Plötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel steigt die Nase der Maschine hoch. Verdutzt drücke ich das Steuerhorn und die Schubhebel nach vorne. Keine Reaktion. Ich bin viel zu niedrig. Die Triebwerke drehen nur langsam hoch. Das Flugzeug beginnt zu zittern und sich an allen Ecken zu schütteln.
Ungläubig sehe ich die Instrumente wild umher tanzen und ein leises Stöhnen dringt aus meiner Kehle: "Was ist das?"
Die Maschine dreht sich und kippt über die linke Tragfläche ab, die Triebwerke heulen auf. Ich versuche das Flugzeug unter Kontrolle zu bekommen. Keine Chance. Es geht alles rasend schnell. Im Seitenfenster sehe ich den Boden blitzschnell näher und näher kommen, die Maschine schlägt auf dem Boden auf und zerbirst in einem lodernden Feuerball!
Auf dem Stuhl vor dem Bildschirm sitzend starre ich ungläubig auf die brennenden Trümmer, die mir mein Flugsimulator anzeigt. Mein Puls ist bestimmt auf einhundert und achtzig. Habe ich einen Fehler gemacht oder hat das Programm wieder einmal gesponnen?
Glücklicherweise war alles nur ein Flug mit dem Flugsimulator und ich lebe noch.
Kapitel 3
Technisches - und menschliches Versagen!
Auch beim wirklichen realem Fliegen gibt es immer wieder einmal Flugunfälle, die entweder auf menschliches Versagen, Ausfall technischer Geräte, oder sonstigen nicht voraussehbarer Umstände geschehen. Ausgelöst durch meinen unvorhergesehenen Absturz am Flight Simulator kommt mir so eine wahre, tragische Begebenheit in den Sinn:
Um ca. Mitternacht startete eine Linienmaschine mit zwei erfahrenen Piloten an Bord. Das Flugzeug befindet sich im Steigflug, um seine Reiseflughöhe zu erklimmen. Der Autopilot ist eingeschaltet.
Der Geschwindigkeitsmesser des Kapitäns ist fehlerhaft und zeigt eine zu hohe Geschwindigkeit an, obwohl das Flugzeug zu langsam ist. Der Fahrtmesser des Copiloten zeigt die richtige Geschwindigkeit an. Der Autopilot und die automatische Schubkontrolle erhalten jedoch ihre Messwerte vom defekten linken Fahrtmesser auf der Seite des Kapitäns. Da dieser eine falsche, zu hohe Geschwindigkeit anzeigt, fährt der Autopilot die Schubkraft der Triebwerke zurück, statt diese hochzufahren.
Der Kapitän versucht zusätzlich durch hochziehen der Maschine die Fahrt zu verringern. Dadurch wird die Maschine noch langsamer, es kommt zu einem Strömungsabriss an den Tragflügeln, die Maschine kippt nach vorne, dreht sich auf den Rücken, wird unkontrollierbar und stürzt ins Meer ab.
Es war ein tragischer Unfall hervorgerufen durch einen fehlerhaften Fahrtmesser und weitere die Fluggeschwindigkeit betreffende, falsche, irritierende Warnanzeigen und die darauf folgende Fehlfunktion des Autopiloten. Im letzten Moment haben die Piloten den Fehler wohl erkannt, richtig gehandelt und den Autopiloten abgeschaltet, aber es war zu spät. Die Maschine stürzte ins Meer.
Auf dem Stimmenrecorder, der geborgen werden konnte, ist noch die verzweifelte Stimme des Co Piloten an seinen Kapitän zu hören: Give Power - Give Power!
Trotzdem! Das Fliegen ist das sicherste Verkehrsmittel der Welt, wenn auch die wenigen Abstürze viele Menschenleben fordern.
Kapitel 4
Pilotencheck im echten Flugsimulator!
In meiner Jugendzeit war ich bei einem Luftsportverein und habe das Segelfliegen gelernt. Aus beruflichen Gründen habe ich leider den Kontakt zu meinem Verein und zur Fliegerei verloren.
Heute ist eines meiner Hobbys das Fliegen auf dem Microsoft Flight Simulator. Das Fliegen mit diesem Simulator ist bestimmt kein Spiel sondern eher eine semi professionale Beschäftigung. Ob Airbus, Boeing oder Bombardier, Sportflugzeuge (wie die Cessna) und viele andere Flugzeuge mehr, erfordern jahrelanges Training, um fast realistische Flüge wie Berufspiloten durchführen zu können.
Zwei mit mir befreundete Piloten, die von meiner Leidenschaft wussten, haben mich einmal mit nach Frankfurt in einen großen, echten Flugsimulator mitgenommen. Diese für mich verrückte und faszinierende Geschichte erfolgte ganz spontan.
