„So wir sind nun hoch genug, bringen Sie das Flugzeug in den Horizontalflug.“ Mit ruhiger Stimme gibt der Checker seine Anweisungen.
Ich drücke das Steuerhorn nach vorne, aber viel zu viel. Statt in den Horizontalflug zu gehen senkt sich die Nase zu tief. Erschrocken ziehe ich wieder etwas, aber auch hier viel zu viel. Die Nase hebt sich, das Flugzeug steigt. Es ist gar nicht so einfach das Flugzeug in die richtige Fluglage zu bringen.
Im Gegensatz zu meinem Home-Simulator und meinem festen Stuhl vor dem Computer spüre ich jetzt in meinem Magen und meinem Hinterteil ob das Flugzeug fällt oder steigt.
Dann plötzlich funktioniert es. Gleichmäßig halte ich die Höhe, das Flugzeug fliegt stabil in einem, wie es mir scheint, unendlichen Luftmeer.
Herr Melzer sagt mir nun ständig was ich tun soll:
„Drehen Sie eine Kurve auf Kurs zweihundert Grad.“
Ich trete in das Seitenruder, bewege das Steuerhorn nach rechts und ziehe ein kleines bisschen am Steuerhorn. Das Ziehen kenne ich von meinem Simulator, in der Kurve verliert man Höhe, die man durch ziehen am Steuerhorn ausgleichen muss. Unbeschreiblich dieses Fluggefühl!
„Sehr schön. Fliegen Sie jetzt einen Kurs von 270 Grad.“ Die Maschine dreht nach rechts auf den neuen Kurs.
Der Checker lobt mich, dass ich die Kurve mit der richtigen Schräglage und Drehgeschwindigkeit fliege und keine Schiebekurve fabriziere. Nachdem wir noch ein Stück geradeaus geflogen sind erhalte ich die Anweisung Kurs siebzig Grad zu steuern.
„Sehen Sie den Flughafen voraus?“
„Ja.“
„Versuchen Sie zu landen. Nehmen Sie die Rechte Landebahn.“
Jetzt beginnt mein Puls in die Höhe zu schießen. Ganz wohl ist mir nicht in meiner Haut. Paul spricht beruhigend zu mir:
"Bernd, du konzentrierst dich auf die Landung. Ich übernehme die Landeklappen und reguliere die Geschwindigkeit.“
Durch vorsichtige Kurskorrektur bringe ich den Anflugkurs genau in Richtung Landebahn. Die Maschine wird langsamer und sinkt. Mein Blick ist auf den Anfang der Landebahn gerichtet. Durch ganz leichte Bewegungen am Steuerhorns gelingt es mir diesen Punkt anzusteuern und zu halten. Ich sehe den durch Gummiabrieb schwarz eingefärbten Landebereich. Die Geschwindigkeit beträgt 135 kn.
Jetzt spüre ich nichts mehr von Nervosität so fixiert bin auf das bevorstehende Aufsetzen. Und dann ist es soweit. Die Landebahn ist unter uns. Paul zieht die Schubhebel auf Leerlauf und bei der Ansage des Bordcomputers „20 Fuß“ Höhe nehme ich die Nase leicht hoch zum ausschweben, so nennt man das. Ohne großen Stoß setzt die Maschine auf. Paul fährt die Störklappen aus und ich beginne mit beiden Füßen in den Pedalen zu bremsen. Wir landen ohne Umkehrschub, da die Landebahn sehr lang ist.
Und jetzt mache ich einen großen Fehler. Mein Tritt in die Bremspedale ist zu stark und das Flugzeug fängt leicht an zu schlingern. Sofort Füße von den Pedalen und dann wieder bremsen, aber nicht mehr so heftig. Die Maschine beruhigt sich sofort und läuft nun bis zum Stillstand perfekt geradeaus und kommt zu stehen.
Noch kann ich es nicht fassen, dass ich das Flugzeug gestartet, geflogen und wieder gelandet habe. Die Spannung löst sich und ich empfinde ein bisschen Genugtuung und Stolz in mir.
„Ich glaube ich werde Sie bei unserer Fluggesellschaft als Pilot vorschlagen“ sagt Herr Melzer lachend und spaßeshalber zu mir. „Aber man merkt, dass Sie schon Segelflugzeuge geflogen sind und auch am Microsoft FlighSimulator viel geübt haben. Sie haben viel Gefühl zum Fliegen.“
Bei Horst und Paul habe ich mich herzlich bedankt, dass sie mir zu diesem schönen und spannendem Erlebnis verholfen haben.
