>>Sag mal spinnst du? Ich habe dir doch schon vorhin erklärt das ich keine Lust auf eine Freundin habe, okay. <<, zischte ich ihn an.
>>Du bist wohl immer noch nicht über Lexi hinweg. <<
>>Hör auf mit Lexi. Also wir müssen jetzt unbedingt gehen. Der Seelenfresser ist wieder da! <<, ich machte mit dem Kopf eine hastige Bewegung nach links.
Eddy drehte sich um. >>Mia geht’s wohl
besser. <<, stellte er fest.
Dann blickte er nach hinten zu den Grazien und verzog seinen Mundwinkel.
>>Ich finde noch bessere. Lass uns dann schnell von hier verschwinden bevor sie was merken. <<
Das war natürlich nicht Gentlemanlike einfach so zu verschwinden, ohne sich zu verabschieden aber dennoch war Ich erleichtert. Wir gingen zur Garderobe und holten unsere Jacken. Schnellen Schrittes gingen wir dann aus dem Club. Eddy drehte sich immer wieder um als hätte er Angst von Monika und Angie verfolgt zu werden.
Ich war damit beschäftigt Lexi aus meinem Kopf zu kriegen. Mit ihr war ich nur kurz zusammen gewesen. Sie war klug, wunderschön und hatte mich wegen einem Dreijährigen Aufenthalt in Finnland sitzen lassen. Sie fand es schwierig eine Fernbeziehung führen zu müssen. Damit riss sie mir das Herz raus und ich dachte ich wäre nie wieder in der Lage Liebe zu empfinden. Das war ungefähr vor zwei Jahren.
Als wir an der Bushaltestelle standen und bereits seit einer halben Stunde auf den Bus warteten, weil wir den ersten ganz knapp verpasst hatten, sahen wir sie!
Der Seelenfresser kam mit Mia um die Ecke und die beiden steuerten Geradewegs auf uns zu.
>>Hey. <<, grüßte sie in unsere Richtung und nickte mit dem Kopf.
Reese hielt sie mit einem Arm umschlungen. Obwohl es draußen sehr frisch war trugen beide keine Jacken und Mia hätte wirklich eine nötig gehabt. Deswegen bot ich ihr meine an, trotz dass ich komplett nass und verschwitzt war.
Zögernd schlüpfte sie hinein. Die dunklen Augen des Seelenfressers glühten einen Moment lang in einem orangefarbenen Ton. Ich zuckte zusammen was ihm ein Grinsen auf die Lippen jagte.
>>Ihr fahrt auch nach Hause? <<, fragte der Seelenfresser unerwartet.
Es kam so überraschend, dass ich gar nicht antworten konnte.
>>Ähm…ja. <<, sagte Eddy, >>Der Bus müsste gleich kommen. << Er schaute auf seine Lederarmbanduhr. Mia nickte erleichtert.
Obwohl es schon so spät war, war der Bus rappelvoll. Und ausgerechnet war der Viererplatz ganz hinten im Bus frei. Das konnte nun wirklich kein Zufall sein.
Eine Weile traute sich keiner etwas zu sagen. Bis der Seelenfresser die peinliche Stille durchbrach. >>Ihr geht bestimmt auf das Johannes Gymnasium? <<
>>Ja. <<, schoss es aus mir heraus.
>>Und ihr seid die Neuen? <<, fragte Eddy obwohl er die Antwort ja schon kannte.
Mia nickte.
>>Ich bin Eddy und das ist Adam. <<, fügte er hinzu und reichte Reese die Hand.
Reese schaute auf seine Hand, zögerte eine Weile und schüttelte sie dann. Eddy zuckte kurz auf.
>>Ich bin Reese und das ist Mia. Meine Freundin. <<
Der Satz klang so als wäre es eine Drohung.
>>Du wohnst aber nicht in unserem
Baugebiet. <<, stellte ich fest und es hörte sich beinahe so an wie ein Vorwurf.
>>Ich wohne mit meiner Mutter in dem neuen Baugebiet. <<, sagte Reese und senkte den Blick.
Wir redeten noch eine Weile über die Schule und die Lehrer, unsere Eltern, und Reese kam mir plötzlich ganz friedlich vor. Aber vielleicht schien er ja nur so; denn ich war mir ganz sicher dass ich seine Augen in einem tiefen Orange aufleuchten sah und dann noch das schreckliche Grinsen was darauf folgte. Ob Eddy es auch gesehen hatte?