Abends 22:30 Uhr klingelt bei mir das Telefon. Wer ruft so spät noch an? Als ich den Hörer abnehme, höre ich eine vertraute Stimme.
„Bernd, ich habe dir versprochen dich einmal in den Flugsimulator in Frankfurt mitzunehmen. Morgen früh habe ich meinen Pflichtcheck. Willst du mitkommen?“ Für einen Augenblick verschlägt es mir die Sprache. Nie habe ich daran geglaubt, dass dieses Versprechen Wirklichkeit werden könnte.
„Ja natürlich, das ist ja phantastisch, ich freue mich riesig!“
„Du musst aber früh aufstehen. Komme mit deinem Auto um 5:30 zu mir. Wir fahren dann mit meinem Wagen zum Flugplatz nach Frankfurt.“
„Alles was du willst!“
„Ok. Dann bis morgen.“
Kleider richten, Wecker stellen und dann ab ins Bett.
Am nächsten Morgen. Paul Braun, beschäftigt als Co-Pilot bei einer großen Fluggesellschaft, erwartet mich bereits.
„Hallo Bernd, bist Du fit und ausgeschlafen? Dann wollen wir uns mal gleich auf den Weg machen. Wir müssen pünktlich sein.“
„Hallo Paul. Danke, dass du es möglich gemacht hast, mich mitzunehmen. Ich bin schon sehr gespannt und auch ein bisschen aufgeregt.“
„Der erste Kapitän mit dem ich heute den Check zusammen machen muss ist Horst Ebert, den du ja auch gut kennst. Ich habe ihn gefragt, ob er etwas dagegen hat, wenn ich dich mitbringe. Er hat sofort zugestimmt.“
Vor dem praktischen Check im Simulator wurde noch ein sogenanntes Briefing zusammen mit dem Prüfkapitän gemacht. Eines der Themen über das gesprochen wurde, war der Absturz einer Verkehrsmaschine und ob dieser Unfall zu verhindern gewesen wäre.
Ja! Er brauchte nicht zu sein. Schon am Boden zeigte ein Fahrtmesser Unregelmäßigkeiten und die Maschine hätte erst gar nicht starten dürfen. Auch während des Steigflugs mit immer langsamer werdender Geschwindigkeit und eines Schüttelns der Maschine kurz vor dem Überziehen, das weißt auf einen drohenden Strömungsabriss hin, hätte man noch handeln können. Auf die direkte Frage des Prüfungskapitäns: „Verhindert, ja oder nein?“, waren sich die Prüfungskandidaten nicht ganz sicher. Vielleicht?, eher ja.
Über dieses Unglück habe ich schon berichtet.
Dann begannen fünf spannende Stunden, die ich bis heute nie vergessen habe. Der Check entscheidet darüber ob die Piloten weiter eingesetzt werden können, oder eine Nachschulung durchgeführt werden muss.
Vom Briefingsraum bis zum Flugsimulator ist nur ein kurzer Weg.
Von außen sieht dieses Gerät, auf seinen vielen Hydrauligstelzen, die alle Flugbewegungen nachstellen, schon krass und utopisch aus. Innen erwartet uns dann das original nachgebaute Cockpit einer Verkehrsmaschine mit seinen verwirrenden Anzeigen, Lämpchen, Instrumenten, Schaltern und Hebeln. Das Licht im Cockpit war sehr gedämpft.
Sofort habe ich vergessen, dass wir uns in einem Simulator befinden. Eine eigenartige Atmosphäre umgibt mich.
Ich glaube wirklich im Cockpit einer richtigen Maschine zu sein und meine Sinne schalten die Realität aus.
Alle nehmen wir unsere Sitzplätze ein. Horst der Kapitän bei diesem Check sitzt auf der linken Seite. Paul der Co-Pilot auf der rechten Seite.
Mein Platz ist in der Mitte hinter den beiden Piloten. Auch ich bekomme Kopfhörer, wie die Piloten sie tragen, und kann den ganzen Funk mit dem Tower und der Flugsicherung mithören. Leider sind meine Englischkenntnisse sehr dürftig.
Der Prüfkapitän Herr Melzer hat weiter hinten seinen Platz und programmiert von dort aus die entsprechenden Flugprogramme und Situationen die für den Check jeweils gebraucht werden. Während der gesamten Prüfungszeit beobachtet er die beiden Piloten und beurteilt deren Aufgabenbewältigung.
Die Maschine steht startbereit auf der Landebahn in Frankfurt. Der Flug soll nach Köln gehen. Natürlich ist zur Erschwernis des Fluges schlechtes Wetter eingestellt, nur geringe Sichtweite. Von den Flughafengebäuden sieht man, wenn man aus den Cockpitfenstern schaut, nichts. Auch die Startbahn ist nur auf kurze Entfernung sichtbar.
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