Nach dieser Erfahrung im Simulator, nachdem ich gesehen habe wie diese perfekt ausgebildeten Piloten auch schwierigste Situationen beherrschen und lösen, ist mein Vertrauen in die Sicherheit des Fliegens noch größer geworden als es auch schon vorher war. Entspannt habe ich mich bei meinen nächsten echten Flügen in den Sitz zurückgelehnt und war mit meinen Gedanken oft bei den Piloten im Cockpit.
Kapitel 6
Flug mit einer Cessna!
Werner Schmitt, ein mir sehr gut bekannter Fluglehrer für Motor Sportflugzeuge, musste noch einige Flugstunden für den Erhalt seiner Fluglizenz nachweisen. Er hat mich, und noch zwei Freunde von mir, eingeladen mit ihm einen Rundflug über die Bergstraße, den Odenwald und das Neckartal zu machen.
Es ist Sonntag ein wunderbares Flugwetter und wir treffen Werner auf dem Sportflugplatz. Eine viersitzige Cessna steht für unseren Flug bereit.
Werner, seine schlanke Gestalt, sein markantes Gesicht mit freundliche Gesichtszügen flößt bei meinen Freunden, die noch nie geflogen sind, sofort Vertrauen aus. Eine gewisse Spannung in Ihren Gesichtern war aber trotzdem nicht zu übersehen.
Warum erscheinen mir alle Piloten, die ich bisher kennen lernen durfte, eigentlich so sympathisch?
Nach dem Einsteigen und Anschnallen rollt Werner zur Startbahn. Er erhält, über Funk, die Freigabe zum Start und schiebt den Schubhebel auf volle Leistung nach vorne. Etwas rumpelnd beschleunigt das Flugzeug auf der Graspiste und hebt ab. Für mich ist das Fluggefühl gegenüber einem Segelflugzeug zuerst einmal ganz anders. Schnell gewöhne ich mich daran. Der kräftige Motor mit seinem sonoren Brummen zieht die Cessna in den Morgenhimmel.
Werner steuert einen Kurs, Richtung Odenwald, direkt über das Haus meines Wohnorts. Dort wackelt er mit den Tragflächen und grüßt damit meine Mutter, die auf der Terrasse steht und zurück winkt.
Jetzt darf ich das Steuerhorn übernehmen. Der Odenwald liegt grün, weit und hügelig unter uns. Ein wunderbarer Ausblick mit einer fantastischen Fernsicht. Nur am Horizont ist leichter Dunst zu erkennen.
Werner lässt mich zum Eingewöhnen je eine halbe Kurve nach rechts und links fliegen. Dann nimmt er seine Füße aus den Seitenruderpedalen, lässt das Steuerhorn los und ich darf das erste Mal nach vielen Jahren wieder ein Flugzeug selbständig fliegen. Dieses Mal ein Motorflugzeug.
Nach all den Jahren war das Fluggefühl sofort wieder da. Erstaunlich! Man verlernt das nicht, ähnlich wie Radfahren. Ein Motorflugzeug fliegt sich leichter wie ein Segler. Die Schnauze eines Motorflugzeugs wird beim Horizontalflug immer in Höhe des Horizonts gehalten. Die Geschwindigkeit und der Vortrieb wird durch den Motor erzeugt. Ein Segelflugzeug erhält seine Fluggeschwindigkeit durch einen ständigen Sinkflug. Dabei muss die Nase des Seglers immer etwas unter den Horizont gesenkt bleiben.
Doch zurück zu meinem Flug mit der Cessna. Eine Stunde darf ich die Maschine fliegen. Werner ist von meinen Flugkünsten ganz angetan zumal ich vorher noch nie ein Motorsportflugzeug geflogen habe.
Nicht allzu hoch über den Odenwald, seinen Bergen und Hügeln, dann Richtung Neckar, das Neckartal zurück, vorbei an Heidelberg und zurück zum Landeplatz fliegen wir. Den Landeanflug und die Landung hat dann wieder Werner übernommen.
Meine Freunde waren sehr beeindruckt von dem Flug, wenn sie mir auch später gestanden haben, dass sie am Anfang, als ich geflogen bin, schon ein bisschen ein flaues Gefühl hatten.
Ihr Trost war: Werner ist dabei!
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