Zug gab es nur schummriges Notlicht, bläulich, damit feindliche Flugzeuge den Zug nicht sehen könnten, meinte einer der Soldaten. Auf Mutters schoß schlief ich bald ein, die Nachtfahrt nach Berlin hinterließ sonst keine Erinnerungen.
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