Alexandra Stern
Das Zauberband
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Inhaltsverzeichnis
Titel Alexandra Stern Das Zauberband Dieses ebook wurde erstellt bei
„Botania ist in Gefahr“
„Der Stein des ewigen Atems“
„Der Terrastein – Stein der Fruchtbarkeit der Erde“
„Der Feuerstein - Stein des ewigen Lichtes“
„Abschied von Botania“
Impressum neobooks
Botania ist in Gefahr
1
Stille und ein Anflug von Dunkelheit breitete sich über Botania aus. Nun war er fort, der Stein des ewigen Lichtes. Eines der wichtigsten Elemente, das Letzte was Botania noch geblieben war. Und das Letzte was Botania noch retten konnte lag nun in ihren Händen. In den grausamen, herzlosen Händen von Blanche und Noire. Sie hatten sie gestohle, die Steine Botanias. Herausgerissen aus dem Zauberband, das sie alle zusammenhielt, die wichtigsten Elemente Botanias. Ihre Handlanger, die Wesen ohne Verstand, ausgestattet nur mit einer unsagbaren Kraf, hatten sie erobert. Die Starken wurden sie genannt und sie unterhielten eine Armee aus ungefähr 15 Männern, die einzig und allein das taten was ihre Herrscherinnen Blanche und Noire von ihnen erwarteten: Die Herrschaft über Botania zu erlangen.
Im Rosengarten blühten die Königinnen der Blumen noch in voller Pracht, doch wie lange würden sie überleben ohne Licht, Wasser, Wind, Erde? Wie lange würde ihre Kraft noch reichen und wie lange konnten sie ankämpfen gegen die Macht des Bösen? Im Rosenturm saß Mirella, die Hüterin des Rosengartens, die Herrscherin über Botania.
Einzig und allein ihre Liebe und die Kraft des Zauberbandes hatten jahrzehntelang Botania erblühen lassen. Sie hatten es geschafft den Naturgewalten und Umweltkatastrophen zu trotzen. Mirella hatte sie alle zusammengehalten, die Pflanzen und Wesen Botanias. Sie hatte nach ihrer Mutter die Herrschaft über Botania angetreten, trotz aller Gefahren und Verantwortung, die diese Aufgabe mit sich trägt. Sie hatte sich nicht davor gescheut, sondern war mit Liebe und Kraft an die Stelle ihrer Mutter getreten. Doch nun wich alle Kraft aus ihren zarten, sonnengebräunten Gliedern, die so viel gearbeitet hatten, um die Schönheit erstrahlen zu lassen.
In ihrer Hand hielt sie das Zauberband, so feingliedrig und glitzernd wie die Schuppen eines Fisches. Doch nun wich auch aus dem Zauberband das Leuchten und die Wärme. Mirella hielt es ganz fest und spürte den letzten Stein, den Stein der Liebe, ganz leicht. Ein warmes Rot strahlte von ihm aus, doch in seinem Inneren war sein Herz noch ganz schwach zu sehen. Den Stein der Liebe wollten Blanche und Noire nicht, denn sie waren sich sicher, Botania ohne Liebe regieren zu können. Nur mit kalter Berechnung und Macht. Doch der Stein der Liebe blieb in Mirellas Händen die letzte Hoffnung. Ihre Kraft wich dahin, aber die Liebe blieb.
Wie sollte es nur weitergehen? Leise ließ sie das Zauberglöckchen läuten, gleich würden sie hereinschweben ihre kleinen Elfen. Mit ihnen musste sie eine Lösung finden.
2
Finja zog ihre Bettdecke noch ein bisschen höher über das Kinn. Ein kalter Schauer durchzuckte ihren Körper, wie die Wellen vom See, die sie eigenartigerweise genauso hören konnte. Sie prallten mal seicht und mal heftig an das steinige Ufer. Sie bäumten sich auf mit einer Krone aus Gischt, die sie mächtig erschienen ließ und mal wie ein tanzendes Fischlein, das nur seine Leichtigkeit an das friedliche Ufer trägt.
Es war kalt für Ende September, die ersten Nebel zogen über den See, die Bäume verfärbten sich langsam von einem zarten orange bis feuerrot und es war ungewöhnlich trüb für diese Jahreszeit. Finja hatte das Gefühl, als würde es heute gar nicht richtig hell werden. Ein leises Rascheln war aus dem Terrarium zu hören. „Cosy, ist dir auch so kalt?“ Wahrscheinlich, denn die alte Schildkröte verschwand unter einem Blätterhaufen. So lange Finja denken konnte lebte Cosy bei ihr und irgendwie war sie manchmal die Einzige, die sie verstand.