Nach zwanzig Minuten waren wir endlich an der Bushaltestelle unweit unseres Hauses angekommen. Wir liefen zu viert, dieses Mal schweigend, nebeneinander her. Reese hielt Mia mit seinem linken Arm umklammert. An der Weggabelung verabschiedete sich Eddy von uns und wir waren nun zu dritt.
Eddy rief mir noch etwas zu
>>Wir telefonieren. <<
Reese kam leider noch mit, er wollte Mia wohl nicht mit mir alleine nach Hause gehen lassen.
Als Eddy weg war kamen mir die wenigen Meter unendlich lang vor und ich fühlte mich wie das fünfte Rad am Wagen. Außer unseren Schritten auf dem Kieselweg und dem Ruf eines Waldkauzes war nichts zu hören. Schließlich hatten wir unsere Straße erreicht. Ich öffnete die Tür und blickte mich noch kurz zu den Beiden um. >>Gute Nacht! <<
Die beiden hörten mich jedoch nicht da sie sich gerade intensiv küssten. Angewidert drehte ich mich um und lies die Tür wieder ins Schloss fallen.
Meine Eltern schliefen bereits und im Haus machte sich Dunkelheit breit. Ich knipste die kleine Lampe auf der Kommode im Flur an um besser sehen zu können. Und ging schnellen Schrittes nach oben in mein Reich. Ich konnte es nicht erwarten zu duschen.
Mit Schrecken stellte ich am nächsten Morgen fest, dass ich die Fenster zum Balkon die ganze Nacht über hatte offen stehen lassen. Komisch mir war das gestern Abend beziehungsweise heute Nacht als ich nach Hause kam gar nicht aufgefallen. Ich ging hastig zu dem Flügel rüber und schaute ob meine Noten noch dort waren. Beruhigt atmete ich auf.
Doch nun fesselte der Anblick aus dem Balkon meine Aufmerksamkeit. In unserem Vorgarten fing es bereits an zu blühen. Die ersten Osterglocken und Tulpen blühten in voller Pracht. Seltsam, dachte ich, letzte Nacht war es richtig kalt gewesen. Schon fast frostig und heute Morgen stand die Sonne klar am Himmel und die Blumen blühten wie noch nie zuvor. Ich ging, barfuß und nur mit einer langen Pyjamahose bekleidet, auf den Balkon und atmete die frische, warme Frühlingsluft ein. Ich sog sie förmlich auf. Im Hintergrund hörte ich plötzlich jemanden kichern und meine Aufmerksamkeit fiel auf den Vorgarten und die Haustür der Nachbarn, der O´Learys. Ich konnte vom Balkon aus praktisch die ganze Nachbarschaft überblicken.
Mia und ihre junge Mutter pflanzten gerade Blumen. Der Anblick war Herzerwärmend. Sie kicherten wie kleine Kinder. Sie hätten fast Schwestern sein können. Ich musste lächeln und konnte mich dem Anblick kaum entreißen als mein Handy klingelte. Unwillkürlich ging ich zum Bett und nahm ab.
Es war Eddy.
>>Guten Morgen. Na, hast du gut
geschlafen? <<
Ich bejahte.
>>Du wirst nicht glauben wen ich heute beim Bäcker getroffen habe. <<
>>Wen? <<
>>Monika aus dem Club! <<
>>Oh, nein. War sie sehr sauer? <<, wollte ich wissen.
>>Hmm, lass mich kurz nachdenken…ja doch… sie war Fuchsteufelswild! Dann hat sie mir vor allen Leuten eine richtige Szene gemacht, was uns denn einfallen würde sie einfach dort alleine stehen zulassen… <<
Eddy erzählte noch eine Weile aber ich schaltete automatisch ab und musste an Mia denken, wie sie mit ihrer Mutter im Vorgarten Blumen pflanzte.
Ich ging langsam zum Balkon rüber und spähte hinaus. Doch leider waren die beiden schon wieder weg. Ich ließ das Fenster weit offen stehen und zog nur die weißen Gardinen zu. Dann setzte ich mich an den Flügel.
…glaube Lexi. <<, beendete Eddy den Satz.
>>Bitte was? <<, fragte ich hastig nach.
>>Ja, ich glaube ich habe Lexi gesehen. Sie scheint wieder hier zu sein. <<, sagte er.
Mein Lächeln erstarb.
Instinktiv drückte ich eine Taste auf dem Flügel. >Dummmm<, hallte es.
>>Alter, verfall bitte nicht wieder in deine Depressionen oder was auch immer. Weißt du was, ich komme nachher vorbei und dann reden wir über gestern Abend und über Lexi. Scheint wohl als wäre sie schon viel eher zurück als
Читать дальше