Aus dem Wohnzimmer nahm das „Geklimper“, wie Finja es liebevoll nannte, kein Ende. Mu übte auf ihrem Flügel und das würde auch noch eine Weile so weitergehen, denn übermorgen hatte sie einen wichtigen Auftritt. Wenn Pu nicht zu müde wäre, würde er sich sein Cello schnappen und Mu im Musikzimmer begleiten. Doch Pu hatte heute eine Reihe von Vorlesungen an der Musikhochschule gegeben und meistens hatte er dann nicht mehr die Muse zum Spielen.
Mu und Pu so nannte Finja ihre Eltern, weil ihr Vater sie irgendwie an Pu den Bären erinnerte und weil Mu natürlich zu Pu gehörte wie die Katze zum Kater oder wie der Topf zum Deckel. Und Finja gehörte zu ihnen, auch wenn das manchmal nicht so deutlich war. Sie liebte Musik, das war keine Frage, aber sie war nicht so besessen von ihr wie ihre Eltern. Ihre Eltern lebten für die Musik, wenn sie aufstanden, wenn sie zu Bett gingen, wahrscheinlich auch wenn sie schliefen. Musik kam für sie direkt hinter Finja. Sie begaben sich auf unzählige Konzertreisen, sie hatten ein Haus voller Instrumente, sie hörten ständig Musikstücke, eigentlich waren sie selber wie Musik.
Wenn ihre Eltern in der ganzen Welt musizierten und Konzerte gaben, lebte Finja bei ihrer Oma Sanne. Von ihr hatte sie die unsagbare Liebe zur Natur und von ihr hatte sie gelernt wie man aus Brennnesseln Tee kocht oder wie man aus Ringelblumen eine Salbe herstellt. Oma Sanne konnte die Rinde der dicken Eiche betasten und wusste wie morgen das Wetter werden würde.
Das Geklimper hörte nicht auf und auch die Kälte wurde nicht besser. Finja drehte die Heizung etwas höher, in ihrem Zimmer war ja kein kostbares Instrument das durch die Heizungsluft verziehen konnte. In ihrem Zimmer waren auch Instrumente, solche aus Ästen und Steinen, solche die sie manchmal draußen in der Laube mit Mu´s Kindern aus der Musikgruppe baute. Sie liebten es mit ihr zusammen aus scheinbar unnützen Dingen Instrumente zu bauen und darauf Töne zu erzeugen, es gab ihnen das Gefühl etwas zu meistern. Deshalb freuten sie sich immer wieder mit der Tochter ihrer Musiklehrerin in der Laube zu verschwinden und zu arbeiten.
Finja steckte sich die Stöpsel ihres MP3-Players in die Ohren, den hatte sie vor vier Tagen zu ihrem vierzehnten Geburtstag von ihrem Onkel geschenkt bekommen (obwohl so „elektronische Musik“ in den Ohren ihrer Eltern nicht so gern gehört wird). Zu den sanften Klängen von Adele schlief Finja endlich ein, das Toben des Sees wurde stärker, aber das hörte sie nicht mehr.
3
Ehe die Hüterin des Rosengartens sich versah schwirrten sie durch den Rosenbogen, ihre lieben kleinen Freundinnen, ihre wichtigsten Helferinnen in Botania – die Elfen des Rosengartens, alle nicht viel größer als ein Fingerhut. Allen voran Rubinia, mit ihren winzigen roten Zöpfchen. Sie liebte es ihre dünnen feuerroten Härchen zu noch dünneren Zöpfen zu flechten. Sie war immer die schnellste, die vorwitzigste Elfe und in Botania war sie zuständig für die Wärme und für den Schutz des Feuersteins. Danach flatterte Eugenia herein, das heißt, sie polterte herein, denn wieder einmal traf sie den Bogen nicht richtig und streifte mit ihren Flügeln die Wand. Eugenia war kurzsichtig, aber das ignorierte sie. In Botania war sie verantwortlich für das Wasser und sie war die Hüterin des Wassersteins. Wie eine Feder flog Saphira in den Rosenturm, ihre blonden Haare wehten beim Flug. Sie war so zerbrechlich wie man sich eine Elfe vorstellt und sie verkörperte ihre Zuständigkeit für die Luft und den Stein des Atems wie keine andere. Severin war die Letzte, das Fliegen viel ihr schwer heute Morgen, wahrscheinlich hatte sie die ein oder andere süße Frucht zu viel verspeist und das ein oder andere Milligramm mehr auf ihren Elfenhüften. Severin war robust und gutmütig, genau richtig für den Schutz der Erde und des Terrasteins, den Stein der Fruchtbarkeit der Erde.
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